OnePlus 7 Pro im Test: Randloser Android-Überflieger mit Ausfahrkamera

Endlich ist sie vorbei, die Zeit der hässlichen Display-Notches. Mit dem OnePlus 7 Pro liefern die chinesischen Smartphone-Enthusiasten einen High-End-Androiden mit nahezu randlosem Display. Zudem sind eine Triple-Kamera, Stereo-Lautsprecher sowie ein Fingerabdrucksensor unter dem Display an Bord. Wir hatten das OnePlus 7 Pro bereits im Hands-On. Wie sich das neue Modell im Alltag schlägt, habe ich in den letzten Wochen herausgefunden.

Flaggschiff für große Hosentaschen

Der Trend zu immer größeren Mobiltelefonen macht auch vor OnePlus nicht Halt. Das neue OnePlus 7 Pro kommt mit einem 6,6 Zoll messenden AMOLED-Display daher und bietet eine gestochen scharfe QHD+-Auflösung. Hinzu kommt die angenehme Bildwiederholrate von 90 Hertz. Das lässt die Aktivitäten deutlich flüssiger und für das Auge angenehmer erscheinen. Allerdings geschieht dies zu Lasten des Akkus, aber dazu später mehr. Die maximale Helligkeit des Panels geht absolut in Ordnung. Probleme gibt es erst bei direkter Sonneneinstrahlung.

Mit 16,3 x 7,6 Zentimetern bewegen sich die Abmessungen am oberen Ende der Fahnenstange des Transportierbaren. Hinzu kommt eine Masse von über 200 Gramm. Für mich persönlich ist das Gerät etwas zu groß und schwer für den alltäglichen Gebrauch als “Handy”. Zum Vergleich: Mein erstes Tablet, das HTC Flyer, besaß einen 7 Zoll großen Bildschirm.

Bild des AMOLED-Display des OnePlus 7 Pro. Image by Jonas Haller
Das AMOLED-Display des OnePlus 7 Pro ist nahezu randlos. Image by Jonas Haller

Hardware-Monster mit speziellem Gaming-Mode

Auch in 2019 verbaut der Hersteller die Crème de la Crème der mobilen Rechentechnik. Der Qualcomm 855 Octa-Core-Prozessor mit 2,83 Giga-Hertz Taktleistung rennt wie ein Gepard. 12 Gigabyte Arbeitsspeicher in der getesteten Version sorgen für ein flüssiges Nutzungserlebnis. Die Adreno 640 Grafikeinheit erlaubt grafisch aufwendige Spiele.

Für Gamer gibt es einen Extra-Boost-Mode, Fnatic genannt. Der priorisiert die entsprechende App und sorgt so für ein störungsfreies Spieleerlebnis. So werden etwa auch Benachrichtigungen und Anrufe unterbunden. Das funktionierte im Test zuverlässig. Dank ansprechender Android-Games macht das OnePlus 7 Pro also eine mobile Spielekonsole obsolet. Platz gibt’s auch auf dem 256 Gigabyte fassenden internen Speicher, der über eine schnelle UFS 3.0 Anbindung verfügt.

Neue Triple-Kamera des OnePlus 7 Pro mit Sprung in der Bildqualität

Die Kamera gehörte bei den Vorgängermodellen des OnePlus 7 Pro nicht gerade zu den Stärken. Beim neuen Modell ändert sich das, der Hersteller vollzieht in diesem Bereich deutliche Fortschritte. Das Hauptmodul löst mit 48 Megapixel auf. Zumindest auf dem Papier. Denn der Sony IMX586-Sensor bündelt vier Pixel zu einem und erzielt somit ein 12 Megapixel-Foto. Die Software holt dank KI-Unterstützung eine Menge aus dem Sensor heraus. Auch wenn es nicht für die direkte Android-Spitze reicht, kann sich die Bildqualität sehen lassen.

Bild der Rückseite des OnePlus 7 Pro. Image by Jonas Haller
Erstmals integriert der Hersteller drei Hauptkameras auf der Rückseite. Image by Jonas Haller

Etwas hinter den Erwartungen liegen die neuen Weitwinkel- sowie Zoom-Module des OnePlus 7 Pro. Mit beiden lassen sich zwar interessante, neue Perspektiven festhalten, allerdings sind die Farben flach und Aufnahmen etwas weniger kontrastreich. Zudem arbeitet OnePlus bei der 8-Megapixel auflösenden, vergrößernden Linse mit einem digitalen Zoom. Die Aufnahmen sind also etwas “verpixelt” und bilden nicht die echte Brennweite ab.

Die Ausfahrbare Frontkamera – ein echter Hingucker

Für einen echten Aha-Effekt sorgt allerdings das Kameramodul auf der Vorderseite. Es verbirgt sich hauptsächlich unter dem Gehäuse und wird bei Aktivierung in der Kamera-App ausgefahren. Somit ist sie zum einen vor Schmutz geschützt. Zum anderen gibt es keinerlei Möglichkeit zur unbeachteten Video-Spionage. Die Bildqualität ist dank Sony IMX471-Sensor und 16 Megapixel Auflösung sehr gut.

In Sachen Video ist das OnePlus 7 Pro ebenfalls auf der Höhe der Zeit. Mit dem Hauptmodul lassen sich Bewegtbilder in 4K sowie flüssigen 60 Bilder pro Sekunde aufnehmen. Des Weiteren steht das 3-fach Zoommodul zur Verfügung. Und das sogar live im Video. Leider sind im Weitwinkel-Modus keine Videoaufnahmen möglich. Zeitlupen nimmt das OnePlus 7 Pro in FullHD und 240 Bildern pro Sekunde auf, mit reduzierter HD-Option sogar 480.

Testfotos des OnePlus 7 Pro:

Stereo-Lautsprecher bieten Kinofeeling

Trotz des geringeren Bauraums rechts und links des Displays integriert OnePlus durchaus hörenswerte Speaker. Zudem fungiert auch die obere Hörmuschel erstmals als Medien-Lautsprecher. Es entsteht also Stereo-Sound. Das macht sich vor allem beim Schauen von Youtube oder Netflix bemerkbar. Auch wenn die Hörmuschel etwas leiser ist als das Pendant auf der Unterseite gefällt die Qualität. Insgesamt hätte ich mir etwas stärkere Tieffrequenzen gewünscht. Diese gehen aufgrund der schmalen Bauweise verloren.

Bild des Hauptlautsprechers des OnePlus 7 Pro. Image by Jonas Haller
Der Hauptlautsprecher des OnePlus 7 Pro befindet sich auf der Geräteunterseite. Image by Jonas Haller

Außerdem sind mit den den OnePlus Bullets Wireless 2 zudem kabellose Bluetooth-Kopfhörer verfügbar. Sie kosten 99 Euro und bieten dementsprechend nur durchschnittliche Klangqualität. Zwar bewirbt OnePlus das Zubehörteil mit hochauflösender Qualcomm aptX HD Datenübertragung, allerdings kommt davon vor allem in den tieferen Frequenzen nur wenig an der Ohrmuschel an. Positiv ist die Akkulaufzeit von 14 Stunden und die Integration Google Assistant zu erwähnen. Das Geld kann man sich allerdings getrost sparen und in bessere Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung investieren.

Großer Akku des OnePlus 7 Pro mit schnellem Warp-Charge

Um die Energieversorgung der Komponenten sicherzustellen, ist im OnePlus ein 4.000 mAh fassender Lithium-Akku verbaut. Im Alltagstest hielt der Energiespender einen kompletten Tag ohne Steckdose durch. Abends standen je nach Nutzung 20 bis 40 Prozent auf der Akkuanzeige. Ein zweiter Tag wird also schwierig. Auch wenn der Hersteller selbst eine Menge optionaler Energiesparfunktionen integriert. Dazu zählen etwa eine geringere Displayauflösung, eine reduzierte Bildwiederholrate oder längeren Synchronisationsintervallen.

