Refurbished iPhone 13 Pro im Test: Überholt oder auf der Überholspur?

Vor kurzem hat Apple das neue iPhone 14 vorgestellt. Dabei gab es kaum erwähnenswerte Neuerungen, vieles blieb beim Alten und hier und da wurden kleine Verbesserungen eingebaut. Beispielsweise mehr Sensoren, die dynamic island oder eine optimierte Frontkamera. Das ist nicht weiter überraschend, da Apple hier ihrer Linie der letzten Jahre treu bleiben und eher optimieren als revolutionieren. Was aber nichts daran ändert, dass die Smartphones zu den Besten auf dem Markt gehören, was sich auch immer wieder im Preis widerspiegelt. 1.000€ und aufsteigend ist hier Standard. Wenn ihr auch gern ein iPhone der neueren Generation hättet, dann solltet ihr vielleicht überlegen, ob ihr nicht ein aufbereitetes Handy kauft. Hier könnt ihr teilweise viel Geld einsparen im Vergleich zu Neugeräten. Ich habe den Test für euch gemacht und mir ein Refurbished iPhone 13 Pro bestellt und einen Monat lang zu meinem Alltagshandy umfunktioniert. Hier erfahrt ihr, was mein Fazit ist und ob sich die bereits genutzten Smartphones wirklich lohnen.

Das Testgerät hat Swappie freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Falls ihr mehr über Refurbished im Allgemeinen wissen möchtet, lest unseren Artikel „Was ist Refurbished?“, wo wir genau erklären, was Refurbished eigentlich ist.

Wozu ein Neugerät, wenn auch generalüberholt funktioniert?

Da wir bei Netzpiloten in letzter Zeit viel über Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung berichtet haben, wollten wir auch einmal einen Hands-On Test für die viel besprochenen Refurbished-Geräte machen. Dafür hat uns der Refurbished-iPhone Anbieter Swappie einen Gutschein zur Verfügung gestellt. Damit habe ich mir ein relativ aktuelles Smartphone, dass iPhone 13 Pro, bestellt, um zu sehen, ob hier Abstriche im Vergleich zu Neugeräten zu erkennen sind. Neugeräte sind in der Regel nämlich fehlerfrei, was bei älteren Versionen schwer zu vergleichen gewesen wäre.

Der Bestellprozess war sehr benutzerfreundlich und leicht verständlich. Ihr wählt nach eigenem Gusto aus, wie viel Speicher euer iPhone haben soll. Dann könnt ihr die Farbe und den Zustand eures iPhones bewerten. Hier gibt es die Wahl zwischen Fair – sehr gut – wie neu; ich habe mich für letzteres entschieden. Je nach optischem Zustand und Farbe spart ihr Geld. Eine Besonderheit ist die Batteriekapazität. Die nimmt bekanntlich nach einem Jahr ab, weswegen ihr hier zwischen garantierten 80% Batterieleistung wählen oder direkt eine neue einbauen lassen könnt. Ich entschied mich für die vollen 100% Leistung. Wenn ihr zufällig noch ein altes iPhone zuhause liegen habt, dann könnt ihr jetzt im nächsten Schritt das Handy einsenden lassen und im Zweifel als Gutschrift auf euren Smartphone-Endpreis dazurechnen lassen. Abschließend könnt ihr diverses Zubehör dazubuchen und dann euer iPhone per Paypal, Klarna und Co. bezahlen. Die Lieferung ging recht schnell und nach 2 Liefertagen konnte ich meinen Test starten.

Iphone 13 Pro Farbpalette aus Gold, Silber, Graphit und Sierrablau
Die Farbpalette des iPhone 13 Pro ist elegant und schick, aber weniger farbenfroh als andere Generationen

Aller Umstieg ist Schwer – Hier eher weniger

Bevor ich näher auf das Gerät eingehe, sollte ich erwähnen, dass ich bisher nur Android-Smartphones genutzt habe und dieser Test somit mein Einstieg in die IOS-Welt war. Dementsprechend skeptisch war ich auch bei dem Gedanken, nun die „Teams“ zu wechseln. Doch Apple schien meine Gedanken lesen zu können und nahm mich sofort bei der Ersteinrichtung an die Hand. Mittels der App „Auf IOS übertragen“ konnte ich alle meine wichtigen Daten von meinem Xiaomi Mi9T Pro ohne Probleme übertragen und war somit startklar.

