OnePlus 7 Pro im Hands-On: Oben Popup-Kamera, hinten dreifacher Tele-Zoom

Immer ausgeklügeltere und bessere Kameras bleiben weiterhin ein Hauptverkaufsargument der Smartphone-Hersteller. Nachdem OnePlus die Kamera-Abteilung lange vernachlässigt hat, lässt die Marke in diesem Bereich nun mehr und mehr die Muskeln spielen. Im neuen Spitzenmodell des Hauses, dem OnePlus 7 Pro, kommt ein ausgeklügeltes Setup auf Top-Niveau zum Einsatz. Da wäre zum einen eine Triple-Kamera, dessen Highlight eine Tele-Objektiv mit optischem Dreifach-Zoom ist. Zum anderen hebt sich OnePlus durch eine Frontkamera von der Masse ab, die gar nicht in der Front steckt, sondern bei Bedarf aus der Stirnseite herausfährt. Die Folge: noch mehr makellose Displayfläche. Wir konnten uns bereits vor dem offiziellen Launch einen Eindruck von der Hardware des OnePlus 7 Pro bilden.

Display: OnePlus denkt ganz groß

Kein Wunder, dass bei diesem Ansatz das Display noch mehr in den Vordergrund rückt. Nicht zuletzt durch die riesige Diagonale von 6,67 Zoll statt 6,41 Zoll wie beim Vorgänger 6T macht es mächtig Eindruck. Und mit einer Auflösung von 3.120 x 1.440 Bildpunkten rangiert der Bildschirm in puncto Schärfe in der Marktspitze. Bei einer Pixeldichte von 516 ppi können wir beim besten Willen tatsächlich keinen einzelnen Bildpunkt mehr unterscheiden.

Wegen des eingesetzten AMOLED-Panels erscheinen die Farben zudem kräftig und brillant. Weil die Displaykanten nach außen gekrümmt sind und die Deckschicht dünner, wirkt es so, als ob das Bild uns noch etwas direkter entgegenkommt als beim 6T.

Gamer wird die hohe Bildwiederholfrequenz von bis zu 90 Hz freuen. Ob sich das auch im Alltag beim Scrollen durch Social Media stark positiv bemerkbar macht, konnten wir noch nicht ausprobieren. Ebenso steht noch eine Inaugenscheinnahme von Netflix- und Youtube-Inhalten in HDR10+ aus. Dieser Standard sorgt gegenüber dem Vorgänger HDR10 für noch mehr Details in hellen und dunklen Bildteilen. Das OnePlus 7 Pro gehört zu den ersten Smartphones, die ihn unterstützen.

Wie uns OnePlus wissen ließ, zählt der Prüfdienstleister DisplayMate wegen all dieser Leistungsdaten den Monitor des 7 Pro zu den drei besten erhältlichen Exemplaren auf dem Markt.

Design: Ein Traum aus Metall und Glas

Trotz des riesigen Displays wirkt das OnePlus 7 Pro nicht übermäßig wuchtig, sondern noch verhältnismäßig schlank und handlich. Mit 210 Gramm zeigt die Waage aber doch ein stolzes Gewicht an. Was Formsprache und Verarbeitung betrifft, spielt OnePlus ganz vorne mit. Das Display mit dem gekrümmten Rändern geht nahtlos in die Rückseite aus Metall über. Das rückseitige Deckglas fühlt sich angenehm an, zieht aber Fingerabdrücke genauso schnell an wie alle Smartphones mit dieser Materialwahl. Das gilt für sämtliche Farbvarianten gleichermaßen.

Zum Start erscheint das OnePlus 7 Pro in Blau („Nebula Blue“) und Grau („Mirror Grey“), wobei letzteres Finish je nach Lichteinfall einen leichten Lila-Einschlag aufweist. Im Juni ergänzt OnePlus die Auswahl um eine Variante in Weiß („Almond“).

