Google Home vs. Amazon Echo: Der Kampf der digitalen Assistenten

6 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Du antwortest „Okay Google, Snooze auf fünf Minuten.“ Kurz nach dem Aufwachen sagst Du „Alexa, koche eine Tasse Kaffee“ oder steigst mit den Worten „Ok Google, Duschen mit 24°C warmen Wasser“ in die Dusche. Was wie eine schräge Zukunftsvision klingt, könnte schon bald Realität werden. Grund dafür ist die schnelle Entwicklung von digitalen Assistenten, die nicht nur Informationen aus dem Internet besorgen, sondern auch die Sprachsteuerung des Smart Home ermöglichen. Mit Google Home und Amazon Echo haben bereits zwei Produkte die Serienreife erlangt. Doch was können die beiden Produkte und wie sieht es in Sachen Datenschutz aus? Wir haben die beiden Assistenten miteinander verglichen.

Amazon Echo: So wie man in den Raum hineinruft, so schallt es heraus

Amazon-Echo-Black (adapted) (Image by Amazon)Der einzige aktuell in Deutschland verfügbare Digital-Assistent kommt vom Shoppingriesen Amazon und heißt Echo (kleine Version: Echo Dot). Auf diesen Namen hört die kesse Assistentin allerdings nicht, ihr Schlüsselwort ist „Alexa“. Neben der englischen ist die künstliche Intelligenz auch der deutschen Sprache mächtig. Die Ausgaben sollen dabei mit einer deutlichen Aussprache glänzen. Verbesserungsbedürftig ist die Grammatik und Kontextfähigkeit.

Für die Software-Intelligenz sorgen zahlreiche Sprach-Apps, Skills genannt, die auf dem Gerät installiert werden können. Zum Marktstart sind unter anderem Applikationen der Deutschen Bahn, Mytaxi, Chefkoch.de, Das Örtliche, Tagesschau, TuneIn Radio oder BMW verfügbar. Damit lassen sich über das Internet Informationen zu aktuellen Nachrichten, populäre Rezepte oder der nächsten Bahnverbindung abrufen. Zudem lassen sich Timer einstellen, Notizen und Einkaufslisten erstellen oder auch Einheiten umrechnen. Besonders Wissbegierige dürften sich über die Wikipedia-Anbindung freuen.

Doch das ist noch längst nicht alles. Skills von beispielsweise Wemo, Tado, Nest oder Philips Hue ermöglichen die Steuerung des eigenen Smart Home. So bieten gesprochene Befehle wie „Alexa, schalte das Licht an“, „Alexa, schalte den Fernseher aus“, „Alexa, stelle meinen Ventilator an“ oder „Alexa, stelle die Schlafzimmertemperatur auf 19 Grad Celsius“ eine ganz neue Interaktionsmöglichkeit mit der heimischen Technik. Für bestes Verständnis sorgen sieben Mikrofone, die sich unter dem minimalistischen, aber etwas schnöden Alugehäuse befinden. Für die Audiowiedergabe stehen ein 50 mm Hochtöner sowie ein 63 mm Tieftöner zur Verfügung. Kleinere Räume lassen sich damit wohl gut beschallen, allerdings kann der Speaker verständlicherweise keine Stereoanlage ersetzen.

Auf der Oberseite des Zylinders findet sich ein Setup- sowie Mute-Button. Ersterer ermöglicht das Verbinden mit dem eigenen Heimnetzwerk. Das ist allerdings nur über ein Smartphone und ein eigenes WLAN Direct mittels Alexa App möglich. Dort kann dann auf Einstellungen wie WLAN oder Bluetooth zugegriffen werden. Für unterwegs eignet sich das Gadget also weniger – auch weil ein offenes oder per Passwort geschütztes WLAN benötigt wird. Kabellos-Netzwerke, die eine vorgeschaltete Anmeldemaske besitzen, wie sie in vielen Hotels zu finden sind, werden nicht unterstützt. Da es an einem integrierten Akku fehlt, sollte eine Steckdose immer in der Nähe sein. Der Mute-Knopf ermöglicht das Stummschalten des Assistenten. Dann reagiert Echo auch nicht mehr auf das Keyword „Alexa“. Per Drehring auf der Oberseite kann die Wiedergabelautstärke variiert werden. Aktuell ist der Digitalassistent von Amazon nur per Einladung verfügbar. Gehört man zu den Auserwählten, werden 180 Euro für das große Gerät, 60 Euro für das kleine fällig.

Google Home: Das funktionsreiche Ökosystem für Zuhause

Google-Home-Colors-AP2 (adapted) (Image by Google)Der Internet-Riese Google versucht mit Home den Markt der Digitalen Assistenten zu bereichern. Leider ist das Gadget derzeit nur in den USA verfügbar. Dementsprechend existiert auch nur eine englische Spracheingabe sowie -ausgabe. Die weiß allerdings durch Qualität zu überzeugen. Wie auch beim Smartphone-Dienst Google Now reagiert das System auf die beiden Worte „Ok Google“. Auf entsprechende Anfragen antwortet der Assistent mit der aktuellen Agenda, schätzt unter anderem die Verkehrslage ein und gibt Tipps zum Verlassen des Hauses. Auch Kontextabfragen sind möglich. Der Nutzer profitiert zudem von einer lernfähigen Software, die intelligenter wird je mehr man mit dem Assistenten interagiert.

Ein großer Pluspunkt des Systems ist das Google-Ökosystem im Hintergrund. Verschiedene Services wie Play Music oder den Streamingstick Chromecast nutzen viele von uns heute selbstverständlich. Wie auch bei Amazon Echo werden zudem externe Dienste wie Spotify oder TuneIn Radio unterstützt. Selbstverständlich ist auch die Steuerung des Smart Home möglich. Dafür ist Google eine Kooperation mit Herstellern wie Nest, Philips Hue, Samsung SmartThing oder IFTTT (If This Then That) eingegangen. So lässt sich unter anderem ein Uber-Taxi bestellen, die Heizung regulieren oder im Lieblingsrestaurant ein Tisch reservieren.

