Screen Radar: Noch nie war der deutsche Film so beliebt

Für die Netzpiloten stellt Arthur Avenue Kino-Neustarts vor und bespricht die wichtigsten Film-Themen. Dieses Mal mit einem Rückblick auf das Kinojahr 2015-2016, einer Märchen-Empfehlung, einem neuen Han Solo und der Aussicht auf einen Pokémon-Realfilm.

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Neu im Kino

Muss man sehen: „BFG – Big Friendly Giant“ ist die Kinderbuchverfilmung des Roald-Dahl-Klassikers „Sophiechen und der Riese“. Nach „E.T. – Der Außerirdische“ zeigt Regisseur Steven Spielberg abermals, dass es keine Grenzen für Freundschaften gibt – in diesem Fall zwischen einem 12-jährigen Waisenkind und einem sieben Meter großen Riesen. Die beiden Außenseiter lernen in ihren Abenteuern, dass es okay ist, zugleich ängstlich und heldenhaft zu sein. Die Erzählung ist zwar kindgerecht aufbereitet, bietet aber auch so viele visuelle Highlights wie schon lange kein Film zuvor. Etwa wenn die Kamera zwischen den Größenunterschieden hin und her wechselt und sich ganze Kulissen in den Kulissen aufbauen. Wir sind große Fans von Dahl (er schrieb auch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ sowie „Der fantastische Mr. Fox“) und finden, dass Spielberg den träumerischen Ton seines Märchens ganz und gar trifft.

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Kann man sich sparen: Das dialogreiche französische Kino erfreut sich in deutschen Arthouse-Kinos einer großen Beliebtheit. Zu Recht, denn die Franzosen bringen ihren ganz eigenen bitterbösen Humor in die Kinolandschaft mit ein. Im Falle von „Frühstück bei Monsieur Henri“ hat man über dieselben Späße allerdings schon zu oft gelacht. Da gibt es den zynischen Rentner, der von seinem Sohn eine junge Untermieterin aufgeschwatzt bekommt. Die bringt zwar erst die ordentliche Hausordnung durcheinander, mit der Zeit erkennen aber beide, dass sie es miteinander doch ganz gut getroffen haben. Dieser Erkenntnisprozess ist sehr vorhersehbar und uninspiriert umgesetzt.

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Thema der Woche

Die erfolgreichsten Filme 2016 (bisher): Gefühlt spielt der deutsche Film nur eine untergeordnete Rolle im Kino. Hin und wieder schaffen es Til Schweiger oder Michael „Bully“ Herbig zwar, die Massen zu mobilisieren, aber im Allgemeinen bestimmt Hollywood, was von Interesse ist. Das bestätigt sich insbesondere bei den Ticketverkäufen. Mitte Juli sieht die Top Drei der meistgesehenen Filme 2016 im Kino wie folgt aus: Mit 3,73 Millionen Besuchern führt der Disney-Animationsfilm „Zoomania“ das Ranking an. Der Abstand zum zweitplatzierten „The Revenant – Der Rückkehrer“ mit Oscar-Gewinner Leonardo DiCaprio beträgt immerhin fast eine Million Kinogänger (2,79 Millionen). An dritter Stelle folgt als große Überraschung „Deadpool“ mit 2,69 Millionen Besuchern – und das trotz hoher Jugendfreigabe für den Superhelden mit der großen Klappe. Der deutsche Film ist mit „Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs“ von Detlev Buck (fast 2 Millionen Besucher) und „Der geilste Tag“ von Florian David Fitz (1,66 Millionen Besucher) auf den Plätzen Nummer Vier und Sieben vertreten. Erfahrungsgemäß dürfte es bis zum Ende des Jahres allerdings schwer werden, diese Platzierung zu verteidigen, da Hochkaräter wie „Ghostbusters“, „Findet Dorie“ und „Rogue One: A Star Wars Story“ erst noch anlaufen. Ein gänzlich anderes Bild versucht nun aber die deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) zu zeichnen. In einer Auswertung des „Rekordjahres 2015“ kam zum Beispiel heraus, dass die Besuche von deutschen Produktionen im vergangenen Jahr um satte 19 Prozent anstiegen (von 34 auf 41 Millionen Tickets), während US-Filme im gleichen Zeitraum nur einen Zuwachs von vier Prozent verzeichnen konnten. Der Umsatz deutscher Filme stieg von 250 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 319 Millionen im Jahr 2015. Danken darf man dafür insbesondere der jungen Zielgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen, die mit ihren zwei, drei Besuchen im Jahr so oft ins Kino gehen wie niemand sonst – und sich schließlich bei jedem dritten Film für einen deutschen entscheiden. Komödien wie „Fack Ju Göhte 2“ oder „Honig im Kopf“ stehen besonders hoch in der Gunst des Publikums. In Schulnoten ausgedrückt, würden die Zuschauer fast jedem zweiten deutschen Film die Schulnote „sehr gut“ vergeben. Alle Zahlen und weitere Insights hält die Studie bereit, die ihr hier findet. Und apropos deutscher Film: In der letzten Woche haben wir euch „Toni Erdmann“ ans Herz gelegt. Das wäre so ein Beispiel, dem wir eine glatte Eins verpassen würden. Also nichts wie rein ins Kino und anschauen!

