Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Unter dem Begriff „Digitale Transformation“ brechen auch viele traditionsreiche Unternehmen mit alten Strukturen. Höchste Zeit, denn immer mehr Start-ups sprießen empor. Junge Unternehmen mit frischen Ideen, die den Nerv der Zeit treffen und Wege gehen, die vor allem die jüngere Generation erreichen.
Doch wie rüstet man sich für die digitale Welt? Welche Fähigkeiten und welche Einstellung braucht ein „Digital Hero“ in der Industrie 4.0? Im Rahmen der Blogparade #Fitnessprogramm4punkt0 des DigiDays widmen wir uns den besonderen Herausforderungen der neuen Arbeitswelt.
Lerne selbst zu lernen
„Google es doch einfach“ wird eher damit in Verbindung gebracht, dass wir Dinge nicht mehr wissen müssen, weil wir es ja jederzeit nachschauen können. Richtig genutzt, können wir damit aber selbst unser bester Lehrer sein.
Natürlich kann man Mitarbeiter einfach schulen und darauf vertrauen, dass die daraus gewonnenen Erkenntnisse schon ausreichen werden. Doch die heutige Arbeitswelt ist einem steten Wandel unterworfen. Wer mit der Technik geht, muss auch mit den ständigen Änderungen Schritt halten. Für jede Änderung eine eigene Fortbildung zu machen, wäre auf Dauer zu teuer.
Das klingt jetzt, als wenn man völlig auf sich allein gestellt wäre. Ein Großteil der Antworten finden sich allerdings bereits im Internet und wir müssen nur lernen, sie zu finden. Dafür ist ein sicherer Umgang mit Google und ein Gefühl für vertrauenswürdige Ergebnisse unerlässlich. Eine universelle Anleitung für qualitative Suchergebnisse gibt es dabei nicht – es sind Erfahrungswerte, die dem Digital Hero schon an Quelle, Titel und Kurzbeschreibung erkennen lassen, ob sich überhaupt ein genauerer Blick lohnt.
Keine Angst vor dem Quereinstieg
Gerade weil die Industrie 4.0 neue Arbeitsweisen erfordert, kommt es nicht nur auf die harten Skills an. Neuere Berufsbilder sind zum Teil nicht einmal klar ausformuliert und viele Unternehmen wissen selbst kaum, was sie wirklich suchen. Zwar sind Community Manager, Content Manager, Social Media Manager und Online Marketing Manager unterschiedliche Berufe, doch deren Aufgabenfelder überschneiden sich trotzdem je nach Ausschreibung.
Wer sich in der digitalen Welt Zuhause fühlt, der hat zumindest schon einen halben Fuß in der Tür, selbst wenn er keine Ausbildung in seinem angestrebten Feld hat. Eine Leidenschaft fürs das Thema oder das Produkt sind für den Digital Hero umso wichtiger – auch weil Schema F nicht mehr funktioniert. Der neue Kunde will mittlerweile viel persönlicher angesprochen werden.
Ein Blick auf die Automobilindustrie verdeutlicht die Entwicklung. Viele klassische Hersteller haben noch ein großes Budget für Marketing auf den klassischen Kanälen. Tesla ging einen völlig anderen Weg und machte sich Social Media zum wichtigsten Marketinginstrument. Trotzdem gab es hunderttausende Vorbestellungen des Model 3. Mehr, als das Unternehmen zunächst abarbeiten konnte.
Dass Tesla stets Probleme mit roten Zahlen hatte und erst jetzt langsam den Berg an Vorbestellungen abarbeitet, lassen wir mal außen vor. Tesla hat es jedoch geschafft mit einem modernem Marketing und einem modernen Produkt Kunden anzusprechen, die sich mit den alten Marken nicht mehr identifizieren konnten. Mittlerweile erkennen auch die großen Hersteller die Zeichen der Zeit und versuchen in Sachen Elektromobilität aufzuschließen.
Die Anpassungsfähigkeit eines Chamäleons
Gerade weil sich die digitale Landschaft immer wieder wandelt, müsst ihr euch als Digital Hero immer wieder auf neue Situationen einstellen können. Selbst in einem vermeintlich modernen Berufsfeld wie der Software-Entwicklung, tun sich einige alte Hasen schwer, sich auf die neue Welt einzulassen.