Dank der neuen Schnellladefunktion Warp-Charge, die das bisherige Dash-Charge ablöst, ist der Akku in etwas mehr als einer Stunde wieder vollständig aufgeladen. Dies geschieht aufgrund des hohen Ladestroms von zeitweise 6 Ampere. Kehrseite der Medaille: Nutzt man ein herkömmliches Netzteil, entwickelt sich das Laden zu einer Geduldsprobe. Deshalb sind drei Stunden Ladezeit keine Seltenheit.

Neueste OxygenOS-Version mit entschleunigendem Zenmodus

Auf dem OnePlus 7 Pro kommt übrigens das herstellereigene OxygenOS in Version 9.5 zum Einsatz. Dabei nutzt es als Plattform Googles mobiles Betriebssystem Android 9, kommt aber mit nützlichen, zusätzlichen Features daher. Dazu zählt etwa der Schnellstart. Durch einen längeren Fingertipp auf den Fingerabdrucksensor im Display lassen sich so blitzschnell neue Notizen oder Termine anlegen. Die Funktion ist außerdem offen für Drittanbieter-Apps, wodurch auch Anwendungen wie Spotify, der DB Navigator oder WhatsApp eingebunden werden können. Das klappte im Test flink und sorgte für einen Tempogewinn im Workflow.

Bild des Fingerabdrucksensors des OnePlus 7 Pro. Image by Jonas Haller.
Mit dem Fingerabdrucksensor lassen sich verschiedene Apps schnell starten. Image by Jonas Haller

Für Workaholics und Social-Media-Süchtlinge ist der Zen-Modus eine sinnvolle Erweiterung. Er hilft dabei das Smartphone für 20 Minuten beiseite zu legen und die Zeit stattdessen mit den Liebsten zu genießen. Währenddessen können zwar Anrufe und Nachrichten empfangen, allerdings nicht beantwortet werden. Zudem werden alle Apps bis auf die Kamera gesperrt. Achievements spornen dazu an, die Funktion öfters einzusetzen, was im Test für eine Zeit der Entschleunigung sorgte – jedes Smartphone sollte in der heutigen schnelllebigen Zeit ein solches Feature besitzen!

Fazit OnePlus 7 Pro: Das (fast) perfekte Android-Smartphone

Auch im Modelljahr 2019 schafft es OnePlus eine interessante Smartphone-Alternative zu den großen Mitbewerbern Huawei, Samsung und Co zu präsentieren. Des Weiteren überzeugt das Vorzeigegerät OnePlus 7 Pro durch ein brillantes, zukunftsweisendes Display, leistungsstarke Rechentechnik sowie eine gute Triple-Kamera. Dabei sorgt die ausfahrbare Frontkamera für den ein oder anderen Wow-Effekt.

Doch es gibt auch Punkte, die verbesserungswürdig sind. Da ist zum einen der optische Fingerabdrucksensor des OnePlus 7 Pro zu nennen. Er arbeitet zwar schneller als sein Vorgänger, könnte allerdings noch etwas fixer sein. Des Weiteren könnte die Kamera etwas mehr Software-Hilfe vertragen. Sie hat zwar einen außerordentlichen Sprung hingelegt, allerdings streut die Qualität der Schnappschüsse besonders im Weitwinkel- und Telemodus. Bei Nachtaufnahmen liegen die Linsen auch weiterhin hinter der Konkurrenz von Google und Huawei. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Bild der ausfahrbaren Forntkamera des OnePlus 7 Pro. Image by Jonas Haller
Die ausfahrbare Frontkamera sorgt für Wow-Effekte. Image by Jonas Haller

Bleibt noch die Frage nach dem Preis: Die getestete Variante schlägt mit 829 Euro zu Buche. Folglich ist diese zwar alles andere als billig, allerdings sind die Geräte der Konkurrenz wie das Huawei P30 Pro um 200 Euro teurer. Mit diesem Hintergrund kann das OnePlus 7 Pro getrost als preiswert bezeichnet werden. Somit reiht sich das zukunftsweisende High-End-Smartphone ganz oben im Ranking der besten Android-Geräte 2019 ein und bekommt eine klare Kaufempfehlung.

Das OnePlus 7 Pro ist auf Amazon erhältlich (Provisionslink)


Images by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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