Toni Erdmann (Image by Komplizen Film)
Toni Erdmann (Image by Komplizen Film)

Neues aus der Filmwelt

Ein Pokémon-Realfilm kündigt sich an: Nach dem einschlagenden Erfolg von „Pokémon GO“ wurden die Gespräche zwischen Lizenzgeber Nintendo und dem Filmstudio Legendary wieder aufgenommen. Beide tänzeln schon seit einiger Zeit umeinander herum, jedoch gab es lange Zeit keinen Grund zur Eile. Die inzwischen 19 (!!) Anime-Filme haben schließlich immer weniger Leute angesprochen. Das sieht nun anders aus! Denn das weltweite Interesse ist durch das neue Augmented-Reality-Spiel so groß wie nie zuvor. Legendary konnte zuletzt schon Erfahrungen mit der Verfilmung von „Warcraft: The Beginning“ sammeln. Für das neue Drehbuch hat sich bereits der Pokémon-Fan und „Chronicle – Wozu bist du fähig?“-Autor Max Landis ins Spiel gebracht. Nach dem Drehbuch für das vielbesprochene „Power Rangers“-Reboot wäre das bereits ein zweiter Coup innerhalb kürzester Zeit. Los Max, schnapp sie dir alle!

Darauf freuen wir uns

„White Girl“: Was macht eigentlich Dana Brody, Tochter von Nicholas Brody in der US-Serie „Homeland“ heute? Sie heißt jetzt Leah (na gut, und die Schauspielerin dahinter eigentlich Morgan Saylor) und steckt mächtig in der Klemme. Denn sie ist mit einem Drogendealer zusammen und sowieso die meiste Zeit ziemlich high. Als ihr Freund plötzlich festgenommen wird, steht sie allein mit einer großen Portion Kokain da. Was soll sie damit jetzt bloß machen? Der Trailer lässt bereits an Klassiker wie „Kids“ und „Requiem for a Dream“ denken. Auch Elizabeth Woods erster Film wirkt auf den ersten Blick laut, sozialkritisch und unangepasst.

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Frisch besetzt

„Han Solo“-Spin-off mit Alden Ehrenreich: Euch ist der Hype um Star Wars schon zu viel? Dann hört ihr jetzt wohl besser weg, denn Disney und Lucas Film nehmen gerade erst so richtig Fahrt auf. Im Jahresrhythmus sind neue Geschichten aus dem Star-Wars-Universum geplant – auf die offizielle Fortsetzung (Episode 8 kommt noch 2017) folgt im Jahr 2018 das Spin-off über die frühen Abenteuer des Schmugglers Han Solo. Nachdem die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller („The Lego Movie“) knapp dreitausend Schauspieler haben vorsprechen lassen, setzte sich der 26-jährige Alden Ehrenreich als Protagonist durch. Diesen konnte man zuletzt als strunzdummen Cowboy-Mimen in „Hail, Caesar!“ bewundern. Die Besetzung dürfte seiner Karriere endgültig den nötigen Schwung verleihen.


Image (adapted) „Watching a blank Screen“ by Kenneth Lu (CC BY 2.0


Arthur Avenue stellt aktuelle Kino-Neustarts vor und bespricht die wichtigsten Film-Themen.


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