Samsung DeX, Mirabook & Co.: Wie ein Desktop-Dock mobiles Arbeiten verändern könnte

Wer heutzutage unterwegs arbeiten möchte, greift auf Notebooks von Apple, Lenovo, Asus und Co zurück. Dank immer potenteren Smartphones könnte sich das in Zukunft ändern. Mit DeX hat der koreanische Elektronikhersteller Samsung ein innovatives Desktop-Dock vorgestellt, über das deren aktuelles Flaggschiff Galaxy S8 mit einem Monitor verbunden werden kann. Und mit Mirabook und Superbook existieren um vielfaches finanzierte Crowdfunding-Projekte, die das Mobiltelefon in einen Laptop transformieren. Befindet sich unser Büro schon bald in der Hosentasche?

Smartphones besitzen bereits umfangreiche Office-Features

Schon jetzt nimmt das Smartphone einen großen Bestandteil in unserem mobilen Büroalltag ein. Sind wir unterwegs werden E-Mails gecheckt und beantwortet, Dokumente gelesen und kontrolliert oder auch Meetings geplant und im Kalender eingetragen. Geistesblitze landen in Form von Notizen auf dem digitalen Helferlein. Die schnelle Internetanbindung vereinfacht die unkomplizierte Recherche in Bus und Bahn.

Doch nicht nur das. Aufgrund der raschen Entwicklung in Sachen Qualität, Funktionsumfang und Performance ist für viele das Smartphone die Digitalkamera Nummer 1. Das gilt im Job sowohl für Naturwissenschaftler und Betriebswirtschaftler, vor allem aber für Kulturschaffende. All das paaren die Hersteller mit einer flotten, zeitoptimierten User-Experience dank starker Rechenleistung. Einer Rechenleistung, die wir im Alltag kaum ausgereizen. Warum also nicht das Smartphone in einen Laptop verwandeln und so zusätzliche Geräte sparen?

Desktop-Dock Samsung DeX verspricht produktiveres Arbeiten

Mit DeX präsentierte das Unternehmen Samsung unlängst ein erstes kommerzielles System für den freien Markt. Das Desktop-Dock besteht lediglich aus einer kompakten Basisstation, in die das Smartphone eingesetzt wird. Zusätzliche Anschlüsse garantieren eine gute Konnektivität. Für den Betrieb ist ausschließlich ein herkömmlicher Monitor vonnöten, über den die Bildinformationen ausgegeben werden. Die Bedienung ist dann deutlich entspannter und vor allem produktiver.

Unser Autor Anton konnte das Feature bereits auf dem Launch-Event in London ausprobieren, sieht allerdings auch noch Verbesserungsbedarf. Der größte Wermutstropfen: Das Dock versteht sich nur mit dem teuren High-End-Smartphone Galaxy S8 (Plus). Nutzer anderer Geräte schauen in die Röhre oder vielmehr auf einen schwarzen Monitor. Bleibt das so, könnte die DeX-Lösung das gleiche Schicksal ereilen wie Continuum von Microsoft. Weil kaum jemand Smartphones mit Windows 10 Mobile nutzt, ist auch das Desktop-Dock nicht verbreitet. Aus dem gleichen Grund hat sich auch das Padfone-Konzept von Asus nicht etablieren können.

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Anton Knoblach hat Samsung DeX beim Launch des Galaxy S8 in London ausprobiert.

Superbook mit 11,6 Zoll Display und 10 Stunden Akkulaufzeit

Wer ein Gerät eines anderen Herstellers sein Eigen nennt, der ist bei den nahezu gleichzeitig gestarteten Crowdfunding-Kampagnen Superbook und Mirabook an der richtigen Adresse. Dabei besteht die Schnittstelle zwischen Smartphone und Monitor nicht etwa aus einem Desktop-Dock, sondern einem Laptop-Dock. Das Mobiltelefon wird unkompliziert per USB-Kabel an die Hardware angeschlossen.