In Programmiersprachen wie COBOL wurde ein Programm noch strikt von oben nach unten durchgeschrieben. In den neuen Programmiersprachen arbeitet man objektorientiert, zerlegt das Programm in einzelne Objekte, die miteinander kommunizieren. Nicht alle Programmierer haben diesen Umstieg in der Strukturierung geschafft. (Vor allem Banken suchen trotzdem händeringend COBOL-Entwickler).
Auch die Projektplanung in der Softwareentwicklung entsprach früher einem sehr linearen Verlauf. Beim Wasserfallmodell gab es klar abgegrenzte Phasen. Es wurden Anforderungen aufgestellt, ein Entwurf ausgearbeitet und schließlich programmiert. Getestet wurde im Anschluss.
Mittlerweile haben sogenannte Agile Entwicklungsmethoden wie Scrum das alte Modell abgelöst. Statt eines von Anfang an festgelegten Plans, gibt es Sprints von einer bis mehrerer Wochen, in denen an kleinen Teilaufgaben gearbeitet wird. Durch die kurzen Abstände und der stetigen Rücksprache mit dem Kunden kann flexibel auf neue Anforderungen oder Erkenntnisse aus dem bisherigen Programm reagiert werden. Kurze tägliche Meetings sorgen zudem dafür, dass alle auf dem aktuellen Stand sind und die Zusammenarbeit verschiedener Bereiche funktioniert.
Das Bild des stillen Nerds ist also auch in der IT längst überholt. Stattdessen wird vom Digital Hero vor allem Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Kommunikationsstärke gefordert. Junior-Entwickler haben zwar nicht immer alle Fachkompetenzen, dafür aber das notwendige Mindset bestenfalls schon in der Ausbildung verinnerlicht.
Auch Arbeitsgeber in der Pflicht
In der Industrie 4.0 wird also erwartet, dass der Digital Hero sich neuen Begebenheiten anpassen kann, selbstständiger ist, aber trotzdem auch im Team funktioniert. Diese neuen Herausforderungen machen den Arbeitsalltag meistens vielseitiger. Auf der anderen Seite sorgen die kurzen Projektphasen und die ständige Bewertung der Arbeit für Stress. Der agile Burnout droht.
Work-Life-Balance heißt das Zauberwort, das die Arbeitsbedingungen der digitalisierten Arbeitswelt angenehmer machen soll. Dieser Ausgleich von Berufs- und Privatleben kann ganz unterschiedliche Gesichter haben. Start-ups locken beispielsweise mit Kicker-Tischen, einer Spielekonsole oder einer eigenen Bar. Aber auch die großen Tech-Riesen im Silicon Valley lassen sich nicht lumpen.
Facebook hat beispielsweise Restraurants, eine Eisdiele, eine Trainingshalle, einen Friseur und noch vieles mehr direkt auf ihrem Unternehmensgelände. Die Mitarbeiter können private Dinge quasi beim Arbeitsplatz regeln, haben mehr Zeit und fühlen sich mehr mit dem Unternehmen verbunden. Die Arbeit wird zum Leben.
Andere Ansätze gehen über die Arbeitszeit. Gleitzeit oder Home Office sorgen für eine flexiblere Zeiteinteilung. Auch alternative Arbeitsmodelle wie eine 30-Stunden-Woche können den Stress deutlich reduzieren und dabei trotzdem die Produktivität verstärken. Das österreichische Unternehmen emagnetix hat die Arbeitszeit sogar bei vollem Lohnausgleich auf 30 Stunden umgestellt. Auch in Schweden hat man 30-Stunden-Modelle ausprobiert – mit größtenteils positiver Erfahrung. Die Produktivität der Arbeitnehmer ist höher, die Krankheitsanfälligkeit dafür niedriger.
Fazit: Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen umdenken
Die neue Arbeitswelt stellt ganz andere Herausforderungen als noch vor der Digitalisierung. Der Digital Hero muss flexibel sein, sich selbst Dinge anlernen und am besten ein Netzwerk um sich herum aufbauen. Doch auch Arbeitgeber müssen eine Unternehmenskultur schaffen, mit der sich seine Angestellten identifizieren und sich nicht in den Burnout arbeiten.
Dafür bietet der moderne Arbeitsmarkt mehr denn je Chancen, sich selbst zu verwirklichen und auch den Quereinstieg zu wagen, wenn die Softskills dafür vorhanden sind. Ein Digital Hero kann in jedem stecken – mit oder ohne Cape.
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Schlagwörter: Digital-Hero, Industrie 4.0, moderne Arbeitswelt, Onlinejobs, programmierung, Softwareentwicklung, Work-Life-Balance