Honor View 20 im Test: Das Loch im Display ist ein Feature, kein Fehler

Die Notch ist out: Beim Honor View 20 will der chinesische Hersteller mit einem Kamera-Loch im 6,4 Zoll großen Display punkten. Dieses „Punch-Hole“ genannte Design werden wir 2019 noch in vielen anderen Smartphones wie zum Beispiel dem Samsung Galaxy S10 sehen. Der umstrittene Steg am oberen Handy-Rand, auch Kerbe oder eben englisch „Notch“ genannt, könnte damit bald Vergangenheit sein. Mit einem Prozessor vom Typ Kirin 980, einem 4.000 mAh starken Akku sowie einer 48-Megapixel-Kamera hat das Honor View 20 im Test sogar noch viel mehr zu bieten als ein neuartiges Display.

Oberklasse-Design in der Mittelklasse

Wie man es von einem Flaggschiff-Smartphone erwartet, erweist sich das Honor View 20 im Test einwandfrei verarbeitet. Dank des 2,5D-Glases auf der Vorderseite und der etwas mehr als üblich gewölbten Rückseite liegt das Telefon angenehm in der Hand. Die Glasrückseite ist in Rot, zwei verschiedenen Blau-Tönen und in Schwarz zu haben. Stellvertretend für die Modellbezeichnung schimmert der Buchstabe V je nach Gerätefarbe in einem unterschiedlichen Farbton. Dadurch ist das Smartphone ein echter Hingucker. Es wirkt modern und nur wenig technisch.

Honor View 20 Design
Das Honor View 20 gefällt durch seine schimmernde Rückseite. Image by Timo Brauer

Durch das Muster auf der Gehäuserückseite fallen Fingerabdrücke etwas weniger auf als auf spiegelglatten Geräten, dennoch zieht das Honor View 20 im Test Fingerabdrücke sichtbar an. Der Metallrahmen des Smartphones beherbergt neben den Buttons und dem Ladeanschluss auch noch einen Infrarot-Blaster sowie einen Kopfhöreranschluss. Ferner verfügen die Tasten über einen sehr guten Druckpunkt und wackeln nicht.

Punch-Hole statt Notch im Display

Das 6,4 Zoll große Display ist an allen vier Ecken abgerundet und reicht bis fast an den Rand des Smartphones. Lediglich an der Unterseite ist der Rand minimal dicker. Auf eine Notch hat der Hersteller beim Honor View 20 verzichtet. Deshalb sind einige Umbauten erforderlich gewesen. Beispielsweise ist der Telefonhörer nun in der Displayumrandung untergebracht, während der Helligkeitssensor sich in dem rund 1,5 Millimeter dicken Rand um den Bildschirm und der Annäherungssensor sich im Geräterahmen befinden.

Einzig die Frontkamera ist in einem 4,5 Millimeter großem Loch im Display eingelassen. Dieses fällt im Alltag deutlich weniger auf als eine Notch. Leider ist die Software-Oberfläche von Honor noch auf eine Notch ausgelegt. Deshalb teilt das Honor View 20 im Test die Benachrichtigungen seltsam auf beide Displayseiten auf. Hier kann aber mit einem Software-Update nachgeholfen werden.

Honor View 20 Punch-Hole
Die Ränder des Honor View 20 sind sehr schmal. Trotzdem müssen sie dem Telefonlautsprecher Platz bieten. Denn einen Steg an der Oberseite gibt es nicht mehr. Die Frontkamera existiert als Loch im Display.

Beim verbauten Bildschirm handelt es sich um ein IPS-LCD mit hervorragenden Blickwinkeln und realistischen Farben. Mit einer Auflösung von 2.310 x 1.080 Bildpunkten (FullHD) ist es auch ausreichend scharf. Allerdings hat Honor dem View 20 kein OLED-Display spendiert, was für noch bessere Schwarzwerte aber auch für einen höheren Preis gesorgt hätte.

Performance satt beim Honor View 20 im Test

Ein Kirin-980-Prozessor sorgt zusammen mit 8 GB Arbeitsspeicher für ordentlich Tempo. Dieselbe Kombination steckt auch im deutlich teureren Huawei-Flaggschiff Mate 20 Pro. Der Kirin-980-Chip ist im 7-Nanometer-Verfahren gefertigt und dadurch besonders energieeffizient. Die Bedienung des Smartphones läuft absolut flüssig, die Ladezeiten sind kurz und Apps aus dem Multitasking sind sofort startklar – genauso wie man es 2019 von einem High-End Smartphone erwartet.

Im Geekbench-Test kann der Kirin 980 im Vergleich zum Kirin 970 seine Werte beinahe verdoppeln. So erreicht das Honor View 20 im Test einen Single-Core Score von 3.316 und einen Multi-Core Score von 9.762 (Kirin 970: 1757, 5798). Dies sind zwar nur theoretische Werte. Jedoch lassen sich gerade beim Laden von aufwändigeren Spielen oder beim Fotografieren auch in der Praxis deutliche Unterschiede feststellen.

