In den Lesetipps geht es heute um die die Finanzierung und Beteiligung der Digitale Agenda, den Preis für E-Books, Yo und einen YouTube-Verein.
301+ Krautreporter: Die Emanzipation der YouTuber: Die deutsche YouTube-Szene wirkt manchmal wie ein sehr bunter Haufen, in der alles Schrille gut ankommt, während gesellschaftliche Themen nur ab und zu Gehör finden. Denn vor allem geht es um die Vermarktung der Videos, mit denen schon heute viel Geld verdient werden kann. Ein paar YouTuber wollen aber mehr als das bzw. in Rahmen der Professionalisierung nicht das opfern, was für sie einmal den Reiz ausgemacht hat, mit den Videos anzufangen und haben in Berlin einen Verein gegründet, den Stefan Niggemeier für die Krautreporter vorstellt.
DIGITALE AGENDA I Handelsblatt: Bundesländer verlangen Finanzierungskonzept für Digitale Agenda: Donata Riedel berichtet im Handelsblatt von einem Zwölf-Punkte-Papier der Bundesländer, in dem sie von der Bundesregierung ein Finanzierungskonzept für die Digitale Agenda verlangen. Laut der kurzen Meldung geht es wohl vor allem um Technologieförderung, Anpassungen und Erforschung des digitalen Wandels im Beruf, sowie den schnellen Ausbau der Breitbandnetze gehen. Letzteres ist bisher nur durch eine Milchmädchenrechnung von Alexander Dobrindt gedeckt, die wohl so nicht aufgehen wird. Vom Länderthema Nr. 1, der Bildung, liest man in Riedels Meldung leider nichts. Das Papier an sich ist nicht verlinkt.
E-BOOKS Wired Germany: Warum kostet ein E-Book, was es kostet?: Auf Wired.de schreibt Kai Wels über die Entstehung des Preises für E-Books. Und wie verschieden die von der Buchbranche herausgegebenen E-Books sind, denn von „Plain Text oder Enhanced, Flowed oder Fixed Layout, ePub1, ePub2 oder ePub3, mit hartem DRM, Soft-DRM oder ganz ohne Kopierschutz“ ist alles dabei. Dazu kommt der Innovationsdruck, die neuen technologischen Entwicklungen nicht nur mitzugehen, sondern vielleicht auch selber zu entwickeln. Das größte Problem der Branche ist aber, E-Books zu akzeptieren und diese Wertschätzung auch zu zeigen, damit sie bei den Lesern auch nicht mehr als das wahrgenommen werden, was E-Books gerade nur sind: „Beiwerk zu gedruckten Büchern“.
YO Medium: Yo, Mid-Term Elections: Über die Rolle von Suchmaschinen bei den in den USA anstehenden Mid-Term-Wahlen haben wir schon berichtet, in den gestrigen Lesetipps auch noch über die Rolle von Facebook. Heute geht es um Yo, die auf Medium eine Partnerschaft mit der Zeitung USA Today bekannt gaben, welche über die Benachrichtigungs-App Informationen zur Wahl verschicken wollen, ähnlich wie es die BBC bereits mit WhatsApp in Indien und Kenia getestet hat. Ach ja, und „ElectYOns“ ist wohl der Wortwitz des Tages.
DIGITALE AGENDA II Bundestag Digital: Onlinebeteiligungstool des Ausschusses „Digitale Agenda“ startet: Gestern startete der Ausschuss „Digitale Agenda“ das erste Onlinebeteiligungstool, um die interessierte Öffentlichkeit einzubinden. Schon das morgen stattfindende Fachgespräch zu Open Data kann hier diskutiert werden. Kritiker bemängeln, dass die Beteiligung nur bei sowieso öffentlichen Terminen möglich ist und dann auch nur zu den Bürozeiten des Parlaments. Ob unter diesen Rahmenbedingungen das erst einmal nur bis Sommer 2015 geplante Projekt ein Erfolg wird, bleibt offen. Nach dem enttäuschenden Umgang mit den ebenfalls schon durch Partizipation entstandenen Ergebnissen der Enquete sind viele Engagierte vielleicht etwas enttäuscht.
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In unseren Lesetipps geht es heute um Qualität dank Flatrate, Creative Commons, Joss Whedon, die Idee des Knopfdrucks und Stefan Niggemeier im Interview. Ergänzungen erwünscht.
