Die Digitalisierung des Sprachenlernens

Die Welt wird immer globaler und wir sind dank dem Internet eng mit allen Teilen der Welt vernetzt. Interaktionen, egal ob virtuell oder im realen Leben, werden immer internationaler. Deshalb wird es immer wichtiger, mehr als eine Sprache zu sprechen. Und dank den Lockdowns im vergangenen Jahr wurde es außerdem zum absoluten Trend, Sprachen zu lernen. Allein die App Duolingo, welche sich auf das Lernen neuer Sprachen fokussiert, meldete dreißig Millionen neue Nutzer im Jahr 2020. Karteikarten und Vokabelhefte sind Geschichte, digitales Lernen ist nun angesagt.

Englisch, Spanisch und Japanisch

Dank der Datenbanken der Sprachlern-Apps lassen sich nun klare Trends ablesen, welche Sprachen am häufigsten gelernt werden und welches Land welche Sprachen interessant findet.

Die allgemein beliebteste Sprache ist aus offensichtlichen Gründen Englisch. Es ist die inoffizielle globale Sprache, mit dessen Hilfe man in den meisten Ländern der Welt kommunizieren kann und sie wird immer essenzieller wenn es um Karriere und das virtuelle sowie reale Leben geht. An Englisch kommt kaum jemand vorbei. Deshalb macht es Sinn, dass die meisten App-Nutzer Englisch lernen.

Doch auch Spanisch und Französisch sind sehr beliebt. Durch die Kolonialisierungen der Vergangenheit werden beide Sprachen in weiten Teilen der Welt gesprochen. So ist Spanisch in beinahe allen Ländern Mittel- und Südamerikas erste Landessprache und somit ebenfalls ein beliebter Kandidat beim Lernen von Sprachen.

Allerdings gibt es auch Ausnahmen. So ist die am häufigsten digital erlernte Sprache in Schweden und Paraguay zum Beispiel Portugiesisch. In Kanada, den USA, Australien, Neuseeland, Bhutan, Südkorea und Taiwan ist es Japanisch. Auf den Philippinen, in Brunei und in Chile steht Koreanisch hoch im Kurs, auf den Fidschi-Inseln lernt man gerne Hindi und in Venezuela hat Italienisch die Spitzenposition inne (Quelle).

Die Statistiken für das digitale Sprachenlernen decken sich interessanterweise nicht mit den Zahlen der am meisten gesprochenen Sprachen weltwelt. Dort findet sich, nach Englisch, Mandarin auf dem zweiten Platz, gefolgt von Hindi.

Warum Apps so beliebt sind

Das Smartphone ist aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Und mit ihnen selbstverständlich auch die Applikationen für beinahe alle Bereiche des Lebens. Ob ein Tracker für die Periode, ein Schrittzähler, eine Fitnessapp, Social Media, Spiele oder eben für das Lernen, zum Beispiel für Sprachen. Apps sind günstig oder komplett kostenlos, wiegen nichts extra und sind praktisch, da sie zu jeder Zeit und ohne großen Aufwand benutzt werden können. Der Zug hat Verspätung? Ah, super, die zehn Minuten kann man schnell ein paar Vokabeln wiederholen. Eine langweilige Mittagspause an einem Regentag? Klasse, da kann man eine neue Lektion beginnen. Schlafprobleme? Mit Sprachpodcasts kann man sogar noch im Halbschlaf lernen.

Ein weiterer Faktor, weshalb Apps wie Babbel, Duolingo und Co so beliebt sind, ist dass sie zwar motivieren, Neues zu lernen, aber keine strikten Regeln haben. Es wird gelernt, wenn Zeit und Motivation vorhanden ist. Der Stress aus Schulzeiten mit Hausaufgaben, Prüfungen und Bewertungen der mündlichen Leistungen fallen weg. Jeder kann in der Art und Weise und in dem Tempo lernen, wie es für ihn oder sie am besten ist.

Welche Sprachlern-App ist die beste?

Das Angebot an Sprachlern-Apps ist mittlerweile groß und manchen fällt die Auswahl schwer. Verschiedene Apps arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen des Lernens, einige sind eher auf das Training von Vokabeln und Grammatikregeln ausgelegt, andere haben einen Fokus auf Dialoge und Alltagssprache. Immer wieder geraten einige Apps auch in die Kritik, dass sie die das Lernen nicht nachhaltig fördern, sich eher auf das Kurzzeitgedächtnis verlassen und mit kleinen Endorphinkicks arbeiten, die zwar Freude bereiten, aber beim festigen einer Sprache nicht wirklich helfen. Die richtige App mit dem richtigen Ansatz für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu finden, ist also gar nicht immer so einfach.

Glücklicherweise gibt es Tests von Apps wie Babbel, die die Entscheidung leichter machen, sowie zahlreiche Erfahrungsberichte online. Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, dass jemand im Freundes- oder Bekanntenkreis eine Sprachlern-App nutzt und von den eigenen Erfahrungen berichten kann.

Auch hier beim Netzpiloten Magazin wurde sich bereits mit der Frage nach der besten App zum Sprachenlernen auseinander gesetzt. In unserem Artikel erhältst du einen Überblick über die beliebtesten und besten Apps.

Die Digitalisierung des Lernens

Nicht nur das Sprachenlernen wird immer digitaler. Bildung im Allgemeinen bewegt sich immer mehr im virtuellen Raum. Ob von Dokumentationen und Tutorials, zu Online Universitäten, digitalen Kursen und Workshops, Blogs für jedes erdenkliche Thema, offene Bibliotheken für Fachtexte, digitale Zeitungsabos bis hin zu Apps, die den Geist trainieren. Wie wir unseren Horizont erweitern wird immer digitaler. Selbst an den Schulen wird dies immer mehr implementiert und das obwohl die Digitalisierung im öffentlichen Bildungssystem eher schleppend voran geht.

Wenn es um das Thema Sprachen geht, spielen neben dem Lernaspekt auch Spracherkennung und automatische Übersetzungen eine wichtige Rolle im Prozess. So wird zum Beispiel vorausgesagt, dass dieses Element dazu führen könnte, dass die schriftliche Kompetenz von Fremdsprachen drastisch abnehmen wird, die mündliche Kommunikation dank automatischen Übersetzungen und neuen, audio-basierten Lernansätzen jedoch deutlich leichter fällt.

Trendforscher und ehemaliger Professor für Kommunikationsdesign Peter Wippermann sagt dazu: „Sprachtechnologien werden in zehn Jahren omnipräsent sein und die Frage ist, ob wir die schriftliche Darstellung von Informationen dann noch brauchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Alltag keine Texte mehr schreibt, sondern mit Maschinen redet, ist sehr hoch.“ (Quelle)

Dies könnte den eher schriftfokussierten Ansatz der Sprachbildung radikal verändern. Auch Virtual Reality, sowie Roboter als Lehrkräfte, könnten in der Zukunft eine Rolle spielen und werden derzeit vor allem in Japan bereits als Möglichkeiten untersucht.

Wie genau das Lernen der Zukunft aussieht, ist ungewiss, doch es wird in jedem Fall digitaler, wie das selbstständige Sprachenlernen bereits beweist.


Bild von Kajetan Sumila via Unsplash


Artikel per E-Mail verschicken