Was macht einen Film zu einem Flop?

Manche Filme sind ein Erfolg, andere sind es nicht. Erfolg kommt in vielen Formen vor. Einige Filme sind bereits vor der Premiere ein absoluter Hit, andere brauchen mehr Zeit, um beim Publikum anzukommen, während manche wiederum erst Interesse erzeugen, nachdem sie von Kritikern oder anspruchsvollen Bloggern empfohlen wurden oder sich durch Mundpropaganda verbreitet haben.

Die Produzenten, der Regisseur, die Besetzung und die ganze Team des 2015 erschienenen Films “Momentum” über einen Hi-Tech-Bankraub hätten kaum ein schlechteres Ergebnis für ihren 20 Millionen US-Dollar teuren Film erzielen können. An dem Eröffnungswochenende in Großbritannien hatte der Film in den zehn Kinos, in denen er anlief, eine miserable Einnahmequote von nur 46 britischen Pfund.

Mit einem Ranking bei Rotten Tomatoes mit 27 Prozent und den vernichtenden Bewertungen der Medien ist es unwahrscheinlich, dass sich die Einnahmen durch den Starauftritt von Morgan Freeman verbessern.

Vielleicht ist Douglas Fairbanks das erste Beispiel für einen großen amerikanischen Star, der durch eine Reihe von Flops zu Grunde gerichtet wurde. Der verwegene, auf einem fliegenden Teppich reitende Charmeur in “The Thief of Bagdad” (1924) und Action-Held einiger der einprägsamsten Momente der Stumm- und frühen Tonfilme wurde offenbar von seinem Glauben an die Unfehlbarkeit seiner Berühmtheit ruiniert. In den 1930er Jahren hat sich sein einst bewunderndes Publikum von seinen repetitiven und übertriebenen Erscheinungen als Playboy, der sich weigert, sein Alter anzuerkennen, abgewandt. Selbst die Verfilmung von “Mr Robinson Crusoe” (1932), die auf dem “exotischen” Tahiti gedreht wurde, geriet in Vergessenheit.

Eine moderne Parallele dazu,ist die “Die Hard”-Serie mit dem vielversprechenden und beliebten Bruce Willis. Wie seine Zeitgenossen Arnold Schwarzenegger und Tom Cruise in den “Terminator”- und “Mission Impossible”-Filmen hat Willis seine Rolle als John McClane seit dem originalen “Die Hard”- Film 1988, wiederholt eingenommen. Wie auch immer, das einst populäre McClane-Vermögen schwand mit “A Good Day to Die Hard” (2013), dem fünftem Film der Reihe. Der Film wurde zwar nicht schlecht besucht, aber die Kritiken waren weitgehend miserabel.

Kenne deine Grenzen

Vielleicht überrascht es, aber Bruce Willis hatte schon den einen oder anderen enttäuschenden Flop in seiner Karriere. Berauscht durch den Erfolg des ersten “Die Hard”-Films schrieb Willis als Co-Autor das Skript von “Hudson Hawk” (1991) mit (In den 1920ern hatte auch Fairbanks unter dem Namen Elton Thomas zu schreiben begonnen). Das Drehbuch von “Hudson Hawk” musste im Laufe der Dreharbeiten immer wieder umgeschrieben werden, bevor ein vernichtendes Kinokassen-Urteil das Projekt endgültig beendete. Der Versuch von Willis, in einem rosa Hasenkostüm in “North” (1994) seine lustige Seite zu zeigen, blieb ebenso erfolglos.

John Travolta, der sich einen Namen mit dem Klassiker “Saturday Night Fever” gemacht hatte, blieb mit dem 2000er Science-Fiction-Epos “Battlefield Earth” erfolglos, in welchem er den Alien Terl spielte. Der Film basiert auf einem Roman des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard und wird von einige als der schlechteste Film aller Zeiten betitelt. Noch dazu floppte er an den Kinokassen.

Wenn die Verweigerung der Stars, ihre Grenzen anzuerkennen, eine Art von Flop bedeutet, dann zeichnet sich die zweite Form gewiss durch Filmerzählungen von nationalen, regionalen oder familiären Identitäten ab. Die chauvinistische Repräsentation nationaler Identität auf der Leinwand war bislang eine Garantie für Beschwerden, doch zieht sie nach wie vor Regisseure und Produzenten an wie die Motten das Licht.

Nationale Schätze?

