Bitcoin Foundation lobbyiert jetzt auch in Europa

Die Bitcoin Foundation stellt Lobbyisten ein, um neben den USA auch in der Europäischen Union politischen Einfluss auf Regulierungsdebatten zu nehmen. // von Tobias Schwarz

Bitcoin lobbyiert jetzt auch in Europa (Bild: BTC Keychain [CC BY 2.0], via Flickr)

Die gemeinnützige Bitcoin Foundation ist ein mehr durch dubiose Streitigkeiten und unethische Praktiken aufgefallene Organisation, die trotz der internen Probleme verstärkt für die vermeintlichen Interessen der Bitcoin-Community lobbyiert. Nachdem im Frühjahr 2014 vor allem für die US-Hauptstadt Washington, D.C. nach Mitarbeitern gesucht wurde, hat die Stiftung jetzt Monica Monaco als Brüssler Lobbyistin eingestellt, um die Regulierungsdebatten in der Europäischen Union mit zu beeinflussen.

Bitcoin-Lobbying diesseits und jenseits des Atlantiks

Die Bitcoin Foundation ist innerhalb der Community sehr umstritten und das nicht ohne Grund, trotzdem stellt die Stiftung den einzig richtigen Dachverband in den USA dar, der die Interessen der Bitcoin-Community organisiert vertreten kann. Mit Jim Harper (Anmerkung des Autors: der Mann heißt wirklich so) vom einflussreichen ökonomisch-politischen Think-Tank Cato Institute hat die Stiftung Anfang 2014 einen Volltreffer gelandet, der schnell Wirkung zeigte. Zwar vor Harpers offiziellem Beginn seiner Tätigkeit, aber Wochen nach der Bekanntgabe des Engagements, entschied z.B. das Federal Election Commission, der über die Finanzierung von Wahlen in den USA bestimmende Ausschuss, dass die digitale Kryptowährung Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel für politische Spenden zugelassen wird. Gerüchten zufolge der erste Coup von Harper.

Allerdings sind Harpers Lobbying-Aktivitäten in der Community umstritten, die geprägt durch die liberalen Ideale der kapitalismuskritischen Cyberpunk-Bewegung einer politische Vertretung sowieso nichts abgewinnen kann. Die Kryptowährung ist deshalb auch so konzipiert, dass sie nicht „beherrscht“ werden kann, was dem Lobbying der Bitcoin Foundation zwangsläufig einen vor allem auf Aufklärung zielenden Charakter verleiht. Das Hauptanliegen ist, dass die politischen Entscheidungen in den USA und nun auch Europa nicht auf Unkenntnis über die Materie beruhen. Eine berechtigte Sorge bei einem EU-Digitalkommissar wie Günther Oettinger. Für die europäische Aufklärungsarbeit wurde deshalb auch die Expertin für Regulierungsfragen, Monica Monaco (Anmerkung des Autors: auch das ist der echte Name), engagiert, die seit über zehn Jahren in Brüssel für verschiedenste Finanzunternehmen arbeitete und Gründerin der Beratungsfirma TRUST EU Affairs ist.


11. Berliner Hinterhofgespräch von Politik Digital und Netzpiloten zum Thema Bitcoin:

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Globale Ausrichtung

Die Eurozone und Großbritannien sind erst der Anfang„, wie Jon Matonis, Geschäftsführer der Bitcoin Foundation, gegenüber CoinDesk ankündigte und damit zugleich die neue Ausrichtung der Strategie bekannt gab. „Bitcoin ist global und so ist es auch die Stiftung„, aber „andere wichtige Regionen werden erst Stück für Stück in den Fokus rücken„. Für Motanis ist eine so erfahrene Finanzexpertin wie Monaco deshalb eine wichtige Verstärkung, um die bestehenden „Bildungs- und Politik-Maßnahmen zu internationalisieren„.

ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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