Snapchat Stories: Was sechs Medien über Snapchat denken

Von Live Events bis zu Behind-the-Scenes-Touren – The Huffington Post, Fusion, Mashable, NPR, Philly und The Verge berichten, wie sie Snapchat nutzen. Sam Sheffer, Social-Media-Redakteur bei The Verge, letztes Jahr den zum Magazin gehörenden Snapchat-Account startete, sollte es ein einfaches, kleines Experiment sein.

Ich habe es bloß auf meinem persönlichen Twitter-Account promotet, erzählt mir Sheffler. Ich habe es nicht offiziell gemacht, dass es unser Account war, ich habe einfach nur meinen Followern erzählt, ‚Hey Leute, Ich werde dieses Ding machen. Folgt mir, wenn ihr wollt‘.

Schnell wuchs die Zahl der Follower; heute bekommen die Snaps von The Verge 10.000 Aufrufe. The Verge, genauso wie viele andere Nachrichten-Unternhmen, welche aktiv auf Snapchat sind, sehen das Ganze immer noch als Experiment, um auf neue Wege, das Format zu nutzen, auszuprobieren – von Live Events, wie das NBA All-Star Game oder den Oscars, bis hin zu einer regelmäßigen Serie, in der Sheffer Verge-Mitarbeiter erklären lässt, was auf ihren Tischen liegt, wird alles abgedeckt. Snapchats Bekanntheit boomt. Letztes Jahr, so das Unternehmen, sendeten Nutzer mehr als 700 Millionen Snaps täglich. Das Unternehmen ist Berichten zufolge in einer neuen Runde der Finanzierung, in der es auf 19 Milliarden Dollar geschätzt wird. Snapchats Potential für Nachrichtenkanäle wurde letzten Monat mit dem Start von Snapchat Discover deutlich, mit dem eine kleine Zahl von Herausgebern mit gut produzierten Stories, die genau auf die Plattform zugeschnitten sind und Hochglanz-Graphiken und -Videos nutzen, eine neue, jüngere Zielgruppe erreicht. Keiner veröffentlicht bisher genaue Zahlen, aber die Gerüchte sagen, dass diese hervorragend sind. („Im Gespräch mit Menschen von diversen anderen Nachrichten-Unternehmen, kann ich euch aus zweiter Hand sagen, dass die Zahlen, mindestens für den anfängliche Phase des Launches, enorm waren. Wir reden über Millionen Views jeden Tag, bei jedem Herausgeber.“) Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Abnehmer über Snapchat denken, haben wir sechs Unternehmen – The Huffington Post, Fusion, Mashable, NPR, Philly.com und The Verge – gefragt, zu erklären wie sie die Plattform nutzen und wie die Pläne aussehen, sich weiterhin auf Snapchat zu entwickeln. Die Nachrichten-Unternehmen sagen, dass ihre Präsenz auf Snapchat zu ihrer Art passen muss: Deshalb fokussiert Philly.com, die gemeinsame Webpräsenz des Philadelphia Inquirer und Daily News, seine Kräfte auf die Abdeckung lokaler Events und deshalb endet jeder NPR-Snap mit einem Mitarbeiter, der die Aufzeichnung mit seinem Namen und „NPR News“ beendet, genauso wie die Reporter es im Radio auch tun. Hier ist, was die Herausgeber uns erzählt haben, leicht zusammengefasst und bearbeitet.

Philly.com

Erica Palan, Philly.com Social Media Manager Wenn es um alle sozialen Medien geht, denke ich, ist es wichtig die Kultur der Community, welche bereits besteht, zu respektieren; also wollten wir nicht mit Snapchat anfangen, bis wir eine Idee hatten, die für unseren Content und für die Plattform funktioniert. Ich würde mich freuen, wenn ich euch erzählen könnte, dass wir einen kalkulierten Plan für unseren ersten Versuch des Snappings hatten, aber die Wahrheit ist, dass wir die Berichterstattung für Wing Bowl auf unserer Seite vorbereiteten und es schien gut zu passen, also haben wir es ausprobiert. Wing Bowl ist ein jährlicher Chicken-Wing-Ess-Kontest, welcher viel lokale Reichweite bekommt; das meiste dreht sich darum, wie es jeden vom frühmorgendlichen Drängler zum Stripper werden lässt. Es ist laut, chaotisch, ausgelassen und komplett übertrieben. In anderen Worten, es ist ein Event, was danach schreit, geteilt zu werden.

