Live: Next Library Conference 2018

Vom 12. bis 15. September 2018 findet in Berlin die Next Library Conference 2018 statt, auf der Menschen aus 38 Ländern über die Zukunft der Bibliothek diskutieren. Unser Editor-at-Large Tobias Kremkau berichtet live von der Kreuzberger Amerika-Gedenkbibliothek und wird dieses Protokoll hier regelmäßig mit neuen Eindrücken aktualisieren.

Folgen Sie ihm am besten auch auf Twitter und Instagram, wo er ebenfalls für die Netzpiloten berichten wird, um seinen persönlichen Blick auf die Konferenz zu bekommen. In den nächsten Wochen wird er sich mit Themen der Konferenz in Artikeln auf Netzpiloten.de befassen und immer wieder auf diese Veranstaltung Bezug nehmen.

– STAY TUNED –

TAG 2 – 13.09.2018

[9/13 – 15:07] Der zweite Workshop den ich besuchte, war von dem internationalen Architekturbüro schmidt/hammer/lassen, die für die Neubauten von heute dafür so berühmten Bibliotheken wie in Kopenhagen, Aarhus, Ningbo, Halifax und Christchurch verantwortlich sind. Vor allem an der Christchurch Central Library vedeutlichten die beiden Architektinnen Trine Berthold und Waleria Kudera, wie sie bei einem Neubau vorgehen. Sie gaben einen spannenden Einblick in die Beziehung zwischen dem Wandel einer Stadt, der Transformation eines Gebäudes oder Platzes und in welchem Zusammenhang die Organisation der Bibliothek und die sich ebenfalls im Wandel begriffene Gesellschaft stehen. Zum Schluss besprachen dann vier Gruppen jeweils eine innerhalb der Gruppe ausgesuchte Bibliothek und versuchten das Gerlernte anzuwenden. Meine Gruppe, mit Menschen aus den USA, Dänemark, Island und Kanada, besprachen den Umbau einer Bibliothek in Kanada, die von einer der TeilnehmerInnen geleitet wird. Mir hat besonders gut die Vermischung, dass die Theorie gleich an einem Beispiel angewendet wird, gefallen.

[9/13 – 12:41] Bis eben saß ich in einem Workshop von Olaf Eigenbrodt (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) und Andreas Mittrowann (ekz.bibliotheksservice GmbH) über Räume für Community Building und Coworking. Nach einer prägnanten Einführung durch Eigenbrodt, wurde das sehr internationale Publikum – die Leute kamen aus Neuseeland, Katar, Island und Ludwigshafen – zu einer gemeinsamen Brainstorming-Runde verpflichtet. Dabei diskutierten wir über die Nutzung von Räumen innerhalb und außerhalb der Bibliothek, wie man Menschen einbinden und für die Bibliothek wieder gewinnen kann, sowie die (räumlichen) Bedingungen für Kreativität.

Session zu Community und Coworking von Olaf Eigenbrodt von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Session zu Community und Coworking von Olaf Eigenbrodt von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

[9/13 – 10:40] Es regnet nicht nur in Kreuzberg, nein, es ist auch kalt. Die nächtlichen Arbeiten des raumlaborberlins waren also vergebens, denn obwohl man jetzt trocken in dem temporären Bau aus Holz sitzt, ist es leer. Die Keynote zur Eröffnung wurde nach drinnen verlegt. Ich nutze die gewonne Stunde im WLAN, um eine kleine Presseschau zum gestrigen Auftakt durchzulesen. Corinna Bodisco berichtet im Tagesspiegel, noch vor Beginn der Veranstaltung, und hat ein paar interessante Fakten aus dem Pressespräch zitiert. Die Lausitzer Rundschau zitiert die dpa-Meldung, in der steht, dass die Kulturstiftung des Bundes die Veranstaltung mit 200.000 Euro unterstützt, was, jetzt einmal vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, 400.000 Euro weniger sind als die Stadt Erfurt dem Katholikentag 2024 sponsern möchte, wie Katholisch.de berichtet. Maria Neuendorff weist in der Märkischen Oderzeitung schon einmal auf das am Wochenende stattfindende Bibliotheksfestival hin, dass der Next Library Conference folgt. Mehr Medien haben. neben den Netzpiloten, noch nicht über die Next Library Conference berichtet. Oder Google News zeigt mir die Artikel nicht mehr an. Das Leistungsschutzrecht lässt grüßen.

