Lohnt sich Hogwarts Legacy? (Test) – Hogwarts Valhalla

Spiele in der magischen Welt von Harry Potter haben schon lange Tradition. Doch lohnt sich Hogwarts Legacy als quasi dritte Generation? Bereits die ersten Spiele zu den Filmen waren zwar keine spielerische Offenbarung, aber weitgehend liebevolle Lizenzspiele, unter denen mit der Quidditch-Weltmeisterschaft sogar ein umfangmäßig leider viel zu dünner Sport-Ableger erschien. Als zweite Generation folgten die beliebten Lego-Spiele sowie einige relativ erfolgreiche Mobile-Apps. Im Hogwarts Legacy Test möchte der neueste Titel mit einer großen Open World und einem unverbrauchten Setting im späten 19. Jahrhundert punkten.

Für das ambitionierte Spiel verantwortlich ist Avalanche Software. Achtung Verwechslungsgefahr: Es ist nicht das Studio hinter Just Cause oder Rage 2 (das ist Avalanche Studios), sondern ein Studio, das zu Warner Bros. Interactive Entertainment gehört. Von den zahlreichen Disney-Lizenzspielen ist ihr bekanntester Titel Disney Infinity, das Disney-Gegenstück zu Skylanders, das Spielfiguren mit NFC-Technik einbindet.

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PC-Version noch nicht ganz rund

Wir haben Hogwarts Legacy auf dem PC getestet. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass die PC-Version im Vergleich zu PlayStation 5 und Xbox Series X noch deutliche Probleme macht. Spätestens wenn man nach Hogwarts kommt, kann es zu teils sehr starken Rucklern. 

Ohne Raytracing und mit einer neueren DLSS-Version lief es aber auch mit einer RTX3070 bei 4K (mit DLSS Qaulity) und Ultra-Details weitgehend flüssig, sodass es im weiteren keinen negativen Einfluss auf das Spielerlebnis hatte. Für ein brauchbares Spielerlebnis raten wir zu einem Rechner innerhalb der empfohlenen Systemanforderungen. Das bedeutet unter anderem eine SSD, 16GB RAM und eine Karte, die mindestens die Leistung einer GeForce 1080 Ti oder AMD Radeon RX 5700 XT hat. 

Das Entwickler-Team ist sich der Probleme bewusst und hat die PC-Performance kurz nach Release schon etwas verbessert.

Neue Schüler:innen für Hogwarts

Dass wir zeitlich gut 100 Jahre vor den Büchern spielen, hat einen großen Vorteil: Das Spiel kann sich mehr Freiheiten rausnehmen. Wir spielen nicht die Ereignisse der Bücher nach und der Hauptcharakter hat auch keine blitzförmige Narbe auf der Stirn. Stattdessen geht es genretypisch erst einmal in den Charaktereditor.

Dieser ist vielleicht nicht ganz so umfangreich, wie man es vielleicht aus anderen Spielen kennt, bietet aber immerhin ein paar Optionen. Statt das Gesicht im Detail anzupassen, haben wir einige Presets, aus denen wir wählen und auch Frisur, Narben, Haut- und Haarfarbe dürfen wir einstellen. Unabhängig vom optischen Erscheinungsbild wählen wir außerdem eine maskuline oder feminine Stimme und dürfen sogar die Stimmhöhe etwas anpassen. Ebenso unabhängig bestimmen wir außerdem, ob wir Zauberer oder Hexe sein wollen.

Hier übrigens noch ein kleiner Einschub zur Rowling-Kontroverse: Während die Autorin negativ durch ablehnende Aussagen zu Transpersonen auffiel, hat das Spiel hier sogar angenehm unaufgeregt eine Transperson ins Spiel integriert. Wie auch manch andere Themen im Spiel, wirkt es nicht mit der Brechstange aufgezwungen, sondern eher beiläufig gehalten.

Ein bisschen schade ist, dass es im Editor keine Prothesen gibt. Da konnte mich ausgerechnet Forza Horizon 5 mehr überraschen. Und gerade in der magischen Welt hätten sich sogar im 19. Jahrhundert ein paar interessante, leicht steampunkige Designs angeboten. Was Hogwarts Legacy jedoch mit dem Rennspiel verbindet sind die Barriere-Optionen gleich beim ersten Spielstart. Sowas sollte eigentlich Standard sein, um allen einen einfacheren.

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4 Häuser – die Qual der Wahl?

Die Charaktererstellung ist jedoch nicht die einzige Entscheidung, die das Spiel schon früh von uns abverlangt. Und während wir einige optische Veränderungen auch nachträglich noch machen können – ein gewisses Cyberpunk 2077 hat das erst später nachgereicht – verlangt uns das Spiel schon recht früh eine viel elementarere Entscheidung ab: Welches Haus soll es denn sein?