Beim Speicher hat Honor ebenfalls nicht gespart. Daher stehen euch wahlweise 128 oder 256 GB zur Verfügung. Der SIM-Slot bietet zwar Platz für zwei Mobilfunkkarten, jedoch nicht für eine Speicherkarte zur Erweiterung des internen Speichers.

Akku hält und hält

Der Akku des Honor View 20 hat eine Kapazität von 4000 mAh und ist dank Huawei-Supercharge innerhalb von rund 90 Minuten wieder voll aufgeladen. Diese Funktion in Anspruch zu nehmen, ist allerdings eigentlich nie notwendig, wenn man das Telefon über Nacht auflädt. Auch bei intensiver Nutzung hat mir der Akku des Honor View 20 im Test immer für einen kompletten Tag gereicht.

Magic UI: Honor setzt künftig auf eigene Android-Oberfläche

Wie bei den meisten Android-Geräten kleidet Honor das Google-Betriebssystem mit einer eigenen Oberfläche. Bisher griff der Hersteller dabei auf die Software von Konzernmutter Huawei zurück. Künftig will er eigene Wege gehen und sich von Huawei unabhängiger machen. Dies beginnt bereits mit einem neuen Namen: Magic UI. Derzeit unterscheidet sich die Oberfläche jedoch nicht großartig von Huaweis EMUI. Lediglich Kleinigkeiten wie die Wecker-App haben ein leicht verändertes Design. In Zukunft könnte es jedoch noch mehr Unterschiede geben.

Typisch für Huawei und Honor sind die vielen zusätzlichen Einstellmöglichkeiten, denen wir beim Honor View 20 im Test begegnen. So lassen sich die Shortcuts in der Benachrichtigungszentrale individuell anpassen oder die Navigationselemente am unteren Bildschirmrand ausblenden und durch eine Gestensteuerung ersetzen. Grundsätzlich gefällt mir Honors Softwareoberfläche sehr gut. Sie ist durchdacht, einfach zu verstehen und sieht modern aus.

Kleine Gimmicks werten die UI zusätzlich auf. So lässt sich per Lauter-Taste und Powerbutton eine Bildschirmaufnahme starten und beim Aufladen des Gerätes bekommt man eine coole Animation angezeigt, die euch über die verbleibende Ladedauer informiert.

Magic UI 2 basiert auf Android 9, wobei Honor Android-Updates relativ zeitnah herausbringt. Auch ein Update auf die nächsten beiden Android-Versionen (10 und 11) ist relativ sicher.

Kamera des Honor View 20 im Test: Detailreiche Stillleben

Als Highlight verbaut Honor einen 48-Megapixel-Sensor von Sony in der Hauptkamera auf der Rückseite des Smartphones. Auf eine Zoom-Linse oder einen Weitwinkel muss man beim Honor View 20 jedoch verzichten. Die zweite Aufnahmeeinheit des Dual-Kamera-Setups ist lediglich ein 3D-Sensor, der mittels Infrarot-Technik Abstandsinformationen zur Berechnung der Tiefenschärfe registriert.

Seine Stärken zeigt die Kamera des Honor View 20 im Test bei unbewegten Motiven. Das gilt beispielsweise für den „Ultra Clarity“-Modus. Darin nimmt das Smartphone mehrere Bilder nacheinander auf und berechnet so ein noch detailreicheres Bild. Das funktioniert auch im Nachtmodus fantastisch, wie die Testfotos zeigen. Auch beim Abfotografieren von Dokumenten ist der „Ultra Clarity“ Modus nützlich. Ein Textdokument ist auch nach mehreren Metern Entfernung noch lesbar, das iPhone XS hat hier trotz zweiter Zoom-Linse das Nachsehen.

Auf der Frontseite macht die 25-Megapixel-Selfiekamera ebenfalls scharfe Bilder. Dies benötigt durch den fehlenden Autofocus jedoch manchmal einige Versuche.

Fazit: Design und Leistung überzeugen beim Honor View 20 im Test

Beim Honor View 20 im Test begeistert uns zum einen das Design. Die schillernde Glasrückseite mit V-Design und die dünnen Ränder des Displays mit Punch-Hole, lassen das Gerät schick und modern wirken. Dank Oberklasse-Prozessor und mehr als ausreichend Arbeitsspeicher hat das Honor View 20 auch viel Leistung zu bieten. Dabei kann es sich locker mit dem Huawei Mate 20 Pro messen. Mit einem relativ niedrig angesetzten Startpreis von 570 Euro ist das Gerät deutlich günstiger als viele andere High-End-Smartphones. Wer auf kabelloses Laden und einen OLED-Bildschirm verzichten kann, erhält mit dem Honor View 20 ein herausragendes Smartphone mit erstklassigem Arbeitstempo, einer guten Kamera und langer Akkulaufzeit.

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Images by Timo Brauer

beschäftigt sich mit jedem Technikprodukt, das ihm unter die Finger kommt. Besonders Gadgets fürs Smart Home haben es ihm angetan. Wenn er nicht gerade mit Technik herumspielt, ist er auf Reisen - Smartphone und Kamera immer dabei.


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