Zwei unserer Fotographen, Colin Kerrigan und Stephanie Aaronson, waren einverstanden für uns zu snappen, während sie eh für das Event die Berichterstattung der Website machten und teilten es auf Instagram, Twitter und weiteren Plattformen. Sie machten über den ganzen Tag verteilt Videos und Fotos und posteten kontinuierlich Updates der Story auf der Seite. Das Ergebnis gab Zuschauern ein Vorgeschmack über die Ereignisse des Tages.

Wir sind immer noch in der Phase des Brainstorming, wie wir es für uns als Nachrichten-Unternehmen bedeutsam machen. Ich würde uns gerne Snapchat mehr als Teil einer Event-Berichterstattungsstrategie nutzen sehen. Ich denke das bietet sich für das „Made in America Musik Festival“ oder den Papst-Besuches in Philadelphia im September an. Ich würde es großartig finden, Reportern die Chance zu geben, es zu nutzen, damit sie einer Story folgen, die fesselnd in kurzen Videoauschnitten durch den ganzen Tag verteilt erzählt wird. Werden Menschen Snapchat genauso gebrauchen, wenn die DNC 2016 nach Philly kommt? Wenn das so ist, wird das eine gute Zeit sein, um es zu nutzen.

The Verge

Sam Sheffer, The Verge Social Media Manager

Aus der redaktionellen Sicht gibt es keine geschriebenen Richtlinen. Wir sind definitiv noch in der experimentellen Phase. Ich habe einige Best Practices für Snapchat geschrieben, aber um es wirklich einfach zu machen, ich höre auf mein Bauchgefühl und mache, was sich nach der richtigen Sache anfühlt.

Zum Beispiel, wir geben immer einen Kontext, es wird also nicht nur etwas oder einfach ein Foto gepostet. Wenn du ein Foto von einer Person mit einem Gegenstand in der Hand machst, hast du den Menschen zu erzählen, was das für ein Gegenstand ist und warum die das interessieren sollte. Auch durch das Hinzufügen von Filtern kann kontextualisiert werden – wie zum Beispiel der Zeit-Filter, der Geolocation-Filter, du kannst darauf malen, diese Art und Weise.

Eine Sache, die ich gerne mache – die ich in letzter Zeit nicht gemacht habe, weil wir zu groß geworden sind und ich meinen richtigen Job machen muss und nicht den ganzen Tag an Snapchat sitzen kann – aber die mir wirklich, wirklich, wirklich Spaß macht ist, mit Lesern interagieren und mit Lesern meine ich Fans von The Verge. Wir kriegen Unmengen von Snaps jeden Tag und viele davon sind personalisierte Antworten auf die Snaps, die wir posten und ich bin immer noch überascht, wie viele Menschen das Text-Feature nutzen. Also bekomme ich Nachrichten, wir antworten auf Nachrichten und ich bekomme Nachrichten wie „Wann geht der Vergecast online?“, so etwas. Ich bin die menschliche Verbindung zwischen Leuten, die uns auf Snapchat und The Verge folgen. Weil The Verge ist, was auch immer geschieht, eine Hashtag-Marke, und einen Snapchat Account zu haben und ihn so wie wir zu nutzen, vermenschlicht es. Es ist interessant, weil Menschen The Verge snappen und zu mir sprechen, weil ich irgendwie das Gesicht davon bin – aber das ist auch etwas, wovon wir versuchen wegzukommen. Die Leute haben gelernt, dass Sam das Gesicht von The Verge ist, aber wir versuchen so viele verschiedene Gesichter dafür zu haben, wie wir können.

