Alle Beiträge zu buch
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Neuer Leitfaden für Unternehmer – Fit for Growth
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Malte Spitz: „Big Data is watching you“
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Crowdfunding für Bücher: Wenn der Leser zum Verleger wird
Durchgedreht mit… Wladimir Kaminer
In der vierten Folge von „Durchgedreht mit…“ spricht die Netzpiloten-Autorin Gina Schad mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer über seine Erfahrungen mit sozialen Netzwerken, sein neues Buch über das Erwachsenwerden seiner Kinder und die Berichterstattung über Russland in deutschen Medien:
Auf Startnext.de ist die Crowdfunding-Kampagne von „Durchgedreht mit…“ gestartet. Die nächsten 25 Tage kann unsere Autorin Gina Schad und damit Vielfalt im Journalismus unterstützt werden!

ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank „Institut für Neue Arbeit“ gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.
Scott Berkun über seine Zeit bei Automattic
Im Jahr 2010 hatte Automattic, die Firma hinter WordPress.com, 50 Mitarbeiter, die fast ausschließlich online zusammenarbeiten, ein Büro nur zu Demonstrationszwecken bei Fototerminen und keine Hierarchien. Gründer Matt Mullenweg und der damalige CEO Toni Schneider stellten fest, dass das nicht mehr optimal war und entschieden sich, eine Hierarchieebene einzuführen.
Als Folge wurden des von Mullenweg und Schneider geplanten Umbaus, wurden Teams mit jeweils einem Teamleiter gebildet. Der Kopf von „Team Social“ war Scott Berkun, 58. Automattic-Angestellter und ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter. Er ist kein Programmierer, sondern Autor zu Management-Themen und seine Aufgabe war herauszufinden, wie die Teams organisiert werden sollten: „Durch den Eintritt in das Unternehmen würde ich zu einem Instrument meiner eigenen Ratschläge werden. Wenn der Wechsel von der flachen Hierarchie hin zu Teams scheiterte, wäre ich in doppelter Hinsicht verantwortlich.“ Berkun schrieb darüber ein Buch. In „Mein Jahr ohne Hosen“ berichtet er fast tagebuchartig aus dem Arbeitsalltag seines Teams mit Mitarbeitern in den USA, Europa und Australien, das in in Berkuns Zeit bei Automattic unter anderem „Jetpack“, eines der erfolgreichsten WordPress-Plugins, entwickelte. Im Netzpiloten-Interview erzählt Scott Berkun von seiner Zeit bei Automattic und Möglichkeiten für andere Unternehmen.
Katharina Brunner: Als Sie bei Automattic angefangen haben, sagte ein Kollege zu ihnen: „Willkommen im Chaos“. Wie schafft es ein Unternehmen ohne festgelegte Management-Prozesse, minimaler Hierarchie und Mitarbeitern auf der ganzen Welt mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet zu werden?
Scott Berkun: Das ist eine Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Ich musste dort selbst arbeiten und ein ganzes Buch darüber schreiben, um es zu erklären.
In Ihrem Buch berufen Sie sich immer wieder auf die Kultur als das entscheidende Element für einen Arbeitsplatz. Was macht die Kultur bei Automattic so außergewöhnlich?
Anders als bei den meisten anderen Arbeitsplätzen herrscht großes Vertrauen zwischen den Mitarbeitern. Sie wurden angestellt, weil sie echtes Interesse am Publishing und eine positive Einstellung dazu haben, Menschen zu helfen. Es ist selten, dass ein Unternehmen erfolgreich eine solche Kultur schafft – obwohl es viele versuchen.
Matt Mullenweg hat Sie als Experten für Projektmanagement angeheuert. Wie hat sich die Organisation von Automattic durch Ihr Anraten verändert?
Ich habe gezeigt, dass es jedes Team in egal welcher Organisation bestimmte Dinge braucht, um gute Arbeit abzuliefern. Die meisten Firmen scheitern daran. Drei dieser Dinge sind: Vertrauen gewinnen, klare Ziele setzen und Risiken eingehen. Die Organisation an sich habe ich nicht verändert, das ist sehr schwierig für eine einzelne Person.
Sind Manager in Open-Source-Organisationen und Firmen wie Automattic nicht mehr notwendig?