FLATRATE Süddeutsche.de: Alle Macht dem Kunden: Die Kulturflatrate war eine der besten Ideen, die in den letzten Jahren als Reaktion auf den digitalen Wandel diskutiert wurden. Doch analoge Denkweisen in der Politik und ihre Pfründe sichernde Rechteinhaber zerstörten erfolgreich jeglichen Fortschritt dieses Gedankens. Mit dem Ergebnis, dass wir heute für verschiedene Flatrates bezahlen, die Gelder allerdings auf die Konten von Technologieunternehmen gehen und nur Cent-Beträge bei den Künstlern ankommen. Matthias Huber erklärt auf Süddeutsche.de (für die meisten leider zehn Jahre zu spät), warum Flatrates auch für Qualität sorgen können und zeigt, wie toll eigentlich ein Flatrate-Konzept à la Kulturflatrate „made in Germany“ gewesen wäre.
CREATIVE COMMONS Politik Digital: Creative Commons in der ARD: Im vergangenen Jahr hat die ARD auf Beschluss der Redaktionskonferenz Online (RKO) eine Arbeitsgruppe Creative Commons gegründet, in der darüber nachgedacht wurde, ob Creative Commons (CC) ARD-kompatibel ist und inwiefern freie Lizenzen in den ARD-Anstalten genutzt werden können. Nun wurden Ergebnisse bekannt, die ich in einem Gastbeitrag auf Politik Digital kommentiert habe.
KREATIVITÄT Co.Create: Life And Work Lessons From Joss Whedon’s Biography: Selten bin ich der Meinung, dass über eine Person eine Biographie geschrieben werden muss, die nicht mindestens 70 Jahre alt ist, was heutzutage ja fast schon kein Alter mehr ist, in dem man schon ein Fazit ziehen kann. Bei dem Regisseur Joss Whedon möchte ich da fast eine Ausnahme machen, obwohl er in diesem Jahr erst 50 Jahre alt geworden ist. Doch sein Schaffen ist, wie es seine Biographin Amy Pascale treffend heraus gearbeitet hat, eine nahezu perfekte Anleitung für Kreative, besonders wie man mit dem Scheitern umgehen sollte. Jackie Snow erklärt auf Fastcocreate.com was wir alles vom Schaffer von „Buffy“ und „Firefly“ lernen können.
TECHNOLOGIE Berliner Gazette: Alles auf Knopfdruck? Wie Technik unsere Fantasien von Ermächtigung beflügelt: In der Politik verspricht man Wandel per Knopfdruck. Demokratie soll zum Computerspiel werden und einem Whistleblower wie Edward Snowden wird nachgesagt, die Welt mit einer „gewitzten Tastenkombination“ verändert zu haben. Auch Parteien haben diesen Traum. Doch können wir die Welt tatsächlich per Knopfdruck verändern? Berliner Gazette-Herausgeber Krystian Woznicki geht dieser interessanten Frage auf eine sehr lesenswerte Art und Weise nach.
INTERVIEW Horizont: „Die Huffington Post ist im Vergleich zur Bild…“: Für Horizont hat Netzpiloten-Autor Jakob Steinschaden den Medienjournalisten und BILDblog-Gründer Stefan Niggemeier interviewt. In dem Interview gehen beide die komplette Checkliste an zu besprechenden Themen des Medienwandels durch – von C wie Clickbaiting. über K wie Krautreporter bis P wie Paywalls. Dazu spendiert Niggemeier die wohl beste Einordnung der deutschen Ausgabe der Huffington Post: „Es ist keine Bereicherung des deutschen Medienmarkts. Die deutsche Huffington Post macht nichts anderes, als Inhalte, die andere schon haben, nochmal zu überdrehen und eine übertriebene Überschrift zu geben.„
Auf Startnext.de kann noch die nächsten 24 Tage das Crowdfunding-Projekt unserer Autorin Gina Schad unterstützt werden: „Durchgedreht mit…„.
In den Lesetipps geht es um Internet Governance beim EuroDIG, Crowdfunding und Journalismus, die Zukunft der Arbeit, eine Selfie-Diagnose und E-Books. Ergänzungen erwünscht.