OnePlus 7 Pro Almond
Im Juni kommt „Almond“ als dritte Farbvariante. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Das Gehäuse ist nicht nur schick, sondern laut OnePlus auch hart im Nehmen. Gegen Staub und Wasser soll es ausreichend abgedichtet sein. Dass das Gerät dennoch nicht nach IP68 zertifiziert ist, begründete OnePlus uns gegenüber mit dem seltsamen Argument, Nutzer dadurch nicht zu waghalsigen Abenteuern verleiten zu wollen. Der Wasser- und Staubschutz gilt auch für die Popup-Frontkamera. Sie ist ein weiteres Design-Highlight, soll aber auch durch Funktionalität glänzen.

Kameras: Hinten drei, vorne null, oben eine

Die Popup-Frontkamera fährt in unserem Hands-On in einem Sekunden-Bruchteil heraus, wenn wir in der Kamera-App in den Selfie-Modus wechseln. Der Mechanismus ist für eine Lebensdauer von 300.000 Einsätzen ausgelegt. Das reicht für eine Menge Selfies.

Mit einer Auflösung von 16 Megapixeln und einer Blende von F2.0 geht OnePlus zumindest bei den nackten Leistungsdaten der Frontkamera nicht an die Grenze des Möglichen. Das muss in der Praxis nichts heißen. Wie gut die technische Bildqualität abschneidet, konnten wir während unseres kurzen Hands-Ons aber weder bei der Frontkamera noch bei der Hauptkamera testen.

Zumindest auf dem Papier protzt die rückseitige Hauptkamera immerhin mit einer bärenstarken Ausstattung. Nach Huawei, LG und Samsung ist OnePlus der nächste Premium-Hersteller, der auf eine Triple-Kamera setzt. Diese bietet folgendes:

  • Standardweitwinkel-Kamera: F1.6, optische Bildstabilisierung, 48 Megapixel bei 12 Megapixel Output
  • Ultraweitwinkel-Kamera: 117 Grad Sichtfeld, F2.2, 16 Megapixel
  • Tele-Kamera: 78 Millimeter Brennweite (3x Zoom), F2.4, 8 Megapixel

In Sachen Tele bietet OnePlus damit nach dem Huawei P30 Pro (fünffacher optischer Zoom) die größte Tele-Brennweite.

Videos nimmt das OnePlus 7 Pro hinten maximal in 4K, vorne in Full-HD auf. Um das Bild zu schärfen, kombiniert das Kamera-System tagsüber einen Phasen-Autofokus und einen Kontrast-Autofokus, während nachts beziehungsweise bei schlechtem Licht der Kontrast-AF von einem Laser-AF unterstützt wird.

OnePlus 7 Pro Popup-Kamera
Die Frontkamera des OnePlus 7 Pro ist nich klassisch im Display eingelassen, sondern auf der Stirnseite befestigt. Dort fährt sie im Sekunden-Bruchteil heraus, wenn die Kamera-App im Selfie-Modus ist. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Natürlich hängt die Bildqualität immer mehr davon ab, was die Software aus den Daten macht. Deshalb hat OnePlus Bildverbesserungsalgorithmen entwickelt, die unter dem Marketing-Namen „UltraShot“ ins 7 Pro Einzug halten. Im Wesentlichen sollen davon zwei Modi profitieren – einer für HDR-Fotos und einer für eine superhohe Auflösung. Höhere Dynamik, weniger Rauschen und bessere Schärfe sollen das Ergebnis sein.

Dem DxOMark Mobile gefällt die Bildqualität jedenfalls so gut, dass das OnePlus 7 Pro mit 111 Punkten gleich hinter den Spitzenreitern Huawei P30 Pro und Samsung Galaxy S10 5G rangiert.