Sie sind notwendig, aber aus anderen Gründen. Open-Source-Organisationen haben Freiwillige – Leute, die bereit sind, ihre eigene Zeit zu investieren. Wie viele Menschen würden ihre Jobs bei machen, wenn sie nicht bezahlt werden würden? Nicht viele. Das ist eine gewaltige Stärke, die das Führungspersonal und die Manager bewahren müssen. Anstatt Kommandos zu brüllen, müssen sie daran arbeiten, das Projekt und die tägliche Arbeit zu schützen, damit es den Freiwilligen weiterhin Spaß macht und es interessant genug bleibt, damit sich Leute daran beteiligen wollen.
Sie berufen sich oft auf Eric Raymonds Essay „Die Kathedrale und der Basar„, um die Unterschiede zwischen einer traditionellen, zentralen Firma und einer dezentralen Organisation wie WordPress zu veranschaulichen. Gibt es eine optimale Position zwischen diesen Extremen?
Jede Organisation ist anders, niemand ist nur das eine oder das andere. Die optimale Balance unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Aber ich vermute, wenn die Firmen ihre talentiertesten Angestellten fragen, dann würden die sagen: Am besten ist eine Verschiebung Richtung Dezentralisierung.
Was sind drei Schlüsselfaktoren, falls eine Firma darüber nachdenkt, komplett virtuell zu arbeiten?
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Sie sind bereits eine virtuelle Firma: ein großer Teil der Arbeit läuft bereits über E-Mail, Webbrowser und mobile Geräte.
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Wenn sie gute Leute einstellen, dann sollten sie die Tools, mit denen sie arbeiten, selbst wählen.
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Beurteile Angestellte nach ihrer Leistung und ihren Resultaten und nicht nach oberflächlichen Bewertungen, etwa wie viele Stunden sie gearbeitet haben.
Sie haben erwähnt, dass die Usability von WordPress nicht so gut ist wie sie sein könnte. Gibt es in dem Punkt Verbesserungen, seitdem sie die Firma verlassen haben?
WordPress wird bereits besser. Sie arbeiten im Moment an Version 4.0 und es sieht so aus, als wäre das die bisher beste Version.
Letzte Frage: Haben sie wirklich ohne Hosen gearbeitet?
Haben Sie wirklich Hosen getragen, als Sie diese Interview-Fragen gestellt haben?
Vielen Dank.
„Mein Jahr ohne Hosen“ erschien im August 2014 im Wiley-VCH Verlag.

studiert Volkswirtschaftslehre in Regensburg und will Journalistin werden. Sie beschäftigt sich digitalem Journalismus, insbesondere der technischen Umsetzung. Ihr Blog heißt Schafott. Auf Twitter ist sie mit @cutterkom unter einem weniger martialischen Namen unterwegs. | Kontakt
E-Books im Denknebel des Literaturbetriebs
Rezension: „Journalism and Technological Change“
Schreiben & Lesen – früher & heute
Cloudcuckoohome – Geschichten aus der digitalen Wolke! Hier resümiert die Netzpiloten Kolumnistin Miriam Pielhau regelmäßig über ihr tagtägliches Leben in der digitalen Welt.
Es war ein Krickel und Krackel. Mit Eselsohren und eingerissenen Seiten. Und es hatte am Ende nicht viel Schönes. Ehrlich gesagt. Egal, wie man es drehte und wand: Als ich die ausgedruckte Buchfahne zu „Radiergummitage“ – also, mein, ähm, „Werk“ auf 351(!) DIN A4 Seiten – zum dritten Mal durchgearbeitet hatte, sah sie aus, wie eine lange, penibel korrigierte Deutsch-Leistungskurs-Klausurarbeit. Eine sehr, sehr, SEHR lange Klausurarbeit. Und SEHR akribisch korrigiert. Durchgestrichene Passagen mit Kuli. Angemarkerte Sätze, die nicht wegfallen durften. Ideen zur späteren Ausarbeitung mit Bleistift am Rand. Farblich gekennzeichnet waren überdies durch die Gegend geschobene Absätze. Und nicht zu vergessen die 1 Millionen Post-Its mit Anmerkungen.
