WNYC stellt Audiogramme für soziale Medien vor

Wir denken kompakter und sollten deshalb den Weg der kürzeren Inhalte einschlagen. Wenn man darüber nachdenkt, wie die sozialen Medien jeden Tag genutzt werden, bemerkt man, dass dies häufig nur Stichprobenartig geschieht – durch einen Artikel scrollen und den Inhalt überfliegen oder ein kurzes Video ohne Ton ansehen.

Es ist bislang nicht vollständig klar, wie Audio hier seinen Platz findet. “Ich komme aus der TV-Welt, in der es viele Videos gibt, die wir nutzen”, sagte mir Delaney Simmons, Social Media Direktorin von WNYC. “[Im Radio] haben wir ein einzigartiges Problem, dass unser Inhalt nicht notwendigerweise teilbar ist.” Wie kann ein Podcast quergelesen oder ein Audio-Clip angehört werden, wenn dieser stumm geschaltet ist?

WNYC arbeitet daran, dieses Problem mit einem neuen Tool namens “Audiogramme” zu lösen, welches ein Stück einer Tondatei in eine Videodatei umwandelt. Das Ergebnis ähnelt einem Audio-Player, welcher jedoch einen Film abspielt. Die Audiogramme können auf Facebook, Twitter und Instagram gepostet werden und der Benutzer kann diese auch einbetten. Jedoch der beste Weg sie zu erklären ist, sie selbst zu sehen:

Der neue Podcast “There Goes the Neighborhood” wird in Zusammenhang mit “The Nation” hergestellt und die erste komplette Episode wurde am Mittwoch, dem 9. März ausgestrahlt. In der Zwischenzeit jedoch, erstellte WNYC mehr als zehn Abschnitte des Audio-Inhaltes für Werbung auf den sozialen Netzwerken. (Simmons erfand das Konzept für dieses Werkzeug und es wurde von Noah Veltman programmiert, einem Entwickler des WNYC-Data-News-Teams.) “Wir hoffen, dass es ein Start einer neuen sozialen Strategie ist”, sagte Simmons. “Unser bester Inhalt wird immer unser Audioinhalt sein.”

Das Team hat bereits seit einer Weile mit dem Konzept des Audio-Inhaltes im Bereich soziale Medien experimentiert. Vor zwei Jahren war es ein früher Herausgeber, der die Möglichkeit von Twitter nutzte, Audio in einem Tweet einzubetten. Im Februar begann WNYC mit Anchor zu experimentieren, einer iOS-App, die den Nutzern ermöglicht, kurze Audio-Clips zu teilen.

Anchor jedoch ist mehr auf nutzergenerierte Inhalte ausgelegt als etwa die eigenen Inhalte von WNYC auf sozialen Plattformen zu veröffentlichen. Im vergangenen Dezember veröffentlichte der Sender eine Folge in voller Länge von “Here’s the Thing” auf Facebook. “Aus dieser Erfahrung haben wir gelernt, dass es einen Appetit für Audio auf sozialen Medien gibt.”, sagte Simmons. Dennoch hörten sich viele Leute nicht die gesamte Folge auf Facebook an. Einige taten es, aber die meisten hörten sich nur den ersten Teil an.

“Wir denken, dass kürzere, leicht verdauliche Inhalte die Strategie beschreiben, die wir verfolgen sollten”, sagte Simmons. “Die Menschen in den sozialen Medien scrollen immer durch ihre Nachrichten-Feeds, auf der Suche nach der nächsten Sache und nachdem wir einen Blick auf die Backend-Analyse warfen (für diese Folge), entschieden wir, dass kürzer gleich besser ist: Lass die Leute herein, lass die Leute hinaus, gib Menschen das beste Stück eines Inhalts, das sie zu dieser Zeit haben können und hoffentlich finden sie es wirklich interessant und motivierend.”

Danach werden sie nach iTunes, der WNYC App oder andere Podcasting-Apps geschleust, um die gesamte Folge herunterzuladen.

Wie kurz ist kurz? “Wir sagen den Produzenten, dass sich alles unter einer Minute richtig anfühlt, obwohl ich immer vorschlage, Qualität vor alles Andere zu stellen”, sagte Simmons. Eine der jüngsten erfolgreichen Experimente: WNYC hat einen Chris Christie–Themen Podcast namens “The Christie Tracker”. In einer Episode lesen die Gastgeber laut einige der interessantesten und lustigsten Tweets der republikanischen Debatten vor. “Wir nahmen einen der Tweets, den der Host las und erstellten daraus ein Audiogramm und twitterten es”, sagte Simmons. “Es war nur eine Audio-Version des Tweets, der in der Nacht davor veröffentlicht wurde! Aber die Leute liebten es, ihn zu hören.”

Wenn ich das alles höre, wundert es mich, warum Facebook selbst noch keine Audiogramm-ähnlichen Audios ins Leben gerufen hat. Simmons wies darauf hin, dass sie nicht für das Unternehmen sprechen kann, sagte aber: “Ich denke, dass sie an Audio interessiert sind und ich weiß, dass sie auch einige Test gemacht haben.” Einer dieser Tests fand für den Podcast “Serial” statt.

“Auf unserer Seite haben wir soziale Videos abheben sehen und der Algorithmus [von Facebook] bevorzugt Videoinhalte über Links und Fotos, also werden wir Hals über Kopf in die Erstellung von so vielen Audio-Videos eintauchen, wie wir können. Wenn in sechs Monaten Facebook sagt ‘hier ist ein Audio-Player’ werden wir es auch testen”, sagte Simmons.

Vorerst plant WNYC nur vorhandene Audios von Podcast-Episoden in Audiogrammen zu verwenden. Schlussendlich jedoch: “… möchten wir gesellschaftlich-spezifische Audios erstellen” sagte Simmons. Das könnte “Clips, die auf dem Redaktionsboden liegen geblieben sind” oder zusätzliche Inhalte, die aus Gründen der Länge entfernt wurden, beinhalten. Und es ist noch etwas geplant: Untertitel. Viele Benutzer sehen sich Videos ohne Ton an, aber das funktioniert offensichtlich nicht für Audios. Jetzt zumindest, zeigen Audiogramme Schallwellen an, um deutlich zu machen, dass der Benutzer den Ton aktivieren oder einen Kopfhörer aufsetzen soll, um hören zu können.

Außerdem könnte WNYC schlussendlich sein Audiogramm-Tool an andere Publisher lizensieren oder kostenlos zur Verfügung stellen. WNYC mag zwar den ersten Schritt gemacht haben, aber “das bedeutet nicht, dass es nicht auch andere Menschen in der Branche beeinflusst, denn Radio war schon immer ein sehr integratives Umfeld”, sagte Simmons. “Dies ist der erste von vielen Schritten und wir hoffen, dass es der Beginn zur Lösung für das Problem für Audio im Bereich soziale Medien ist.”

Dieser Artikel erschien zuerst auf “Nieman Journalism Lab” unter CC BY-NC-SA 3.0 US. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Teaser & Image “Headphones” by Unsplash (CC0 Public Domain).


ist stellvertretende Chefredakteurin des Niemanlab an der Harvard University. Vorher arbeitete sie als Redaktionsleiterin bei GigaOm.


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