Kaffeekapselkopierschutz als Gefahr für das Internet der Dinge

Der US-amerikanische Kaffee-Vertrieb Keurig stattet die Kapseln für seine Kaffeautomaten mit einem Kopierschutz aus und bringt damit das Internet der Dinge in Gefahr. Kaffee in Kapseln ist nicht wirklich neu und eigentlich auch nicht besonders gefährlich, außer vielleicht für die Umwelt. Doch nachdem ein US-amerikanischer Kaffeekonzern seine Kaffeeautomaten nach Ablauf des Patents mit einer Art DRM oder Kopierschutz vor der Kapseln fremder Hersteller verschließen will, wird eine neue Gefahr deutlich: Das krampfhafte durchsetzen eigener geschlossener Systeme stellt ein großes Problem für das Internet der Dinge dar.

Kaffeeautomaten sind die neuen Drucker

Noch sind die unter der Marke Keurig vertriebenen Kaffeeautomaten von Green Mountain Coffee in den USA noch gar nicht mit dem Internet verbunden. Dass sie also eine Gefahr für das Internet der Dinge darstellen sollen, könnte nun schnell angezweifelt werden – aber tatsächlich hat das Vorgehen des Konzerns stärkere Auswirkungen auf vernetzte Systeme der Zukunft, als es auf den ersten Blick scheint.

Das Unternehmen hat für seine Kapselkaffeautomaten ein Geschäftsmodell gewählt, das dem der Druckerpatronen nicht ganz unähnlich ist. Der Umsatz wird nicht durch den Verkauf der Geräte, sondern der Druckerpatronen, respektive Kaffeekapseln danach gemacht. Das erklärt dann auch, warum Green Mountain Coffee sein Kaffeeautomatensystem so dringend vor Drittherstellern entsprechender Kapseln abschirmen will, da das Unternehmen an dem Verkauf der nachgemachten Kapseln nichts verdient.

Nur ein geschlossenes System ist ein lukratives System

Die Gefahr für das noch im Anfangsstadium befindliche Internet der Dinge besteht nun darin, dass die Praxis, geschlossene Systeme zu verwenden, der Grundidee wiederspricht. Eines der Hauptmerkmale, die das Internet der Dinge definieren, Interoperabilität ist, wie Paul Kominers, Wissenschaftler am Berkman Center for Internet and Society der Harvard University, in seiner Arbeit „Interoperability Case Study: Internet of Things (IoT)“ erläutert. Die Geräte müssen also in der Lage sein, gegenseitig Signale voneinander zu empfangen und Signale aneinander zu senden – vor allem müssen sie aber in der Lage sein, diese Signale auch verstehen zu können. Dafür sind offene Standards unerlässlich.

Wenn ein Hersteller nun allerdings ein geschlossenes System aufbaut, das eben nicht mit anderen Geräten zusammenarbeiten kann, sondern sich klar von diesen abgrenzt, ist die gesamte Grundidee des Internet der Dinge in Gefahr. Dabei geht es gar nicht nur um kopiergeschützte Kaffeekapseln – Kominers führt in seiner Arbeit auch sogenannte Smartfridges an, also mit dem Internet verbundene Kühlschränke, die anhand von RFID-Tags o.ä. Produkte erkennen. Wird ein Produkt aus dem Kühlschrank genommen, vermutet der Kühlschrank nach einer Bestimmten Abwesenheitszeit, dass das Produkt alle ist und fügt es zur Einkaufsliste hinzu, die dann automatisch an das entsprechende Kaufhaus übermittelt wird. Wenn der Kühlschrankhersteller nun einen Vertrag mit Amazon, Walmart oder hierzulande vielleicht Real oder Edeka abgeschlossen hat, werden die Produkte automatisch bei diesem Händler bestellt. Der Nutzer wird seiner Auswahlmöglichkeit beraubt.

Treibt man dieses Szenario nun auf die Spitze, könnten auch bald Krankenhäuser nicht mehr miteinander kommunizieren, weil sie Systeme unterschiedlicher Hersteller medizinischer Gerätschaften verwenden, was wiederum gravierende Folgen für die Patienten und das Gesundheitssystem allgemein haben könnte. Dies ist zugegebenermaßen das schlimmstmögliche Szenario, aber auch so besteht bereits die Gefahr, dass das Internet der Dinge bereits ins Stolpern gerät, bevor es überhaupt große Verbreitung erfährt. Oder wie es Marcus Wohlsen von Wired so treffend auf den Punkt gebracht hat: „Du kriegst nur den Kaffee zu trinken, von dem wir wollen, dass du ihn trinkst.


Image (adapted) „Too much“ by Karsten Seiferlin (CC BY-SA 2.0)


ist Wahl-Berliner mit Leib und Seele und arbeitet von dort aus seit 2010 als Tech-Redakteur. Anfangs noch vollkommen Googles Android OS verfallen, geht der Quereinsteiger und notorische Autodidakt immer stärker den Fragen nach, was wir mit den schicken Mobile-Geräten warum anstellen und wie sicher unsere Daten eigentlich sind. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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3 comments

  1. Ich sehe im Artikel zwei Themen vermischt, die sich zwar ähnlich sind, aber nicht auf die Schnelle gemeinsam abgehandelt werden sollten: Das Beispiel Kaffeeautomaten bezieht sich auf DRM von Verbrauchsmaterialen, wie es auch bei Druckern üblich ist.

    Das andere Thema ist das „Internet of Things“, das sich auf Vernetzung bezieht. Zwischen einer Kaffeekapsel und einem Kaffeeautomaten sehe ich keine derartige Beziehung. Im verlinkten Wikipedia-Artikel wird IoT so definiert: „Das Ziel des Internet der Dinge ist es, die Informationslücke zwischen der realen und virtuellen Welt zu minimieren.“ – zwischen Kaffeekapsel und Kaffeemaschine gibt es keine Informationslücke; zwischen Kühlschrank und Amazon dafür um so eher.

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