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In seiner Kolumne beschäftigt sich Nico Lumma mit dem Medienwandel und Kompetenzen die damit einhergehen. Nicht nur im Beruf, sondern auch in der Schule und Familie. Diesmal geht es um den deutschen Buchhandel. Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels für Jaron Lanier war lange überfällig. Lange dachte man, die Musikindustrie hätte den Schuss nicht gehört und würde die Zukunft verschlafen, aber da haben die Herren der Plattenlabel die Rechnung ohne den Börsenverein des deutschen Buchhandels gemacht. Lange schon führt der Börsenverein einen Kampf gegen das Böse in Deutschland. Das Böse, das ist das Digitale.
Das Böse wird verkörpert von Jeff Bezos und die E-Books sind schlimm, einfach nur schlimm. Na sicher, mit dieser Einstellung kann man einen Verband wie den Börsenverein des deutschen Buchhandels ganz wunderbar positionieren als vermeintlichen Gralshüter des Schönen, Wahren, Guten. Aber ehrlich gesagt wirkt die Führung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels wie ein Haufen Ewiggestriger, die nicht mehr verstehen können, welche Veränderungen ihre Branche erfassen und daher verzweifelt versuchen, am Status Quo Ante festzuhalten, denn früher war alles besser.
Jaron Lanier passt da natürlich ganz hervorragend ins Bild. Vom vermeintlichen Saulus zum vermeintlichen Paulus geläutert, verkündet Lanier so zielgerichtet Platitüden, dass man sich durchaus Gedanken über den Zustand deutscher Feuilletons machen muss, die einen derartigen kruden Krempel auch noch feiern. Ein Mahner ist heutzutage jemand, der die Vergangenheit verklärt und Panik vor der Zukunft schürt. Also genau so, wie der Börsenverein des deutschen Buchhandels seit Jahren agiert.
Man könnte ja auch den Friedenspreis des deutschen Buchhandels dafür nutzen, ein Zeichen zu setzen für die neuen Chancen, die sich in alternativen Publikationsformen wie dem Self-Publishing bieten. Immerhin waren im Mai erstmals alle Top-eBooks auf Amazon.de durch einen Selbstverlag entstanden und nicht durch Verlage auf den Markt gebracht. Aber, hey, wo kommen wir denn da hin? Veränderungen werden so lange ignoriert, bis auch der letzte kleine Buchhändler Pleite gegangen ist und die großen Ketten zwischen Nippes und Spielzeug nur noch vereinzelt Bücher anbieten, von Beratung mal ganz zu schweigen. Eigentlich müsste der Börsenverein des deutschen Buchhandels alles versuchen, um Bücher und Leser zusammenzubringen, aber stattdessen fokussiert man lieber auf das weitere Ausprägen von Vorurteilen gegenüber der Digitalsierung und feiert jemanden wie Lanier mit dem Friedenspreis.
Remix gehört zum digitalen Alltag, aber das Gesetz erlaubt es eigentlich nicht. Ein neues Buch versammelt die Stimmen der Remix-Revolution.
Seit einem Jahr sammelt die Initiative „Recht auf Remix“ Interviews von Künstler, Musikern, Filmemachern, Medienwissenschaftlern und Veranstaltungsorganisatoren. Ihr Ziel ist es, ein Recht auf Remix im Urheberrecht einzuführen: „Remix und Remixkultur müssen als zentrale Ausdrucksform einer digitalen Gesellschaft anerkannt werden„. Das Buch „Generation Remix“ versammelt alle bisher erschienenen Interviews und ergänzt sie mit Aufsätzen von Künstlern und Rechtsexperten, die verschiedene Facetten des Themas vorstellen.
Remix, Samples, Collagen, Cutups, Mashups – das Phänomen hat viele Namen und besteht nicht erst, seit Computer in den 1990er Jahren in die Haushalte einzogen. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts experimentierten Künstler damit, vorgefundenes Material neu zusammenzustellen: Im Dadaismus und Surrealismus klebten sie Zeitungsausschnitte, Drucke, Tapeten, Stoffreste und was ihnen sonst noch in die Hände viel, zusammen und schufen draus etwas neues. Musiker experimentierten mit Tonband-Loops und vorhandenen Sounds, die sie neu arrangierten – das beschreibt zum Beispiel der Soziologe Georg Fischer in dem Buch. Auch in der Literatur entstanden Textcollagen, die Texte unterschiedlicher Herkunft – Zeitungstexte, Liedtexte, Werbung – neu zusammensetzten, um damit etwas von der Vielfalt der umgebenden (Medien-)Wirklichkeit darzustellen.
