Senioren und das Digitale: Wie ihr euren Eltern und Großeltern unter die Arme greifen könnt

Digitales Wissen ermöglicht es älteren Menschen, ohne Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Senioren, die sich aktiv mit digitalen Themen beschäftigen, können ihren Alltag selbstbestimmt gestalten, ohne ständig auf die Hilfe Dritter angewiesen zu sein. Damit eure Altvorderen die erforderlichen digitalen Kompetenzen erwerben, solltet ihr ihnen eine ausreichend große Starthilfe geben und es ihnen ermöglichen, mit relevanten Neuerungen Schritt zu halten. Dieser Artikel enthält Tipps, wie ihr diese Herausforderung bewerkstelligen könnt.

Persönlichen Nutzen aufzeigen

Während viele Senioren Smartphones und das Internet mit Begeisterung nutzen und sich nicht davor scheuen, intelligente Hausgeräte zu bedienen, halten andere strikt an alten Gewohnheiten und dem Glauben, moderne technische Geräte würden bei Fehlbedienung blitzschnell kaputtgehen, fest. Zu groß ist die Angst, mit der neuen Technik nicht zurechtzukommen und Fehler zu begehen. Sollen sich ältere Menschen, die bisher in ihrem Leben kaum mit digitalen Geräten in Berührung gekommen sind, Neuerungen öffnen, ist es wichtig, ihnen den persönlichen Nutzen nahezubringen. Beantwortet die Frage: Wie kann ihnen z. B. ein Smartphone mit Internetzugang das Leben erleichtern?

Video-Telefonie, Online-Sprachstunden & Co.

Über WhatsApp und andere Plattformen mit jedem Familienmitglied verbunden zu sein, unkompliziert Fotos austauschen und per Video-Telefonie miteinander sprechen zu können, sind hervorragende Argumente, die Mehrwerte aufzeigen. Wer eine neue Sprache – wie Englisch, Italienisch oder Spanisch – lernen möchte, kann Online-Sprachstunden nehmen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Online-Banking ersetzt den Weg zur Bank usw. Je kreativer, persönlicher und gewichtiger die Vorteile sind, umso größer ist die überzeugende Wirkung. Anregungen liefert die Broschüre „Nie zu alt fürs Internet!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Berührungsängste unkompliziert abbauen

Seniorengerechte Smartphones, Tablets und Laptops mit speziellen Tastaturen ermöglichen es Senioren – trotz eingeschränkter Sehfähigkeit und Motorik – mit digitalen Endgeräten klarzukommen. Bringt ihr ohne große Vorankündigung ein Seniorenhandy oder einen 17-Zoll-Laptop zum nächsten Treffen mit, baut ihr Berührungsängste schnell und unkompliziert ab. Von entscheidender Bedeutung ist es, dass ihr euch ausreichend Zeit nehmt, älteren Menschen die Bedienung zu erklären. Sucht euch einen Zeitraum, an dem ihr nicht von Dritten gestört werdet und euch ohne neugierige Blicke und Kommentare anderer dem Thema, das Neuland darstellt, widmen könnt.

Sich an individuelle Lerntempos anpassen

Einzelunterricht ist besser als eine Einführung zu zweit oder in der Gruppe. Zu groß ist die Versuchung, dass sich Personen mit Berührungsängsten mental ausklinken und mutigeren Zeitgenossen die Führung überlassen. Viele Menschen lernen am besten durch Learning by Doing. Theoretische Lektionen und das Zeigen von Abläufen geraten innerhalb kurzer Zeit in Vergessenheit. Erst wenn die Schritte eigenständig wiederholt werden, bleiben sie im Gedächtnis verhaften. Relevante Abläufe schriftlich zu notieren, gibt dem Lernenden die Möglichkeit, sie alleine nachzumachen. Habt ihr den Einstieg geschafft, ist es wichtig, am Ball zu bleiben und den Unterricht zeitnah fortzusetzen.