NPR

Wright Bryan, NPR Social Media Desk Bei NPR denken wir über Snapchat als einen weiteren Ort, an dem wir mit einer jüngeren Zielgruppe, die nach Nachirchten direkt auf die Hand guckt, verbunden sind. Seit wir unser Snapchat-Experiment im Oktober 2013 gestartet haben, haben wir 6.000 Follower. Das Feedback zu dem, was wir tun, war überwältigend positiv, mit freundlichen Snaps unserer Fans, die regelmäßig unsere Inbox füllen. Unsere Vorgehensweise ist nicht übertrieben und zugeschnitten zu dem, was Menschen von uns erwarten: Berichterstattung von Experten, eine menschliche Stimme und unersättliche Neugier über die gesamte Welt. Das Format, für das wir uns entschieden haben, ist ein „Fact of the Day„, jeden Werktag von einem unserer Journalisten präsentiert. Es ist einfach zu produzieren (wir machen es alles im NPR Washington Headquarter) und passt zu unserer Leitlinie, eine mehr informierte Öffentlichkeit zu schaffen.

Die Frage ist, sollten wir mehr machen? Sollten wir zielstrebiger sein? Wir sind fasziniert von Snapchats Discover-Funktion, das ist super! Und Snapchat, die Plattform und die Community, sind lustig. Bisher war das eher eine zweitrangige Bemühung und wir müssen klar unsere Ziele definieren, bevor wir entscheiden, da mehr Zeit reininvestieren.

Fusion

Margarita Noriega, Fusion Director of Social Storytelling

Ich mag zwar befangen sein, aber ich denke, Fusion ist bei weitem der beste Kanal auf Snapchat, weil wir unseren Nutzern Nachrichten in einer Art anbieten, die zu Konversation auf eine ehrliche Art einlädt. Snapchat Discover ist die perfekte Erweiterung der Multiplattform und für diese zuerst soziale Nutzung ist Fusion bekannt (Fusion ist auf Snapchat Discover außerhalb der USA und UK). Wir kreieren originale Videos und Artikel jeden Tag, fünf mal täglich, nur für Snapchat-Nutzer, und wir haben Glück gehabt, dass wir überwältigend positive Antworten zu unseren Stories erhalten haben (einfach auf Twitter nach „Fusion snapchat“ suchen).

Wir reden über alles von Pop Kultur (der Jahrestag von Selenas Tod), über Wissenschaft (Roboter und Erreger), über Sport (beide Arten von „Football“) bis hin zum Angebot von durch Awards ausgezeichneten Nachforschungen und Interaktionen. Wir bieten Arbeit von Fusions meist bekannten Journalisten, einschließlich Arbeiten von Alicia Menendez, Tim Pool, Anna Holmes und Kevin Roose. Wir schaffen echte Arbeit, die mehr ist als nur eine Zusammenfassung der täglichen Nachrichten ist. Zum Beispiel, Vine- und Snapchat-Künstlerin Anne Horels dreiteilige Video-Serie startete letzte Woche auf Fusion Discover, welches crosspromoted auf Vine, Twitter und Instagram war.

Ich glaube, Fusion ist der einzige Snapchat-Kanal, der eine spezielle Expertise in Stories aus Lateinamerika hat, wo Snapchat besonders populär ist. Unsere lateinamerikansiche Abdeckung erlaubt uns zu glänzen. Letztes Wochenende boten wir ein großartiges Foto-Essay über Tecnobrega an und eine Anomation zum neusten Gerücht über ein Drogenkartell in Mexiko.

Wie passt dieses neue Projekt in unseren Newsroom? Die redaktionelle Abteilung sieht ziemlich aus wie unser typisches Newsbüro, außer dass dort keine Teilung zwischen den kreativen, strategischen und redaktionellen Experten ist. Wir kreieren originelle Kunst für Stories, um unsere Zielgruppe zu Diskussionen einzuladen. Das beinhaltet, zeitweise, komplett neue künstlerische Designs und Medien für Stories zu kreieren, die man zuerst auf Fusion Network oder Fusion.net sieht. Wir glauben stark daran, dass Discover uns unermäßliche Möglichkeiten bietet, junge, global anspruchsvolle und tätige Communities, die sich um das Weltgeschehen kümmern, zu erreichen.