Mit digitalen Daten ist alles noch viel einfacher geworden, und Remixe und Mashups sind von einem Verfahren der Avantgardekunst zur Alltagshandlung geworden. Heute remixen nicht nur professionelle Künstler, mit Computer und Internet können auch Semiprofis und Laien ein weltweites Publikum erreichen. Auf Blogs und sozialen Netzwerken teilen Nutzer tausendfach animierte Bilder (sogenannte Gifs, nach dem Format, in dem sie gespeichert werden), auf denen Ausschnitte aus Filmen oder Fernsehserien zu sehen sind; auf Youtube veröffentlichen Hobbymusiker ihre Umarbeitungen bekannter Songs, um damit Aufmerksamkeit zu erregen; Medienfans veröffentlichen Zusammenschnitte der besten Szenen aus Harry Potter oder Twilight; Studierende untersuchen ihren Gegenstand mit Videoessays. Und das sind nur einige Bespiele.
So vielfältig die Remix, Mashup und Sampling-Szene auch ist, eines haben ihre Schöpfer gemeinsam: In Deutschland ist das, was sie tun, nicht erlaubt. Sie verletzen damit in den allermeisten Fällen das Urheberrecht, denn man darf fremde Werke nur benutzen – und das eigene Video oder Musikstück dann im Netz veröffentlichen –, wenn man die Erlaubnis des ursprünglichen Urhebers hat. Der darf ja oder nein sagen, aber auch Lizenzgebühren dafür verlangen.
Für viele Remixer – Laien und Profis – ist das nicht zu leisten, aus finanziellen und aus logistischen Gründen. Die Schülerin, die ein Musikvideo mit ihren Lieblingsszenen aus Harry Potter macht, kann weder bei der Filmproduktionsfirma noch beim Musikverlag nach den Rechten dafür fragen, noch wird sie sich diese leisten können. Genauso geht es der aufstrebenden Remix-Musikerin, die ihre Werke bei Soundcloud veröffentlichen möchte, damit das Publikum auf sie aufmerksam wird. Diese Tatsache verhindert massenhaft Kreativität – oder treibt Künstler und Nutzer zum Rechtsbruch.
Daher fordert die Initiative „Recht auf Remix“ eine Ausnahme im Urheberrecht in Deutschland und europaweit, die genau diese Praxis aus der Illegalität holen soll. Wie genau sie ausgestaltet werden könnte, bleibt der Debatte überlassen: Wann die ursprünglichen Urheber Vergütung erhalten, ob es eine Bagatellklausel für Nutzer generierte Inhalte gibt oder wie es mit den Persönlichkeitsrechten steht. Rechtsanwalt Till Kreutzer stellt ein solches Modell im Buch zur Diskussion.
Nachgefragt: Was ist ein Remix, Dr. Till Kreutzer?
„Solange ich am gesellschaftlichen Leben teilnehme, sind Massenmedien unausweichlicher Bestandteil der Wirklichkeit. Um künstlerischer Freiheit gerecht zu werden, muss die Wirklichkeit Fundament einer Auseinandersetzung sein“, sagt der Videokünstler Ulu Braun. Und tatsächlich: Wir leben in einer Wirklichkeit, die medial getränkt ist. Eine Auseinandersetzung damit entsteht nur auf der Basis der Transformation und Übernahme.
Tatsächlich leistet „Generation Remix“ etwas, was schon lange überfällig war. Es gibt den Protagonisten der Szene das Wort. Gerade in der elektronischen Musik hat sich Remix und Sampling als Standard herausgebildet. Erstaunlich daher, dass so wenig darüber geredet wird. „Don‘t ask, don‘t tell“ schreibt Leonhard Dobusch (einer der Herausgeber) in seinem Intro. Die Rechteproblematik sorgt dafür, dass kaum jemand reden will, um nicht am Ende abgemahnt zu werden.