Das iPhone 13 Pro überzeugt mit Premium-Haptik und Optik

Als erstes möchte ich das hochwertige Gehäuse des iPhone 13 Pro hervorheben. Dank eines Hochglanz-Edelstahlrahmens und der mattierten Rückseite liegt das 6,1 Zoll Smartphone angenehm und fest in der Hand. Tatsächlich habe ich das Gerät den gesamten Testzeitraum nur ohne Hülle genutzt und war vom sicheren Halt beinahe schockiert. Kein einziges Mal fiel es mir aus der Hand oder rutschte von einer Oberfläche ab – meine Apple-Vorurteile haben sich im Vorfeld nur an Bilder von zersprungenen Displays und spontanes Herunterfallen, sobald Freunde sie benutzt haben, erinnert. Aber nicht mit dem 13 Pro. Durch den Edelstahlrahmen haftet es beinahe an den Händen und gibt ein sicheres Bediengefühl. Und die Optik in Sierra Blau ist genau nach meinem Geschmack. Einzig der Stummschalter über den Lautstärke-Tasten wirkt eher altbacken und recht scharfkantig, was ich als nicht sonderlich angenehm empfand. Der Edelstahlrahmen macht das Handy recht schwer (203g), aber gibt dadurch ein wertiges, nicht zu schweres Gefühl, egal, wie lange man es in der Hand hält. Das Ceramic Shield verhindert, dass Kratzer und Co. ein leichtes Spiel haben.

Das All-Screen Retina OLED-Display verfügt über 2532 x 1170 Pixel bei 460 ppi, ist also kein 4K, aber sieht trotzdem gestochen scharf aus. Das Pro-Modell des iPhone 13 kommt zusätzlich mit einer adaptiven Bildwiederholungsrate von bis zu 120Hz daher, was besonders bei anspruchsvollen Mobile Games wie Shootern zur Geltung kommt. Hier läuft das Bild extrem flüssig und lässt nahezu keine Ruckler zu, selbst bei höchsten Grafikeinstellungen.

Der Grafikprozessor des iPhone 13 Pro erlaubt euch Mobile Gaming auf höchstem Niveau
Dank der GPU des A15 Bionic Chips in Kombination mit dem hochauflösenden 120 Hertz-Retina Display ist Gaming noch realistischer und flüssiger auf dem iPhone 13 Pro.

Bedienung wie von Zauberhand

Die Bedienung war ebenfalls sehr ansprechend und reibungslos. Man gleitet durch die Startbildschirme und es gibt keinerlei Verzögerungen, sobald ich Apps öffne oder im Browser surfe. Das unterscheidet sich extrem zu meinem bisherigen Smartphone-Erfahrungen, wo es zu oft Momente gab, in denen ich sekundenlang gewartet habe, bis meine gewünschte App geladen war. Sowas erlebe ich beim iPhone 13 Pro nie. Das liegt u.a. am eingebauten A15 Bionic Chip, mit 6 Kern CPU, 5 Kern GPU und 16 Kern Neural Engine. Apple leistet hier ganze Arbeit. Die Tatsache, dass es sich hier zusätzlich um ein Smartphone handelt, was schon einmal benutzt wurde und mittlerweile aufbereitet wurde, vergesse ich ständig, da es sich wie Neu anfühlt und bedienen lässt.

