Warum das iPad in deutsche Schulen gehört

warum das ipad in deutsche schulen gehört

Computerunterstütztes Lernen oder auch e-Learning ist eines der großen Themen, das Medienwissenschaftler und Bildungsexperten nicht erst seit gestern umtreibt. Klar ist, dass der Computer und alle seine Ableger in Verbindung mit dem Internet große Chancen eröffnen auf Wissen zuzugreifen und es zugänglich zu machen. Auf der anderen Seite streiten sich aber auch die Geister, wie viel Konsum dieser digitalen Medien gut für uns ist und vor allem wie der Aufbau der Infrastruktur von Print auf Digital finanziert werden soll. Möchte man aber über vorteilhafte Entwicklungen sprechen, dann kann man aktuell kaum ein geeigneteres Beispiel heranziehen als den Einfluss des iPads in der Bildung.

Der Tablet-Computer iPad hat in seiner kurzen Lebenszeit von in etwa zwei Jahren einen beeindruckenden sowie rasanten Einfluss ausgeübt, dessen Einzug vor allem auch in den Universitäten und Schulen weltweit zu spüren ist. Wofür andere Medienträger wie Computer, Laptop, DVD-Player oder gar der Videoplayer lange Zeit brauchten, um von den Bildungseinrichtungen anerkannt und genutzt zu werden, hat das iPad nur wenig Monate gebraucht um Akzeptanz zu finden. Oft genug haben sich Schulträger in der Vergangenheit erst dann einem Fortschritt geöffnet, wenn dieser schon längst wieder durch andere Innovationen ersetzt wurde. Das hing zum einen damit zusammen, dass alteingesessene Strukturen nicht in Frage gestellt worden und zum anderen aber auch dass den meisten Schulen, gerade in Deutschland, ganz einfach das Geld für eine flächendeckende Anschaffung neuer Geräte fehlte.

Es gibt keinen Grund mehr sich dem Fortschritt zu verweigern

Ersteres hat sich inzwischen erübrigt, da es ganz einfach an Blasphemie grenzen würde, die neuen Entwicklungen, die Vorteile und den Nutzen zu leugnen oder den Einfluss der digitalen Medien zu relativieren. Der zweite Grund ist natürlich nach wie vor für viele Einrichtungen ein Problem. Gerade in Deutschland, wo das digitale Bildungsniveau im Vergleich zu beispielsweise Südkorea sehr stark hinkt. Hier ist der Einsatz digitaler Bücher, die durch Tablets konsumiert werden inzwischen verpflichtend. Ähnliche Wege geht man auch in den USA und in der Türkei.

Der Faktor Geld, könnte jedoch bald kein Negativ-Argument mehr sein. Denn wie so oft bestimmt die Nachfrage das Angebot und das Angebot den Preis. Unlängst ist Interessierten bekannt, dass Apple in den letzten Monaten zum Sturm auf die Klassenzimmer aufgerufen und sich dem Schulbuch-Markt gewidmet hat. Mit der Software iBookAuthor wurde im Januar die erste offene Plattform für die Entwicklung von Schulbüchern gelauncht, die es Verlagen ermöglichen soll Ihre Lehrbücher zu digitalisieren und sie somit für das iPad tauglich zu machen. Die drei größten amerikanischen Verlage sind bereits an Bord und in Deutschland wird ab dem Sommer auch von hiesigen Verlagen nachgezogen. Auf der anderen Seite ist aber auch mit der Software eine günstige Alternative auf Konsumentenseite geschaffen wurden, diese Bücher abzurufen und zu lesen.

Mit der dazugehörenden Applikation iBook 2 sollen die Schüler und Studenten künftig via iPad alle Ihre Schulungsunterlagen auf einem Gerät abrufbar haben. Das ist natürlich in vielerlei Hinsicht sehr bequem. Anstatt mehrere schwere Bücher mit sich tragen zu müssen, wird es bald nur noch ein Gerät sein, dass im Schnitt mit 600 Gramm Gewicht Haltungsschäden, gerade bei Kindern, entgegenwirken wirken könnte. Außerdem kann man von ausgehen, dass Investitionen in Schulbücher ebenfalls günstiger ausfallen werden. Schon jetzt zahlt beispielsweise ein amerikanischer Schüler für sein elektronisches Buch maximal 14,99 USD. Das sind umgerechnet in etwa 12 Euro und entspricht nur einem Bruchteil dessen, was man im Handel für eine neue Printausgabe zahlt. Und das wohlgemerkt bei einem nominalen Abnehmermarkt von derzeit 1,5 Millionen amerikanischen Nutzern. Umso mehr Schulen sich dem Wandel öffnen werden, umso günstiger wird der Preis pro Buch auch in Zukunft werden. Sowohl in Übersee wie auch hier zu Lande.

