Wer hat Angst vor Künstlicher Intelligenz?

Künstliche Intelligenz ist ein Angstthema für die meisten Menschen, befeuert von Horrorszenarien in Science-Fiction-Filmen, die ihnen durch intelligente Apps auf ihrem Smartphone empfohlen werden. Das Ende der Menschheit wird in Endzeitszenarien meistens durch Naturkatastrophen, Alien-Invasionen oder aber rebellierende Maschinen eingeläutet, die der Menschheit in allen Belangen überlegen sind. Also eine der wenigen, vom Menschen selbst geschaffenen, Bedrohungen. Es überrascht also nicht, dass so viele Menschen Angst vor künstlicher Intelligenz haben. Doch diese Angst ist oft in Unwissenheit darüber begründet, was künstliche Intelligenz eigentlich genau ist – dabei nutzen wir sie täglich auf unseren Smartphones.

Mensch gegen Maschine

Meine ersten Berührungspunkte mit Künstlicher Intelligenz waren ungefähr Mitte der Neunziger Jahre, als ich auf meinem Mega Drive und später auf der PlayStation begeistert Spiele wie NHL Hockey gespielt habe. Die vom Computer gesteuerten gegnerischen Spieler konnten allerdings nur in sehr wenigen Fällen als intelligent bezeichnet werden. Wenn das also Künstliche Intelligenz sein soll, braucht sich die Menschheit wirklich keine Sorgen machen, habe ich mir damals gedacht. Inzwischen hat das Forschungsgebiet aber gigantische Sprünge gemacht und ist inzwischen selber in der Lage sich Videospiele selber beizubringen und diese durchzuspielen und das natürlich besser als die meisten Menschen es jemals könnten. Wenn wir also in Breakout und Space Invaders bereits den Maschinen unterlegen sind, ist das Ende der Menschheit nicht mehr weit, oder?

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Zuständig für diese Entwicklung ist das Unternehmen DeepMind Technologies aus London, das zu den führenden Unternehmen in dem Bereich der “artificial generalised intelligence” gehört. Um die Forschung auf diesem Feld mit finanziellen Mitteln und technischer Infrastruktur voranzutreiben, wurde DeepMind längst von Google übernommen. Und da DeepMind nicht nur damit beschäftigt ist, Maschinen Videospiele beizubringen, finden sich einige Ergebnisse dieser Arbeit auch in der neuen Version von Google Photos, der neuen Fotoplattform, die der Konzern vor wenigen Wochen auf der Google I/O vorgestellt hat. Die neue App erkennt Menschen und Gegenstände auf den Bildern und sortiert sie für den Nutzer vor. Aus Nutzersicht nicht nur praktisch, sondern auch wirklich beeindruckend – aber beängstigend oder bedrohlich? Höchstens aus Gründen der Privatsphäre.

Analysieren und lernen

DeepMind ist aber nicht das einzige Unternehmen, das sich mit Künstlicher Intelligenz und Machine Learning beschäftigt. Jetpac ist ein weiteres, das ebenfalls inzwischen zu Google gehört. Wer es lieber Quelloffen mag, findet mit Seldon ein entsprechendes Machine-Learning-Framework. Und dann gibt es ja noch die unzähligen Anwendungen für unsere Smartphones, die dem Nutzer je nach Ort, Tageszeit oder Nutzungsverhalten die passenden Informationen und Anwendungen präsentieren. Darunter fallen auch die persönlichen Assistenten auf unseren Smartphones, egal ob Siri, Google Now oder Cortana, alle fallen in die gleiche Kategorie.

Aber vor diesen Apps haben wir doch keine Angst, denn schließlich sind sie für uns im Alltag sehr nützlich und werden in Zukunft immer besser, uns und unsere Bedürfnisse zu verstehen. Das klingt immer noch nicht unbedingt nach einem für die Menschheit bedrohlichen Szenario, warum haben die Menschen also vor etwas so nützlichem wie diesen Apps Angst?

Das Problem ist, dass viele Nutzer derartige Anwendungen gar nicht als Künstliche Intelligenz identifizieren – in den Science-Fiction-Endzeitvisionen sind es schließlich auch immer Roboter und nicht etwa Smartphones, die die Menschen ausradieren. Mit anderen Worten, die meisten Menschen verstehen gar nicht, was Künstliche Intelligenz ist und dass sie uns längst im Alltag umgibt.

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Doch ganz so harmlos ist die Sache mit der Künstlichen Intelligenz dann auch wieder nicht. Viele Beobachter, darunter auch Steven Hawking, Bill Gates oder Elon Musk, sehen die Künstliche Intelligenz durchaus als mögliche Gefahr für den Planeten an. Elon Musk versucht der Bedrohung mit einer Geldspende von 10 Millionen US-Dollar an das Future of Life Institute (FLI) entgegenzuwirken, einer Forschungseinrichtung, die daran arbeitet, das Risiko einer möglichen existenziellen Bedrohung durch Maschinen zu mildern. Bill Gates sieht die Bedrohung ebenfalls nur als möglich an, wenn wir das Potenzial von Künstlicher Superintelligenz nicht ernst nehmen. So wie es mir damals bei NHL Hockey auf dem Mega Drive gegangen ist und was zu bitteren Niederlagen auf der höchsten Schwierigkeitsstufe geführt hat. Wenn wir uns also mit der nötigen Vorsicht Level für Level an das Thema heranarbeiten, besteht Hoffnung, dass der Nutzen der superintelligenten Maschinen mehr Nutzen für die Menschheit bringt, als Bedrohung. Game On!


Image (adapted) “robot and shadow” by Hsing Wei (CC BY 2.0)


 

ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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