In-Ears mit ANC für unterwegs: Plantronics BackBeat GO 410 im Test

Du willst guten Sound zum Mitnehmen, aber ohne Kabelgewirr? Dafür hält der Markt mittlerweile jede Menge Bluetooth-Kopfhörer bereit. Hier scheidet sich aber schon die Spreu vom Weizen: Welcher Kopfhörer klingt nicht nur gut, sondern sitzt auch anständig im Ohr und bietet darüber hinaus genug Akku-Komfort, um dich bequem durch den Tag zu begleiten? Der BackBeat GO 410 von Plantronics will hier eine Lösung entwickelt haben und schlägt dazu noch seine Konkurrenten mit einem echten Kampfpreis. Wir haben den ANC-Kopfhörer ausgiebig getestet.

In-Ears für den kleinen Geldbeutel

Kopfhörer mit Active Noise Cancelling werden immer beliebter. Bisher findet sich das schallisolierende System allerdings vorwiegend in Over-Ears. Doch auch die kleineren, transportablen In-Ears ziehen langsam nach. Allerdings muss man hier schon wegen der technischen Feinheiten etwas tiefer in die Tasche greifen. Den Anfang machte Bose mit der Quiet Control-Reihe, die ab 130 Euro zu Buche schlägt. Auch Libratone will mit dem günstigeren Modell Track+ mobile Käufer locken, hier geht es ab 200 Euro los. Plantronics kratzt hier mit seinem BackBeat GO 410 mit gerade mal 130 Euro an der unteren Preiskante.

Ausstattung: Schlicht, aber funktional

Um den Preis zu drücken, ist der BackBeat GO 410 recht schlicht und funktional verarbeitet. Das Nackenband besteht, ähnlich wie beim Libratone Track+, aus stabilem Silikon und misst etwa einen halben Zentimeter Durchmesser. An den Seiten befindet sich das Akku-Reservoir, an dem der BackBeat GO 410 aufgeladen wird. Die beiden Elemente wirken als einzige in der Verarbeitung in ihrem schlichten schwarzen Plastiklook etwas weniger hochwertig. An der rechten Seite des Nackenbands folgt noch die etwas kleinere Kabel-Fernbedienung. Die Konstruktion ist durch ein flaches Kabel verbunden.

Schließlich münden die beiden Enden in die Hörelemente mit ANC-Aufsatz. Die Ohrhörer des BackBeat GO 410 wurden mit kleinen Magneten ausgestattet, so dass diese beim Absetzen sofort zusammenklacken können. Auf diese Weise wird der nervigen Verknotung der Kabel auf kreative Weise ein Ende gesetzt.

Smart und effektiv: Kleine Magnete lassen die Hörstücke beim Absetzen zusammenklicken. So verknotet nichts.

Die Ohrhörer selbst sind mit mattem Gummi überzogen, ein rotes Design-Element hebt sich von dem ansonsten komplett in schwarz gehaltenen Kopfhörer ab. Die Ohrstücke sind auswechselbar und werden in drei verschiedene Größen geliefert. Bis auf ein Ladekabel, das mit einem USB-Anschluss zum Laptop verbunden werden kann, bietet die Plantronics sonst kein weiteres Zubehör.

BackBeat GO 410 im Alltagstest

Die Inbetriebnahme des BackBeat GO 410 beginnt mit einer Ernüchterung: Zum Anschalten muss man etwas kräftiger die mittlere Taste auf der Kabelfernbedienung drücken als gedacht. Na gut, viel kräftiger als gedacht. Die Kabelfernbedienung, die auch als Aktivierung für die Freisprecheinrichtung dient, lässt sich auch im laufenden Betrieb nur schwer bedienen. Die Tasten sind schlichtweg zu klein und schwer ertastbar geraten. Noch ein paar Zentimeter größer will man die Fernbedienung jedoch auch nicht haben – ein echtes Design-Dilemma.

Auch nach mehrtägiger Benutzung ist man jedoch nie ganz sicher, ob man nun tatsächlich die richtige Taste erwischt hat. Dass die Tasten dazu noch etwas spät reagieren, schmälert den Eindruck zusätzlich. Angeblich soll man mit den Tasten auch zwischen den Songs vor- und zurückswitchen können, in unserem Test ist uns das jedoch nicht wirklich gelungen. Da wir jedoch ein Test-Sample zugeschickt bekommen haben, wurden diese Details vielleicht sogar schon nachgebessert.

Schade: Die Fernbedienung reagiert nur schwer, ist nicht leicht zu ertasten.

