Wearables & Smartwatches: ist es wirklich an der Zeit?

Apple, Samsung, aber auch kleinere Hersteller wie Fitbit und Runtastic wollen die Handgelenke der Konsumenten erobern. Nicht alles spricht für einen Erfolg. Die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin, die morgen zu Ende geht, steht ganz im Zeichen von Smartwatches. Uhren und Fitness-Tracker, vollgepackt mit Sensoren, gibt es natürlich schon länger, aber der Start der Apple Watch dieses Jahr hat den Markt so richtig befeuert.

Eine neue IDC-Studie zeigt, dass Apples Hightech-Uhr mit etwa 3,6 Millionen abgesetzten Stück, in wenigen Monaten zum zweit meist verkauften am Körper tragbaren Computer hinter Fitbit aufgestiegen ist und im Wearable-Markt einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen konnte. Andere Hersteller wie Samsung müssen sich vorerst mit kleinen, einstelligen Prozentsätzen zufrieden geben.

Doch mit dem Gegenangriff ließ Samsung, weltweiter Marktführer bei Smartphones und Flat-TVs, nicht lange auf sich warten. Mit großer Show wurde die Smartwatch Gear S2 präsentiert, die ab Oktober für etwa 350 Euro zu haben sein wird (die Apple Watch kostet mindestens 400 Euro). Sie überzeugt vor allem mit einem (für Smartwatches) neuen Bedienkonzept: Ein drehbarer Ring rund um das Display lässt Apps anwählen oder durch Menüs navigieren. Mutig ist Samsung mit der Entscheidung, auf sein hauseigenes Betriebssystem Tizen, anstatt auf Android zu setzen. Das ist eine Kampfansage an Apple: Denn während Android Wear, das bei vielen anderen Smartwatches zum Einsatz kommt, in seiner neuesten Version auch im Zusammenspiel mit dem iPhone funktioniert, kann die Gear S2 nur mit Android-Handys betrieben werden. Der Apple Watch hat die Gear S2 voraus, dass sie auch in einer Version mit eingebautem GPS und integrierter SIM-Karte kommt, was sie unabhängiger vom Smarthpone macht. Die Apple Watch braucht hingegen fasst immer die Bluetooth-Verbindung zum iPhone, um Daten empfangen und verarbeiten zu können.

Doch nicht nur Samsung, Huawei, Sony oder Motorola raufen sich um den Wearables-Markt, sondern auch kleinere Player. Etwa die nunmehrige Adidas-Tochter Runtastic: Sie zeigte auf der IFA eine neue Kollektion analoger Uhren, die mit einem Fitness-Tracker zum Erfassen von Schritten, zurückgelegten Distanzen, verbrannten Kalorien oder Schlafphasen dienen soll. Die Daten werden an eine eigene App am Smartphone geschickt, wo sie zu Statistiken über die eigenen Körperleistungen zusammengefasst werden.

Welches Konzept (Sport-Tracker, vollwertige Smartwatch oder aufgemotzte Armbanduhr) sich letztlich durchsetzt, ist aus heutiger Sicht kaum vorauszusehen. Noch ist der Markt so neu, dass selbst Firmenvertreter noch nicht klar sagen können, welcher Anwendungsfall (Sport, Notifications am Handgelenk, Payment) sich letztendlich beim Konsumenten durchsetzen wird. Und da die Wearables nicht unbedingt billig sind, werden es viele vorerst dabei belassen, sich ein teures Smartphone zu kaufen, anstatt extra Geld für ein Gerät auszugeben, dessen Sinn und Zweck noch nicht wirklich gegeben ist.

Apple wird morgen Abend bei seiner großen Präsentation neuer Produkte vielleicht versuchen, mehr über den Nutzen seiner Watch zu sagen. Denn aller Voraussicht nach wird es sehr bald watchOS 2 zum Installieren geben, das neue Funktionen auf die Apple-Uhr bringen wird. Ob das aber reicht, um Konsumenten von dem teuren Gadget zu überzeugen, bleibt abzuwarten.


Image (adapted) „Samsung Gear S smartwatch with Galaxy Note 4“ by K?rlis Dambr?ns (CC BY 2.0)


 

ist seit 2006 publizistisch auf Papier und Pixel tätig. Er arbeitet in Österreich als Journalist und hat die beiden Sachbücher "Phänomen Facebook - Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt" (2010) und "Digitaler Frühling - Wer das Netz hat, hat die Macht?" (2012) veröffentlicht. In seinem Blog “Jakkse.com” und in Vorträgen schreibt und spricht er gerne über die Menschen und ihr Internet – von Social Media über Mobile Business und Netzpolitik bis zu Start-ups.


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