Lohnt sich Frostpunk 2024 noch?

In England herrscht ein frostiges Klima. Aber nicht in unserem England, sondern 1886 in einer alternativen Zeitlinie. Eine vulkanischer Winter sorgt für eine weltweite Frostwelle, die das Überleben der Menschheit bedroht. Wir übernehmen die Rolle des Anführers einer Gruppe Flüchtlinge, die im ressourcenreichen Norden auf einen verlassenen Generator stoßen, der Kern einer der wenigen verbliebenen Zufluchten sein soll. Unsere Aufgabe: Den Generator in Betrieb nehmen und um dieses heiße Zentrum eine Stadt bauen, die den immer frostiger werdenden Temperaturen trotzt.

Das ist natürlich ein alles andere als leichtes Unterfangen, vor allem weil wir mit Suchtrupps auch nach weiteren Überlebenden suchen, die versorgt werden müssen. Doch lohnt sich Frostpunk 2024 noch, wenn bereits der Nachfolger in den Startlöchern steht?

Ich habe mich fast 6 Jahre nach Release erstmals in die eisige Ödnis begeben. Das Spiel war ohnehin für mich eine klaffende Lücke in einem Genre, das ich eigentlich wirklich gerne spiele. Und ich kann euch schonmal so viel verraten: Frostpunk lohnt sich 2024 durchaus noch!

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Die verfluchten ersten Tage

Zum Glück wusste ich bereits um die Gnadenlosigkeit dieses Survival-Städtebaus. Entsprechend startete ich zunächst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad, um erstmal ein Gefühl für die Mechaniken des Spiels zu entwickeln.

Das war auch die richtige Entscheidung. Selten wird einem so deutlich, dass nicht nur jede falsche Entscheidung Leben kosten kann, sondern auch die vermeintlich richtigen. Mit einer ersten kleineren Kältewelle nur wenige Tage entfernt muss ich dafür sorgen, dass der bereits vorhandene Generator gut versorgt wird. Erstes Baumaterial und Kohle wird zunächst von verstreuten Ressourcen auf dem Boden des schützenden Kraters gesammelt, in dessen Mitte der Generator steht. Ebenso brauche ich aber auch erste Jäger, die unsere schnell sinkenden Nahrungsvorräte aufbessern.

Ganz nebenbei erlasse ich erste Gesetze. Ich verpflichte mich, die Kinder in Kinderheimen unterzubringen. Das steigert die Hoffnung der Bürger – die wohl wichtigste immaterielle Ressource im Spiel. Aber sie müssen auch zusätzlich zur Zeltstadt errichtet werden, die zunächst in nächster Nähe zum Generator entsteht. In der Werkstatt werden dagegen erste Technologien erforscht.

Ich gerate noch nicht in all zu ernste Probleme, aber ich merke schnell, wie meine ersten Handlungen alles andere als optimal waren. Ich bin von den Ressourcen schnell gefühlt einige Tage hinter dem, was ich mit mehr Vorwissen besser gemacht hätte.

Neustart. Ich weiß, dass ich nicht perfekt für das kommende vorbereitet bin und fange lieber nochmal ganz neu an. Ich mache es besser, doch merke weiterhin die starke Lernkurve. Neustart. Erst jetzt bin ich zufrieden mit meinem ersten Aufbau. Mein Verständnis für das Spiel soll mich nun auch tatsächlich bis zum Ende des Spiels durchbringen.

Ein Aufbauspiel mit Kampagnen-Fokus

Knackige Aufbauspiele bin ich gewohnt. Ich habe etliche Stunden in Rimworld hinter mir, habe mich durch die wahnwitzigen Produktionsketten von Anno 1800 mit allen DLCs gekämpft und habe sogar meine Zehenspitzen vorsichtig in die dunklen Tiefen von Dwarf Fortress getaucht.

Trotzdem hat mich Frostpunk in einer Sache überrascht: Für einen Survival Aufbau liegt der Fokus erstaunlicherweise auf der Kampagne des Hauptspiels und seiner DLCs. Zwar gibt es mittlerweile auch einen Endlosmodus, aber das Gameplay ist um die Zuspitzung der Kampagnenstory ausgelegt. Gerade das ist sogar großartig gelungen.

Es gibt feste Zeitpunkte an denen es kurzfristig oder dauerhaft kälter wird. Für den Spieler bedeutet es einen Zwang die Stadt auf die immer garstigeren Bedingungen vorzubereiten. Zelte reichen irgendwann nicht mehr aus und wir müssen den Radius und die Power des Generators ausbauen – oder mit kleineren Generatoren neue Gebiete zum wohnen und arbeiten erschließen. Auch die anfänglich rumliegenden Ressourcen sind schnell erschöpft und wir brauchen neue Wege, um an wertvolle Ressourcen zu gelangen.

Und dann sind da noch die Menschen selbst. Wir müssen die Hoffnung hoch- und die Unzufriedenheit gering halten. Das wird spätestens überlebenswichtig, wenn durch ein Storyevent eine rebellische Bewegung entsteht. Um gegen diese anzukämpfen können wir ihnen ihren Frieden in Spiritualität finden lassen oder repressiv den Polizeistaat ausrufen. Dazu gibt es auch immer mal wieder kleine Entscheidungen. Der Reaktor droht zu überhitzen: Opfern wir eine wertvolle Ressource zur Reparatur oder lassen wir ein Kind versuchen das Problem zu lösen und dabei vermutlich zu sterben?

Die Kampagne und die kleineren Mini-Events sorgen dafür, dass wir ständig unbequeme Entscheidungen treffen müssen bei dem es selten ein klares richtig oder falsch gibt. 

Lohnt sich Frostpunk auch optisch noch? Aber ja!

