Collaborative Economy: Vertrauen in die Gesellschaft

„Gemeinsam sind wir stark!“ – ist eine allgemein bekannte Floskel, die bereits begann in Vergessenheit zu geraten. In unserer konsumgetriebenen Gesellschaft drehte sich alles darum, noch mehr haben zu wollen, unabhängig davon, ob dringend notwendig oder absolut überflüssig. Ein Wertgegenstand oder Vermögen wurde, wenn überhaupt, meist nur an einen kleinen Personenkreis verliehen oder ihm zum Gebrauch überlassen, bis der Gedanke des Teilens immer weiter in den Mittelpunkt rückte. „Wir lernen zu teilen, noch bevor wir zu kaufen lernen“, so auch die Autorin der Studie Sharity: Die Zukunft des Teilens Karin Frick. Collaborative Economy nennt sich der Überbegriff, der immer stärker aufstrebenden Bewegung, bei der es darum geht, Häuser, Autos, Arbeitsräume und andere Wertgegenstände mit seinen Mitmenschen zu teilen. Hinter dem Oberbegriff verstecken sich verschiedene Geschäftskonzepte mit schön klingenden Namen, wie Crowdfunding, Crowdsourcing, Slacktivism oder Coworking. Ihnen allen zu Grunde liegt der Gedanke der gemeinsamen, zeitlich begrenzten Nutzung von Ressourcen, die nicht dauerhaft benötigt werden. Sich unter Verwandten, Freunden oder im Nachbarschaftskreis zu helfen, war und ist gang und gäbe. Aber auch das Teilen mit Fremden über Sharing-Dienste bietet sich besonders bei kostspieligen Wertgegenständen als tolle Alternative zum Kauf an, bei dem das Internet als positiver Garant mitwirkt. „Das Internet ermöglicht eine neue Kultur und Wirtschaft des Teilens, auch unter Fremden„, so Rohleder der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, welcher eine repräsentative Befragung zum Thema Sharing Economy in Auftrag gab. Der Erhebung zufolge haben 16 Prozent der Internetnutzer schon Gegenstände über einen Sharing-Dienst genutzt, wobei Werkzeuge sowie Sport- und Freizeitgeräte am gefragtesten waren. Von den Personen, die eine Alternative des Teilens bisher nicht genutzt haben, können sich fast 46 Prozent vorstellen, dies zukünftig zu tun.

Kein Hype sondern eine moderne Lebensphilosophie

Bei der modernen Lebensphilosophie geht es vor allem darum, verantwortungsbewusst mit eigenen und fremden Ressourcen unserer Umwelt und Mitmenschen umzugehen. Vor allem soziale Netzwerke leisten ihren Beitrag und tragen zur Förderung dieses Trends bei. Sie ermöglichen es virtuelle Gemeinschaften zu bilden und unabhängig von Raum und Zeit, Personen mit gleichen Interessen auf eine simple Art und Weise zusammenführen. Hinter dem Begriff Collaborative Economy, oft auch als Sharing Economy bezeichnet, steckt nicht ein, wie zu Beginn von so manchen vermuteter Hype, sondern eine immer stärker werdende Bewegung. Mehr und mehr Startup-Unternehmen sprießen aus dem Boden und entfalten ihre Ideen, die sich an einer nicht vom Konsum geleiteten Gesellschaft orientieren. Auch die EU-Kommission hat inzwischen erkannt, dass es keinen Sinn macht der Sharing Economy, gegen die sich zahlreiche Unternehmungen und ganze Staaten wehren, einen Riegel vorzuschieben und unterstützten die kollaborative Wirtschaft. „Die kollaborative Wirtschaft wächst schnell und ist bei den Verbrauchern beliebt, weil sie dort oft bessere und billigere Dienstleistungen finden„, sagte EU-Binnenmarktkommissarin Elzbieta Bienkowska. „Und sie wird nicht wieder verschwinden, egal, ob uns das gefällt oder nicht.“ Während es hierzulande nach wie vor Bestrebungen gibt, die gegen die Sharing-Economy-Entwicklung arbeiten, nennt sich die südkoreanische Hauptstadt Seoul offiziell „Sharing City„. Der Bürgermeister Park Won-soon leitete das Projekt „The Sharing City, Seoul“ bereits im Jahr 2012 ein, um wirtschaftliche, soziale und Umweltprobleme der Stadt den Kampf anzusagen und gegen Ressourcenverschwendungen vorzugehen.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Not macht bekanntlich erfinderisch. Ebenso wie Geldmangel oder übertrieben hohe Preise für Dienstleistungen. So auch bei dem dänische Startup TrunkBird. Eine Plattform, die Menschen, die ihr Hab und Gut von A nach B transportiert haben wollen, mit Fahrern zusammenbringt, die den Weg ohnehin antreten. Aus einem eigenen Bedürfnis an einem solchen Service sowie der „Faszination an der Sharing Economy und dessen Geschäftsmodells heraus, bei dem sich Personen gegenseitig helfen und gleichzeitig ihre Kosten senken“ entstand das Startup. Vergleichbar ist das Konzept mit der Onlineplattform BlaBlaCar für Mitfahrgelegenheiten, nur das bei TrunkBird ein Warentransport erfolgt und nicht Personen mitfahren. Nach einem holprigen Start entwickelte sich die Geschäftsidee und zog Investoren an Land. Und erneut fügte sich ein Puzzleteil in das Bild der Sharing Economy, wie bereits zuvor bei Unternehmen wie dem Zimmervermittler Airbnb, Autovermieter und Transporterverleiher Drivy oder der Flugzentrale Wingly.

Der neue Zeitgeist: Bringt er Gefahren mit sich?

Der Wandel in der Gesellschaft kann zukünftig dazu führen, dass wenige Eigentümer, durch das miteinander teilen, vielen Besitzern gegenüber stehen. Kommt es dazu, werden vor allem Produktionsunternehmen ihre bisherigen Strategien überdenken müssen. Dieser neue Zeitgeist der Sharing Economy soll zwar kurzfristig einen positiven Effekt erzielen, jedoch wird langfristig gesehen befürchtet, dass diese Unausgewogenheit von Eigentum und Besitz zu einer zentralisierten Besitzgesellschaft führt. Dabei stellt sich die Frage, ob es in der hochmodernen, schnelllebigen und zum Teil von Egoismus getriebenen Gesellschaft es wirklich verkehrt ist, näher aneinander zu rücken und Werte miteinander zu teilen. Außer Frage steht jedoch, dass sich ein deutliches Spannungsfeld zwischen den neuen und traditionellen Geschäftsfeldern aufgebaut hat.

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Image (adapted) „Life is Sharing“ by Alan Levine (CC BY 2.0)


absolvierte ihr Wirtschaftsstudium an der Fachhochschule Kärnten im schönen Österreich und verbrachte ihr Auslandssemester in Trondheim/Norwegen. Eine offene und kommunikative Persönlichkeit, die sich Social Media Themen und ihrem Hobby Tanzen hingibt. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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