Gerade deshalb ist „Generation Remix“ so wichtig: Das Buch zeigt, wie unterschiedlich die Künstler sind, aber auch dass sie an ihre Kunst ernsthaft herangehen. Von mangelnder Originalität kann keine Rede sein. Die Grenze zwischen Remix und Sampling auf der einen Seite und „originärer Schöpfung“ auf der anderen ist willkürlich – Kunst entsteht immer aus anderer Kunst. „Die wirklich guten Jungs haben kopiert und rekombiniert„, bringt es David Wessel, der als Mashup-Germany populäre Songs mit einander kombiniert, auf den Punkt.
Generation Remix. Zwischen Popkultur und Kunst. Herausgegeben von Valie Djordjevic und Leonhard Dobusch, Verlag iRights.Media Berlin. Das E-Book erscheint am 4. Mai 2014 und koset 5,99 Euro. Die Printversion erscheint voraussichtlich Anfang Juni und kostet 15,90 Euro. Ein Euro des Verkaufspreises geht als Spende an die „Recht auf Remix“-Kampagne. Mehr Info bei iRights.Media.
Dieser Beitrag steht unter der Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen ((CC BY 2.0))
In unseren Lesetipps geht es heute um gemeinfreie E-Books, Amazon kauft Comixology, Hashtag-Kapagnen, Google Glass und Journalismus sowie Heilmittel gegen Heartbleed. Ergänzungen erwünscht.
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In unseren Lesetipps geht es heute ePub3 für E-Books, die Suche nach dem Erfinder von Bitcoin, die neue Offenheit von Getty Images, ein Interview mit Alan Rusbridger und Journalismus mit Drohnen. Ergänzungen erwünscht.
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Laut einer Studie des Marktforschungsinstitut Ipsos sind E-Books voll im Trend – die Mehrheit der Deutschen will sie aber deutlich günstiger als gedruckte Bücher. Für die von der Gutscheinplattform Deals.com beauftragten Studie hat das Marktforschungsinstitut Ipsos über 1.005 Studienteilnehmer nach ihren Lesegewohnheiten gefragt. Interessant ist, dass im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent mehr Deutsche E-Books lesen, dass ihn aber der durch die Buchpreisbindung festgelegten Preis dafür zu teuer ist. In Deutschland wird sich dieser Preis nicht ändern, denn die Buchpreisbindung ist ein von den Verlagen hart verteidigtes Politikum.
E-Books werden immer beliebter
Das Portal für kostenlose Gutscheine und Rabatte, Deals.com, hat bereits zum zweiten Mal das E-Book-Leseverhalten der Deutschen unter die Lupe genommen. Fazit: E-Books werden immer beliebter. Während noch vor einem Jahr nur jeder dritte Deutsche schon mal ein E-Book gelesen hat, liegt die Zahl der Nutzer mittlerweile bei 41 Prozent. Auch wenn elektronische Bücher weithin bekannt sind, werden sie dennoch wenig gelesen: Nur ein Drittel (32 Prozent) der E-Book-Nutzer liest E-Books mehrmals die Woche oder sogar täglich – 42 Prozent nur einmal im Monat oder seltener. Jeder Zehnte behauptet allerdings, mehr zu lesen, seitdem er E-Books nutzt.
Was die Wahl des Mediums angeht, so geht der Trend ganz klar zu spezialisierten E-Readern. Vor allem die Beliebtheit von Notebooks und PCs als Medium für den Lesestoff sank im Vergleich zum Vorjahr: Nur noch 26 Prozent lesen E-Books auf diesen Geräten (49 Prozent 2012). Der Amazon Kindle wird von jedem vierten E-Book-Leser genutzt (Anstieg gegenüber 2012 von 16 auf 25 Prozent 2013). Auch iPads (12 Prozent) und andere Tablets (17 Prozent) erfreuen sich großer Beliebtheit. Das mobile Lesevergnügen scheint bei den Deutschen vor dem Zugang an sich zu E-Books entscheidend zu sein.
Politikum Buchpreisbindung
Die noch relativ geringe Nutzung von E-Books ist vor allem auf die zu hohen Geräte- und E-Book-Preise zurückzuführen. Jeder Vierte behauptet, dass ihm E-Books und E-Reader zu teuer sind (je 23 Prozent). Ganze 59 Prozent sagen ganz klar: E-Books sollten im Vergleich zum gedruckten Buch deutlich günstiger sein. Mehr als jeder Dritte behauptet, er würde sich eher für ein E-Book entscheiden, wenn es nur halb so viel kosten würde wie ein gedrucktes Buch (38 Prozent). Jeder Siebte liest derzeit sogar ausschließlich kostenlose E-Books (14 Prozent). Rund 60 Prozent der Deutschen fordern also deutlich günstigere Preise bei E-Books. Doch dazu wird es nicht kommen.
