Adobe Scan, Office Lens und Scanbot: Was taugen Scanner-Apps?

Mal nebenher den Kassenzettel speichern, einen spannenden Zeitungsartikel digitalisieren oder die handschriftlichen Vorlesungs-Notizen an den ‚kranken‘ Kommilitonen versenden. Das klappt am schnellsten mit der Smartphone-Knipse und der vorinstallierten Kamera-App. Deutlich praktischer sind allerdings Scanner-Apps von Drittanbietern wie Adobe oder Microsoft. Sie bieten automatische Entzerrung, Schrifterkennung oder Katalogisierung. Ich habe mit Adobe Scan, Office Lens und Scanbot die drei spannendsten kostenlosen Apps ausprobiert.

Adobe Scan: All-in-One-Lösung für Kreative

Mit Scan bietet Softwarehersteller Adobe ein umfangreiches Tool für alle Nutzer von Acrobat, Photoshop, Lightroom und Co. Für die Verwendung der Scanner-App ist ein Adobe-Konto nötig, das kostenlos angelegt werden kann. Nach dem Start der Anwendung öffnet sich blitzschnell die Kamera, sodass Dokumente schnell auf dem Smartphone landen können. Für die Seitenerkennung muss das Quellmaterial möglichst senkrecht zur Knipse gehalten werden. Das anschließende Fotografieren geschieht automatisch. Die digitalisierte Seite besitzt durch den entsprechenden Filter einen sehr guten Kontrast. Texte sind deshalb gut lesbar.

Wie bei den meisten Galerie-Apps auch, kann ich eingelesene Dokumente beschneiden und so für mich wichtige Informationen speichern. Ferner lassen sich mehrere Seiten zu einer Datei zusammenfassen.

Adobe gewährt lediglich das Speichern auf Webservern in der sogenannten Adobe Document Cloud. Das lokale Speichern ist nicht möglich. Allerdings kann ich über die Cloud-Verbindung auch an Computer oder Tablet auf die Dokumente zugreifen. Auf dem Desktop-Rechner muss ich dafür dann den Adobe Reader installieren und mich dort mit meiner Adobe-ID anmelden. Wer Adobe Scan richtig nutzen möchte, taucht also relativ tief ins Adobe-Ökosystem mit all seinen Desktop-Programmen, mobilen Apps und Web-Services ein.

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Die Scanner-App Adobe Scan ermöglicht dank Texterkennung eine sehr gute Weiterverwendung der Dokumente. Screenshots: Jonas Haller

Ein Grund, warum es sich lohnt, zu Adobe Scan zu greifen ist die ausgereifte Texterkennung. Eine gute Kamera vorausgesetzt erlaubt sie die komfortable Weiterverwendung im Acrobat Reader – Markierungen und Anmerkungen inklusive. Die Freigabe-Funktion erlaubt das schnelle Teilen für Arbeitskollegen und Freunde. Das geschieht wahlweise per Datei- oder Linkversand.

Office Lens: Rudimentäre Scan-Lösung von Microsoft

Natürlich stellt auch der Branchenprimus Microsoft eine passende Lösung bereit. Seine Scanner-App hört auf den Namen Office Lens und ist wie auch Adobe Scan kostenlos im Play Store verfügbar. Anders als beim Mitbewerber kann ich den Dienst auch ohne Anmeldung in Anspruch nehmen. Beim ersten Probieren wird deutlich, dass die Seitenerkennung deutlich flexibler möglich ist. Auch aus einem flachen Winkel sind Dokumente scanbar. Das geht allerdings zu Lasten der Qualität, da die abgelichtete Seite entzerrt werden muss. Für den Scan ist wie auch in der Foto-App ein zusätzlicher Fingertipp zum Auslösen nötig.

Leider suche ich Funktionen wie das Zusammenfassen mehrerer Seiten oder die Texterkennung vergeblich. Immerhin lassen sich Dokumente nachträglich beschneiden und in verschiedenen Farbeinstellungen abspeichern. Ein Vorteil von Office Lens ist die lokale Speichermöglichkeit. Allzu private Dateien landen auf dem Smartphone, der Upload in die Cloud ist nicht zwingend notwendig. Natürlich bietet Microsoft auch eine Anbindung an das eigene Cloud-Angebot OneDrive, wo sich die Dokumente blitzschnell synchronisieren lassen.

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Office Lens ist die simpelste aller getesteten Scanner-Apps. Screenshots by Jonas Haller

Scanbot: Underdog mit Bezahloptionen

Der kleine Softwareentwickler doo schickt mit Scanbot ebenfalls eine Scan-Anwendung ins Rennen. Die Kollegen bei den Applepiloten hatten sich schon einmal Unfade, eine App fürs Fotos scannen von doo, angeschaut. Im Gegensatz dazu ist Scanbot auf Dokumente spezialisiert.

In der kostenlosen Basisversion bietet die App eine Scan- sowie Uploadfunktion. Die Software lichtet das Dokument nach dem Erkennen automatisch ab. Das funktionierte im Test allerdings nicht immer fehlerfrei. Oft landeten die Seiten nur abschnittsweise digital auf dem Smartphone. Wie auch bei den Mitbewerbern sorgen verschiedene Filter- und Sättigungseinstellungen für eine bessere Lesbarkeit.

Auch mit Scannot lassen sich mehrere Seiten zu einem Dokument zusammenfügen. Die Datei kann anschließend per Mail versendet werden. Für große Dokumente bietet die Scanner-App eine Komprimierung an. Eine individuelle Erinnerung ist ebenfalls möglich. Wer wie bei Adobe Scan eine Texterkennung wünscht, muss einmalig 4,19 Euro investieren. Die 5,99 Euro teure Pro-Version der Scanner-App kommt mit Dokumentbearbeitung/Unterschrift, Magic Color Filter, intelligentem, inhaltsbasierten Benennen, Motiven und Erinnerungen daher.

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Die Funktionen von Scanbot sind in der kostenpflichtigen Pro-Version sehr umfangreich. Screenshots by Jonas Haller

Fazit: Die eierlegende Wollmilchsau unter den Scanner-Apps gibt’s nicht

Gerade für die Digitalisierung von analogen Schriftstücken sind Scanner-Apps die deutlich bessere Alternative zur Standard-Kamera-App. Mit Adobe Scan, Office Lens und Scanbot existieren bereits leistungsfähige Lösungen im Google Play Store. Doch nicht jede Anwendung eignet sich für jeden Nutzer. Adobe Scan zum Beispiel sollten sich alle Adobe-Nutzer mit umfangreicher Cloud-Verwendung näher anschauen. Die kostenfreie und hochwertige Texterkennung ist ein Novum.

Office Lens eignet sich hingegen für Nutzer, die sensible Dokumente lieber lokal speichern wollen. Damit müssen sie allerdings Abstriche beim Zusammenführen mehrerer Seiten sowie der nicht vorhandenen Texterkennung machen. Wer die Vorzüge der Scanner-Apps von Adobe und Microsoft genießen will, ist zwar bei Scanbot schon an der richtigen Adresse. Allerdings geht das dann nicht kostenlos. Es muss zur kostenpflichtigen Pro-Version gegriffen werden. Denn nur sie bietet neben lokaler Speicherung eine leistungsfähige Texterkennung. Nutzer benötigen bei der doo-App jedoch Geduld in Bezug auf die Seitenerkennung.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten Magazin


Images & Screenshots by Jonas Haller


 

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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