Omno im Test – Eine Traumreise für Zwischendurch

Vor kurzem habe ich im Interview mit Omno-Entwickler Jonas Manke gesprochen. Aufmerksam wurde ich auf dessen Spiel über diverse TikTok-Videos und schlussendlich den Deutschen Computerspielepreis, den Omno in der Kategorie “Bestes Familienspiel” abgeräumt hat. Natürlich wollte ich Omno selber spielen und testen. Das habe ich getan und ich bin begeistert. Warum erfahrt ihr in diesem Omno-Test. 

Worum geht es in Omno?

Omno lässt sich am besten als stimmungsvolles und friedvolles Puzzle-Adventure bezeichnen. Als letzter Vertreter seiner Art begebt ihr euch mit dem Protagonsiten auf eine Wanderung, um die Geheimnisse einer vergangenen Zivilisation – den Stabwächtern – aufzudecken. Auf dieser Reise durchstreift ihr verschiedene Areale, löst kleinere Rätsel im Zelda-Stil und macht euch dabei die Energie der Welt zu Nutze. Dabei interagiert ihr immer wieder mit kleinen, großen und meist sehr eigentümlichen Kreaturen der fremdartigen Welt. 

Die Geschichte von Omno wird euch in kleinen, einsammelbaren Fragmenten erzählt. Eigentlich eine Erzählweise, die mir in Videospielen überhaupt nicht gefällt. Da die Texte hier aber sehr kurz und oftmals sehr vage gehalten sind, kann ich in diesem Fall gut damit leben. Generell ist die Geschichte auch nicht Omnos stärkstes Argument. Dennoch ist das Narrativ der Wanderung ein wichtiges und kommt auch sehr gut zur Geltung. 

Für wen eignet sich Omno?

In erster Linie ist Omno ein entspanntes und einfach “schönes” Spiel. Es eignet sich somit für Spieler*innen, die Lust haben, in eine atmosphärische Welt einzutauchen und sich verzaubern zu lassen. Wer Lust auf Action, Kampf und Wettbewerb hat, ist hiermit definitiv falsch beraten. Wer sich aber für kleine Puzzle und eine schöne Stimmung begeistern kann, der sollte Omno wirklich mal ausprobieren. Es enthält jedoch auch eine ganze Reihe von Plattformer-Elementen und überzeugt immer wieder durch schnelle Sequenzen, in denen ihr verschiedene Fertigkeiten miteinander kombinieren müsst.

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Simples Gameplay, sehr gut umgesetzt

Omno ist kein wirklich komplexes Spiel. Ihr beginnt in einem sumpfigen Gebiet und könnt nichts, außer herumzulaufen und zu springen. Mit zunehmendem Spielfortschritt schaltet ihr neue Fertigkeiten frei. So zum Beispiel den Dash, mit dem ihr euch ein gutes Stück vorwärts bewegen könnt, das Stabreiten, um schnell durch große Areale zu surfen und den Teleport, mit dem ihr euch zu bestimmten Punkten sehr weit teleportieren könnt. 

Screenshot aus Omno - Protagonist vor einer Grünen Landschaft
Den Sumpf zu Beginn müssen wir noch zu Fuß durchqueren. Dass ändert sich später jedoch.

Die verschiedenen Fertigkeiten sind dabei immer an gewisse Areale geknüpft und gliedern sich nahtlos in den Spielfluss ein. Omno spielt dabei nicht in einer Open World. Stattdessen spielt ihr euch durch mehrere weitläufige Areale, die die Fertigkeiten, die ihr zu diesem Zeitpunkt habt, in ihre Rätsel mit einbeziehen. 

Der Ablauf innerhalb dieser Areale ist dabei eigentlich recht ähnlich. Zuerst sucht ihr den “Meditationsplatz” über diesen deckt ihr auf eurer Karte die wichtigen Punkte auf. Dann sucht ihr nach der Lichtenergie, die schlussendlich das finale Rätsel des jeweiligen Levels freischaltet. Hierbei löst ihr meist schon viele kleinere Rätsel. Die sind allesamt nicht sonderlich schwer, machen aber guten Gebrauch von euren Fähigkeiten. So lernt ihr, was ihr damit in der Welt anstellen könnt und seid für kommende Aufgaben gut gewappnet. 

Zudem findet ihr in den Arealen die diversen Story-Bausteine. In kurzen Texten verraten diese euch etwas über die Hintergründe der Story und die Motivation eurer Hauptfigur.

Das Leveldesign – Gut aber Wenig Tiefe

Die Level in Omno sind visuell sehr abwechslungsreich. Sie bieten sehr verschiedene Stimmungen. So gibt es einen Sumpf, einen Wald, eine Schneelandschaft oder eine Wüste. Diese Kontraste gelingen sehr gut und sorgen für Abwechslung. Allerdings sind die Level weder sehr groß, noch sehr tief. Ich finde nichts schlechtes an der Größe der Level, hätte mir beim Spielen hier und doch aber etwas mehr Tiefe gewünscht. Ich habe es vermisst, in den kleinen, liebevoll gestalteten Arealen auf Geheimnisse zu stoßen. Während ich Omno im Test hatte, wurde es eigentlich nie wirklich belohnt, mal hinter eine Ecke zu gucken oder zu versuchen einen seltsam aussehenden Stein zu erklimmen. Das hätte dem Spielfluss sehr gut getan und eine tolle Möglichkeit geboten, Omnos Geschichte abseits von Texttafeln über die Welt zu erzählen.

