PR-Debakel für Spotify wegen neuer Datensammelei

Instagram ist es schon passiert, Facebook passiert es dauernd und jetzt war einmal Spotify dran: Weil man die Nutzer nicht ausreichend über die anstehende Änderung der Nutzungsbedingungen informierte, musste der Musik-Streaming-Dienst einen medialen Shitstorm über sich ergehen lassen. Spotify-Chef Daniel Ek entschuldigte sich sogar öffentlich für die Kommunikationspanne und versprach Besserung.

Am Donnerstag vergangener Woche, poppten die ersten Berichte, unter anderem jene von heise.de und von Wired im Netz auf, die über die neuen Geschäftsbedingungen des Musik-Streaming-Dienstes Spotify berichteten. Die schwedische Firma will sich ab dem 19. September das Recht einräumen, über die Smartphones der Nutzer auf Adressbücher, Standortdaten oder Fotos zuzugreifen und außerdem Informationen über ihre Geburtstage einzuholen. Und das brachte dann einige auf die Palme: Spotify räumt sich das Recht ein, diese Daten mit Dritten zu teilen, etwa Werbenetzwerken. Aus unternehmerischer Sicht ist das verständlich. Drei Viertel der 75 Millionen Nutzer verwenden die kostenlose Version des Streaming-Dienstes, die werbefinanziert ist. Wenig verwunderlich will Spotify, so der Verdacht, seinen Werbekunden ein genaueres Targeting anbieten.

Der Sturm der Entrüstung ließ nicht lange auf sich warten: Viele Nutzer, darunter auch der schwedische Minecraft-Erfinder Markus “Notch” Persson, machten via Twitter ihrem Ärger über die neuen Nutzungsbedingungen Luft und drohten, ihre Accounts bei Spotify zu löschen. Auch der britische Guardian brachte einen großen Bericht über den Nutzerprotest und schon war bei Spotify Feuer am Dach.

Es dauerte keine 24 Stunden, bis sich Spotify-CEO Daniel Ek per Blog-Eintrag zu Wort meldete, um die Sache aus seiner Sicht zu erklären. Mit einem großen “SORRY” vorangestellt erläuterte er im Detail, was man mit den neuen Daten und Berechtigungen, die sich Spotify einholen will, zu tun gedenke. Der Grundtenor: ohne die explizite Zustimmung des Nutzers werde man die Daten gar nicht anrühren und wenn doch, dann werde die Datenverarbeitung natürlich dem Nutzer in Form praktischer Funktionen zugute kommen. Mit den eigenen Fotos könne man bald Cover-Bilder für eigene Playlists gestalten, mit Hilfe der GPS-Daten würde man über beliebte Musik in der näheren Umgebung informieren können und via Kontaktlisten könne man das “soziale” Musikerlebnis verbessern, weil Nutzer auf der Plattform so einfacher zueinanderfinden könnten.

Wie die Zusammenarbeit mit Werbenetzwerken genau funktioniere, darüber hielt sich Ek aber bedeckt. Einzig schrieb er, dass er die Daten anonymisiert an Werbepartner weitergebe. Immerhin versprach der Spotify-Chef, in den nächsten Wochen eine neue Version der Nutzungsbedingungen zu präsentieren, in denen das alles genauer erklärt wird. An dem Umstand, dass Spotify in Zukunft mehr Nutzerdaten sammeln will, wird das aber wohl wenig ändern.


Image (adapted) „Spotify easter eggs“ by Jon Åslund (CC BY 2.0)


 

ist seit 2006 publizistisch auf Papier und Pixel tätig. Er arbeitet in Österreich als Journalist und hat die beiden Sachbücher "Phänomen Facebook - Wie eine Webseite unser Leben auf den Kopf stellt" (2010) und "Digitaler Frühling - Wer das Netz hat, hat die Macht?" (2012) veröffentlicht. In seinem Blog “Jakkse.com” und in Vorträgen schreibt und spricht er gerne über die Menschen und ihr Internet – von Social Media über Mobile Business und Netzpolitik bis zu Start-ups.


Artikel per E-Mail verschicken
Schlagwörter: , , , , , , ,

1 comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert