Donald Trump und das Irren der Medien

Beinahe jeder geht inzwischen davon aus: Der Name Donald Trump wird auf den Wahlzetteln am 8. November in den USA zu lesen sein. Als der Immobilienunternehmer aus Manhattan letztes Jahr davon sprach, er werde sich um das Präsidentenamt bewerben, gab es vor allem Hohn und zahlreiche Kommentare, die erklärten, warum Trumps Ambitionen mal wieder im Sand verlaufen werden.

Donald Trump hat in den Vorwahlen der Republikaner bislang 953 von 1237 Delegierten gesammelt, die er braucht, um sicher als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden. Das einzige Szenario, das einen anderen Kandidaten als Trump vorsieht, beinhaltet einen die Republikaner vermutlich zerfleischenden Schachzug auf dem Nominierungsparteitag. Und selbst dann würde Trump ziemlich sicher als unabhängiger dritter Kandidat ins Rennen um das Weiße Haus gehen.

Immer wieder wurde das Ende seiner Kampagne heraufbeschworen, seit Trump im Juni letzten Jahres verkündete, beim Wahlkampf mitmischen zu wollen. Nachdem der New Yorker seinen Hut bereits bei anderen Präsidentschaftswahlen in den Ring geworfen hatte, schrieb die Vanity Fair nur: „Reality-TV-Moderator gibt wieder vor, sich um das Präsidentenamt zu bewerben.“ 
In einem Kommentar der New York Post
hieß es: „Sollte Trump wirklich in das Rennen einsteigen und sich wie gewohnt als riesiger Publicity-Wirbelsturm aufführen, würde er seriösen Kandidaten damit nur die Möglichkeit nehmen, ihre Meinungen zu verbreiten, bevor er unweigerlich aus dem Rennen ausscheidet.“ 

Als Trump sagte, die Mexikaner, die illegal in die USA einreisten, seien Vergewaltiger, schrieb das Time Magazine: „Die Republikaner können nur noch ihre Köpfe schütteln.“ Als Trump eine Fox-Moderatorin erst beleidigte und den ganzen Vorgang dann auch noch sexistisch kommentierte, fragte die FAZ: „Ist er jetzt endgültig zu weit gegangen?“ Im Oktober titelte die NZZ: „Trumps Stern sinkt.

So viele Menschen lagen falsch. Haben sie Trump falsch eingeschätzt oder nur die Auswirkung seiner Taten? Wohl eher letzteres. Er verhält sich genau wie der Grobian, der er schon immer war. Der Tölpel, der den 11. September mit dem Namen einer Supermarktkette verwechselt, benimmt sich so rüpelhaft, rücksichtslos und unwissend, wie es fast alle erwartet haben.
Der große Unterschied ist, dass es ihm in keinerlei Weise zu schaden scheint. Im Gegenteil: Je mehr er austeilt, desto lauter jubeln seine Anhänger. Dass dabei aus Trumps Mund nicht viel mehr kommt als das Versprechen, dass er ein „großartiger Präsident“ sein will und er alles so gut, wenn nicht gar besser machen will als jeder seiner Vorgänger, stört seine Fans nicht. Eine politische Strategie wird nicht einmal erwartet.

Wer in den letzten Wochen und Monaten die Berichterstattung zum Vorwahlkampf der Amerikaner verfolgt hat, bekam mittlerweile vor allem ernsthafte Analysen der Politik Trumps zu lesen und sehen. Darin kommt immer wieder der Tenor durch: Trump wird zwar Kandidat der Republikaner, eine realistische Chance auf das Präsidentenamt hat er trotzdem nicht. Jeder, der sich vor einer Welt fürchtet, in der ein ganz offensichtlich ahnungsloser Politiker die globale Politik der USA in Händen hält, kann also beruhigt sein: Das Theater ist im November vorbei, keine Sorge.

Aber: Wie falsch Vorhersagen möglicherweise sind und wie weit man mit Analysen und Aussagen daneben liegen kann, beweist der Blick in das vergangene Jahr. Diejenigen, die zuvor behauptet haben, der Immobilienmilliardär habe keine Chance auf eine Präsidentschaftskandidatur, haben seit Trumps Einstieg in den Wahlzirkus wohl auch schon etliche Male verkündet, dass der Spuk nun wirklich recht bald ein Ende hat. Man sollte also vorsichtig sein – Trump und seine Erfolge sind nicht vorhersehbar.


Image „Donald Trump speaking at CPAC in Washington D.C.“ by Gage Skidmore (CC BY-SA 3.0)


hat Anglistik, Amerikanistik und Geographie studiert. Er volontiert beim Kölner Stadt-Anzeiger und schreibt für die Netzpiloten die Kolumne "Zurückgeblättert" und Texte über die Entwicklung der Medien.


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