Da das preisintensive Innenleben fehlt, können die Hersteller einen geringen Preis aufrufen. Im Falle des Superbook sind das lediglich 189 US-Dollar. Mit insgesamt knapp drei Millionen US-Dollar wurde der Zielbeitrag um das 60-fache überschritten. Neben einem 11,6 Zoll großen FullHD-Display, einer beleuchteten Tastatur und USB-Schnittstellen spendiert Produzent Andromium einen leistungsstarken Akku, der Energie für einen kompletten Arbeitstag liefern soll. Für den Betrieb reichen Download und Ausführen der entsprechenden Android-App. Die ersten Modelle sind bereits in den USA verfügbar. Ob und wann das Superbook nach Deutschland kommt, ist unklar.

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Das Superbook verwandelt das Android-Smartphone in einen Laptop. Image by Andromium

Mirabook für Android-Telefone und Windows-Sticks

Das Team um den direkten Mitbewerber Mirabook hat sich die ultimative Kompatibilität auf die Fahne geschrieben. Das per Indiegogo bereits erfolgreich finanzierte Produkt arbeitet sowohl mit Android-Geräten als auch mit Smartphones mit Windows-Phone- und Ubuntu-System. Ferner unterstützt das Mirabook portable PC-Sticks wie den Asus VivoStick oder selbstgebastelte Raspberry-Lösungen.

Die Akkulaufzeit soll wie auch beim Superbook über zehn Stunden betragen, mit einem Kilogramm Masse ist es zudem angenehm leicht. Das FullHD-Display des Mirabook ist mit 13,3 Zoll minimal größer. Besonders intelligent haben die Entwickler die Smartphone-Schnittstelle ausgeführt: Das USB-Kabel lässt sich in einer Nut versenken, die Demontage entfällt. Dadurch kann das Kabel nicht verloren gehen. Mit 180 US-Dollar bewegt sich das Mirabook in einer ähnlichen Preisregion wie das Superbook. Die Serienproduktion soll Ende dieses Jahres anlaufen.

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Das Mirabook eignet sich sowohl für Büromenschen, als auch für Gamer. Image by Miraxess

Praktische Ausrüstung für Coworking-Spaces

Die praktischen Gadgets sind die ideale Erweiterung für mobile Büroarbeiter, die außer einfachen Mail-, Office- und Browserfunktionen keine ressourcenfressenden Anwendungen benötigen. Selbst Bildbearbeitung lässt sich mittlerweile ohne Probleme mit der Power eines Smartphones erledigen. Die portable Hardware erweitert dabei kinderleicht die Produktivität ohne den Einsatz eines vollwertigen Notebooks.

Gerade deshalb dürfte sich das Konzept besonders für Orte neuartiger Arbeit, den sogenannten Coworking Spaces eignen. Wären die Großraumbüros mit der entsprechenden Hardware ausgestattet, bräuchten Digitalnomaden lediglich ihr Smartphone und das Büro wäre im Handumdrehen einsatzbereit. Nicht zuletzt erlaubt das Konzept maximale Flexibilität und so ein deutlich freieres Arbeiten. In diesem Sinne dürfen wir gespannt sein, ob und wann auch andere namhafte Hersteller mit eigenen Lösungen nachziehen und so gemeinsam die Arbeitswelt nachhaltig verändern.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Androidpiloten.


Images by Samsung, Superbook, Miraxess und Anton Knoblach


arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität Chemnitz und erforscht unter anderem 3D-Druckverfahren. Die technische Vorschädigung tut dem Interesse zum mobilen Zeitgeschehen und der Liebe zur Sprache jedoch keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch die Techsite HTC Inside ist er zum Bloggen gekommen. Zwischendurch war er auch für das Android Magazin aktiv. Privat schreibt er auf jonas-haller.de über die Dinge, die das Leben bunter machen. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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