Ich fragte mich schon bei Abgabe dieser Korrektur sorgenvoll, ob das ein Lektor jemals a) verstehen, b) meiner Idee folgend in eine ansprechende Form und c) überhaupt in den Druck bringen konnte. Um das Finale vorweg zu nehmen: es hat alles geklappt. Holldrijo. Nun, gut. Ich hätte auch eine andere Möglichkeit gehabt. Es gab eine Alternative zur Chaosvariante. Die Erstversion des Romans nach dem gründlichen Lektorat kam digital. Mit nachvollziehbaren Änderungen und Bemerkungen. Mit Randnotizen oder auf dem Bildschirm bunt gemachten Verbesserungsvorschlägen. Ich verstand alles. Nahm alles (was an Änderungen angemerkt war) an. Digital und im Herzen. Und kapitulierte… Jede weitere Arbeit an diesem Dokument, müsste von nun an händisch von statten gehen, stellte ich für mich fest. Dieses Rumfrickeln in diesem übergroßen Word-/Pages-Dokument an dem Computer-Monitor strapazierte meine Geduld und überforderte mich maßlos. Weil sich irgendetwas in mir immer noch gegen „book auf dem macbook“ sträubte. Ich meine, ich bin nicht umsonst bislang noch nicht zur vollends begeisterten eBook-Leserin geworden. (Kann ja noch werden. Ich versuche es immer wieder.) Aber noch liebe ich zu sehr mein Taschenbuch in der Hand. Die Knicke und Falten in den Seiten. Beziehungsweise vielmehr: das Gefühl, dass das Papier angefasst, geblättert und gelesen wurde. Und nicht nur im Regal stand. Ich finde es großartig, dieses haptische Erlebnis der Abendlektüre, das mit einem auf den Bauch gedrehten Buch auf dem Nachtisch endet. Und dieser geherzten Routine folgend, brauchte ich also den Ausdruck für den ultimativen Eindruck vor Andruck. Wie gesagt: es ist nichts schief gegangen. Aber: es hat mich zum Nachdenken gebracht. So romantisch die Vorstellung vom Schriftsteller an seiner Schreibmaschine mit Blick auf provençalische Landschaften sein mag – so wenig hat das mit uns zu tun. Mit der Lebenswirklichkeit der Generation „@“. Und das ist gut so. Ich bin dankbar, nicht jede Seite neu abtippen zu müssen, nur weil ich drei Tage nach ihrer Beschriftung feststelle, dass ich über die Hälfte anders schreiben will. Ich bin glücklich, dass ich keine mehreren tausend Seiten im Copyshop kopieren muss (wie haben die das früher gemacht?), um sie an diverse Verlage zu schicken, die alle Interesse an meinem Roman haben. Ich mache drei Kreuze, dass das Netz uns derlei heute wirklich erspart. Holl-dri-jo. Sagte ich das bereits? Dass das Web die Welt verändert (hat), ja, uns verändert (hat) ist nicht neu. Dass es Bedenkenträger gab und immer wieder gibt – mal zu Recht und mal zu Unrecht – auch nicht. Ich will mich auf das konzentrieren, was meine kleine Welt beschäftigt. Und das war im Schaffensprozess des Buches das eben geschilderte. Und noch etwas mehr. Als es um die Planung und Abwicklung der Lesereise ging, trudelte eine Anfrage ein, die mir kurz Stirnrunzeln machte. Alle Beteiligten, vor allem die Profis vom Verlag, sagten „Doch, doch, das ist seriös. Und auch cool. Mach das.“ Ich stutzte dennoch. Lesung. Für mich hieß das bislang: zu einer Buchhandlung oder in ein kleines Theater fahren – auf interessierte Buch-Afficionados treffen – Kapitel oder mannigfaltige Auszüge präsentieren – danach Fragen beantworten – Bücher signieren – Gespräche haben – nach Hause gehen. Oder eher: ins Hotel. Schlafen, am nächsten Morgen Heimfahren oder zum nächsten Leseort. So. Jetzt kullerte ein neues Wort aufs Spielfeld. Es hieß „Online-Lesung“. Ein zunächst irritierendes Schlagwort, das mich innehalten ließ. Ich sollte, so der Gedanke, eine Lesung abhalten bei meinem Verlag. Nur ohne Publikum. Dafür aber mit Kamera und Ton und Assistenten und Technik und pipapo. Aha. „Und das funktioniert?