Gigaset GS190 im Test – ein Marathonläufer unter den Smartphones

Das Gerät war noch nicht einmal vollständig ausgepackt, da ließ sich schon erahnen, dass das Gigaset GS190, ein Smartphone Made in Germany, eine überraschend hohe Screen-to-body-ratio hat. Warum überraschend? Wissend, dass es für rund 170 Euro zu haben ist, schraubte ich meine Erwartungen gehörig herunter. Aber auch bei näherer Betrachtung, denn kurz darauf hielt ich es in meinen Händen, blieb der positive Eindruck bestehen.

Das Smartphone kommt mit Android 9 Pie, ist gut verarbeitet, liegt geschmeidig in der Hand und hat ein angenehmes Gewicht (genau sind es 172 Gramm). Erstaunt war ich zudem über eine kleine Notch. Das längliche Design des GS190 sprach mich sofort an – vor allem, weil ich für gewöhnlich viel auf meinem Smartphone lese.

Die Rückseite ist in Titanium Grey gehalten. Mir persönlich gefällt die Farbe nicht, das hat aber wenig zu bedeuten. Zu sehen ist dort übrigens eine Dual-Kamera mit 13 Megapixel und ein Fingerabdrucksensor, dazu später aber mehr. Zum Lieferumfang gehört neben dem Ladegerät mit dazugehörigem USB-Kabel (Typ C) auch eine obligatorische SIM-Karten-Nadel. 

Großes, scharfes Display überzeugt 

Meiner Ansicht nach besitzt das Gigaset GS190 zwei große Stärken. Eine offenbarte sich mir unmittelbar nach dem Anschalten des Smartphones: das Display. Auch hier war ich zugegebenermaßen ziemlich erstaunt. Dass es mittlerweile möglich ist, ein Smartphone mit einem so scharfen Display und satten Farben für rund 170 Euro zu erstehen, hätte ich nicht erwartet. Der Bildschirm mit IPS-Panel hat eine Auflösung von 720 x 1560 Pixel und weist dabei eine Punktdichte von 282 auf. Mit einer Diagonale von circa 15,5 Zentimetern (6,1 Zoll) ist es für meinen Geschmack nicht zu groß und nicht zu klein. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass insbesondere die Höhe des Geräts (15,65 Zentimeter) für andere doch etwas zu großzügig ist.

Wie der Titel bereits erahnen lässt, ist der Akku die zweite große Stärke. Bei Gigaset-Smartphones ist das aber keineswegs eine Besonderheit, sondern geradezu die Regel. Das zeigt unter anderem auch unser Test des GS280

Gigaset GS190 – Was steckt drin? 

Beim Wischen durch die Menüs fällt schnell auf, dass das GS190 nicht mit unnötiger Bloatware beladen ist. Das hat das Smartphone auch bitter nötig, schließlich bietet der interne Speicher lediglich für 16 Gigabyte Platz. Dieser lässt sich aber mit einer microSD-Karte um bis zu 256 GB erweitern. Wer möchte, kann außerdem nicht nur eine, sondern gleich zwei SIM-Karten in die entsprechenden Slots einsetzen. 

Der Sound, welcher aus dem eingebauten Lautsprecher kommt, ist recht bescheiden. Wer für längere Zeit auf diese Weise Musik hören möchte, wird damit keine Freude haben. Aber dafür wurde er auch nicht konzipiert (anders als diese Gigaset Smart Speaker). Mich persönlich stört dieser Aspekt nicht. Wenn ich Musik höre, dann mit Kopfhörern. Für gewöhnliches Surfen reichen die Lautsprecher vollkommen aus – sogar bei längeren YouTube-Sessions ohne Kopfhörer. 

Für die Rechenleistung sorgt ein Helio A22, dessen vier Kerne jeweils mit bis zu 2 Gigahertz takten. Hinzu kommen 2 Gigabyte Arbeitsspeicher. Außerdem ist das Gigaset 190 mit einer klassischen Klinkenbuchse ausgestattet. Es bietet aber gleichermaßen USB-C mit Quickcharge-Funktion. Besonders überrascht hat mich eine einfarbige Benachrichtigungs-LED.

Bequeme Entsperrung via Gesichtserkennung 

Ich entsperre mein Smartphone üblicherweise über ein Muster, selten auch mit Hilfe eines Fingerabdrucksensors. Da eine Entsperrung über eine Gesichtserkennung  vergleichsweise unsicher ist, verzichte ich darauf. Trotzdem habe ich alle Varianten ausprobiert und durfte feststellen: Sie funktionieren tadellos. Andererseits stimmt mich die flüssige Gesichtserkennung, die sogar aus schrägen Winkeln noch funktioniert, skeptisch: Erfasst sie mit der 8-Megapixel-Frontkamera einfach besonders viele Details meines Gesichts oder lässt sie gern auch mal fünf gerade sein? Das kann ich schlussendlich nicht beurteilen. Viel wichtiger ist in diesem Fall der Hinweis: Wer nicht allzu viel Wert auf Sicherheit legt, wird auf die schnelle und äußerst bequeme Gesichtsentsperrung nicht verzichten wollen.