Die Buchpreisbindung sorgt dafür, dass von den Verlagen festgelegte Preise für sämtliche in Deutschland verlegten Bücher einzuhalten sind. Außerdem gilt die Buchpreisbindung für „Produkte, die Bücher, (…) reproduzieren oder substituieren und bei Würdigung der Gesamtumstände als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind sowie kombinierte Objekte, bei denen eines der genannten Erzeugnisse die Hauptsache bildet“, wie zum Beispiel E-Books. Still und leise wird deshalb bei den laufenden Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD auch über die Buchpreisbindung geredet. Gegenüber Deutschlandradio Kultur nannte der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) auch „die Zukunft der Buchpreisbindung“ als ein Thema der laufenden Verhandlungen in der Arbeitsgruppe. Eine Änderung ist nämlich kaum zu erwarten.
Der Erhalt der Buchpreisbindung ist eine fast unumstößliche Forderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, für den „der feste Ladenpreise zum Erhalt einer intakten Buchhandelslandschaft“ beiträgt. Die Bundesregierung hat bisher, besonders unter dem scheidenden Kulturstaatsminister Bernd Neumann, daran auch nichts ändern wollen. Auch auf Europa-Ebene ist keine Initiative zu erwarten, wie die französische Kulturministerin Aurélie Filippetti im Interview mit der FAZ bekräftigt. Laut Filippetti steht die Buchpreisbindung beim geplanten USA/EU-Freihandelsabkommen nicht zur Debatte: „Das ist nicht verhandelbar„.
Mauern statt Windmühlen?
Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.“ und der Wind stürmt regelrecht im Buchhandel, denn die Branche befindet sich im Umbruch. Die Buchpreisbindung stellt dabei eine Mauer dar, ein gesetzlicher Schutzmechanismus, der scheinbar den Kunden immer mehr ein Dorn im Auge wird, aber auch Internethändler, allen voran Amazon. Das die für das Unternehmen wertvollen E-Books in Deutschland trotz wachsender Verbreitung des eigenen E-Readers noch nicht wie in den USA die Verkaufszahlen gedruckter Bücher überholt haben, liegt vor allem an dieser ganz besonderen Mauer. Bisher um geht Amazon die Schranke mit der Veröffentlichung verlagseigener Bücher, bei denen Amazon die Preise selber festlegen kann.
Doch politisch ist die Sache wohl erst einmal nicht zu ändern. Zwar erkennt die EU-Kommission E-Books nicht als Kulturgüter an, sondern bewertet sie als Software-Dienstleistungen (weshalb übrigens in Deutschland der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt), doch Deutschland und Frankreich zeigen beim Thema Kulturpolitik keinerlei Sympathien für marktliberalere Vorstellungen. Eine fortschrittliche Veränderung ist zur Zeit nur denkbar, wenn Bücher in erster Linie als E-Book erscheinen, die Verlage dem Preiskampf gegen Amazon verlieren oder es eine Reform des Urheberrechts geben wird, die den Handel mit gebrauchten E-Books, ähnlich wie bei gedruckten Büchern, ermöglicht, denn so könnte die Preisbindung offiziell aufgehoben werden. Interessant wird zu beobachten sein, ob die Kunden auf unautorisierte Filesharing-Plattformen ausweichen, mehr fremdsprachliche E-Books kaufen oder Amazons niedrigen Preisen folgen. So oder so, der deutsche Buchhandel wird ohne eine alle Interessen berücksichtigenden Regelung wahrscheinlich hinter seiner Mauer ausgehungert werden.
In unseren Lesetipps geht es heute um illegale Fans von Untertiteln, den unnötigen Grabenkampf zwischen Bloggern und Journalisten, wie der Guardian mit Digital-Abos Geld verdient, die US-amerikanische Diskussion um das Kulturgut Buch und Crowdfunding in Deutschland. Ergänzungen erwünscht.
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