WebVR-Konferenzen als Zukunftsmodell – Ein Besuch bei Laval Virtual

In Frankreich, im malerischen Städtchen Laval findet seit 20 Jahren eine Konferenz für Immersive Tech statt: das Laval Virtual. Es geht um Virtual Reality, SocialVR, Games, Cinema, Robotics. Alles, was mit neuen Technologien zu tun hat, wird dort seit zwei Dekaden ausgestellt, ausprobiert und diskutiert. Die Kuratorin Judith Guez organisiert begleitend zur Konferenz ein spannendes, immersives Kunst-Festival, das Recto VRso. Über die ganze Stadt verteilt, zeigt sie an verschiedenen Orten künstlerische VR-Experiences und andere Formate immersiver Kunst. Die Ausstellung wird leider erst nächstes Jahr gezeigt, aber das Kunst & VR-Talkprogramm ist zusammen mit der gesamten Laval Virtual-Konferenz im April 2020 kurzerhand in die virtuelle Welt umgezogen.

VirBELA als virtuelle Konferenzplattform

Zusammen mit VirBELA, einer Online-Kongress-Plattform, hat das Laval Virtual-Team eine Konferenz auf die Beine gestellt, die WebVR, SocialVR und Online-Konferenztechnik vereint. Chapeau! Die Besucher*innen konnten am Computerbildschirm oder mittels VR-Headset wie der Oculus Quest am Programm teilnehmen. Mit dem selbst gestalteten Avatar landet man zunächst ganz klassisch direkt neben der Sponsorenwand unter freiem Himmel. Aber die Insel hat mehr zu bieten. Eine Erkundung mit Spaziergang am Strand lohnt sich. Selbst wenn man erst kurz vor knapp beim Konferenzraum ankommt, findet man einen guten Platz. Denn die Sitzplatzreihen sind erweiterbar, und die Plattform generiert dieselbe Podiumsansicht für alle User*innen, und zwar so, als ob man vorne direkt vor den Speaker*innen sitzt. Ganz entspannt lässt es sich so vom heimischen Arbeitsplatz oder der Couch aus den Vortragenden zuhören, ohne ablenkendes Getuschel von anderen Teilnehmenden.

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Die Vorteile von virtuellen Konferenzen

Anders als im realen Konferenzraum bietet sich online die sehr nützliche Möglichkeit über eine Anwesenheitsliste zu sehen, wer noch im Raum ist. So lässt sich die Person, mit der man gern in Kontakt treten möchte, direkt anschreiben, um sich für ein persönliches Gespräch am Strand zu verabreden. Effizienter lässt sich auch im realen Leben nicht netzwerken. Auch wenn die eine oder andere Präsentation technisch noch nicht ganz reibungslos verlief und Videocontent noch nicht in ausreichender Qualität geteilt werden konnte, ist diese erste virtuelle Ausgabe des Laval Virtual ein erfolgreicher Schritt in Richtung Zukunft.

Denn über das übliche YouTube-Livestreaming hinaus wird künftig kaum eine Konferenz ohne SocialVR auskommen, egal ob sie online oder offline stattfindet, und zwar, um so vielen Teilnehmer*innen wir möglich einen einfachen Zugang zu gewährleisten. Von zu Hause aus an Konferenzen teilzunehmen, bietet aber nicht nur in Zeiten von Corona große Vorteile. Es ist ökologischer, kostensparender, effizienter und entspannter. So muss man nicht mit dem Flugzeug hinfliegen, wodurch man sich die Reise komplett erspart. Zwar fällt das übliche gemeinsame Dinner mit anschließenden Drinks an der Hotelbar aus. Dafür hat man aber vielleicht auch endlich wieder Zeit für ein Bier mit Freund*innen vor Ort.

WebVR als Brücke zwischen Bildschirm und Headset

Aber es geht hier um mehr, als nur eine gelungene Onlinekonferenz. WebVR und SocialVR schlagen endlich eine funktionierende Brücke zwischen Screen und VR-Headset. Beide Geräte ermöglichen den Zugang zu derselben, virtuellen Welt, und zwar gemeinsam mit anderen User*innen. Das hilft hoffentlich dabei, die Verbreitung von Virtual Reality zu beschleunigen. Denn heute wissen zwar viele, warum sie 1.300 EUR in ein neues iPhone investieren sollen, aber nicht 450 EUR in eine Oculus Quest. Konferenzen wie Laval Virtual, VirBELA oder neue WebVR-Plattformen wie Mozilla Hubs zeigen, warum es sich lohnt, endlich in die virtuelle Welt einzutauchen. Denn erst dort wird das immersive Erlebnis so richtig real.


Bilder von Laval Virtual and Virbela und Tina Sauerländer

ist Kuratorin für digitale Kunst und Virtual Reality. Sie interessiert sich dafür, wie das Internet und das Digitale unsere Lebenswelt und Gesellschaft verändern. Sie hat Kunstgeschichte und BWL studiert und gründet gern neue Projekte wie den SALOON, ein internationales Netzwerk für Frauen in der Kunstbranche. Sie ist Mitbegründerin der internationalen Ausstellungsplattform peer to space, der VR-Kunst Rechercheplattform Radiance VR und des Online Art & Research Centers Kara Agora.

Tina Sauerländer, 2020, Foto (c) J. Pegman


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