TAG 1 – 12.09.2018

[9/12 – 20:41] Damit ist die Eröffnung vorbei. Die Keynote von Richard David Lankes war sehr beeindruckend. Ich habe lange nicht mehr eine so tolle Rede auf einer Konferenz gehört (das Video reiche ich nach, sobald es online ist). Ich haben mit Menschen aus vielen verschiedenen Branchen zu tun, aber es kommt niemand an Bibliothekare ran, wenn es um das Ringen um gesellschaftlichen Mehrwert in der eigenen Arbeit geht. Diese Menschen beeindrucken mich immer wieder. Ich freue mich schon auf die nächsten beiden Tage.

[9/12 – 20:22] Nun schauen wir ein aufgenommenes Videostatement von Richard David Lankes, Direktor der South Carolina School of Library and Information Science, der aufgrund seines Gesundheitszustandes heute nicht in Berlin sein kann. Lankes sucht nach Wegen, über die Nutzung informationswissenschaftlicher Ansätze und neuer Technologien Branchen zu modernisieren. Er mahnt die Bibliothekare auf der ganzen Welt, in Zeiten von Nationalismus und Isolierung, an den Grundwerten von Bibliotheken wie Diversität und Bildung festzuhalten. Bibliotheken sind nicht neutral, so Lankes, und müssen Stellung beziehen. Es ist nicht die Bibliothek, die etwas verändern kann, sondern die Menschen, die in ihr arbeiten und zum Wohle der Gemeinschaft wirken. Eine sehr beeindruckende Keynote, die einen nicht unberührt lassen kann.

[9/12 – 20:14] Zwar nur bei einem Spiel von Christian Byrge, aber der Begriff „Coworking“ fiel eben zum ersten Mal auf der Veranstaltung. Sicher nicht zum letzten Mal, wie ein Blick in das Programm vermuten lässt. 😉

[9/12 – 19:55Christian Byrge, Professor für Kreativität und “New Thinking” an der Aalborg Universität, bringt die Leute dazu aufzustehen und lauter Übungen zu machen. Er nennt das Kreativitäts-Workout und von meinem Platz, um weiter zu schreiben, bin ich selbstverständlich sitzen geblieben, erschließt sich mir dieses Format überhaupt nicht. Alle hüpfen rum und reden durcheinander. Na ja, wenn es der Sache nützt, möchte ich das nicht weiter bewerten. Heute soll es auch noch ein Video geben, ich bleibe erst einmal.

Volker Heller bedankt sich bei den Sponsoren und Partnern, sowie dem gesamten Team der Organisation
Volker Heller bedankt sich bei den Sponsoren und Partnern, sowie dem gesamten Team der Organisation (Bild: Tobias Kremkau/Netzpiloten)

[9/12 – 19:38] Volker Heller ist wieder auf der Bühne und erklärt, dass er beim ersten Angebot, die Next Library in Berlin durchzuführen, nicht wusste, wo er denn Platz für so eine Veranstaltung hätte. Die Lösung ist ein Campus, rau und unfertig, aber sehr kommunikativ, wie Berlin nun einmal ist. Der raumlaborberlin-Architekt Benjamin Foerster-Baldenius ist nun auf der Bühne. Gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Timm (der aufgrund des für morgen angekündigten Regens noch schnell ein Dach bauen muss) hat er sich den Campus ausgedacht und erklärt nun das Konzept dahinter: Menschen an das Thema ranführen, die vielleicht nicht mehr durch die Tür der Bibliothek kommen. Auch deshalb ist der Campus draußen und offen zugänglich.