Die Face-ID klappt immer reibungslos. Hier ist der neu eingeführte Maskensensor sehr praktisch, so lässt sich das Handy auch in Bus & Bahn aktivieren, ohne ständig die Maske herunterziehen zu müssen. Sehr nervig hingegen fiel die Abwesenheit eines Fingerabdruckscanners im Sommerurlaub auf, da hier Sonnenbrille Pflicht ist, dass iPhone dann aber den Face-Scan aufgibt und mich nur per Code oder durch Brille absetzen hineinlässt. Ein bisschen genervt war ich auch von den Einstellungen für die Rückseite. Dort gibt es Sensoren, mit denen man z.B. die Kamera per Doppeltouch direkt aktivieren kann, ohne zu entsperren. In der Praxis stellte sich das aber eher als Hindernis heraus, da die Druckfläche zum einen ohne hinzusehen schwer zu ermitteln ist. Und dann die Sensorik oft nicht so mitspielte, wie gewünscht. Hier kann definitiv noch nachjustiert werden. Was hingegen im Urlaub nützlich sein kann, ist die IP68 Wasserschutz-Versiegelung, laut der Apple verspricht, dass das iPhone bis zu 6 Meter eine halbe Stunde unter Wasser hält, ohne Schaden zu nehmen. Aber bevor ihr das im Praxistest ausprobieren wollt, bedenkt, dass Apple keine Garantie auf Wasserschäden bewilligt.

Ein Akku für lange Tage

Mit dem iPhone 13 Pro braucht ihr euch keine Sorgen um Akkuprobleme zu machen. Bis zu 22 Stunden Videowiedergabe sind laut Apple möglich und bis zu 75 Audiowiedergabe. Selbst bei intensiver Nutzung hat das Handy bei mir knapp 2 Tage ohne Laden durchgehalten. Wer viel streamt und am Handy ist, der dürfte sehr zufrieden sein. Einzig die Ladegeschwindigkeit ist etwas langsam, hier dauert es gern mal über eine Stunde, damit ihr 50% geladen habt. Bisher gibt es nämlich noch kein Fast Charging-Adapter und auch ein kompatibles Magcase gibt hier nicht mehr Leistung. Daneben bietet das iPhone 13 Pro auch 5G Zugang.

Highlight des iPhone 13 Pro: Front-und Rückkamera

Die absoluten Highlights meines Refurbished iPhone 13 Pro waren aber mit Abstand die verarbeiteten Kameras auf der Rück- und Vorderseite. Auf der Rückseite gibt es die 12 Megapixel Hauptkamera mit Ultraweitwinkel und Teleobjektiv, die bis zu 6 verschiedene optische Zoombereiche kreieren und bis zu 15-fachen digitalen Zoom ermöglichen. Sowohl Front-, als auch Hauptkamera verfügen über diverse eingebaute Fotomodi, wie Portrait oder den neuen Nachtmodus mit Portraitfunktion für die Vorderseite. Ihr solltet aber kein Nachtsichtgerät erwarten. Teilweise verschwimmen die Details in der Dunkelheit stark und lassen nicht wirklich ästhetische Bilder zu. Dennoch hatte ich hier keine Erwartungen und war relativ zufrieden damit, überhaupt Bilder nachts machen zu können. Der Porträtmodus kommt mit fortschritt­lichem Bokeh und Tiefen‑Kontrolle her und macht schlechte Selfies fast unmöglich.

Apple iphone 13 Pro Kamera
Das Pro-Kamera-System auf iPhone 13 Pro kommt mit einem neuen Ultraweitwinkelobjektiv und Autofokus, das Makrofotos nativ auf dem iPhone ermöglicht, einem neuen Weitwinkelobjektiv und einem neuen Teleobjektiv mit 3x größerem optischem Zoom.

Ein Muss für Kreative und Filmemacher*innen ist der Kinomodus, der eingebaute Stabilisierungssensoren und Schärfe/ Unschärfe Regulierung nutzt, um euer Video schon von Anfang an in einer Filmästhetik zu präsentieren. Das funktioniert erstaunlich gut und mit ein bisschen Übung lassen sich so ganze Filme einfach auf dem Smartphone erstellen. Apple bleibt den kreativen Berufen hier also treu und bietet viele Optionen zur Bildanpassung. Falls euch die Effekte aber zu stark oder schwach sind, könnt ihr sie im Nachhinein auch wieder verändern. In diesem Modus sind zwar noch keine 4K-Videos möglich, aber für 4K könnt ihr das Standard-Video verwenden mit 60fps Option. Der bekannte Zeitraffer- und Slow-Motion Effekt funktioniert bei ausreichend Belichtung auch hervorragend.