Fernab der intelligenten Software hat sich Google in Sachen Design etwas mehr Mühe gegeben als Konkurrent Amazon. Die Box ist kompakter und bietet ein gefälligeres, vor allem aber anpassbares Design. Die Hülle des Unterteils, die aus hochwertigem Stoff besteht, lässt sich nach eigenem Belieben wechseln und so mit den Farben der Innenausstattung kombinieren. Nicht anpassbar ist das weiße Oberteil, das ein Touchfeld mit vier bunten LED-Lichtern beherbergt, die die aktuelle Funktion wie ‚Zuhören‘ oder ‚Webabfrage‘ verdeutlichen sollen.

Wie auch bei Amazon Echo ist ein Mute-Button vorhanden, der die Mikrofone und Lautsprecher stumm schaltet. Die Lautstärke kann per Touchgeste variiert werden. Unter dem schicken Kleid befinden sich zwei Lautsprecher sowie zwei Mikrofone. Die übrige Hardware ist aus dem Streaming-Stick Chromecast aus dem Jahr 2015 bekannt: So werkelt der Cortex A7 Dual-Core-Soc sowie 256 MB unter dem Gehäuse. Zudem gehört WLAN zur Ausstattung, eine Bluetooth-Schnittstelle fehlt leider. Google Home ist seit November 2016 in den USA für 129 US-Dollar verfügbar. Zu einem Deutschlandstart und einem Preis gibt es noch keine Informationen.

Digitalassitenten mit bedenklichem Datenschutz

Bleibt noch des Deutschen wichtigste Frage: Wie steht es um den Datenschutz der beiden Gadgets? Wie die Kollegen von Computer Bild herausgefunden haben, gibt sich Alexa in Amazon Echo deutlich genügsamer, wenn es um die aufgenommen Daten geht. Sprachdaten werden erst dann an die Server gesendet, wenn „Alexa“ oder eines der anderen konfigurierbaren Schlüsselworte gesagt wird. Ansonsten geschieht lediglich ein bis zu drei Sekunden laufendes, internes Aufzeichnen von Umgebungsgeräuschen. Die Aufzeichnung geschieht also lediglich temporär. Wohl auch deshalb war ein Deutschlandstart relativ zeitnah möglich.

Anders sieht es beim Konkurrenten von Google aus. Auch dessen Assistenten Home hat Computer Bild unter die Lupe genommen – mit dem Ergebnis, dass der digitale Assistent permanent auf das Schlagwort „Ok Google“ wartet. Er gleicht die Informationen dabei permanent mit den Google-Servern ab. Inwieweit die Audiodaten online archiviert werden, ist unklar. Dieser Vorgang soll den Prozess zwar beschleunigen, ist allerdings datenschutzrechtlich mehr als bedenklich – auch wenn man wie beim Amazon-Pendant die Mikrofone stumm schalten kann. Die Bundesbeauftragte für Datenschutz Andrea Voßhoss warnte in der Wirtschaftswoche gar vor dem Einsatz der Digitalassistenten.

Fazit: Beta-Software für Technik-Fans

Die Vision vom intelligenten Assistenten ist alles andere als Zukunftsmusik. Mit Amazon und Google haben zwei Riesen der Elektronikbranche mit großer Reichweite erste Modelle auf den Markt gebracht. Doch wie bei so vielen Neuentwicklungen besitzen die Gadgets aktuell einen etwas besseren Beta-Status: Intelligente Konversationen und selbstständiges Agieren sucht man bei beiden Modellen (noch) vergebens.

Auf dem Papier bietet Amazon Echo im direkten Vergleich den größeren Funktionsumfang und eine bessere Praxistauglichkeit – auch aufgrund der deutschen Sprachunterstützung. Amazon genießt hier den Vorsprung durch eine längere Entwicklungszeit. Google ist wie bei anderen Produkten Nachzügler, dürfte allerdings auch aufgrund des existierenden Ökosystem schnell aufholen. Eines haben beide Digitalassistenten allerdings gemeinsam: Wer sich Amazon Echo und Google Home in das Wohnzimmer stellt, sollte sich der fraglichen Datenschutzlage bewusst sein. Im schlimmsten Fall könnten die Geräte von Außen gekapert werden. Datendiebe könnten so auf Mikrofone und Smart Home-Komponenten zugreifen. Jeder sollte deshalb selbst abwägen, inwieweit der Nutzen den Risiken in Form von Überwachung gegenübersteht.

Dieser Text erschien zuerst auf Androidpiloten.


Images by Amazon and Google, adapted by Jonas Haller


arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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2 comments

  1. Interessanter Beitrag!

    Ein Google Pressesprecher hat im November gesagt im Frühjahr 2017 soll Home in Deutschland auf den Markt kommen. Das glaube ich mittlerweile nicht mehr weil :

    Rick Osterloh, Mitarbeiter bei Google, hat am 28. Februar BBC auf dem MWC 2017 in Barcelona verraten, dass Google Home noch vor Juni in Großbritannien auf den Markt kommen wird. Also aller googlerischer Voraussicht nach, Ende Mai oder doch erst im Juni. Quelle: http://www.digitale-assistenten.info/google-home/wann-kommt-google-home-nach-deutschland/

    1. Genaues ist mir da leider auch nicht bekannt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Google den Assistenten noch im ersten Halbjahr nach Deutschland bringt. Neben der sprachlichen Umsetzung spielen sicher auch die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.

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