Hands down, ihr Turbo-Tipper: Drei gute Tastatur-Apps für Android-Smartphones im Vergleich

Wer sein Smartphone nutzt, um zu telefonieren, zu surfen oder Videos anzuschauen, der dürfte mit der Standard-Tastatur von Android-Telefonen ganz zufrieden sein. Wer hingegen häufig chattet oder an anderer Stelle viele Wörter eingibt, der fühlt sich mit dem vorinstallierten Keyboard möglicherweise schnell ausgebremst.

Gut, dass es für eilige Vieltipper Alternativen gibt. Durch verschiedene Funktionen ermöglichen optional installierbare Tastatur-Apps den Nutzern die Möglichkeit, viel schneller Texte zu verfassen. Statt Buchstaben einzeln auf dem Display zu berühren, wischen Nutzer darüber hinweg. Die Tastatur-Software erkennt trotzdem, welches Wort gemeint ist. Diese Wisch-Funktion bietet einen klaren Geschwindigkeitsvorteil. Zudem heben die Zusatz-Tastaturen sich auch durch optisch ansprechendere Oberflächen von der Standard-Tastatur ab. Das Design ist meist innovativer und kann in großem Maße individualisiert werden.

Ich habe für euch drei populäre Tastatur-Apps getestet. Sie sind allesamt in der Grundausstattung kostenlos erhältlich, können aber durch In-App-Käufe erweitert werden.

SwiftKey – solider Alleskönner

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Screenshot by Niklas Hamburg

SwiftKey ist der wohl bekannteste Vertreter von Zusatz-Tastaturen. Ursprünglich von der Firma Touchtype entwickelt, wurde die App inzwischen von Microsoft aufgekauft. Die App bietet Tastatur-Layouts und Worterkennungen in über 60 Sprachen. Eine Diktierfunktion ist jedoch nur auf Englisch verfügbar. Das Design lässt sich individuell anpassen, man kann aus verschiedensten kostenlosen und kostenpflichtigen Vorlagen im integrierten SwiftKey-Store wählen.

Die App merkt sich häufig verwendete Wörter und Textbausteine. Je öfter der Nutzer sie verwendet, desto mehr Schreibarbeit nimmt die App ihm ab. Wenn man sich mit seinem Google-Konto anmeldet, kann man die App noch weiter personalisieren. Anhand der gesendeten E-Mails und dem Verhalten in sozialen Netzwerken bringen Nutzer der App sozusagen ihren individuellen Schreibstil bei. Von allem, was die App über ihren Benutzer im Laufe der Zeit gelernt hat, kann man eine Sicherung durchführen und mit neuen Geräten synchronisieren. So müssen Anwender nicht jedem Android-Smartphone erneut ihre Schreibvorlieben beibringen.

Dabei werden Daten auf den Servern des Unternehmens gespeichert. Als US-Unternehmen unterliegt Microsoft dem im Vergleich sehr weichem amerikanischem Datenschutzrecht. Weil gerade viele deutsche Nutzer dies nicht mögen, ist die Sync-Funktion optional. Wer möchte, kann die App also auch nur lokal auf einem Gerät lernen lassen. Was SwiftKey genau mit den Daten anstellt, beschreibt der Hersteller im üppigen Kleingedruckten auf seiner Internetseite.

SwiftKey macht einen hervorragenden Job. Vor allem die Wischfunktion überzeugt. Dabei fährt man mit dem Finger in einer einzigen, flüssigen Bewegung über alle Tasten, die man sonst nacheinander antippen würde. Wenn man das zuletzt getippte Wort löschen will, reicht es, die Zurück-Taste einen Moment gedrückt zu halten. Das zu lernen, ist ein Prozess von wenigen Minuten und geht mehr oder weniger intuitiv. Es genügt, diese Art der Texteingabe einmal bei jemand anders beobachtet zu haben, und schon weiß man, wie der Hase läuft.

Besonders gut gefällt mir der Cursor. Er ermöglicht ein Feintuning, um einzelne Buchstaben im Wort oder auch ein versehentlich kleingeschriebenes Wort zu korrigieren. Dies funktioniert sehr gut. Einzig die Tatsache, dass man durch Doppeltippen der Leertaste keinen Punkt einfügen kann, stört meinen Schreibfluss etwas. Ein Leerzeichen nach einem Wort fügt SwiftKey im Swipe-Modus automatisch ein.

SwiftKey ist somit eine sehr hilfreiche Tastatur-App, die kaum Schwachstellen hat. Die kostenpflichtigen Designs sind nur fürs Auge, für die Funktionalität braucht man kein Geld ausgeben. Wer alle Möglichkeiten ausschöpfen will, muss aber Daten preisgeben.

Swype Keyboard – hervorragende Worterkennung

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Screenshot by Niklas Hamburg

Auch das Swype Keyboard stammt von einem unabhängigen Entwickler, der inzwischen von einem Big Player geschluckt wurde. In diesem Fall steckt nun Nuance dahinter.