“ Meine Skepsis war nicht zu überspüren. „Ja. Die Leute lieben das. Hat was exklusives.“ Was Exklusives. Soso. Dabei ist es doch kosten- und aufwandlos. Für alle (die Internet haben). Mehr oder weniger leblos aus dem Netz. Zweidimensional. Und damit nur eine schale Kopie von „echt“. Oder? Hat das wirklich Wert? Das war meine Frage. Am Tag der Lesung herrschte emsiges Treiben. Der Raum und mein spezieller Performance-Ort mit Tisch und Stuhl und Deko wurden hübsch hergerichtet, als würden Staatsmänner empfangen. Das Catering entsprach dem auch. Fast. Noch 10 Minuten bis zum Lesungsbeginn. Als ich den mir zugedachten Platz einnahm, mich allein wähnte mit dem Zimmer, der Wortlosigkeit und den zauberhaften, aber eher stillen Organisatoren dieser Lesung, zögerte ich innerlich. Ich begann ein Paar Absätze aus meinem Buch laut vorzutragen. Die Worte standen regungslos im Raum. Niemand, der sie in sich aufnahm oder reagierte. Konnte ich das so? Wollte ich das so? Noch 5 Minuten. Ich fand erstaunlich schnell eine Antwort. Und die lautete eindeutig: nein. Also stand ich auf und suchte meine Verbündeten. Die Verlagschefin, die Leiterin der Lesungen, die Chef-Assistentin, mein Lektor und so weiter und so fort. Kurzum: alle, die noch zu dieser unbürokratischen Stunde im Büro waren. Noch 1 Minute. Dann legte und las ich los. Zartes Hüsteln und Kichern an der ersten Stelle, an der geschmunzelt werden durfte. Ich fühlte mich ermutigt und erzählte meine Geschichte noch theatralischer weiter. Lautes Giggeln. Plötzlich einige große Lacher. Ich musste auch lächeln, blickte auf in die Kamera, die mich die ganze Zeit bei meiner Vorleserei beobachtete und stellte mir vor, wie die, die uns von Zuhause aus folgten, jetzt auch vor sich hin grinsten. Das fühlte sich gut an. Von diesem Augenblick an. Bis zum Schluss. Als ich am Ende des Vortrags zu Fragen aufrief, ließ sich die Netzgemeinde nicht lange bitten. Im Gegenteil. Schon während der Lesung waren bei Facebook und Twitter jede Menge Interessenten aktiv gewesen und hatten das gepostet, was sie wissen wollten. Also, diametral anders als beim analogen Event. Wo man nicht selten das Publikum gerade am Anfang mit einigen liebevollen Schubsern ermuntern muss, sich einzubringen. Nein. Hier sprudelten die Fragen und ich war dankbar, so viele unterschiedliche Dinge beantworten zu dürfen. Nach über einer Stunde wurde die Sitzung beendet. Meine Wangen glühten. Und die Stimme krächzte ein wenig. Hatte sie doch auch 70 Minuten lang mehr oder weniger ohne Punkt und Komma, in jedem Fall aber ohne Pause erklingen müssen. Dann lehnte ich mich zurück. „Zufrieden, Jungens?“ fragte ich in die Richtung der Organisatoren, die keck hinter ihren Monitoren hervor lugten. „Jawohl. Da war ja einiges los. Schön.“ „Da war einiges los. Stimmt…“ Das Signieren fehlte mir ein wenig. Und das ins-Gespräch-kommen mit Leuten, die das Werk, in dem 3 Jahre Arbeit, viel Liebe und Herzblut drinstecken, bereits konsumiert haben. Dafür, so dachte ich mir, haben das heute vielleicht Leute gesehen, die sonst gar nicht zu einer Lesung gekommen wären. Oder es rein körperlich vielleicht nicht hinbekommen hätten. Es konnte jeder, der wollte. Das kleine kulturelle Event – nur einen Klick entfernt. Für die nächste Online-Lesung beim nächsten, ähm, Bestseller, wünsche ich mir übrigens einen Ohrensessel in einem kleinen Landhaus. Vorzugsweise mit einer dekorativen Schreibmaschine neben mir. Und dem Blick frei auf eine schöne Landschaft. Die Provençe zum Beispiel.

