Smart Home: Braucht der „Einbrecher der Zukunft“ noch eine Brechstange?

Das „Internet der Dinge“ wird unser vernetztes Zuhause künftig erobern. Doch was bedeutet das für den „Einbrecher von Morgen“? Das „Internet der Dinge“ ist der Wachstumsmarkt der Technologie-Branche. Alles wird vernetzt, getrackt, analysiert und ausgewertet. Bei allen Vorteilen bringt und dieser Trend aber schnell auch wieder zu altbekannten Fragen nach Sicherheit, Verschlüsselung und Sensibilität.

Smart Home: Unaufhaltsamer Wachstumsmarkt

Ein Kühlschrank, der automatisch den Verbrauch der Lebensmittel bestimmen kann und am Tag des Einkaufs eine Einkaufsliste generiert und aufs Smartphone schickt? Ein Ventilator, der genau nach den Wünschen und Bedürfnissen des Bewohners automatisch anspringt? Licht- und Soundsysteme, die per App steuerbar sind oder intelligente Klingeln, mit denen von überall auf der Welt empfangen werden kann, wer gerade vor der Tür steht? Das ist, kurz gesagt, die Idee vom Smart Home: Die technische Unterstützung in den eigenen vier Wänden.

Darein spielt auch die Idee der miteinander vernetzten Geräte. Irgendwann mal, wenn sich die Konzerne auf einen einheitlichen Standard geeinigt haben, sollen alle möglichen Sensoren, Geräte oder Netzwerke im Smart Home miteinader vernetzt sein, den Energieverbrauch intelligent nach unten schrauben und den Komfort für den Hausbesitzer erhöhen. Das „Internet der Dinge“, so nennt sich dieser Trend, ist in der breiten Masse der Bevölkerung noch längst nicht angekommen. Aber immerhin wird er auf jeglichen Tech-Messen schon ausführlich diskutiert und gehypt.

Qualitätsnachweise vom „Einbrecher der Zukunft“?

Doch was passiert eigentlich, wenn das Zuhause zur technischen Hochburg wird? Wenn die Tür per App geöffnet, die Alarmanlagen am Tablet deaktiviert und der Herd auch vom Garten aus auf Temperatur gebracht werden kann? Oder anders: Was für Gefahren stehen uns durch diese Entwicklung bevor?

Welche Qualitäten braucht möglicherweise der „Einbrecher der Zukunft“? Muss er noch eine Brechstange oder die berühmte Haarnadel der Komplizin bedienen können, das Zielobjekt mühsam über Tage oder Wochen beobachten oder die richtige Tageszeit abwarten, um zuzuschlagen? Oder braucht er einfach nur gute Kenntnisse im Aushebeln der hauseigenen Firewall? Wird ein findiger Hacker in 20 Jahren leichteres Spiel haben als der engagierteste Einbrecher?

Sicherheitsbedenken? Unbedingt!

Zumindest eine Überlegung ist das wert. Immerhin, und das dürfte wohl kaum mehr einer bestreiten, wird das Smart Home in Zukunft boomen, diverse Analysen und Prognosen bestätigen das – und, fernab der Zahlen, auch die subjektive Wahrnehmung, wenn man die morgendlichen Pressemitteilungen und Tech-Nachrichten checkt. Selbiges gilt für das „Internet der Dinge“.

Bevor wir uns allerdings darüber Gedanken machen, was der „Einbrecher von Morgen“ für Qualitätsnachweise erbringen muss, sollten wir schon einen Blick auf heutige Zeiten werfen. Es geht um eine Studie, die HP jüngst veröffentlicht hat. Zugegeben: Wirklich repräsentativ ist sie nicht, da nur die 10 populärsten Geräte aus der Kategorie „Internet der Dinge“ getestet wurden, aber sie deckt sich mit vielen Einzelmeldungen der letzten Wochen. HP hat nämlich festgestellt, dass die technische Sicherheit der Geräte bislang mehr als fraglich ist.

Bei jedem der 10 Geräte wurden durchschnittlich 25 Schwachstellen gefunden. Die bewegten sich irgendwo zwischen elementaren Dingen wie mangelnder Verschlüsselung, überflüssiger privater Daten wie Kreditkarteninformationen und fehlerhafte Schnittstellen. In 90 Prozent der Fälle mussten überflüssige Daten eingegeben werden, in 80 Prozent wurden vom Gerät zu simple Passwörter akzeptiert, in 70 Prozent wurde nichtmal eine Verschlüsselung eingesetzt – soll ich weiter machen?


Schon etwas älter, aber das Konzept des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ist immer noch interessant anzuschauen:

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Druck ausüben, Sensibilität schulen

Kurzum: Das „Internet der Dinge“ ist schön und gut. Aber es scheint auch hier, dass die Nutzer eine gesteigerte Sensibilität für die Themen IT-Sicherheit, Verschlüsselung und Co. entwickeln müssen. Ohne diese nämlich wird der „Einbrecher der Zukunft“ unser Arbeits-, Schlaf- und Essverhalten von der Couch aus verfolgen können, möglicherweise schaut er uns sogar über Kameras und Webcams dabei zu. Anschließend knackt er die Türverriegelung von der anderen Straßenseite, schaltet die Alarmanlage für 15 Minuten aus und macht seine Beute. Gut, etwas überspitzt vielleicht – aber der Gedanke sollte fortgeführt werden.

Noch haben wir die Chance, den neuen Wachstumsmarkt mitzubestimmen. Mit Druck auf die Unternehmen, mit Wertlegung auf hohe Verschlüsselung und sichere Schnittstellen. Sollten wir die Chance nicht nutzen, könnten wir in 20 Jahren da stehen, wo wir nun mit E-Mail-Versand, Geheimdiensten und Facebook-Passwörtern stehen – naiv und unwissend, mitten in einem Teufelskreis.


Image (adapted) „Smart-Home Technologien im Playmobil-Haus des Braunschweiger Informations- und Technologiezentrums“ by wissenschaftsjahr (CC BY 2.0)


war von 2012 bis 2015 Autor der Netzpiloten. Seither arbeitet er als Geschäftsführer von BASIC thinking, schreibt Bücher und pflanzt dadurch Bäume. Zudem hat er das Online-Magazin Finanzentdecker.de gegründet. Am besten ist er über Facebook, Twitter und Instagram zu erreichen.


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