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Die Zukunft beginnt jetzt

Bleibt zu klären, wie man die Schüler mit iPads ausstattet. Dahingehend lohnt sich ein Blick auf zwei der führenden Staaten, die oben bereits erwähnt wurden. Die Türkei und Südkorea. In den kommenden vier Jahren hat es sich beispielsweise der türkische Wirtschaftsminister Zafer Caglayen zum Ziel gemacht, dass jeder Schüler im Besitz eines iPads werden soll. 15 Millionen Geräte stehen somit auf der Agenda und Gespräche mit Microsoft und Apple haben bisher seine Bemühungen zementiert. Südkorea will bis 2015 jedes Schulbuch durch Smartphones und Tablets ersetzt haben und lässt sich das Vorhaben im Rahmen der „Smart Education Strategy“ rund 1,4 Milliarden Euro kosten.

Der Blick auf die beiden Länder hinkt gegenüber Deutschland ferner rein gar nicht. Denn in Deutschland spricht man im laufenden Schuljahr von 11,4 Millionen Schüler, die versorgt werden müssen. Tendenz fallend. Und auch in Sachen Investitionsbudget braucht die derzeitige Regierung die Kosten nicht scheuen, wurde doch der Bildungsetat dieses Jahr um 1,3 Milliarden auf 12,94 Milliarden Euro angehoben. Das ist ein vorher noch nie gesehener Rekordetat hier zu Lande. Also warum dieses Geld nicht in zukunftsweisende und bildungsfördernde Technologien stecken?

Dass nicht nur die genannten Verhältnisse ein Bekennen in diese Entwicklung erfordern, sondern schon alleine die Tatsache dass Schüler auch den Umgang mit diesen Geräten und allem was damit zusammenhängt erlernen sollten, erzeugt noch mehr Dringlichkeit. Ist inzwischen doch auch der Arbeitsmarkt der Zukunft ausgestattet mit diesen Technologien. Schon jetzt arbeiten Großunternehmen wie Siemens nicht nur in der Entwicklung mit Tablet-Computern.

Die Zeichen stehen derzeit also auf Grün und alles was man jetzt verpasst, wird einem in ein paar Jahren einholen. Dass der deutsche Digitalisierungsgrad sowieso schon nicht sehr ausgeprägt ist und man im Vergleich mit anderen Staaten nur auf Platz 16 laut dem World Economic Forum rumdümpelt, sollte schlussendlich ein Erwachen herbeiführen und ein sehr starkes Engagement dieser Tage in allen Bereichen voraussetzen.

schreibt seit 2011 für die Netzpiloten und war von 2012 bis 2013 Projektleiter des Online-Magazins. Zur Zeit ist er Redakteur beim t3n-Magazin und war zuletzt als Silicon-Valley-Korrespondent in den USA tätig.


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16 comments

  1. Der Artikel offenbart an mehreren Stellen durchaus exemplarisch, was an dem Hype um Tablet-PCs schräg ist: ‚IPad‘ wird mal als Markenname, mal als Gattungsbezeichnung verwendet für ‚Tablet-PCs‘. Was also sollen SchülerInnen bekommen? Ipads? Und Siemens arbeitet ganz allgemein mit Tablet-PCs oder speziell mit Geräten der Fa. Apple?

    Die Vorteile des Digitalen Schulbuchs werden hervorgehoben, nicht reflektiert wird die andere Seite der Medaille: Die Verwendung von Büchern, die mit iAuthor erstellt wurden, schränkt die BenutzerInnen ein, diese Medien auf Geräten mit anderen Betriebssystemen zu nutzen. Also darf bei der – naiv anmutenden – Marktanalyse nicht fehlen, dass ein weiteres Gerät der Fa. Apple angeschafft werden darf.

