Heute bei Culture&Video: Die ZEIT stellt die Karl-Marx-Allee vor, Banksy wird mit seinen eigenen Mitteln geschlagen und aus London weht Theaterluft durch’s Netz. // von Hannes Richter
Culture&Video durchforstet das Netz nach bewegten Bildern, die bewegen. Dabei werden nicht nur der letzte virale Hype, neue Videos aus Kultur und Musik oder gar ganze Spielfilme und Dokumentation vorgestellt. Auch der Kontext ist immer mit dabei. Mit Hintergrundinfos und interessanten Links, oft auch einem total subjektiven Kommentar präsentiert die Rubrik aktuelle Video-Highlights.
Noch eine Stunde bis zum Vorhang. Die Schauspieler kommen gerade an, man gönnt sich noch eine Zigarette oder ein Pläuschchen. Durch den kargen Hof des Londoner National Theatres hallen schon die ersten kehligen Laute der Kollegen, die sich einsingen. Nach und nach kommt Leben in die Garderoben und den verwinkelten Hinterbühnenkomplex des berühmtesten Theaters des englischsprachigen Raumes. Aus sechs Abenden mit unterschiedlichen Aufführungen hat sich die britische Dokumentarfilm-Regisseurin Pinny Grylls Material zusammengesammelt. Weil Starregisseur Mike Leigh von seinen Schauspielern verlangt, sich bereits eine Stunde vor der Vorstellung „in character“ zu begeben, taumelt Ruby Bentall schon als trauernde Rebellin Victoria (in Grief) über die Flure, während sich das ganze Ensemble von The Kitchen noch in Straßenklamotten bei einer letzten Probe auf der Bühne befindet. In dem nur 30 Minuten langen Film, der zum 50. Jubiläum des Theaters entstanden ist, verschwimmen die einzelnen Aufführungen zu einem chronologischen Kaleidoskop, unterbrochen vom Staccato der Aufrufe durch die Lautsprecheranlage. Ein für Laien einmaliger Blick ins Theaterleben – eine Stunde voller Humor und Anspannung ist vorbei, wenn für die Schauspieler der Vorhang aufgeht.
Eine besondere Straße verdient ein besonderes Format: In einem umfangreichen Online-Feature stellt die Wochenzeitung ZEIT Geschichte und Gegenwart der Berliner Karl-Marx-Allee und ihrer Bewohner vor. „Nirgends zeigt sich der Umbruch Berlins klarer“ behauptet die Titelzeile und tatsächlich: Es ist ein weiter Weg von den Anfängen als sozialistische Prachtstraße bis zur coolen Studenten-WG. Aber das nicht an einen Kiez angebundene, sich feindlich zu seiner Nachbarschaft verhaltende Gebäudeensemble (so drückt es der Architekt Thomas M. Krüger in einer sehr sehenswerten fachlichen Analyse aus, das Video ist gespickt mit Archivmaterial und historischen Details über das Baugeschehen) hat noch nie in seine Zeit gepasst. Damals nicht, als der Zuckerbäckerstil so schnell aus der Mode kam, wie er importiert wurde, und heute erst recht nicht. Zu moderat die Mietpreissteigerungen, zu durchwachsen die Einwohnerstruktur, um ins klassische Gentrifizierungs-Klischée zu passen. Wer dort lange wohnt, der bleibt und wer dort hinzieht, setzt ein Statement. Welches, das ist nicht wichtig. Insofern ist Berlin doch wieder ganz bei sich, in der Karl-Marx-Allee.
Dass der wohl bekannteste Guerilla-Künstler unserer Tage, Street-Art-Idol Banksy, zur Zeit in New York sein Unwesen treibt, weiß inzwischen jedes Kind. Mit süßen Plüsch-Farm-Tieren im Viehtransporter hat er international Furore gemacht und sein Ronald McDonald, der sich von einem Straßenjungen die Schuhe putzen lässt, rief die Polizei auf den Plan. Doch das sind nur die auch hierzulande bekannt gewordenen Werke. Auf der offiziellen Seite seiner „Residency on the streets of New York“ finden sich fast täglich neue Bilder seiner Streifzüge. Es scheint, als würde Banksy gerade eine Art Gesamtkunstwerk an New Yorks Wände basteln. Wobei die Reaktion der Öffentlichkeit nie lange auf sich warten lässt oder: „The city hits back“, wie es das Online-Magazin The Verge nennt. Sei es durch schnelle Übermalungen oder das Anbringen eines Plastikschutzes, um genau diese verhindern. Den coolsten Umgang mit den öffentlichkeitswirksamen Aktionen bewiesen drei andere Künstler. Kurz nachdem Banksy wiedermal auf allen Kanälen war, diesmal weil er am Straßenrand Original-Werke zu Spottpreisen verkaufen ließ, bauten sie einen ähnlichen Stand auf. Lief der Verkauf bei Banksys originalen nur schleppend, gingen die eindeutig als Fake deklarierten Werke nun weg wie warme Semmeln.
Image Screenshot, http://www.banksyny.com/2013/10/18/west-24th-street
Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es um Kinder, die es einfach nicht schaffen, den Computer auch mal auszuschalten.
Frage: Meine Tochter (12) darf unseren Computer täglich eine Stunde benutzen, auch allein. Meist spielt sie Sims oder ist mit ihren Freundinnen auf Skype oder bei Youtube. Leider hält sie sich nie an das abgesprochene Zeitlimit. Jeden Tag überzieht sie, ich muss sie ans Ausschalten erinnern – natürlich gibt es Ärger. Ich habe große Lust, ihr den Rechner ganz zu verbieten, zumindest für eine Weile. Oder gibt es einen anderen Weg?
Katrin Viertel von medienlotse.com beantwortet Fragen rund ums Thema Erziehung und digitale Medien. Heute geht es darum, ob und wie Eltern die Zeit, die jüngere Kinder mit Videospielen verbringen, begrenzen müssen.
Mein Sohn ist fünf Jahre alt, kann noch nicht lesen, aber tadellos seinen Nintendo bedienen. Und das über viele Stunden, wenn wir ihm das Ding nicht aus der Hand nehmen. Was lautstarken Protest zur Folge hat. Können wir ihn nicht einfach daddeln lassen – das wird doch irgendwann von allein langweilig, oder? Weiterlesen »
„In the quest to get ahead – destination often unknown – it’s easy to have life pass you by while you’re focused on other things.“
Die simple Erkenntnis dahinter: „Zeit vergeht – mit dir oder ohne dich.“ Tick-Tack.
Wir haben Armbanduhren, Kalenderwochen und Microsoft Office. Trotzdem bekommen wir den sturen Bock Zeit offensichtlich noch nicht in den Griff. Projekte, Reformpläne, Beziehungen und soziale Bindungen scheitern am Missmanagement des Minutenzeigers. Wir können unsere Zeit nicht anhalten, verlangsamen, können sie nicht biegen und zusammenfalten, so dass sie bequem in die Hosentasche passt.
Zeit ist wirtschaftliche und soziale Ressource geworden. Freie Zeit ist Luxusgut, eigene Zeit eine Rarität. Weiterlesen »