Dass Frostpunk bald schon 6 Jahre auf dem Buckel hat, sieht man dem Spiel außerdem nicht an. Man mag nicht einmal meinen, dass das polnische Entwicklerstudio 11 Bit Studios sich damals noch halbwegs als Indie-Studio bezeichnen konnte.

Es sieht noch immer famos aus und setzt überraschenderweise sogar auf die extra für das Spiel entwickelte „Liquid Engine“.

Eine große Stärke ist bereits der allgemeine Style. Frostpunk nutzt passend zum Titel sehr viele Steampunk-Elemente, die zusammen mit der Frostwelt eine sehr eigene, zweckdienliche Ästhetik erzeugen. Passend dazu errichtet ihr die Gebäude ringförmig um den zentralen Generator, was eine angenehme Abwechslung zu den quadratischen Ausrichtung vieler Konkurrenten ist. Zum Glück ist man nicht für die Inneneinrichtung der gebogenen Gebäude zuständig.

Wahre Magie bewirkt die Engine aber auch mit dem Schnee. Der Krater unserer Siedlung wird von hohem Schnee bedeckt. Allerdings lassen Generatoren den Schnee tauen und Arbeiter fräsen sich Wege durch die Schneelandschaften, um an anfängliche Ressourcen zu kommen. Das weckt schon bei kleinen Siedlungen Freude am Zuschauen. Doch auch das Wachsen der kleinen Siedlung zu einer richtigen Stadt aus festen und immer höheren Gebäuden ist ein Genuss.

Voll reingezoomt gibt es vielleicht schönere Spiele, aber der Artstyle und das Spiel mit dem Schnee lassen mich regelmäßig auch am rudimentären Photo Mode des Spiels erfreuen, um das Wachstum meiner Siedlung zu dokumentieren.

Ausblick: Das erwartet euch in Frostpunk 2

Der einfache Weg eine Strategiereihe fortzusetzen ist eine schönere Version mit neuen Gebäuden oder Twists zu erschaffen. Frostpunk 2 geht zum Glück einen Schritt weiter und beginnt dort, wo der Vorgänger aufhört.

Die Siedlung hat den garstigen Blizzard überlebt und seitdem sind 30 Jahre vergangen. Die Welt ist noch immer von Eis umhüllt, doch der Kampf um das nackte Überleben ist vorbei. Die Umgebung ist noch immer feindselig, aber die Stadt ihre ihre Bewohner sind an einem Punkt angekommen, wo sie auch Bedürfnisse abseits der Tatsache, dass sie noch leben haben. Statt nur von einen Tag auf den nächsten zu denken, soll nun auch an die Zukunft gedacht werden. Dadurch entstehen die Unterschiede zum Vorgänger.

Statt in Tagen wird die Zeit nun in Wochen gezählt. Auch die Stadt bricht langsam mit der kreisförmigen Struktur aus und statt einzelner Gebäude werden ganzen Distrikte errichtet. Ich bin an dieser Stelle auch gespannt, auf welche findigen Ideen die Menschen in den 30 Jahren kamen, die das Überleben erleichtern. 

Zugleich kommen aber auch neue Probleme. Die Menschen spalten sich wieder mehr in politische Strömungen, die unterschiedliche Bedürfnisse haben. Während man in Frostpunk 1 der Anführer war, der klare Anweisungen gab, machen euch die Bürger nun für alles verantwortlich, was nicht gut läuft. Der politische Tanz nimmt eine viel stärkere Rolle ein, was auch in dem grandiosen ersten  Gameplay Trailer zum Spiel deutlich wird. Trotzdem ist es noch lange nicht das Ende des Überlebenskampfes.

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Fazit: Lohnt sich Frostpunk noch?

Ja, der Nachfolger steht schon in den Startlöchern. Aber gerade da dieser nicht einfach nur die gleiche Gameplay-Loop wiederholt, sondern dort ansetzt wo der Aufbau der Stadt in Frostpunk 1 endet, macht das Spiel jetzt fast schon lohnenswerter denn je.

Mir hat es eine deprimierende Freude bereitet eine Stadt zu errichten deren Ziel es vor allem war, irgendwie zu überleben. Und es stärkt weiter die Vorfreude darauf aufbauend eine neue Zivilisation zu schaffen, dessen Bürger nun nach dem ersten Überleben neue Bedürfnisse entwickeln und sich selbst wieder der größte Feind werden.

Und Frostpunk lohnt sich auch unabhängig der Fortsetzung. Das Gameplay ist überraschend gut mit einer Kampagne verzahnt. Das holt selbst mich, der sonst immer das offene Spiel in diesem Genre bevorzugt ab. Es hat vielleicht nicht das Zufallschaos eines Rimworld, dafür zwingt es einen immer wieder dazu die vermeintlich „am wenigsten schlimmste“ Entscheidung zu treffen. Dieses Spiel mit den moralischen Grautönen macht einfach Spaß und schafft es tatsächlich, dass man sich in einem Aufbauspiel mal für seine eigenen Entscheidungen schämt, auch wenn die Alternativen nicht zwingend besser waren.

Und nicht nur das moralische Dilemma oder das Gameplay selbst überzeugt. Frostpunk sieht auch 2024 wirklich gut aus und hat vor allem einen sehr unverbrauchten Stil. Zwar ist der Wiederspielwert geringer als Survival-Spiele im Endlosmodus, aber auch Frostpunk hat genug Wiederspielwert. Dafür sorgen mit den DLCs zusammen mehrere Szenarien, aber auch der Reiz eines höheren Schwierigkeitsgrads oder eben der nachträglich hinzugefügte Endlosmodus. Selten war der Überlebenskampf schöner.

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Image by 11 bit studios.

Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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