Zwei jüngste Beispiele sind “Australia” (2008) von Baz Luhrmann und “Lincoln” (2012) von Steven Spielberg. Beide Filme waren prahlerisch thematisiert und erhielten gemischte Bewertungen vom Publikum und Kritikern gleichermaßen. Während beide Filme es immerhin schafften, ihre Investitionen bequem wieder reinzuholen, waren andere weniger erfolgreich.

The Alamo” (2004), eine gut recherchierte und sorgfältig erstellte Erzählung über die Revolution in Texas, war ein spektakulärer Flop in der Geschichte des amerikanischen Films. Es gibt Hinweise darauf, dass die Nachwelt möglicherweise etwas freundlicher auf diesen Film zurückblicken wird, der zu prosaisch und uninteressant für sein Publikum war und dessen Erzählungen durch seine eigene Sorgfältigkeit auf historische Details untergeht.

 

Einige Filmpleiten der Vergangenheit konnten im Nachhinein wieder ausgeglichen werden, so auch der hoffnungslose Film “Heaven’s Gate” (1980). Es ist ein aufwendig montierter, aber nuancierter Western-Film, der in den 1890ern in Wyoming spielt. Die aufkeimende Karriere des Regisseurs Micheal Cimino und das Vermögen der Produzenten von United Artists wurden durch den Film vernichtet. Gleichzeitig kennzeichnet er das Ende der Western-Filme in Hollywood. Dass ein Film gleich alle drei genannten Auszeichnungen erhält, ist sehr selten in der Geschichte des Kinos. Ironischerweise zählt “Heaven’s Gate” heute zu den besten 100 amerikanischen Filmen aller Zeiten und ist fest verwurzelt in der Kategorie der Meisterwerke, die aber zu ihrer eigenen Zeit falsch verstanden wurden.

Größenwahn

Die Pracht der epischen Großproduktionen verführte viele Regisseure, es ihnen gleichzutun. Doch nur wenige schafften es die Möglichkeiten zu nutzen, die eine Großproduktion darbieten kann, und daraus einen Erfolg zu erzielen, wie es die Filme “Ben Hur” (1959), “Spartacus” (1960) oder “Gladiator” (2000) taten.

Im Gegensatz dazu haben “Cleopatra” (1963) und “The Fall of the Roman Empire” (1964), beides Sandalen-Epen, an der Abendkasse versagt, wie auch kürzlich der Film “Alexander” (2004) vom Regisseur Oliver Stone. Alle drei Filme machten den Fehler, zu lang, zu ausführlich und zu vernarrt in ihre Hauptpersonen zu sein. Weder das Publikum noch Historiker konnten dadurch befriedigt werden.

 

Vor Kurzem wurden “Cleopatra” und “Der Untergang des römischen Reiches” durch die kollektive Sehnsucht von zeitgenössischen Cineasten rehabilitiert, während andere Filme weniger Glück hatten.

Interessanterweise unterscheiden sich erfolgreiche und epische Filme in ihren erzählerischen Ambitionen, durchaus von den weniger erfolgreichen Filmen. “Ben Hur”, “Spartacus” und der “Gladiator” sind alles Geschichten des in Ungnade gefallenen Protagonisten. Sie sind Opfer von unfairen Umständen und versuchen, sich selbst zu erlösen. Es sind “zeitlose” Geschichten über die Ausdauer des menschlichen Geistes und die Fähigkeit des Außenseiters das System zu überwältigen, die auf einer historischen Leinwand abgehalten werden. Eben genau diese Inhalte kommen beim Publikum sehr gut an.

Einige Filme sind erfolgreich, während andere es nicht sind. Die Filmgeschichte bezeugt, dass Neugestaltungen und schablonenhafte Filme unbeliebter werden, da sie sich wiederholen. Das Phänomen wird gerne als “Genre-Müdigkeit” beschrieben. “Momentum” gehört wohl dazu, als einer der Jüngsten in einer langen und eher mittelmäßigen Reihe von Filmen. Andere wiederum scheitern trotz originellem und ehrgeizigem Ausmaß, indem sie zu sehr eingenommen sind vom Personenkult, sowohl realer als auch fiktiver Personen. Dadurch schaffen sie es nicht, ihr Publikum zu erreichen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf “The Conversation” unter CC BY-ND 4.0. Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.


Image (adapted) “Cinema” by Steve Snodgrass (CC BY2.0)


The Conversation

arbeitet derzeitig als Dozent für Film-Wissenschaft an der Bath Spa Universität. Bevor er seine akademische Laufbahn an der Jadavpur Universität als Dozent für vergleichende Literaturwissenschaft begann, war er der leitende Redakteur für The Asia Age.


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