Sphero Bolt im Test: Roboterball mit Bildungsauftrag

Auch vor der Spielzeugindustrie macht die Digitalisierung und Vernetzung nicht Halt. Das zeigt sich unter anderem beim französischen Hersteller Sphero, der bereits vor einiger Zeit mit dem Star-Wars-BB-8 für Aufsehen sorgte. Er lässt sich allein durch ein Armband steuern. Der neu vorgestellte Bolt geht noch einen Schritt weiter und bietet zusätzlich intelligente Apps und Software zum Programmieren des Spielgerätes. Schüler sollen so an entsprechende Informatik-Grundlagen herangeführt werden. Ich habe herausgefunden wie sich das Gadget im Alltag schlägt und ob man wirklich davon lernen kann.

Bereits äußerlich lässt der Sphero Bolt Nerdherzen höher schlagen. Unter dem transparenten Gehäuse lassen sich nämlich die einzelnen Bauteile haargenau erkennen. So wird etwa deutlich, dass sich die flinke Kugel durch zwei rotierende Räder bewegt und durch eine tiefsitzende Stahlkugel im Gleichgewicht gehalten wird. Auf der Oberseite findet sich zudem ein 8 x 8 Pixel messendes LED-Panel, über das Informationen und Emojis angezeigt werden können.

Steuern oder steuern lassen

Um den Sphero Bolt nutzen zu können, ist eine der beiden Sphero-Apps vonnöten. Für den schnellen Spaß zwischendurch empfiehlt sich Sphero Play. Mit ihr lässt sich der Roboterball manuell steuern. Das Verbinden sowie Ausrichten des Geräts geht schnell und unkompliziert von der Hand. Dann kann der Spielspaß auch schon los gehen.

Sphero bietet verschiedene Steuermodi an: Zum einen traditionell per Steuerkreuz oder Smartphone-Neigung. Andererseits lässt sich die clevere Kugel auch per virtuellem Kick, Schleuderbefehlen oder auch Stimme (also Lautstärke) bewegen. Zudem kann der Bolt als Joystick genutzt werden. Dafür bietet der Hersteller drei Minigames an, bei denen der verbaute Gyrosensor zum Einsatz kommt. Allesamt spannende Features, allerdings wird‘s so schnell langweilig.

Die flinke Kugel lässt sich unter anderem per Joystick steuern. Image by Jonas Haller

Edu-App bringt (nicht nur) Kindern das Programmieren nahe

Interessanter ist da schon die Edu-App. Mit ihrer Hilfe lassen sich kleine Programme zu steuern des Sphero Bolt schreiben. Dafür muss man allerdings kein Informatiker sein. Die einzelnen Befehle werden übersichtlich als Blöcke angezeigt. Zudem sind sie nach ihrem Typus kategorisiert. So finden sich selbst blutige Programmier-Anfänger schnell zurecht. Und das ist auch gut so, denn der Hersteller will mit der App vor allem Kinder für Programmcode begeistern und die informatischen Mechanismen nahebringen. Optional bietet Sphero auch den Zugang zu Programmen anderer Nutzer an – allerdings lediglich für Kunden mit kostenlosem Sphero-Konto.

Die Sphero Edu-App gibt Nachhilfe in Sachen Programmieren. Screenshot by Jonas Haller

Wer eher auf einfachere Eingabemethoden steht, dabei allerdings den Programmierfaktor nicht außer Acht lassen will, kann Bewegungen auch zeichnen. Dabei malt man in das entsprechende Feld einfach beliebige Geometrien oder Buchstaben und schon fährt Bolt die Spur ab. Wichtig ist dabei den Maßstab im Auge zu behalten, um Kollisionen mit Stühlen oder Möbelstücken zu vermeiden. Natürlich lassen sich die Programme jederzeit unterbrechen. Im Test funktionierte das Feature etwas ruckelig und Buchstabenfolgen waren nicht immer als solche erkennbar.

Zwei Stunden Akkulaufzeit sorgen für ausgedehntes Spielvergnügen

Im Inneren des Bolt verbaut Sphero ein schmales Akkumodul – zumindest was die geometrische Ausdehnung betrifft. Denn in der Praxis hält er mit zwei Stunden erstaunlich lang. Das innovative Gadget kann so problemlos in der Schulstunde eingesetzt werden. Zum Aufladen legen die Franzosen eine induktive Basisstation bei. Innerhalb von einer Stunde ist der Energiespendern wieder vollständig mit Strom versorgt.

Sphero liefert eine induktive Ladestation zum Bolt. Image by Jonas Haller

Fazit Sphero Bolt: Spannendes Spielzeug mit Wissensmehrwert

Kinder und Jugendliche für digitale Produkte zu begeistern ist heutzutage kein Kunststück mehr. Doch nur wenige interessieren sich für die Grundlagen der Geräte und die Software. Mit der spannenden Bolt-Kugel versucht Sphero bei den Heranwachsenden das Interesse zu wecken. Die Idee ist nicht schlecht und besonders die zugehörige Edu-App durchdacht und leicht verständlich. Zahlreiche Funktionen erlauben den einfachen und barrierefreien Einstieg in die Welt des Programmierens. Selbst „richtiger“ Programmcode kann mit JavaScript erlernt werden.

Doch gerade für ambitionierte Lerner findet das Vergnügen allzu schnell ein Ende. Es mangelt einfach an Sensoren, etwa zur Annäherung oder eine Kamera. Wie beeindruckend wäre es, wenn Sphero Bolt Hindernisse oder explizit Gegenstände erkennen könnte. Zwar können mehrere Roboterbälle miteinander über Infrarot kommunizieren, doch der Kreativität sind doch schnell Grenzen gesetzt.

Auf der Habenseite steht ein ausdauerndes Gadget, dass sicher nicht nur Kinder in Staunen versetzt. Die lange Akkulaufzeit sowie diversen Steuerungsoptionen und die Einsatzmöglichkeit als Game-Controller sind positiv. Mit 170 Euro bietet der Sphero Bolt ein gerade noch akzeptables Preis-Leistungsverhältnis. Wobei sicher nicht jede Familie im Stande ist ihrem Sprössling ein solch teures Spielzeug zu ordern.

Der Sphero Bolt lässt sich auch prima als Gamecontroller einsetzen. Image by Jonas Haller

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Images by Jonas Haller

arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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