Hogwarts ist nämlich eine Zauberschule, in der neue Schüler:innen in eines von vier Häusern eingeteilt werden. Diese stehen grob für die Werte der 4 Schulgründer, die einst selbst ihre Schüler ausgewählt haben. Auf die Geschichte hat es zwar sehr wenig Einfluss, doch es bestimmt wo wir im Schloss wohnen und auch, mit wen wir uns verbunden fühlen.

Für Neulinge fehlt leider eine genauere Erklärung der Häuser, da wir das erklärende Lied des alten Huts leider – aus Gründen – verpassen. Ein Großteil der Spieler wird aber vermutlich schon ein bisschen Vorwissen mit ins Spiel bringen. Trotzdem ist es etwas schade. Allerdings verrate ich schonmal so viel: Ihr habt im Spiel so oder so mit Schülern aller Häuser zu tun. Für mich hätte Hogwarts Legacy ruhig mehr daran setzen können, dass sich das eigene Haus mehr wie eine Familie anfühlt. Für jedes Haus eine Vielzahl an einzigartigen Interaktionen zu schaffen, hätte aber auch einen ungleichen Mehraufwand bedeutet.

Die Story ist weniger schlimm als befürchtet

Im Vorfeld hatte ich ja die schlimmsten Befürchtungen gehabt, was die Geschichte des Spiels angeht. Ich bleibe aber weiter dabei, dass es völlig abstrus ist, Schüler:innen im 5. Jahr einzuschulen. Das ist das Jahr, wo selbst die besten Schüler:innen wegen der ZAG-Prüfungen richtig Panik bekommen und im Dauerstress sind. Dort jemanden ohne Vorerfahrung einzuschulen, passt hinten und vorne nicht. Das hätte nicht einmal Dumbledore gewuppt.

Ich verstehe allerdings das Problem: Im 1. Jahr lernen Schüler noch zu wenig und sind auch noch deutlich jünger. Das ist ein Bremsklotz für die spielerischen Freiheiten, die Hogwarts Legacy bieten möchte. Ein Zeitsprung nach der Einschulung wäre auch wieder unbefriedigend, weil man so vieles dazwischen auslässt. Daher interpretiere ich es als bewusste Design-Entscheidung, im 5. Schuljahr frisch an die Schule zu kommen, auch wenn es trotz „spezieller Fähigkeiten“ sehr weit hergeholt ist.

Trotzdem lohnt sich Hogwarts Legacy auch für die Geschichte. Blendet man nämlich diese Anfängliche Sinnlosigkeit aus, wird man schon gleich zu Beginn in eine grundlegend spannende Geschichte gezogen. Dazu kommt eine sehr illustre Riege an teils herrlich schrulligen Charakteren. Dass das Studio die Welt liebt, merkt man außerdem bereits an den zahlreichen bekannten Familiennamen. Sogar der Schulleiter ist jemand, der Buchkennern nur all zu vertraut ist.

Die Welt von Hogwarts Legacy – Ein Traum für Fans

Kommen wir zum eigentlichen Star des Spiels: Die Spielwelt. Oh was war ich skeptisch im Vorfeld, ob das Gezeigte nicht ein bisschen zu ambitioniert ist. Dabei lohnt sich Hogwarts Legacy schon fast wegen der Spielwelt an sich.

Wenn man nach dem Prolog erstmals durch Hogwarts wandert, erschlägt es einem wirklich die Sprache. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, welches mir ein so großes Gebäude frei zum erkunden gibt. Hogwarts ist einfach gigantisch und strotzt nur so vor Details. Eigentlich alles, was man aus den Büchern kennt, gibt es auch hier zu erkunden.

Es gibt die große Halle, den Uhrenturm, mehrere Höfe, riesige Türme und allein die Gewächshäuser sind ein Anblick, der meinem braunen Daumen plötzlich eine Leidenschaft für Pflanzen aufbrodeln lässt. Und jeder Raum des Schlosses ist begehbar. Ihr könnt sogar unter die große Halle, wo die Hauselfen fleißig für das nächste Festmahl kochen.

Das gleiche setzt sich auch in anderen Orten fort. Das Dorf Hogsmeade lädt zum Lustwandeln und neben den bekannten Sehenswürdigkeiten wie den Drei Besen, dem Honigtopf oder Zonkos könnt ihr auch (fast) jedes andere Haus betreten. 