Kurse mit Gleichgesinnten machen

Sind die ersten Ängste verschwunden, können Internetkurse für Senioren, wie sie Volkshochschulen und andere Institutionen anbieten, älteren Menschen einen Motivationsschub verleihen. In einer Gruppe zu lernen, in der jeder die gleichen Schwierigkeiten hat und ein gegenseitiger Austausch auf Augenhöhe möglich ist, tut gut. Geschulte Fachkräfte kennen die Probleme von Einsteigern und sind oftmals in der Lage, Zusammenhänge und Begriffe besser zu erklären, als ihr es könnt. Professionelle Hilfestellung bieten staatliche Angebote – wie das Projekt „Digitaler Engel“ der Initiative „Deutschland sicher im Netz“, dessen Fachkräfte Fragen online und persönlich beantworten, oder die Servicestelle „Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen“ des Bundesseniorenministeriums.

Fehler eigenständig beheben lassen

Die Funktionen des eigenen TV-Gerätes sind für viele Senioren ein Mysterium. Ist die Reihenfolge der Programme verstellt oder verdrücken sich ältere Menschen auf der Tastatur und rufen ein unbekanntes Menü auf, benötigen sie eure Hilfe. Senioren-Fernbedienungen, die sich einfach und unkompliziert konfigurieren lassen und über große Schalter verfügen, beschränken sich auf wesentliche Funktionen. Großer Beliebtheit erfreuen sich Zifferntasten, mit denen ältere Menschen ihre Lieblingssender unmittelbar aufrufen können. Hat sich ein Bedienungsfehler eingeschlichen, ist es wichtig, Senioren diese – unter eurer Anleitung – eigenständig beheben zu lassen. Jeden Handgriff und jede Abfolge, die ältere Personen selbst durchführen, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den selbstbestimmten Umgang mit digitalen Geräten.

Vorteile durch Smart Home

Berührungsängste abzubauen, gilt es auch beim Thema Smart Home. Digitale Haushaltsgeräte und Steuerungsmöglichkeiten, automatisierte Verfahren sowie sensorgesteuerte Anwendungen erhöhen die Sicherheit, erleichtern den Alltag und ermöglichen es älteren Menschen, über längere Zeit im eigenen Zuhause zu bleiben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Fenster auf Knopfdruck kippen, Jalousien öffnen und herunterfahren zu können, auf dem Tablet zu sehen, wer an der Haustür geklingelt hat und bequem vom Stuhl aus mit vor der Tür stehenden Besuchern zu kommunizieren, sind nur einige Vorteile eines Smart Homes. Ermutigungen helfen: Wer den Umgang mit einer Waschmaschine oder die Bedienung des Fernsehers erlernt hat, kann sich auch Schritt für Schritt die Handhabung moderner Smart Home-Technik aneignen.

Auf großer Tour mit Virtual Reality Brillen

Überrascht eure Eltern oder Großeltern mit technischen Geschenken oder technischen Leihgaben aus eurem Besitz. Virtual-Reality-Brillen ermöglichen es Senioren, auf digitalem Wege Kunstmuseen und fremde Städte zu besuchen, bedeutende Kunstwerke aus der Nähe zu betrachten oder sogar Alpengipfel und den Mount Everest zu besteigen, ohne ins Schwitzen zu geraten. Einmal auf den Geschmack gekommen sind Virtual Reality Brillen ein unterhaltsamer Zeitvertreib für Senioren, die fit sind und solche, die motorischen Einschränkungen unterliegen. Spaziergänge durch den Wald und geführte Meditationen können unglaublich glücklich machen und altersbedingte Depressionen lindern.

Fazit – mit Geduld in den digitalen Alltag

Die Digitalisierung schreitet voran. Um älteren Menschen – auch solchen, die bisher kaum Berührungspunkte mit dem digitalen Leben hatten – die digitale Teilhabe zu ermöglichen, ist es wichtig, Geduld, Kreativität und Humor zu beweisen und sich kleine Ziele zu setzen. Jeder persönliche Erfolg trägt dazu bei, dass sich Senioren dem Thema öffnen, mutiger werden und sich auf neues Terrain vorwagen. Als Angehörige genießt ihr einen großen Vertrauensbonus, den ihr gezielt einsetzen könnt, um technische Geräte und digitale Anwendungen im Alltag einzuführen.


Image via Adobe Stock / Halfpoint / 290124880


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