Auch wenige Kameraoptionen ermöglichen ansehnliche Fotos 

Hobbyfotografen dürfen nicht zu viel von der Dual-Kamera mit Autofokus und 18 Megapixel erwarten. Der Funktionsumfang ist auf ein Minimum beschränkt. Ich finde das sogar gut, da ich wenig Ahnung von Fotografie habe und mich ungern mit kryptischen Einstellungen auseinandersetzen muss. Effekte wie „Bokeh“ oder „FaceBeauty“ lassen sich noch vor dem Schießen eines Fotos auswählen. In der Nachbearbeitung stehen dann noch einige Filter zur Verfügung. Im Automatikmodus habe ich feststellen können, dass die Kamera nicht immer eine Landschaft als Landschaft erkennt. Das habe ich jedoch nicht als besonders störend empfunden. Vielmehr hat es mich dazu animiert, mir einige Szenen mit dem manuellen Modus genauer anzusehen. Trotz der wenigen Funktionen der Kamera-App lassen sich ansehnliche Fotos schießen, dessen Qualität jeden zufriedenstellen sollte, der weder Hobbyfotograf noch Influencer ist.

Kein Smartphone für Gamer 

Mit den Wischgesten von Android Pie bin ich auch nach mehrwöchiger Nutzung nicht warm geworden – das hat aber herzlich wenig mit dem Gerät an sich zu tun. Dafür aber die Performance, die für diesen Preis in Ordnung, für meinen Geschmack jedoch etwas zu gering ist. Im AnTuTu-Benchmark-Test konnte mein Gerät lediglich 65043 Punkte erzielen. Die neue Galaxy A-Serie von Samsung erzielt durchweg einen deutlich besseren Wert.

Das A40 gibt es bereits für rund 180 Euro und kommt laut AnTuTu-Website auf einen Gesamtscore von 103163 Punkten. Der Wert ist damit zwar nicht doppelt so hoch, aber auch nicht weit davon entfernt. Mit anderen Worten: Das Gigaset steht im Performance-Ranking ziemlich weit unten. Ganz oben dominiert übrigens derzeit das ROG Phone 2 mit 396813 Punkten (und kostet rund 800 Euro). Mit der Auswertung des AnTuTu-Belastungstest wurde außerdem deutlich, dass die Leistung des Prozessors gleich zweimal stark eingebrochen ist.  

Die wichtigere Frage ist allerdings: Inwiefern macht sich das alles im Alltag bemerkbar? Da ich bis auf einige Schach-Apps keine und schon gar nicht grafikaufwändige Spiele-Apps auf meinem Smartphone benötige, fiel die vergleichsweise schwache Performance nicht stark ins Gewicht. Sind allerdings mehrere Anwendungen beziehungsweise Tabs gleichzeitig geöffnet, wird es gern etwas ruckelig. Insbesondere im direkten Vergleich mit leistungsstärkeren Smartphones wird deutlich, dass beim Gigaset GS190 alles etwas gemächlicher zugeht.

Ausdauernd wie ein Marathonläufer  

Eine der zwei großen Stärken des Smartphones wurde bereits erläutert: das Display. Ich würde so weit gehen und sagen, dass der Akku des Smartphones diese Stärke sogar noch toppt. Mit 4000 Miliamperstunden kann das Gigaset GS190 mit den High-End-Geräten, wie etwa dem Huawei Mate 20 (4000 Milliamperstunden) oder dem Samsung Galaxy S10+ (4065 Milliamperstunden), mithalten.

Selbst mit 20 Prozent Akku bin ich gleich mehrere Male problemlos durch den Tag gekommen. Zwei bis drei Tage ohne Aufladen war nicht die Ausnahme, sondern sogar die Regel. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass ich ein moderater Smartphone-Nutzer bin. Stundenlangen Lese-Sessions mit Nachrichten- und Zeitungsapps stand dennoch nichts im Wege. Selbstverständlich benötigen diese Anwendungen auch nicht viel Energie, anders als grafikaufwändige Spiele. Im Standbye-Modus verspricht Gigaset eine Laufzeit von bis zu 600 Stunden. Eine Musikwiedergabe soll bis zu 45 Stunden lang möglich sein, eine Videowiedergabe wiederum bis zu 20. Ob das wirklich hinkommt, habe ich nicht getestet. Ohnehin sind das meistens geschönte Werte. Fest steht aber, dass der Akku des Gigaset GS190 verdammt lange durchhält. 

Fazit: solides Smartphone mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis 

Meiner Ansicht nach überzeugt das Konzept des Gigaset GS190 voll und ganz: Wer auf einen großen internen Speicher und viel Leistung für sehr grafikaufwändige Spiele verzichten kann, ist mit diesem Gerät bestens bedient. Auf dem großen, scharfen Display ist es nicht nur angenehm, zu lesen, sondern beispielsweise auch auf diversen Social-Media-Plattformen unterwegs zu sein. Dazu gesellt sich ein extrem ausdauernder Akku. Für das Gigaset GS190 wurde auf viele Features verzichtet. Das muss allerdings kein Nachteil sein, werden doch viele solcher Funktionen im Alltag gar nicht benutzt oder lediglich als Spielerei angesehen.

Mit einem Preis von 169 Euro fällt das Gerät in die Kategorie der sogenannten Einsteigerklasse. Design und Verarbeitung, ein großes Display mit Notch und der Akku sprechen aber eine andere Sprache. Im Bereich der Performance ist selbstverständlich noch viel Luft nach oben – die Leistung ist dem günstigen Preis aber angemessen. Das Gigaset GS190 ist ein solider Alltagsbegleiter, der sich auf die wesentlichen Funktionen eines Smartphones fokussiert und diese sehr gut ausschöpft. 

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Gigaset GS190, Images by Gigaset

studiert Deutsch sowie Philosophie an der CAU zu Kiel und schreibt dort nicht nur gern Hausarbeiten, sondern auch Artikel für die Hochschulzeitung. Einer seiner Studienschwerpunkte ist die Technikphilosophie. Er interessiert sich für alles, was in kommenden Jahren unsere Gesellschaft revolutionieren könnte – damit ist er bei den Netzpiloten gut aufgehoben.


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