Test: Saugroboter Vorwerk Kobold VR200 als Putzfee im Coworking Space

Rund 200 Quadratmeter ist die Nutzfläche des Coworking Spaces „The9th“ in Bonn groß. Der Boden ist flach, aber dennoch aufwändig zu reinigen. Mit dem Staubsauger oder gar einem Besen dauert eine gründliche Reinigung mehr als eine Stunde. Was liegt da für einen Ort, wo sich Neues Bahn brechen soll, näher, als die Arbeit an einen Saugroboter auszulagern? Daher unterzogen wir dem Vorwerk Kobold VR200 einem Test im Coworking Space. Das Gerät gehört zu einem Preis von 750 Euro zu den teuersten auf dem Markt. Dementsprechend hoch waren unsere Erwartungen. Hält der Saugroboter ihnen stand?

Läuft erst nach einem Training rund

Der Test beginnt holprig. In den ersten Tagen startet der Vorwerk Kobold VR200 zwar immer wieder die Reinigung, wagt sich aber nur unbeholfen in Teilbereiche des Coworking Spaces. Allerdings lernt ein Saugroboter erst allmählich die Routen und Begebenheiten der Umgebung kennen. Das ist auch beim Vorwerk-Modell so. Daher vergrößerte er seinen Aktionsradius und verbesserte die Routenführung stetig. Bereits nach einer Woche reinigte der Saugroboter auch weiter entfernte Stellen des Coworking Spaces und fand den Weg zur Ladestation immerhin auch um eine Wand herum.

Tatsächlich wurde der Vorwerk Kobold VR200 mit der Zeit zu einer Arbeitserleichterung. Der Roboter reinigt im Idealfall jede Nacht den Großteil des offenen Büros und kümmert sich in der nächsten Nacht um weitere Bereiche.

Fährt der Vorwerk Kobold VR200 die ganze Nacht ununterbrochen durch das Büro, ist der Schmutzbehälter gut gefüllt. Neben viel Staub saugt der Roboter auch Federn, kleine Verpackungsreste oder Knöpfe auf. Das Behältnis hat eine Kapazität von etwa einem halben Liter und kann wahlweise mit einem richtigen Staubsauger ausgesaugt oder manuell im Müll ausgeleert werden. Das raubt kaum Zeit und ist einfacher, als die Fläche selber zu reinigen.

Bedienung: Einfacher geht es kaum

Verschiedene Menschen bedienen den Vorwerk Kobold VR200 im Coworking Space. Daher sollte die Menüführung so intuitiv sein, dass auch immer wieder wechselnde Anwender sie begreifen, ohne sich tief einarbeiten zu müssen. Zum Glück ist die Bedienung sehr schlicht gehalten. Denn der größte Teil der Einstellungen läuft über Bedienelemente am Gehäuse selbst. Dies umfasst den großen, grünen Start-Knopf und vier weitere berührungsempfindliche Tasten für die sonstige Menüführung.

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Zusätzlich im Lieferumfang enthalten ist eine Fernbedienung. Diese beherbergt neben den gleichen Grundfunktionen für Start und Stopp auch zusätzliche Pfeiltasten zur manuellen Steuerung des Roboters. Ganz durchdacht ist die Steuerung per Fernbedienung aber nicht. Denn sobald Anwender in den Menüs navigieren müssen, ist eine Eingabe am Roboter selbst nötig. Per Funk ist dies nicht möglich, was wir im Test als verwirrend und störend empfinden.

App nicht auf der Höhe der Zeit

Um den Lautstärkepegel niedrig zu halten, kommt der Vorwerk Kobold VR200 beim Test im The 9th nur nachts zum Einsatz. Zwar ist der kleine Saugroboter leiser als ein herkömmlicher Staubsauger. Trotzdem fällt der monotone Ton auf und stört bei der Arbeit. Deswegen startet das Gerät seinen Job um 20 Uhr, wenn das Publikum den Coworking Space in der Regel verlassen hat.

Der entsprechende Zeitschaltplan für die Reinigung lässt sich am einfachsten mit der herstellereigenen App für Android und iOS erstellen. Die App ermöglicht, den Plan für jeden Wochentag anzupassen. Das ist praktisch, denn so platzt der Vorwerk Kobold VR200 nicht unverhofft in einen Abendtermin hinein.

Darüber hinaus dient die App als Einsatzzentrale. Sie informiert beispielsweise über den Akkuladestand und darüber, wo sich der Roboter gerade befindet. Außerdem schlägt sie per Push-Nachricht Alarm, wenn sich der Roboter an einem überwindbaren Hindernis festgefahren hat – was leider zu oft passiert.

Viel mehr hat die App nicht zu bieten. Wünschenswert wäre beispielsweise die Möglichkeit, den zu reinigenden Bereich einzugrenzen. Dies ist dann hilfreich, wenn ein Malheur nur eine kleine Fläche stark verschmutzt hat. Nicht auf der Höhe der Zeit ist zudem der Update-Turnus. Zuletzt aktualisiert wurde die App vor über einem Jahr. Daher ist sie auch noch nicht an den Steg (Notch) und das 18:9-Seitenverhältnis moderner Smartphone-Displays angepasst.