[9/12 – 19:31] Marie Østergård, Direktorin der Aarhus Public Libraries, betritt die Bühne, vorgestellt von Heller als „Mutter der Innovation“, und wird mit viel Applaus begrüßt. Für sie geht es bei Next Library ums Prototyping und Risiken zu wagen. Sie ist sehr von der Organisation durch die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) beeindruckt und erhofft sich viele Impulse aus der Konferenz.

[9/12 – 19:26] Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, zeigt etwas mehr Demut und erklärt den anwesenden Bibliothekaren nicht, was sie sind und was sie machen sollen, sondern bedankt sich für das Engament im Prozess des Wandels. Die ehemalige Schwimmerin des argentinischen Olympia-Kaders (ohne eine Nominierung für die Spiele 1972 in München zu erlangen) ist seit März 2002 künstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes. Sie beschreibt ihren Besuch der Aarhus Public Libraries, die 2009 die erste Next Library durchführte, als eine Lebenserfahrung. Die dänische Bibliothek ist so etwas wie das Mekka der Bibliothekarin, wie man immer wieder in Gesprächen hört.

[9/12 – 19:22] Bürgermeister Klaus Lederer erzählt, was Politiker*innen auf solchen Begrüßungsreden halt so erzählen. Allgemeine Aussagen zum fundamentalen Wandel und den Herausforderungen, sowie die Bedeutung des Beufsstandes. Dies gilt sowohl genauso für Bibliothekare wie auch Automechaniker. Schmeichelnde Worte zur Konferenz stellen dann doch immer wieder den Bezug zur Veranstaltung her.

[9/12 – 19:16] Volker Heller, Vorstand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), begrüßt das internationale Publikum, welches es trotz des Streiks bei einer Fluggesellschaft, nach Berlin geschafft hat. Alle Plätze sind besetzt, viele Menschen müssen sogar stehen, so groß ist das Interesse. Heller betont die Möglichkeiten, wenn die hier anwesenden Bibliothekare ihr Wissen und ihre Erfahrungen miteinander teilen. Er übergibt nun an Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa und Bürgermeister von Berlin, der das Publikum auch im Namen des Oberbürgermeisters begrüßt.

v.l.n.r.: Marie Østergård, Direktorin der Aarhus Public Libraries,  Volker Heller, Vorstand der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Danilo Vetter, Leiter der Stadtbibliothek Pankow beide Geschäftsführung der Direktorenkonferenz des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB), Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa,  Jutta Kaddatz, Bezirksstadträtin und Vorsitzende der Verbundkonferenz der Öffentlichen Bibliotheken Berlins,  Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH,  Friederike Tappe-Hornbostel, Pressesprecherin der Kulturstiftung des Bundes (Foto: Mike Auerbach/ZLB)
v.l.n.r.: Marie Østergård, Direktorin der Aarhus Public Libraries, Volker Heller, Vorstand der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Danilo Vetter, Leiter der Stadtbibliothek Pankow beide Geschäftsführung der Direktorenkonferenz des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins (VÖBB), Dr. Klaus Lederer, Bürgermeister und Senator für Kultur und Europa, Jutta Kaddatz, Bezirksstadträtin und Vorsitzende der Verbundkonferenz der Öffentlichen Bibliotheken Berlins, Moritz van Dülmen, Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, Friederike Tappe-Hornbostel, Pressesprecherin der Kulturstiftung des Bundes (Foto: Mike Auerbach/ZLB)

[9/12 – 19:06] Es geht los. Unter einer den Blick auf das Grün der Bäume und das Blau des Himmels gewährenden Holzkonstruktion, findet gleich zum Auftakt der Next Library Conference 2018 ein Panel mit Volker Heller, Vorstand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa und Bürgermeister von Berlin, Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, und Marie Østergård, Direktorin der Aarhus Public Libraries, statt.


Image (adapted) „Berlin, Kreuzberg, Bluecherplatz 1, Amerika-Gedenk-Bibliothek“ by Jörg Zägel via Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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