Doch die Ländereien gehen noch viel weiter als ich gedacht hätte. Es ist nicht nur der verbotene Wald, sondern viel mehr Landschaft, die darauf wartet, erkundet zu werden. Darunter auch mehrere kleine Zaubererdörfer, alte Ruinen, Rätsel und mehr. Zum Teil sind diese Gegenden sogar viel stimmiger gestaltet als befürchtet und für mich sogar deutlich vielfältiger als etwa Assassins Creed Valhalla. Dennoch erinnert vieles an die Assassinenspiele. Noch dazu erstrahlt die Welt in mehreren Jahreszeiten.

Hier und da bröckelt die Immersion dann doch

Ich war echt erstaunt wie gut Hogwarts Legacy die „Ubisoft-Formel“ übernommen hat. Das bedeutet aber auch, dass wir irgendwann massenweise Mapmarker für Collectables abgrasen. Das wirkt dabei allerdings sehr gut mit der Magiewelt verknüpft. Selten hat sich die Sammelwut so nahtlos in das Setting eingefügt, wie es in Hogwarts Legacy der Fall ist. Sogar das Buch in dem unsere Erfolge gesammelt werden ist ein Teil der Geschichte.

Zusammen mit der großen Welt, führt es leider dennoch dazu, dass man irgendwann dann doch mehr Zeit außerhalb des Schlosses verbringt als drinnen. Das spricht zwar für den Erkundungsaspekt, lässt einem aber mitunter vergessen, dass man ein Schüler ist – noch dazu in einem der anstrengendsten Schuljahre mit wichtigen Prüfungen. Da sind es also fast schon wieder zu viele Freiheiten außerhalb des Schlosses.

Aber selbst innerhalb der Schule ist nicht alles völlig stimmig. Abseits bestimmter Szenen spulen die Charaktere meist ihre Standardanimationen mit vor sich gefalteten Händen ab. Auch viele Gesichter außerhalb der Hauptcharaktere wirken deutlich detailärmer mit noch schwächerer Mimik. Das betrifft oft auch den eigens erstellten Hauptcharakter.

Und obwohl man überall im Schloss Schüler und Geister bei verschiedenen Aktivitäten sieht, wird’s im eigenen Haus dann auf andere Art gespenstisch. Komischerweise ist zwar der Gemeinschaftsraum in der Nacht leer, doch in den Betten der Schlafsääle ist niemand. Betten oder Stühle selbst nutzen? Ebenfalls Fehlanzeige. Auch sonst gibt es mit den Mitschülern, wie anfangs erwähnt, nur wenig Berührung.

Der Hauptcharakter führt ein Gespräch mit ineinander gefalteten Händen
Ineinander oder übereinander gefaltete Hände sind die Standardanimation für fast jedes Gespräch. Das wirkt schon sehr früh eintönig.

Hogwarts Legacy fehlt es an guten Schreibern

Man hat auch kaum das Gefühl, dass man wirklich einem Schulalltag nachgeht und auch die zusätzlichen Extraübungen der Professoren wirken leider schnell sehr formelhaft. Ein paar Charaktere wie der Slytherinschüler Sebastian oder die Bardame Sirona liefern eine spannende Grundlage, aber vor allem der eigene Charakter bleibt immer blass, als wäre man nur ein Vorbeigehender. Man hat nicht das Gefühl wirklich Freundschaften aufzubauen, schulische Rivalitäten fehlen und überhaupt gibt es kaum wirkliche Dialogoptionen.

Ich hätte einfach gerne meinen Jahrgang im eigenen Haus besser kennengelernt, mit Freunden das Schloss unsicher gemacht, meinem Erzrivalen einen Flucht aufgehalst und mich öfter vor Lehrern für meine illegalen Erkundungen gerechtfertigt. Besonders schade finde ich, wie viel Potential man beim an sich sehr interessanten Schulleiter verschenkte.

Auch dass man als Neuling gleich in tödliche Gefahr kommt und sogar selbst tötet, wird in Dialogen einfach mal totgeschwiegen. Trotz einer guten Grundidee der Story, interessanten Nebencharakteren und viel Liebe zur Zauberwelt fehlt es dem Spiel sichtbar an guten Schreibern.

Das Resultat: Es fehlt die Dynamik und Emotionalen zwischen den Charakteren, vor allem im Umgang mit dem Hauptcharakter. An sich war ich dann ganz happy, dass ich mich für Slytherin entschieden habe, weil es gut zur Distanziertheit zu anderen Charakteren passt. Am Ende habe ich den Charakter dennoch etwas freundlicher ausgespielt als ursprünglich gedacht. Es mangelt einfach an guten Dialogoptionen, bzw. überhaupt an Dialogoptionen. Auch hatte ich nie das Gefühl, dass eine Entscheidung wirklich einen Einfluss auf das Spielgeschehen hat.

