CULTURE&VIDEO TIPPS vom 23. August

Culture&Video heute mit den Parteien zur Wahl, einer flinken Rasur und dem saloppen Umgang mit Geschichte.

BEWEGTER WAHLKAMPF

Alle vier Jahre sorgen sie für Belustigung. Die Wahlwerbespots der Parteien sind ab und zu absichtlich, meistens unfreiwillig und noch öfter gar nicht lustig. Die Grünen versuchen sich an Satire, kommen aber nicht weit. Zu vorhersehbar die Metapher mit der Schnecke, zu kalkuliert der Aufschrei (in den Kommentaren sprechen einige von einem voll nazimäßigen Vergleich von Mensch und Tier). Das Rednerpult der SPD dagegen hat das Zeug zum Web-Maskottchen, es steht im Garten, auf dem Campingplatz und in der Werkstatt. Nur, wenn es da steht, wo es eigentlich hingehört, vor dem Kanzlerkandidaten, wird alles ein bisschen dröge. Viel Spott bekommt auch die Kanzlerin ab. Mit moderner Wackelkamera und in Heldenpose erzählt sie, was sie möchte, für unser Land. Die Partei dahinter (die ja auf dem Wahlzettel steht) kommt nicht wirklich vor. Vielleicht hätte sie doch besser Marmelade kochen sollen?

NACHTRAG: Der „Hamburger Wahlbeobachter“ hat hier ein paar weitere Perlen des Video-Wahlkampfs zusammen getragen. Darin eine lustig gemeinte Parodie der Jungen Liberalen Thüringens auf die Marmeladen-Kandidatin und der Wahlkampfsong des Harzer SPD-Kandidaten Marco Hening. Das selbstgetextete Lied, vorgetragen in leicht leierndem Disco-Fox,  hat das Zeug zum Klassiker, im Video dreht sich eine silberne CGI-Platte. Das Urteil des Polit-Bloggers Martin Fuchs (auch sonst ist der Hamburger Wahlbeobachter absolut empfehlenswert) über einen weiteren trällernden Kandidaten könnte als Fazit seiner schönen Sammlung herhalten: „Programatik Fehlanzeige“.

MIT RASSISMUS UMGEHEN: Cracking the Codes

Ob in der nationalen Debatte um das N-Wort in Kinderbüchern oder bei der Wiederwahl des ersten schwarzen Präsidenten der USA: Man setzt sich wieder mehr mit Rassismus auseinander. Dabei geht es immer mehr auch um Alltagsrassismus. Vorkomnisse, die unterschwellig passieren; Ausgrenzungen die kaum ein anderer mitbekommt als die anders aussehenden selbst. In diesem Video erzählt eine schwarze Frau von einem Vorfall an einer Supermarktkasse. Mit entwaffndender Logik und Charme zeigt sie, was jeder von uns tun kann: Augen auf und einmischen. 

UNAUTORISIERTE WERBUNG: Mercedes Collision-Prevent-Assist-SystemSource

Wenn Filmstudenten sich an Autowerbung versuchen ist das bestimmt nicht im Sinne der Marketingabteilung des Herstellers. Hier könnte man aber meinen, Mercedes hätte heimlich seine Finger im Spiel. Zu ausgetüftelt ist die Idee, zu professionell die Umsetzung. Und lustig ist er auch. Warum mehrfach und in großen Einblendungen darauf hingewiesen wird, dass es keine Verbindung zum Konzern gibt, wird am Ende klar.

BART AB: Stop-Motion-Rasur

Zwei Millionen Klicks in wenigen Tagen. Der Fotograf Ben Garvin hat nur mit seinem iPhone etliche Standbilder  seiner Rasur geknipst und amüsant andeinander geschnitten. Was rauskommt ist wie so viel virale Hits ein nettes Späßchen, nicht mehr und nicht weniger. Für den Feierabend. Schönes Wochenende.

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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