Die erste Bluetooth-Verbindung mit dem Smartphone ist noch etwas holprig, die nächsten Male wird der BackBeat GO 410 aber schnell und zuverlässig erkannt. Der BackBeat GO 410 arbeitet mit schnellem Bluetooth 5.0. Das Bluetooth-Signal ist kräftig, kein Vergleich zu dem ärgerlich kleinen Radius des Libratone Track+. Mit den BackBeat GO 410 kann man ungestört 15-20 Meter von der Soundquelle entfernen, bevor sich die ersten Artefakte in der Soundübertragung einschleichen.

Die Ohrhörer selbst sind beim ersten Einsetzen etwas ungewohnt, doch trotz fehlender Wing-Tips, wie sie andere Hersteller oft beilegen, sitzen die Gummis auch nach Stunden noch fest und bequem im Ohr.

Sound und Active Noise Cancelling

Die BackBeat GO 410 machen ihre Sache richtig gut. Die Ohrhörer kommen mit einem dichten, aber nicht zu aufdringlichen Klangbild daher. Die Tiefen sind gleichermaßen für Stimme (Podcast) als auch für basslastige Musik geeignet, die Höhen nicht zu spitz. Insgesamt präsentiert Plantronics einen überraschend ausgewogenen Sound.

Guter Sound, bequemer Sitz. Was will man mehr?

Ein paar wenige Klangeinstellungen wie Bass, ANC und Equalizer kann man an der Backbeat-App vornehmen. Den Mehraufwand, extra die App aufzuschlagen, während man hier eigentlich die Funktionen Equalizer und Bass ein- und ausschalten kann, lohnt nicht wirklich. Hier ist kein genaues Feintuning möglich. Immerhin bietet die App das nützliche Feature einer automatisierten Abschaltung nach wahlweise zwei oder vier Stunden.

Das Active Noise Cancelling selbst funktioniert verblüffend gut – bei eingeschalteten Kopfhörern nimmt man seine Umwelt praktisch nicht mehr wahr, selbst wenn man sich direkt vor der Soundquelle befindet. Allerdings ist im eingeschalteten, aber noch nicht aktivierten Zustand ein leichtes Fiepen und Rauschen zu hören.

Die Magnete an den Ohrhörern dienen zudem nicht nur der Entknotung, sondern wurden für einen weiteren smarten Zweck eingesetzt: Werden die beiden Ohrhörer zusammengeführt, wird die Soundübertragung unterbrochen. Die Kopfhörer schalten das ANC ab und werden in einen batterieschonenden Modus versetzt. Nimmt man die Ohrhörer wieder auf, wird das ANC wieder eingeschaltet. Allerdings muss dann trotzdem noch der Track wieder aktiviert werden.

Akku: Kräftig und smart

Der Akku des BackBeat GO 410, der in der wenig ästhetischen Nackenband-Lösung integriert ist, gehört zu den Stärkeren: Fast acht Stunden hält die Batterie durch. Zwar gibt es lediglich in der App eine Anzeige, die die verbleibende Dauer schätzt, doch bei jedem Einschalten informiert eine weibliche Stimme den Hörer über den ungefähren Akkuzustand, der von “high” über “medium” bis “low” reicht. Die Funktion, den Akku zu schonen, sobald die Ohrhörer aus den Ohren genommen wurden, bekommt hier außerdem noch ein paar Extrapunkte auf der Genalitäts-Skala.

Der BackBeat GO 410 ist im Ernstfall auch im laufenden Betrieb per Mini-USB-Kabel wiederaufladbar – ein Feature, an das längst nicht alle Hersteller gedacht haben. Für eine volle Ladung braucht der BackBeat GO 410 dann auch nur etwa zwei Stunden.

Der Plantronics BackBeat GO 410 bietet tollen Komfort mit leichen Schwächen in der Verarbeitung und bei der App – ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekommst du hier aber allemal.

Fazit

Chapeau, Plantronics! Mit dem BackBeat GO 410 hat die Firma einen ausgewogenen In-Ear-Kopfhörer auf den Markt gebracht, der den bekannten Größen durchaus die Schau stehlen könnte. Sowohl das Klangbild als auch die Akkulaufzeit sind mehr als ordentlich. Lediglich an der Fernbedienung muss noch einmal eine Verbesserung vorgenommen werden. Für gerade mal 130 Euro bietet der Hersteller aus Kalifornien guten Sound und komfortables Tragegefühl.


Images by Anne Jerratsch

ist freischaffende Autorin und Redakteurin bei den Netzpiloten. Sie ist Historikerin, Anglistin, Kinonerd, Podcasterin und Hörspielsprecherin. Seit das erste Modem ins Elternhaus einzog, treibt sie sich in allen möglichen Ecken des Internets herum. Sie twittert als @keksmadam und bloggt bei Die Gretchenfrage. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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