Leistung: Schnell, aber wenig Speicher

Eine hohe Rechengeschwindigkeit war schon immer ein Markenzeichen von OnePlus-Geräten. Dementsprechend lässt sich der Hersteller auch beim 7 Pro nicht lumpen. Unter der Haube sorgt der Achtkern-Prozessor Snapdragon 855 für ordentlich Tempo. Ihm stehen je nach Modellausführung 6, 8 oder 12 Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite.

Apps, Fotos und Videos speichern Nutzer auf 128 und 256 Gigabyte internem Speicher. Das ist für ein Top-Modell ungewöhnlich wenig, aber wohl eine Kostenfrage. Denn die Speicherbausteine arbeiten mit dem neuen und sehr schnellen UFS-3.0-Standard. Trotzdem ärgerlich, dass OnePlus auf einen Micro-SD-Slot verzichtet. Dadurch lässt sich der Speicher nicht erweitern.

Software: Für Fanatiker und Gestresste

Angetrieben wird das OnePlus 7 Pro von Oxygen OS auf Basis von Android 9. Wie sind gespannt, wie sich in der Praxis ein paar Zusatzfunktionen von OnePlus bemerkbar machen. Beispielsweise soll ein „RAM-Boost“-Algorithmus lernen, wann Nutzer welche Apps häufig öffnen und diese dann schneller vorladen.

Für Gamer hat OnePlus einen „Fanatic Mode“ hinzugefügt. Das ist ein Gaming-Modus, der wirklich alles ausblendet und blockiert – außer das laufende Spiel. Das Gegenstück dazu ist ein „Zen Mode“. Ist dieser aktiviert, wird das Gerät für 20 Minuten fast vollständig unbenutzbar. Maximal Notrufe können Nutzer absetzen. Ansonsten können sie sich der Dauererreichbarkeit und einer etwaigen Handy-Sucht zumindest für ein kleines Zeitfenster vollständig entziehen. OnePlus versicherte uns, dass der Start des Zen Modes drei Schritte erfordert, sodass ein Versehen auszuschließen ist.

Selbst ausprobieren konnten wir die Software aber noch nicht, weil sie sich in einem Vorserien-Status befand.

Akku: Groß, gekühlt und schnell aufzuladen

Für Energie sorgt ein großer Akku mit 4.000 mAh. Ein Wert, der für ein Top-Gerät noch keine Selbstverständlichkeit ist. Mittels des mitgelieferten Schnellladenetzteils lässt sich der Akku in 20 Minuten bis zur Hälfte aufladen, erklärte uns OnePlus. Warp Charge heißt dass Schnellladeverfahren, das OnePlus erstmals in der 6T McLaren Edition vorstellte.

Weil das OnePlus 7 Pro unter anderem Gamer ansprechen soll, will der Hersteller darauf geachtet haben, dass Rechenhardware und Akku in „hitzigen“ Gefechten kühl bleiben. Das gelte selbst dann, wenn ein Spiel läuft und das Gerät ans Ladekabel angeschlossen ist. Dafür kommt eine Wasserkühlung zum Einsatz.

Sound: Dolby Atmos, aber keine Klinke

Im OnePlus 6 bot die Marke zuletzt einen Klinkenstecker an. Seitdem verzichtet sie darauf. Beim 7 Pro kehrt der Anschluss nicht zurück. Wer seine Kopfhörer per Kabel verbinden möchte, muss dafür zum USB-C-Port beziehungsweise einem Adapter dafür greifen.

OnePlus 7 Pro Lautsprecher
Das OnePlus 7 Pro bietet als erstes OnePlus-Gerät Dolby Atmos. Dadurch soll der Klang der Lautsprecher eine breite Bühne bieten. Image by Berti Kolbow-Lehradt

Dafür rüstet der Hersteller an anderer Stelle auf. Denn für Filme und Musik kommen jetzt statt einem Lautsprecher zwei zum Einsatz – der auf der Unterseite und der Telefonlautsprecher oben. Dadurch will OnePlus Stereo-Sound und sogar virtuellen Raumklang gemäß Dolby Atmos ermöglichen. Dieser Standard kommt erstmals in einem OnePlus-Gerät zum Zuge.