Wie bei SwiftKey kann beim Swype Keyboard gewischt werden, anstatt zu tippen. Die Möglichkeit, den zu schreibenden Text zu diktieren, ist ebenfalls gegeben. Dabei kommt die Spracherkennung von Nuances bewährter Software Dragon Dictation zum Einsatz. Das Wörterbuch ist lernfähig, sodass man mit der Zeit immer schneller schreiben kann, da sich Tastatur und Benutzer aneinander gewöhnen.

Wenn man sich mit einer E-Mail-Adresse anmeldet, kann man das Wörterbuch auch auf anderen Android-Geräten synchronisieren, allerdings nicht mit iOS-Devices. Auch hier besteht die Möglichkeit, die App mit deinen Accounts in sozialen Netzwerken zu verknüpfen, damit die Tastatur besser mit ihrem Anwender kooperiert. Wie bei Swiftkey müssen Nutzer drauf vertrauen, dass der Hersteller sorgsam mit den gespeicherten Daten umgeht.

Die Worterkennung des Swype Keyboards funktioniert für meinen Geschmack noch etwas besser als bei SwiftKey. Außerdem kommt sie meiner Schreibgewohnheit näher, indem sie erlaubt, einen Punkt am Satzende durch Doppeltippen der Leertaste einzufügen.

Die Premium-Version und ihre kostenpflichtigen In-App-Käufe sind aus meiner Sicht ihr Geld nicht wert. Bei den meisten kostenpflichtigen Tastatur-Layouts ändert sich lediglich das Hintergrundbild im Tastaturbereich, was wirklich keine Leistung ist. Auch, wenn man nur die abgespeckte, sogenannte „Trail“-Version benutzt, kann man quasi den vollen Funktionsumfang nutzen.

Kleine Randnotiz: In der Beschreibung im Google Play Store brüstet sich der Hersteller damit, dass das Swype Keyboard im Guinness-Buch den Rekord als schnellste Möglichkeit zu Eingabe einer Textnachricht hält. Das entspricht jedoch nicht den Fakten. Diesen Rekord hält ein 16-Jähriger aus Brasilien, der mit der Tastatur Fleksy geschrieben hat. Die Software fiel in meinem Praxistest allerdings eher negativ auf, weswegen ich sie hier nicht weiter erwähne.

GO Keyboard – gut gestaltet, schlecht übersetzt

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Screenshot by Niklas Hamburg

Bei der App GO Keyboard vom kanadischen Entwicklerstudio Go Dev Team funktioniert das Wischen statt tippen ebenfalls sehr gut. Besonders für Eigennamen oder E-Mail-Adressen ist es aber hervorragend, dass man die Möglichkeit hat, auch noch auf herkömmliche Weise zu schreiben. Für die Diktierfunktion nutzt das Unternehmen die Spracherkennung von Google.

Die App überzeugt mich vor allem in Details. Die Komma-Taste ist links neben der Leerzeichen-Taste positioniert, was sehr viel praktischer ist, als bei der Standard-Tastatur, bei der man für ein Komma jedes Mal erst die Ebene wechseln muss. Leider wird nicht automatisch ein Punkt eingefügt, wenn man zweimal die Leerzeichen-Taste drückt. Dafür wird automatisch ein Leerzeichen eingefügt, wenn man hintereinander die Wörter durch Wischen eingibt. Praktisch: wenn man in ein Textfeld tippt, in das zum Beispiel eine E-Mail-Adresse gehört, wechseln die Schnellzugriffe, sodass statt des Kommas das @-Zeichen bereitsteht.

Ein Punkt, der wirklich unglücklich ist: die Übersetzung der App ist grottenschlecht. Auch die Beschreibung der App im Play Store scheint eine automatisch generierte Übersetzung zu sein und ist entsprechend unverständlich.

Fazit: Tastatur-Apps für alle, aber nicht für jeden

Mit den drei vorgestellten Tastaturen seid ihr gut beraten, wenn ihr schnell und viel tippen wollt. Im Prinzip nimmt es sich nichts, für welche App ihr euch nun entscheidet. Mit SwiftKey macht ihr jedenfalls nichts falsch. Einzig und allein die Tatsache, dass man hier keinen Punkt durch Doppeltippen der Leertaste einfügen kann, störte mich im Test. Wenn ihr damit kein Problem habt, ist SwiftKey eure Software. GO Keyboard bietet den größten Funktionsumfang, dafür ist die Übersetzung grottenschlecht. Swype Keyboard ist das Richtige für diejenigen von euch, die Wert auf ein großartiges Design legen und auch bereit sind, dafür zu zahlen.

Was den Funktionsumfang betrifft, solltet ihr euer Geld stecken lassen. Im Test gab es keinen In-App-Kauf, der einen entscheidenden Mehrwert gegenüber der kostenlosen Variante bietet.


Image (adapted) „typewriter love“ by Asja Boroš (CC BY 2.0)


Dieser Text erschien zuerst auf unserer Schwesterseite Androidpiloten.

Mit dem Fachabi halb in der Tasche, sammelt er die andere Hälfte gerade ein. Letzte Station: ein Praktikum in der Redaktion bei den Netzpiloten. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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