Messer, Gabel, iPhone. Was gehört auf den Tisch und was nicht?

Manieren 2.0 oder analoges Benehmen im digitalen Zeitalter? Was gehört sich heute noch und was nicht? Zeit für ein paar Gedanken dazu. // von Felicitas Hackmann

Manieren 2.0 oder analoges Benehmen im digitalen Zeitalter? Was gehört sich heute noch und was nicht?

Nachdem Mobilfunkgeräte erst so klein wurden, dass sie in der Hosentasche verschwanden, sind sie jetzt wieder gewachsen. Unter anderem ist das ein Grund dafür, warum sie in Cafés und Restaurants auf den Tischen liegen. Doch auch, weil wir immer alles sofort wissen, reagieren und beantworten wollen. Aber für wie viel WhatsApp, Twitter und Klingelgewitter ist am Tisch Platz? Und müssen wir wirklich immer alles sofort wissen?


Summary of „Messer, Gabel, iPhone. Was gehört auf den Tisch und was nicht?“ (via tldr.io)

Warum ist das wichtig? Wir alle haben ein Telefon. Und ein Problem damit. Erreichbarkeit vs. Abwesenheit im Hier und Jetzt.

  • Telefone gehören ins unseren Alltag, also auch auf den Tisch. Außer manchmal. Manchmal nicht.
  • 99 leere Nachrichten und dann die eine wichtige, die man verpasst.
  • Wir haben die Technik. Jetzt müssen wir nur noch damit umgehen lernen.


Die Meinungen gehen wie so gerne, wenn man über Medien spricht, sehr weit auseinander.

Wir sind in einer Zeit, in der das Telefon eben unser ständiger Begleiter ist. Was soll das also, fragen die einen.

Telefone sollten nie auf dem Tisch liegen, finden die einen. Es sei nervig, wenn es klingelt oder auch nur vibriert reiße es die Gesprächspartner immer wieder aus dem Thema. Und dann müsse ja auch noch schnell geantwortet werden.

Fear of missing out? Der Spagat zwischen Unterhaltung und wichtigen Informationen

Mal ehrlich„, predigte ich einem Bekannten, um zu rechtfertigen, warum mein Telefon manchmal stumm geschaltet in der Tasche bleibt. „Nichts ist tatsächlich so wichtig, dass es nicht auch eine halbe Stunde warten kann. Ich bin weder Arzt, noch die Feuerwehr.“

Doch dann passierte es. Nach einer Stunde in Ruhe arbeiten, schaute ich aufs Display: ein Anruf in Abwesenheit. Und eine Whatsapp-Nachricht, in der mir eine Freundin mitteilte, dass sie auf dem Weg zu mir einen Unfall hatte und nicht wisse was sie tun sollte. Schock, Hilflosigkeit und die Tatsache, dass sie und die Unfallverursacherin sich nicht auf einer Sprache unterhalten konnten, mischten in der Nachricht, die seit 45 Minuten darauf wartete, gelesen zu werden.

Ende gut, alles gut, aber das schlechte Gewissen plagte mich.

Wie konnte ich sie 45 Minuten alleine da sitzen lassen? Da biete ich die Möglichkeit erreichbar zu sein und bin es dann nicht?

Natürlich ist die Frage, wie oft das vorkommt. Und natürlich könnte da auch die Offtime App helfen, die je nach Modus nur gewisse Programme oder Nachrichten von Personen anzeigt. Aber die besagte Freundin wäre nicht auf der Liste, der ‘bitte durchwinken’ Leute gewesen.

Es ist knifflig. Denn besonders wenn ich mit anderen unterwegs bin, möchte ich mich auf sie konzentrieren und nicht 50 Prozent mit der Beantwortung sinnloser Nachrichten verbringen. Und das erwarte ich auch von den Menschen mir gegenüber.

Es stört mich nicht, dass Telefone auf dem Tisch liegen – macht meins auch. Aber das ständige Gepinge wegen wirklich jedem Murks, kann eine Unterhaltung schon sehr schwierig machen. Es stört mich auch nicht, wenn Augen kurz über den leuchtenden Bildschirm fliegen und ein „Da muss ich mal eben antworten“ kommt.

Für 20 Tinder-Unterhaltungen während einer Flasche Wein auf meinem Balkon braucht man aber in Zukunft nicht mehr meine Zeit einplanen. „Tinder bitte, wenn Du alleine Zuhause rumhängst. Ich sitze hier nicht nur für Deine körperliche Präsenz.“ Einmal gesagt war das Problem gelöst.

Die Briten kennen das Problem übrigens:

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Die Technik ist da, aber wie sollen wir damit umgehen?

Telefone gehören zu unserem Alltag. Wir kommunizieren damit, bezahlen (hoffentlich bald) damit, kreieren und teilen Erinnerungen durch das praktische Gerät und vieles mehr. Es geht nicht darum Telefone grundsätzlich auf dem Tisch zu verbieten (soziale Intelligenz voraussetzt „in welchem Restaurant mit welcher Entourage man das macht und wann nicht„), sondern um den Umgang damit.

Auch wenn wir die Technik in unseren Alltag integriert haben, müssen wir noch final herausfinden, wie wir unser Verhalten anpassen. Das wird vermutlich durch ständiges Grenzen testen herausgefunden. Von „Kind, leg das Ding da weg. Da soll der Weihnachtsbraten hin.“ zu „Alle Telefone auf den Tisch. Wer seins zu erst anfasst, zahlt.“ und „Tinder bitte zu Hause.“

studierte Medienwissenschaft in Siegen und arbeitete zwischendurch und danach in Startups wie z.B. Airbnb und Stuffle. Nach San Francisco und Hamburg, ging es 2014 nach Berlin, wo sie als freie Reporterin, für z.B. VentureVillage, schreibt. Ohne Twitter, Foursquare und Spotify geht es nicht! Alles weitere gerne in 140 Zeichen an @frau_feli.


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