Die Geschichte der Computerspiele in Großbritannien

Anfang der 1980er Jahre herrschte Aufbruchstimmung in Großbritannien, denn eine neue Industrie war geboren: die Computerspiele-Industrie. // von Niklas Möller

Computerspiel Shadowfire (Bild: Kevin Finner, via alebravo.net)

Zu Beginn der 1980er eroberten die ersten Heimcomputer die Welt und somit auch das Vereinigte Königreich. Der BBC Micro, Sinclair ZX Spectrum oder Commodore 64: sie alle sollten dazu beitragen, das Leben zu verändern. Und dabei hat die Spieleindistrie, die heute unzweifelhaft zu den wichtigsten Unterhaltungsbranchen der Welt zählt, einmal ganz klein angefangen.

Damals herrschten ganz andere Verhältnisse. In kleinen Schlafzimmern fingen die Entwickler an, alleine ihre ersten Spiele zu programmieren. Sie arbeiteten ohne Druck und ohne den Gedanken damit jemals Geld verdienen zu können. „Da waren eine unglaubliche Kreativität und originelle Ideen zu spüren„, erzählt Simon Butler, der Game Designer von Spielen wie Shadowfire, Worms und Platoon, rückblickend, „Es war alles so neu und niemand hatte so etwas jemals zuvor getan. Wir hatten die totale Freiheit, alles zu tun, was wir wollten„.


Warum ist das wichtig? Die Geschichte der Spieleindustrie von den 1980ern an bis heute dokumentiert den Aufstieg einer der größten Unterhaltungsbranchen der Welt.

  • Die Spiele-Industrie generell und im Speziellen die britische Spiele-Industrie zählt zu den bedeutendsten Unterhaltungsindustrien der Welt

  • Das Spiele-Marktforschungsunternehmen Newzoo prognostiziert, dass die Zahl der Spiele-Konsumenten weltweit ab 2012 von 1,21 Milliarden auf 1,55 Milliarden in 2016 ansteigt.

  • Die Regisseure Anthony und Nicola Caulfield haben jetzt einen Film veröffentlicht, der die Entwicklung der britischen Spiele-Industrie dokumentiert.


Erst 1982, mit dem Erscheinen des Sinclair ZX 81, änderte sich das schlagartig, und der Markt in Großbritannien explodierte ähnlich dem in den USA nach dem Erscheinen des Commodore 64. Spiele fanden ihren Weg in Einkaufsläden und wurden nicht mehr von einzelnen Entwicklern hergestellt, sondern ganze Teams beteiligten sich an den Projekten. Die großen Firmen wie Imagine und Ocean überboten sich dabei gegenseitig, um immer bessere und immer aufwendigere Spiele herzustellen.“Es war eine von Konkurrenz geprägte Zeit„, so Butler, „jeder war bereit auf den anderen drauf zu treten, um an die Spitze zu gelangen. Top Hits waren nicht unbedingt die besten Spiele. Es war die Musikindustrie und die Filmindustrie zusammen und sie wuchs, um größer und unendlich viel erfolgreicher zu werden als jemals zuvor„.

Der Markt in Großbritannien profitierte dabei besonders von einem ungebremsten Enthusiasmus, der auf die starken technischen Fähigkeiten traf und auf einem Wissen aufbaute, das durch die traditionelle britische Medienindustrie bereits erworben worden war. Auf diese Weise entstand ein einzigartiger Spielemarkt, der Bestseller entwickelte und neue Genres wie das erste 3D-Rennspiel und das erste Echtzeit-Strategiespiel erschuf. Bis heute zählt Großbritannien zu den größten und einflussreichsten Spiele-Märkten der Welt.

Der Film: From Bedrooms To Billions

Die Regisseure Anthony und Nicola Caulfield (u. a. Dokumentationen über Pink Floyd’s Pulse, George Michael’s FAITH und Sonic – The Birth of an Icon) widmen sich jetzt in ihrem neuen Film „From Bedrooms to Billions“ (Rezension hier) eben diesem Thema. Die Idee des Films ergab sich aus ihrem Interesse an der Geschichte der Computerspiele und aus der Tatsache, dass diese bislang nicht dokumentiert war. Ursprünglich sollte dabei eine dreiteilige TV-Serie entstehen, die dann aber zu einem 150-minütigen Film ausgeweitet wurde. Dazu wurden unter anderem Interviews mit Branchengrößen wie Peter Molyneux, Ian Livingstone, Simon Butler und David Braben geführt, die ihre Sichtweise auf die Videospiele-Geschichte in Großbritannien wiedergeben. Das besondere an dem Film ist, dass er durch zwei Crowdfunding-Kampagnen finanziert wurde.

Bereits im Jahr 2012 baten die Regisseure ihre Fans das erste Mal, Geld zu spenden. Ziel war es, genügend Spenden zu erhalten, um mit den Aufnahmen zu beginnen. Die Kampagne wurde zu einem großen Erfolg. Innerhalb von wenigen Tagen wurden die anvisierten Ziele bereits um ein Vielfaches überboten. Auf der Plattform Indiegogo, auf der die Aktion gestartet wurde, zählte sie sogar zu den zwölf erfolgreichsten Kampagnen des Jahres.

Die zweite Crowdfunding-Kampagne wurde für die Post-Production des Films verwendet. 2013 riefen die Regisseure ihre Fans auf der Seite Kickstarter erneut dazu auf, für den Film zu spenden. Innerhalb von nur fünf Tagen kamen weitere 60.000 Pfund zusammen, die eine Gesamtsumme von über 100.000 Pfund ergaben und dafür sorgten, dass das Projekt realisiert werden konnte.
Seitdem lief „From Bedrooms to Billions“ neben zahlreichen Kinos in Großbritannien unter anderem auch in Hamburg im Abaton.


Teaser & Image by Kevin Finner


hat in Hamburg Informationsmanagement studiert. Zur Zeit ist er Praktikant bei den Netzpiloten.


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