    Fällt noch jemandem der Duktus des Artikels auf? Es wird von ‚Wandel‘ gesprochen, ‚zukunftsweisende Technologien‘, ‚Dringlichkeit‘, natürlich von ‚Arbeitsmarkt‘ und letzlich ‚Erwachen‘. Quellen für diese Statements? Fehlanzeige. Dafür der hübsche Slang der Marketingabteilungen.

    Man möchte Entscheidungsträgern – und Leuten, die ernsthaft und auf professionellem Niveau an den Möglichkeiten von Tablet-PCs in der Bildung interessiert sind – zurufen: Informiert Euch, aber nicht über Phrasen in Blogartikeln, deren Autoren nicht mehr und nicht weniger als begeistert sind von ihren Geräten.
    Relevanter Inhalt wird dadurch noch nicht produziert.

  2. Schon wieder jemand der Tablets und Tablets PC („Der Tablet-Computer iPad“) nicht unterscheiden kann! Vergleicht doch bitte nicht ein lächerliches i-Pad mit einem PC. In fast jedem Artikel wird die Bezeichnug falsch verwendet und suggeriert was falsches vor! NOCH kann ein PC ein x-faches im Vergleich zu einem Tablet.

  3. @Baloo.. natürlich kann er das. Und dennoch ist es ein Computer.

    @Daniel Rohde-Klage.. Recht hast du, dass ich ab und an iPad und Tablet ein wenig gleichgestellt habe. Das kann dann natürlich für Verwirrung sorgen. Mit deiner Kritik, dass der Artikel nur die Vorteile beleuchtet, hast du insofern auch recht. Jedoch habe ich das ganz klar in der Einleitung auch gesasgt…

    „Auf der anderen Seite streiten sich aber auch die Geister, wie viel Konsum dieser digitalen Medien gut für uns ist und vor allem wie der Aufbau der Infrastruktur von Print auf Digital finanziert werden soll. Möchte man aber über vorteilhafte Entwicklungen sprechen, dann kann man aktuell kaum ein geeigneteres Beispiel heranziehen als den Einfluss des iPads in der Bildung.“

  4. Und die Mädels müssen sich keine Spiegel mehr anschaffen…

    Das iPad taugt schon aus ergonomischen Gründen nicht als Textbook-Ersatz.

  5. Und wieder einmal wird dem „hohen Priester“ Apple, vorgeworfen etwas erfunden zu haben das es schon lange vor dem iPad gab … :-(, der Tablet PC! Ich muss gestehen dass das Apple Produkt durchaus seine stärken hat, aber es ist nun aber auch nicht sooo der Konkurenz überlegen wie als getan wird.
    Irgendwie „stört“ mich dieser öffentlich (Mittel) Support für eine Firma, egal wie die nun auch heissen mag. Wenn dann würde ich mir wünschen das solche Dinge „Produkt-Namen“ neutral ausgetragen werden …

    Nix für ungut,
    Roland Kern

  6. Ich bin doch ziemlich erstaunt über die inzwischen medial aufgehypte Aufregung, das Apple mit Schulen kooperiere und so seine Produkte in Schulen platzieren könne.

    Das hat doch über fünfzehn Jahre niemanden interessiert, als es an ALLEN Schulen und Unis selbstverständlich war, das Microsoft sein Windows ausgiebig breit machen durfte und konnte, wofür den Schulen exorbiitante Lizenzgebühren abgenommen worden sind.

    Technologisch ist Apples System offenen und modernen Betriebssystemen doch wesentlich näher, so das ein Umstieg auf andere Plattformen wesentlich einfacher gelngt, die Auswahl an freier Software ist größer.

    Solange Schulen nicht in der Lage sind, komplett freie Betriebssysteme wie Linux einzusetzen, ist Apple zumindest ein Schritt in die Zukunft, während Microsoft Rückschritt bleibt.

  7. Klar eigent sich das IPad für Lehrer – keine Frage. Aber warum kann ein Computer das „x-fache“ von einem PC? Auf den meisten neueren Notebooks & Tablets sind doch mittlerweile sogar die gleichen Betriebssysteme installiert. Es hat halt den Vorteil, dass man alles in der Tasche haben kann – bei sich – ob im Zug, oder zu Hause, das spielt keine Rolle. zwar mag ein aktueller Laptop von beispielsweise Asus leistungsstärker sein, aber ich bin davon überzeugt, dass mit der Zeit nur noch Tablets eingesetzt werden – wobei solche auch mittlerweile als Pc genutzt werden können.

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