Können Wearables den Journalismus bereichern?

Immer mehr Medienunternehmen investieren in Wearables. Google Glass und Smart Watches wie Samsung Gear S bieten viele neue Vorteile für Journalisten und Rezipienten – eine Entwicklung im Journalismus von mobile zu wearable? Im Oktober kommt die Smartwatch Samsung Gear S auf den Markt, Apple plant eine eigene Apple Watch für das Frühjahr 2015 und weitere Wearables werden folgen. Etablierte Medien reagieren mit Innovationswillen: große Namen wie CNN, New York Times oder The Guardian setzen sich bereits mit der Technologie auseinander.

Klarer Trend in der Medienbranche

Die Financial Times hat erkannt, welches Potential in Wearables steckt: die Smartwatch Samsung Gear S hat deren App fast schon inklusive. So erhält jeder Nutzer die neusten Nachrichten der Financial Times auf seiner Smartwatch. Doch wie soll das aussehen? Viel Platz für Text bleibt da nicht.

It´s a focused reading which is meant for on-the-go reading, it´s not a replacement of traditional reading„, erklärt Maik Maurer auf journalism.com.uk. Er ist Mitbegründer und CTO von Spritz, einem Technologieunternehmen, das diese Methode des Lesens für Smartwatches entwickelte. Auf dem Bildschirm erscheint ein Wort, bis zu 500 Wörter pro Minute – die Geschwindigkeit ist dabei individuell wählbar. Neben Financial Times sind noch mehr Medienunternehmen an der Entwicklung von Spritz interessiert, darunter auch die Süddeutsche Zeitung.

Die Hinwendung zu der Technologie ist ein klarer Trend in der Medienbranche. Laut Robert Hernandez, Journalistik-Professor an der USC Annenberg, seien Wearables für Journalisten unausweichlich. Das hat die Medienwelt erkannt. Google Glass ist unter den verschiedenen Angeboten ganz oben auf der Liste für Innovationsspielraum: der Guardian, CNN und die New York Times setzen bereits auf die Brille.

Wearables können Smartphones ergänzen – nicht ersetzen

Wearables sind derzeit keinesfalls mit Smartphones als Endgeräte zu vergleichen. Der stark begrenzte Raum lässt diese Möglichkeiten der Berichterstattung von vorne herein nicht zu – daher ist die Hauptfunktion von beispielsweise Smartwatches eine ganz andere. John Hashimoto, Produktentwickler bei CNN, sieht Smartwatches als eine Quelle für Vorabinformationen: so wird das Interesse der Nutzer geweckt, die den gesamten Artikel dann auf ihren mobilen Endgeräten lesen können. So entsteht ein gegenseitiges Wechselspiel – beide Wege ergänzen sich also eher, als dass Wearables den mobilen Nachrichtenkonsum vollends ersetzen könnten.

Neue Technologien wie Google Glass erweisen sich nicht nur bei Rezipienten als beliebt, sondern können auch sehr hilfreich für die tägliche Berichterstattung sein. Das bewies zum Beispiel Tim Pool von Vice, der unter anderem die Proteste in Istanbul mit seiner Google Brille aufnahm. Vor allem in Krisengebieten sei das eine hilfreiche Alternative zu der typischen Kamera, wie er dem Guardian mitteilte. Anstatt schwer beladen vor einem Block von Polizisten und Wasserwerfern zu stehen, kann er sich in der Menge frei bewegen und so tatsächliche Blickwinkel zeigen: „mobile first-person` journalism„, wie er es nennt. „Some people have told me that it´s like journalism video-gaming: an open window into what´s going on„, sagt Pool.


Image (adapted) „Smartwatch“ by Unsplash (CC0 Public Domain)

studiert Philosophie und Politikwissenschaft im Master und hat während ihres Journalistik-Bachelors Erfahrungen im Print-, Online- und TV-Bereich gesammelt. Seit Juni 2014 schreibt sie für die Netzpiloten vor allem über Medien und Gesellschaft.


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