Beispielbild für die Kameraleistung des iPhone 13 Pro
Die Bildqualität und der Detailgrad der iPhone 13 Pro Bilder sind ein Traum für alle (Hobby-)Fotografen und Fotografinnen; aufgenommen mit meinem iPhone 13 Pro @Lennart Brauer

Preise für Fortgeschrittene

Das iPhone 13 Pro gibt es mit 128 GB, 256 GB, 512GB oder stolzen 1 TB Speicher. Für meinen Test habe ich die 128 GB Version gewählt und – Überraschung – nicht ansatzweise voll bekommen. Wie immer kann der Speicher nicht physisch erweitert werden, aber die iCloud schafft hier mit gratis 5 GB Abhilfe, die im Zweifel immer erweitert werden kann. Zum Gerät erhaltet ihr einen Lightning- auf USB-Adapter, für den ihr noch einen USB-C Adapter benötigt, falls ihr das Maximum aus der Steckdose holen möchtet. Preislich gibt es das iPhone 13 Pro bei Swappie mit meinen Bestellkonfigurationen aktuell für 1.019€; hier kann es immer zu Änderungen kommen, da die Geräte unterschiedliche Zustände aufweisen und nicht immer alle Konfigurationen vorrätig sind. Haltet also Ausschau.

IOS nimmt euch viel digitalen Stress

Ich kann in diesem Test besonders für diejenigen unter euch sprechen, die bisher nur Android-Smartphones hatten und vielleicht nie mit Apple-Handys in Kontakt gekommen sind – sei es aus preislichen oder anderen Gründen. Der Umstieg auf ein hochklassiges iPhone lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Durch IOS und seine weit verzweigte Integration auf allen Apple-eigenen Diensten (und darüber hinaus) habt ihr viele Möglichkeiten, euch digitalen Stress zu ersparen. Sei es die Passwort-Wallet auf eurem iPhone, wodurch ihr euch nach dem ersten Login keine Gedanken mehr um eure Passwörter machen müsst. Oder das intuitive Einfügen von Codes aus den Nachrichten in Anmeldungsprozesse. Oder aber das installieren, bezahlen und einloggen in Apps mittels Face-ID. Die Funktionen sind zwar nicht spezifisch für das iPhone 13 Pro oder gar super neu, aber funktionieren hier einwandfrei und sehr schnell. Auch der Datenschutz, der transparente Umgang mit Daten- und Rechteabfrage sowie die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten für das Gerät machen Spaß und geben mir das Gefühl, die Kontrolle zu haben.

Fazit iPhone 13 Pro: Premium-Smartphone für „Quereinsteiger“

Daneben punktet das iPhone 13 Pro mit einem hochwertigen, sehr griffigen Gehäuse aus Edelstahl. Das All-Screen Retina OLED-Display bietet ein extrem scharfes, helles und flüssiges Interface dank HDR und variablen 120Hz-Bildwiederholungsraten. Die Kamera lässt nichts zu wünschen übrig und beweist eindrucksvoll, warum mittlerweile selbst Spielfilme wie „Unsane“ von Steven Soderbergh auf iPhones gedreht werden können. Hier kommen Kinomodus, doppelte sensorische Bildstabilisierung und 4K Videos voll zum Einsatz. Der Preis ist das einzige Manko, denn über 1.000€ muss man erstmal bereit sein, zu bezahlen. Doch wenn ihr euch für ein Refurbished-Gerät entscheidet, könnt ihr mit Abstrichen bei Speicher, Farbe, Akku und Optik nochmal viele Euro sparen. Dafür müsst ihr euch aber keine Sorgen um euren ökologischen Fußabdruck beim Smartphonekauf machen und erhaltet ein Smartphone, dass es mit jedem Neugerät aufnehmen kann. Mir persönlich sagt die Möglichkeit deutlich eher zu als der Kauf per Vertrag oder beim Hersteller. Aber probiert es selbst aus und sagt uns, wie sich ein Refurbished-Smartphone für euch angefühlt hat!

Fotos: @Apple


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