Spielerisch überraschend vielfältig

Neben der Größe und Qualität der Spielwelt hat mich auch noch ein anderer Aspekt überrascht: Hogwarts Legacy lohnt sich auch spielerisch. Vor allem bei den Kämpfen hatte ich vor Release eine ganz böse Vorahnung. Tatsächlich aber macht das Kampfsystem Spaß. Fast jeder Zauber hat seine Daseinsberechtigung im Kampf und führt auch zu interessanten Wechselwirkungen. Ebenso ist das Ausweichen und parieren von Zaubern ziemlich gut umgesetzt. Der Schwierigkeitsgrad „Normal“ kann dabei schon sehr knackig sein, war für mich aber eine gute Balance, damit auch das Brauen von Tränken eine Daseinsberechtigung hat.

Die Alchemie ist eine der wichtigsten Nebentätigkeiten und entfaltet sich erst so richtig mit dem Raum der Wünsche. Dieser punktet mit einem überraschend umfangreichen und gut zu bedienenden Housing und auch eure Basis fürs Crafting. Dazu fangt ihr sogar Tierwesen, die in ziemlich weitläufigen Vivarien umhertollen.

Trotzdem wünscht man sich hier und da gerne „mehr“. Man hat schnell alle wichtigen Pflanzen für die nur 8 verschiedenen Tränke angebaut. Dafür sind die Tränke jeweils eindeutig von ihrem Einsatzzweck und können Kämpfe deutlich vereinfachen. Auch die Tierzucht bietet euch viele bekannte phantastische Tierwesen, sogar mit „Shiny“-Varianten à la Pokémon. Trotzdem bleibt das System sehr simpel und dient vor allem für Crafting-Zutaten.

Dafür schafft Hogwarts Legacy eine vorbildliche Balance seiner Features. Gerade weil jedes für sich recht simpel gehalten ist, entsteht wenig Zwang und kein Feature erdrückt das andere. Es ist ein guter Mix zwischen Kämpfen, Erkundung, Sammeln, Housing, Haupt- und Nebenquests. Sowohl bei den Sammelaufgaben als auch in der Mainquests gibt es außerdem auch immer Rätsel, die aber nie unfair gestaltet sind. Die Belohnungen für Collectables sorgen dabei teils für mehr Komfort, ohne dass sie zwingend nötig sind.

Ganz viel Transmog-Liebe

Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle jedoch das Transmog-System. So bezeichnet man in Spielen die Möglichkeit, das äußere Erscheinungsbild der Ausrüstung unabhängig der spielerischen Werte anzupassen. Das war bei Cyberpunk 2077 lange Zeit eines der meistgewünschten Features der Community. Hogwarts Legacy bekommt von mir gleich zu Release schon ein „Erwartungen übertroffen“ für seine Implementierung.

Schon von Beginn an werdet ihr mit Ausrüstung überhäuft. Eines der wenigen spielerischen Schwächen ist, dass selbst die einfachste Raritätsstufe oft bessere Werte hat, als eure aktuelle Ausrüstung. Ihr seid also ständig am Umrüsten mit neuer, anders aussehender Kleidung. Dabei will man eventuell einfach nur seine Schulkleidung tragen. Zum Glück lohnt sich Hogwarts Legacy für modische Zauberer und Hexen.

Für jeden Ausrüstungsslot könnt ihr nämlich anpassen, welchen Look ihr haben wollt. Dass ihr wenig Intentarplätze für Kleidung habt, stört dabei kaum. Ihr könnt bedenkenlos nicht mehr benötigte Kleidung verkaufen. Einmal in Besitz, bleibt euch das äußere Erscheinungsbild nämlich als Auswahl im Transmog erhalten. Das darf gerne Schule machen für Transmogs in anderen Spielen.

Hoffentlich bauen die Entwickler noch eine Funktion ein, in der man eine Anpassung dauerhaft anwenden kann. Aktuell muss das optische Erscheinungsbild nach jeder kleinen Änderung der Kleidung neu angepasst werden. Das ist aber mein einziger Kritikpunkt am sonst sehr gut umgesetzten System.

Das Transmog-System in Hogwarts Legacy
Das Transmog-System in Hogwarts Legacy ist vorbildlich umgesetzt. Man muss die Kleidung nur mal besessen haben, um sie auszuwählen.