Sicherheit: Größerer Fingerabdruckscanner im Displayglas

Den Fingerabdruckscanner hat OnePlus ebenfalls überarbeitet. Dieser sitzt seit dem 6T direkt unter dem Deckglas des Displays. Das ist zwar cool, ging bisher aber mit Leistungseinbußen einher. Besonders schnell empfanden wir das Entsperren im Test des 6T nicht. Nun, im 7 Pro setzt OnePlus auf einen Sensor mit größerer Fläche. Dies soll sowohl das Tempo als auch die Präzision in Sachen Erkennungsleistung erhöhen.

Preis und Verfügbarkeit des OnePlus 7 Pro

Das OnePlus 7 Pro ist ab sofort über den OnePlus Store erhältlich. Verfügbar ist das Gerät in zwei Farbvarianten namens Nebula Blue und Mirror Grey. Im Juni kommt die Variante namens Almond hinzu. Ferner ist das Smartphone in drei Speicherausstattungen zu unterschiedlichen Preisen erhältlich:

  • 6 GB RAM / 128 GB ROM (Mirror Grey) : 709 Euro
  • 8 GB RAM / 256 GB ROM (Mirror Grey. Nebula Blue, Almond): 759 Euro
  • 12 GB RAM / 256 GB ROM (Nebula Blue): 829 Euro.

Das sind zwar 100 bis 200 Euro mehr als OnePlus noch für die 6T-Modelle zum Start verlangte. Dennoch unterbietet der Hersteller damit weiterhin die Rivalen Apple, Samsung und Huawei, deren Spitzenmodelle längst die Marke von 1.000 Euro übersprungen haben.

OnePlus 7 ohne Pro als günstige Alternative

Trotzdem glaubt OnePlus offenbar, dass die angezogenen Preise für einige Fans bereits zu hoch sein könnten. Deshalb bringt die Marke erstmals eine günstige Alternative heraus. Das OnePlus 7 ohne Pro erscheint ab Juni in der Farbvariante Mirror Grey in zwei Konfigurationen:

  • 6 GB RAM / 128 GB ROM: 559 Euro
  • 8 GB RAM / 256 GB ROM: 609 Euro.

Das Modell bietet die gleiche Software- und Rechenausstattung. Abgesehen davon, gibt es einige Unterschiede.

OnePlus 7 Mirror Grey
Das OnePlus 7 kommt im Vergleich zur Pro-Version ohne dritte Kamera hinten und ohne Popup-Kamera auf der Stirnseite. Image by Berti Kolbow-Lehradt

So misst das Display in der Diagonale 6,41 Zoll wie beim 6T. Dabei löst es etwas geringer auf, nämlich in Full-HD+ (2.340 x 1.080 Pixel bei 402 ppi). Ferner kommt die Variante ohne Ultraweitwinkel-Kamera, bietet also nur eine Dual-Kamera hinten. Statt einer Popup-Kamera findet vorne eine herkömmliche Frontkamera Platz. Der Akku ist etwas kleiner: 3.700 mAh. Mit 182 Gramm fällt das Gewicht auch etwas niedriger aus. Dolby Atmos ist trotzdem an Bord.

Insgesamt ist das OnePlus 7 also eine leichte überarbeitete Version des 6T. Die wirklichen Innovationen stecken im 7 Pro. Insbesondere mit der Triple-Kamera inklusive Tele-Zoom schließt OnePlus mit den großen Marken an der Spitze auf.

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Images by Berti Kolbow-Lehradt

ist Freier Technikjournalist. Für die Netzpiloten befasst er sich mit vielen Aspekten rund ums Digitale. Dazu gehören das Smart Home, die Fotografie, Smartphones, die Apple-Welt sowie weitere Bereiche der Consumer Electronics und IT. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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