The Huffington Post

Ethan Klapper, The Huffington Post’s Global Social Media Editor

Snapchat gibt die großartige Möglichkeit, sich mit den Millenials zu verbinden. In der Vergangenheit haben wir Content gepostet, der beliebt bei der Zielgruppe ist: Interviews von der Comic Con, süße Hunde, die das Büro besuchen, sowohl die neusten Memes, als auch interessante Gäste, welche die HuffPost besucht haben. Unsere Snapchat-Strategie war mit dieser Zielgruppe im Hinterkopf entworfen worden und wir denken, dass diese helfen wird, die HuffPost bei jüngeren Fans zu stärken.

Wir planen unsere Snapchat-Aktivität aufzustocken. Wir werden Snapchat mehr für Live Events benutzen, wie Zeremonien, Konzerte oder populäre TV Shows. Wir wollen auch Snapchat nutzen, um die News mehr bekömmlich und verfügbar für die Millenials zu machen, die nicht regelmäßig lange journalistische Texte lesen. Es wird außerdem eine der Hauptplattformen für unser gerade angekündigtes wöchentliches Video-Angebot, „the HuffPost Show“, und Snapchat wird ein Eckstein der Social Strategie sein. Wir sind wirklich begeistert vom Potential.

Mashable

Dasha Battelle, Mashable Visual Storyteller

Mashable zeigte früh Interesse in Snapchat. Wir sprangen vor etwas über einem Jahr auf den kurzlebigen Zug auf und richteten einen neuen Kommunikationskanal mit unserer Zielgruppe ein. Unser Ziel war, unser Verständnis der Plattform zu fördern und einen neu entstehenden Weg für den Vertrieb von mobilen Content zu schaffen, sobald wir merkten, dass Snapchats Stärke in seiner einfachen, visuellen Kommunikation und unbearbeiteten Echtzeit-Teilen liegt. Während es eine schwierige Plattform ist, um als Marke zu agieren (das Fehlen von Analytik, Bearbeitungstools, etc.), macht Snapchat damit weiter, unserer Zielgruppe einen einzigartigen Zugang zu unserem Content und unserer Kultur zu bieten.

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Unsere Snapchat Stories haben ein weit gefächertes Feld von Themen gefördert. Oft zeigen wir Live Events auf der Plattform, oder kreieren original Geschichten, die in redaktionelle Themen auf unserer Seite eingebunden werden. Andere Stories beinhalten Produktreviews, Fotozusammenfassungen und News Updates. Jede Story ist eine Zusammenstellungen von Bildern und kurzen Videoclips, daher braucht es einen großen Aufwand von Planung um starken visuellen Content um relevanten, interessante Informationen zu liefern. Wir versuchen im Kopf zu behalten, dass echte Energie und Personlichkeit einen langen Weg auf Snapchat brauchen.

Wir sind auch begeistert von Snapchats Start der neusten Produktentwicklung, Discover, Anfang des Jahres. Wir glauben dass es eine gewaltige Möglichkeit für Marken ist und warten gespannt auf den Durchstart von Discover.

Zuerst erschienen auf niemanlab.org. Übersetzung von Alexandra von Heyl.


Image (adapted) „Snapchat“ by Maurizio Pesce (CC BY 2.0)


schreibt für das an der Harvard Universität angesiedelte Nieman Journalism Lab über Innovation in der Medienbranche. Davor arbeitet er für die Nachrichtenagentur Reuters und berichtete über den wirtschaftlichen Niedergang von Detroit.


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6 comments

  1. „Heute bekommen die Snaps von The Verge 10.000 Aufrufe“

    Vielleicht ne blöde Frage, aber woher wissen die das? Wo findet man die Statistiken in Snapchat, z.B. auch wie viele Follower man hat? :)

    1. Snapchat hat spezielle Angebote für Publisher, die sich von denen für Nutzer unterscheiden. Statistiken sind dabei natürlich nur ein wichtiges Feature, um publizistische Arbeit bewerten zu können.

  2. Okay, also gibts für „Normalos“ / Blogger noch keine Möglichkeit? Das ist natürlich schade :) Hoffe das kommt noch, ist etwas mühselig per Hand durchzuzählen wie viele Follower man hat und natürlich wäre es spannend zu wissen, wie oft eine Story aufgerufen wurde.

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