kannte die Netzpiloten schon von Anfang an. Sie arbeitete bis zu ihrem frühen Tode seit Mitte der 90er Jahre als Radio- und TV-Moderatorin und war auch als Schauspielerin für Film und am Theater bekannt. Ihre Kolumnen bei den Netzpiloten werden nach wie vor gerne gelesen und erinnern an ihre herzliche Leichtigkeit mit der sie uns unvergessen bleibt.
Crowdfunding-Projekt: „Die Bildung und das Netz“
Digitale Aufklärung: 5 Fragen an Tim Cole
„4 in 1“ – Miriam Pielhaus neuste Kolumne
Rezension: „Eine neue Version ist verfügbar“
Ein Buch über die Veränderung der Kultur durch die Digitalisierung ist interessant. Dass der Autor seinen Ansatz praktisch umsetzt, ist interessanter. Über von Gehlens neue verfügbare Version. // von Julian Heck
Es ist kein Buch wie jedes andere. Physisch reiht es sich zwar ein in die bisher veröffentlichten Sachbücher zahlloser Autoren. Das Konzept aber ist ein anderes, welches hinter „Eine neue Version ist verfügbar“ des Journalisten Dirk von Gehlen steckt. Finanziert hat das Buch mit der These, Kultur werde zur Software, nämlich die Crowd – 350 Unterstützer – und geschrieben hat er es gemeinsam mit ihr. Denn: „In einer kulturellen Welt, in der die Ergebnisse kopierbar sind, könnte der Blick auf das Erlebnis neue Perspektiven eröffnen„. Das Erlebnis bei Büchern: Denken und Schreiben.

ist freier Journalist, Dozent und Lehrbeauftragter an der Hochschule Darmstadt. Er schreibt über die Themen Medien, Technik und digitale Wirtschaft. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem etailment.de, LEAD digital, Mobilbranche, das Medium Magazin, MobileGeeks.de und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Vom Medium Magazin wurde der Südhesse 2013 unter die „Top 30 bis 30“ Nachwuchsjournalisten gewählt. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.
Big Data – Das neue Versprechen der Allwissenheit
Rezension: „Digitale Aufklärung“ nur bunter Optimismus
Die beiden Autoren Ossi Urchs und Tim Cole schreiben in ihrem Buch „Digitale Aufklärung“ über die grenzenlosen Möglichkeiten des Internets für die Gesellschaft // von Julia Solinski
Die Autoren Ossi Urchs und Tim Cole, laut Informationen des Verlags ihres Zeichens „Internet-Guru“ und „Internet-Experte“, haben sich zusammengetan, um die Fraktion der Optimisten zu unterstützen. Ihr Buch berührt die wichtigsten Brennpunkte in den aktuellen Netzdebatten: Was wird aus dem Urheberrecht und der Privatsphäre? Wie verändert die ständige Erreichbarkeit unsere Arbeitswelt? Welche Bedeutung haben Datenschutz und Anonymität noch? Oder: Führt die ständige Verfügbarkeit von Informationen zu Verdummung und Kulturverfall? Lässt die Echtzeit-Kommunikation unsere Bereitschaft für langwierige politische Aushandlungsprozesse sinken? Hat der Journalismus angesichts des Ozeans freier Informationen überhaupt noch eine Zukunft?

studiert in Halle Politikwissenschaften im fortgeschrittenen Stadium. Auf den Geschmack von politik-digital.de hat sie ihre Beschäftigung mit Online-Bürgerhaushalten gebracht; derzeit überwintert sie in den Berliner Redaktionsräumen.
„Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation“
Abseits von Kultur- und Technikpessimismus blickt Michel Serres geradezu neidisch auf die vernetze Generation und fordert sie dazu auf, sich und die Welt neu zu erfinden. Ein optimistisches Essay.