Nach Kollisionen zu unselbständig

Da der Vorwerk Kobold VR200 nur nach den Öffnungszeiten seine Runden dreht, steht ihm keine menschliche Hilfe zur Seite. Sobald er sich einmal an einem Gegenstand stört, bleibt der Roboter von selbst stehen und wartet auf Unterstützung. Das passiert im Test leider recht häufig, da ein Coworking Space trotz viel freier Fläche etliche Hindernisse bereithält. Eine kleine Vorbereitung auf den Reinigungsvorgang und ein grundsätzlich aufgeräumter Platz ist deswegen immer sinnvoll.

Vorwerk Kobold VR200
Nach Kollisionen mit Kabeln und Stühlen fährt sich der Vorwerk Kobold VR200 im Test oft fest. Image by Mika Baumeister

Hiermit kommt der Roboter im Test nicht zurecht:

  • Kabelgewirr auf dem Boden
  • Zu eng stehende Stühle
  • Objekte, die vom Laser nicht erfasst werden können (Spiegel)
  • Manuelle Positionsveränderung (Ladestation wird nicht mehr gefunden)
  • Teppich, der sich wölbt

Leider findet der Saugroboter in den rund sieben Stunden, die er zur vollständigen Reinigung inklusive Ladevorgang braucht, immer wieder solche Hindernisse. Daher ist an vielen Tagen nicht die völlige Fläche gereinigt und der Vorwerk Kobold VR200 muss manuell zur Ladestation getragen werden. Besonders ärgerlich ist das, wenn die Reinigung schon in den ersten zwei Stunden nach einer Kollision unterbrochen wurde.

Natürlich würden sich die Fehler leicht vermeiden lassen, wenn Stühle weiter auseinander stünden oder Kabel vor dem Feierabend sicher verstaut werden würden. Aber bei einer Fläche von 200 Quadratmetern jedes einzelne potenzielle Hindernis zu beseitigen, ist in der Praxis nicht möglich. Daher findet der Roboter immer wieder neue Möglichkeiten, sich festzufahren.

Neben Zwischenfällen in der Navigation stört im Test ein gelegentlicher Ausfall der Bürste. Geraten Blätter etwa von Yucca-Palmen oder Verschlussklemmen von Verpackungen hinein, blockiert sie. Immerhin sind steife Objekte wie Stifte keine Gefahr, weil sie einfach zu groß für die Saugöffnung sind.

Hohe Abnutzung durch rauen Untergrund

Anders als in vielen Wohnräumen besteht der Boden des The 9th aus nacktem Beton. Dementsprechend rau ist die zu reinigende Oberfläche. Das macht sich vor allem an der Seitenbürste des Roboters bemerkbar. Nach einem Monat im Test ist die Bürste bereits stark verschlissen. Dadurch nimmt die Reinigungsleistung deutlich ab. Statt Objekte in einem Radius von sechs Zentimetern zu erfassen, gelingt der Bürste dies nur noch in einem Radius von drei Zentimetern. Immerhin ist eine neue Seitenbürste mit einem Preis von fünf Euro recht erschwinglich. Dank einer Magnetbefestigung gelingt der Tausch im Test außerdem schnell und einfach.

Vorwerk Kobold VR200
Harter Test-Parcour: Auf dem Betonboden des Coworking Spaces verschleißen die Bürsten des Saugroboters schnell. Image by Mika Baumeister

Test-Fazit: Der Vorwerk Kobold VR200 reinigt gut, aber zu selten verlässlich

Der Staubsaugerroboter Vorwerk Kobold VR200 macht grundsätzlich einen guten Job. Meist reinigt er einen großen Bereich des Coworking Spaces nach nur einer Nacht. Spätestens nach zwei oder drei Tagen ist jede Ecke der Fläche gesaugt. Die Saugleistung ist hoch und gründlich. In einem Monat der täglichen Benutzung hat der Kobold VR200 den einen oder anderen normalen Staubsaugerbeutel gefüllt und viel Arbeit abgenommen. Doch wer mit 750 Euro in Vorleistung geht, wünscht sich nicht nur eine gute, sondern auch eine reibungslose Reinigung. Häufige Push-Nachrichten, die mitten in der Nacht über folgenschwere Kollisionen berichten, stehen diesem Wunsch entgegen.

Zugegebenermaßen war der Saugroboter mit einem harten Test-Parcours konfrontiert. Generell ist ein Coworking Space eine sehr anspruchsvolle Reinigungsumgebung, die beim technischen Stand von heute zum Teil schlichtweg zu kompliziert ist. Da das Vorwerk-Modell zu den leistungsstärksten Geräten auf dem Markt zählt, gehen wir davon aus, dass die Konkurrenz nicht nennenswert besser abschneiden würde.

Für eine fehlerfreie Reinigung von so großen Flächen müssen wir wohl warten, bis sich künstliche Intelligenz ihren Weg gebahnt hat. Erst wenn Messdaten nicht mehr streng nach programmierten Regeln, sondern auf intelligente Weise ausgewertet werden, können die Reinigungshilfen optimale Routen auszuwählen und Hindernisse souverän umgehen.

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Images by Mika Baumeister

studiert Technikjournalismus in Bonn und schreibt schon seit einiger Zeit über allerlei technischen Krimskrams: Seien es nun Smartphones, Gadgets, Drohnen, VR-Brillen oder Anwendungen aller Art. Prinzipiell macht er mit jedem Artikel sein Hobby einen Tacken mehr zum Beruf.


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