Hater: Daumen runter für neue „Dislike“-App

Mit „Hater“ wird ein langersehnter Traum erfüllt. Sie gibt dir die Möglichkeit zu „disliken“. Tobias Gillen, sieht dennoch Gefahren in der neuen iOS-App.

haters

„Wer sagt, dass ,Liken‘ die einzige Option sein muss?“, fragen die Macher der neuen App „Hater“ auf ihrer Website und treffen damit vermutlich bei vielen Facebook-Nutzern genau ins Schwarze. Nicht selten kommen nämlich die meist nicht ganz ernst gemeinten Forderungen nach einem „Dislike“-Button hoch, mit dem man sein Unwohlsein im Netzwerk mitteilen kann.

„Daumen runter, statt Daumen hoch“ heißt deshalb die Devise bei Hater, einer kostenlosen Anwendung für iOS. Nach kurzer Registrierung, die entweder über einen neuen Account bei der Hater-app Inc. oder via Twitter- oder Facebook-Profil möglich ist, hat man vollen Zugriff auf die Funktionen.

hater screenshotSo kann man etwa eigene Inhalte (Bilder oder Text-Rants) hochladen, diese mit Titel und Ortsangabe versehen und der „hassenden Zunft“ zur Verfügung stellen. Viel spannender wird es aber, wenn man die „Popular“-Funktion der App nutzt und sich die meist gehassten Dinge anschaut. Ganz vorne mit dabei – wie sollte es auch anders sein – sind der berühmte „Duckface“-Shot, Justin Bieber und Bilder eines Megastaus. Klickt man ein Bild nun an, hat man die Möglichkeit, es mit einem „Hate“ zu belegen oder zu kommentieren.

Neue Cybermobbing-Plattform?

Auch wenn die Idee zur „Hater“-App ganz lustig ist, sie hat einige Schwächen. Etwa die Frage nach den Persönlichkeitsrechten der „gehassten“ Personen. Sollte „Hater“ tatsächlich das neue Instagram für Trolle werden, also bald schon eine gewisse Popularität besitzen, könnte sie schnell eine recht simple Cybermobbing-Plattform werden. Durch die Möglichkeit, selbst geschossene Bilder hochzuladen, könnte sich bald jeder bei „Hater“ unter den „Popular“-Bildern finden und öffentlich „gehasst“ werden. Hier kommt auch zum Tragen, dass die Wörter „Hass“ und „hassen“ nicht nur im deutschen Sprachgebrauch sehr hart sind. „Dislike“ wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen. Etwas nicht zu mögen, heißt schließlich noch lange nicht, dass man es hasst.

Hinzu kommt die Frage nach den Urheberrechten der geteilten Bilder. Schließlich werden die betroffenen Personen trotz Duckface sicherlich nicht damit einverstanden sein, wenn ihre Bilder in einer App veröffentlicht werden, die das erklärte Ziel hat, sie öffentlich bloßzustellen. Möglicherweise wird es also nicht mehr allzu lange dauern, bis „Hater“ auch die Anwälte beschäftigt.

Fazit

Insgesamt ist „Hater“ nicht gut genug durchdacht. Gerade der Aspekt des Cybermobbings lässt die Alarmglocken schnell schrillen. Davon mal abgesehen, ist die App bislang unzureichend ausprogrammiert. Es kommt immer wieder zu Abstürzen und Bugs. Für Trolle ist „Hater“ sicherlich eine spannende Plattform, für eine angenehme Netzkultur aber wenig hilfreich. Daher: Daumen runter für die neue „Hater“-App. Wer etwas nicht liken möchte, kann es ja auch einfach ganz dezent übersehen.

war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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