„Der neue Schüler und die junge Studentin haben im Leben keine Kuh gesehen, kein Kalb, kein Schwein, kein Vogelnest„, schreibt der 1930 geborene Autor in seinem Buch „Erfindet euch neu – eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation„. Die Welt habe sich gewandelt. Nichts sei mehr, wie es früher war. Der Franzose aber sieht darin eine große Chance für die Kleinen Däumlinge – so nennt er die Generation Smartphone -, die moderne Gesellschaft zu gestalten. Kommunikation, Arbeit, Bildung – das und mehr könne man nicht mit der Generation des Universitätsprofessors Michel Serres vergleichen. Die Digitalisierung mache diese Generation zu völlig anderen Menschen. „Sie haben nicht mehr den gleichen Kopf. […] Sie wohnen nicht mehr im selben Raum. […] Sie sprechen nicht mehr dieselbe Sprache. […] Die Kleinen Däumlinge plagen sich nicht mehr mit den gleichen Arbeiten.“ Serres sieht diesen Wandel keineswegs kritisch, sondern geradezu blauäugig optimistisch. „Angesichts dieser Umbrüche gilt es zweifellos, auf Neuerungen zu sinnen (…)„, schreibt er im Abschnitt mit dem Titel „Zuneigung“. In diesen Zeiten des Umbruchs bestehe Handlungsbedarf, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Er schwärmt von der gegenwärtigen Situation und würde gerne selbst anpacken: „Ich wäre gern achtzehn, so alt wie die Kleinen Däumlinge, jetzt, da alles zu erneuern, ja erst noch zu erfinden ist„. Das Bildungswesen scheint für ihn besonders von der digitalen Gesellschaft betroffen zu sein. Lehrer müssten nicht mehr vorne stehen und den Kleinen Däumlingen Wissen einmassieren. Das Wissen sei schließlich überall verfügbar. „Ende des Zeitalter des Wissens„, resümiert Serres und fügt an: „Ende des Expertenzeitalters?“ Serres spricht von der „Kompetenzvermutung„. Fraglich ist, ob die Informationen, die überall und jederzeit im Internet auffindbar sind, mit Wissen, wovon Serres spricht, wirklich gleichzusetzen ist. Ist der Autor auch hier wieder blauäugig und zieht voreilige Schlüsse? Michel Serres ist sich der Situation, in der wir leben, durchaus bewusst. Er analysiert auf den rund 70 Seiten seines Werkes in teilweise erzählerischer Form, was die Digitalisierung bewirkt, womit seine Generation zu kämpfen hat und welche Herausforderungen angenommen werden müssen („Die neuen Technologien zwingen uns dazu, das vom Buch und der Seite implizierte Raumformat zu verlassen„). Er erkennt den Wandel im Bildungs- und Arbeitsleben, sieht in Daten und Codes großes Potential, blendet aber gleichzeitig Risiken aus. Leser seines Essays dürfen keine kritische Auseinandersetzung mit dem digitalen Wandel erwarten. Serres scheint blind vor Liebe zu sein. Das darf er bei seiner Liebeserklärung aber auch. Michel Serres (2013): Erfindet euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation. Berlin: Suhrkamp Verlag. [8,00 Euro] – auch als E-Book erhältlich.

ist freier Journalist, Dozent und Lehrbeauftragter an der Hochschule Darmstadt. Er schreibt über die Themen Medien, Technik und digitale Wirtschaft. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem etailment.de, LEAD digital, Mobilbranche, das Medium Magazin, MobileGeeks.de und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Vom Medium Magazin wurde der Südhesse 2013 unter die „Top 30 bis 30“ Nachwuchsjournalisten gewählt. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.
Vom Buch zum Byte – die Geschichte der E-Books
Wikileaks-Buchvorstellung: „Was tut ihr, um Quellen zu schützen?“
Unternehmenskommunikation: Laberrhabarber und Buchstabensuppe
Je komplizierter, desto besser – das scheint das Motto vieler Unternehmen zu sein, wenn diese mit ihren Kunden kommunizieren. Ansätze, wie man es besser machen könnte, bietet das neue Buch von Mercedes Bunz.
In der guten alten Zeit vor dem Internet glichen Unternehmen und Medienhäuser den mittelalterlichen Trutzburgen: Wann die Zugbrücke heruntergelassen und welche Informationen über den Wassergraben ins Land hinaus durften, entschieden wenige Meinungsführer. Von Zeit zu Zeit zeigte sich der Vorstandsvorsitzende am Burgfenster und die Medienöffentlichkeit sah ihm aus der Ferne zu, wie er – meist während der Bilanzpressekonferenz – vorgefertigte Worthülsen vortrug. Weiterlesen »

ist Diplom-Volkswirt, lebt in Bonn und ist Wirtschaftsjournalist, Kolumnist, Moderator und Blogger. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.