Spielzeit, Wiederspielwert und Modding

Die Spielzeit von Hogwarts Legacy kann stark variieren. Wer nur der Hauptstory folgt, kann das Spiel in gut 20 Stunden beenden – etwa halb so viel Zeit, also vor Release von einem Entwickler behauptet. Mit den zahlreichen Nebenquests und der riesigen Spielwelt zum Erkunden, kommt man aber sehr einfach 40 Stunden und mehr. Es wäre ohnehin schade, einfach nur durch die Hauptgeschichte zu rushen, wenn die Welt so viel mehr bietet. 

Ich habe mir nachblickend zu Beginn sogar zu viel Zeit gelassen. Einige Features werden erst nach und nach freigeschaltet. Erst zur Hälfte des Spiels hat man weitgehend alles zur Verfügung. Aber gerade zu Beginn ist der Erkundungsdrang einfach noch am größten.

Der Wiederspielwert ist stark abhängig davon, ob ihr Fans des Franchise seid. Die Wahl des Hauses ist ernüchternd irrelevant und ihr habt auch sonst wenige Entscheidungen mit Konsequenzen zu treffen. Die offene Welt mit ihren wechselnden Jahreszeiten dürfte einen aber dennoch immer wieder zu einem magischen Ausflug einladen.

Außerdem könnte das Spiel noch größeres Modpotential bieten. Bereits kurz nach Release gibt es schon zahlreiche kleine Mods, die etwa Zauberstäbe, Kleidungen, Besen, UI-Anpassungen oder Reshades ins Spiel bringen. Ihr könnt sogar auf Thomas der kleinen Lokomotive als „Besen“ fliegen. Ob auch umfangreichere Mods möglich sind, lässt sich so kurz nach Release noch nicht sagen. Aber mit HogWarp ist ein bekanntes Modder-Team bereits an einem Multiplayer dran.

Lohnt sich Hogwarts Legacy für Zauber-Neulinge?

Wer bislang noch kein Harry Potter gelesen oder gesehen hat, dem fehlt natürlich einiges an Bindung. Das Spiel erklärt die Welt zudem weniger als es die Bücher tun. Dort reichte Harrys verwirrter Blick oft aus, damit sein Umfeld ihm Begriffe erklärt, die für die magische Welt völlig normal sind. Außerdem geht es gleich zu Beginn in die Action und was es mit den Häusern der Schule auf sich hat wird ebenfalls nicht geklärt.

Ich würde an dieser Stelle zumindest empfehlen, über die Filme eine erste Vorstellung der Welt zu bekommen, damit man die Umsetzung im Spiel besser zu würdigen weiß und weniger Fragezeichen zur Unmenge an fremden Begriffen hat. Auf der anderen Seite sind Neulinge aber auch weniger vorbelastet. Außerdem gibt es ein überraschend gutes Kampfsystem und eine ganze Menge Mechaniken, die auch spielerisch für einen langen Spaß sorgen.

Lohnt sich Hogwarts Legacy für Potterheads?

Seid ihr bereits Kenner und Fan des Franchise ist die Empfehlung eindeutig: Spielt unbedingt Hogwarts Legacy! Eine bessere Hogwarts-Erfahrung konnte man noch nie selbst spielen und bis ein möglicher Nachfolger kommt wird sicherlich noch einige Zeit vergehen.

Das Spiel ist pure Harry Potter-Liebe und lässt euch unter anderem ein Hogwarts und Hogsmeade erkunden wie ihr es aus den Büchern und Filmen kennt. Den Entwicklern ist es gelungen Filme und Bücher zu einem nahtlosen Gesamtbild zu vereinen, in dem alle Orte nahtlos miteinander verbunden sind. Ihr findet auch unzählige Details wie bekannte Familiennamen oder Gemälde im Schloss.

Gerade für den Fan ist es dann aber schade, dass hier und da die Fassade bröckelt. Das fängt mitunter schon bei der Einschulung in der 5. Klasse an und zieht sich weiter durch den Schulalltag – der an sich über die Gesamtheit des Spiels nämlich eher fehlt. Ist die Zauberschule anfangs noch der gefühlte Hauptcharakter, sieht man Hogwarts immer seltener und verbringt um Welten mehr Zeit im Raum der Wünsche als im Gemeinschaftsraum.

Insgesamt ist es aber vor allem ein Meckern, was das Spiel noch sein könnte. Es bietet über den reichlichen Fanservice nämlich auch eine überzeugende spielerische Basis und das kommende Avatar-Spiel darf gerne mal rüberschielen, wie man eine Lizenz in offener Welt gut umsetzt. Und weit entfernt von der Ubisoft-Formel ist auch Hogwarts Legacy nicht. Es hätte auch Hogwarts Valhalla heißen können.

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Image by Avalanche Software via IGDB

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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