So läuft man gut erkennbare Punkte ab und die Welt fühlt sich häufig nicht interaktiv genug an. Lediglich ihre kleinen Bewohner sorgen für Momente, die kleine Geschichten erzählen. Beispielsweise wenn man mit ihnen über den Zugefrorenen See schlittert oder wenn sie einem folgen, weil sie im Log-Buch als “soziale Wesen” beschrieben wurden. Solche Momente hätte ich mir fast häufiger und manchmal sogar besser versteckt gewünscht.

Simpel aber nicht monoton

Der Spielablauf in Omno hat das Potential, monoton zu werden. Immerhin ändert sich das, was ihr tun müsst mit jedem neuen Level nicht grundlegend. Aber dennoch hat sich Omno im Test nie monoton angefühlt. Im Gegenteil – die verschiedenen Rätsel bauen immer wieder neue Elemente ein und verändern sich auch mit den verfügbaren Fertigkeiten. Sie sind schwer genug, als dass man durchaus mal grübeln muss, aber leicht genug, nicht zu frustrieren. 

Zudem sind die verschiedenen Fertigkeiten, mit denen wir uns durch die Welt bewegen, sehr gut umgesetzt. Der Dash, das Stabreiten und die Teleportation fühlen sich ungemein dynamisch an. Alleine das sorgt für Abwechslung und einen sehr angenehmen Spielfluss.

Der Artstyle – simpel aber Großartig

Bei einem Ein-Mann-Spiel ist die Frage nach der Grafik und der Erscheinung des Spiels immer sehr spannend. Denn das ist häufig die Schwachstelle kleinerer Indie-Titel. Art und Animation sind teuer und brauchen viel Zeit. Glücklicherweise ist Jonas lange freiberuflicher 3D-Animator gewesen. Das merkt man dem Spiel an. Die Animationen sind stimmig und flüssig und tragen viel zur Lebendigkeit des Spiels bei. 

Aber auch ansonsten gefiel mir der Artstyle von Omno im Test richtig gut. Die meisten Assets sind ziemlich Low-Poly gehalten, das ist sicher auch dem geringeren Aufwand während der Entwicklung zu verdanken. Doch fügen sie sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Dabei gefällt mir insbesondere das Zusammenspiel aus groben Kanten, kleinen Details und weichen, runden Formen. Diese Kombination sorgt für visuelle Kontraste, die gewisse Bereiche des Spiels hervorheben. In vielen anderen Low-Poly-Spielen gelingen diese Kontraste häufig nicht. Dann geht irgendwie alles im Polygon-Brei ineinander über – nicht so bei Omno. 

Licht, Nebel und Atmosphäre und Sound

Zu den schlau gestalteten 3D-Modellen gesellen sich eine Handvoll stimmiger Effekte. So wirkte Omno im Test sehr atmosphärisch. Das lag an dem volumetrischen Nebel, der beeindruckenden Lichtstimmung und einer leichten Tiefenschärfe. Diese visuellen Effekte sorgten neben dem stimmigen Farbkonzept für ein tolles visuelles Erlebnis. 

Der Soundtrack von Omno gliedert sich außerdem sehr nahtlos in die Ästhetik des Spiels ein. Ruhige und epochale klänge untermauern die visuell beeindruckenden Bilder und sorgen für eine tolle Atmosphäre.

Ein bisschen Kritik muss sein

Omno ist ein schönes Spiel. Und liest man Interviews mit dem Entwickler Jonas Manke, war das auch das Ziel von Omno. Es sollte schön sein. Das ist ihm auch gelungen! Manchmal ist mir Omno aber sogar etwas zu schön. Alles ist so schön, dass man das Schöne irgendwann gar nicht mehr richtig zu schätzen weiß. Es gab auch einen Punkt, an dem es mich beinahe genervt hat und ich auch die Musik nicht mehr hören konnte. 

Versteht mich aber bitte nicht falsch! Omno ist wirklich gelungen und großartig. Ich glaube aber, es könnte noch besser sein, wenn es mehr Kontraste schafft. Wenn es neben Weitläufigkeit und Offenheit auch mal Enge und Beklemmung gibt. Wenn es neben Licht auch mal Dunkelheit gibt. Es gab einen Moment, der das für mich geschafft hat. Nachdem wir in das Wüstenareal reisen, liegt unser kleiner fliegender Begleiter, der uns zuvor den Weg gewiesen hat, benommen auf dem Boden. Der Hauptcharakter ist plötzlich besorgt und ich habe mich kurz gefragt, ob unser Begleit-Tierchen wohl gestorben ist. Als es dann wieder zu sich kam, war ich erleichtert und nach der kurzen Anspannung wusste ich die Entspannung wieder viel mehr zu schätzen. Ich glaube, Omno könnte mehr von solchen Momenten vertragen.

Fazit: Ein rundes Ein-Mann Game mit viel Herz

Omno ist das Erstlingswerk eines Nicht-Programmierers und ist wirklich gut geworden. Es macht im Game und Level Design einiges richtig und hat mir im Test sehr viel Freude bereitet. Ich hatte Spaß mit den vielen Rätseln und die Magie, die hier erzeugt wird hat mich angesteckt. Natürlich hat das Spiel auch noch seine Schwächen und ich kann mir vorstellen, dass es noch sehr viel fesselnder hätte sein können. Das ist aber weniger eine Kritik, als eine Hoffnung für das, was das Studio InkyFox noch so hervorbringt!


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