Videokritik: Auf kleiner Flamme – Die Tagesschaum-Premiere

Seit Montag kommentiert Friedrich Küppersbusch im WDR den Politzirkus vor der Bundestagswahl. Die Sendung gibt es auf Yotube und in der Mediathek. Nur, wo gehört sie hin?

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Glühbirne und Leuchtstoffröhre, Logo auf A3 direkt aus dem Kopierer… Das Wohnzimmer eines Videobloggers oder ein Studio des Offenen Kanals? Nein, wir sind im richtigen Fernsehen. Friedrich Küppersbusch meldet sich mit sich mit Tagesschaum, einer Art Kommentar zum Politikzirkus, zurück. Das Ganze wirkt, als hätte endlich mal jemand einer öffentlich-rechtlichen Redaktion einen Maulkorb verpasst. Narrenfreiheit, darunter macht er es nicht mehr.

Und das Experiment funktioniert: im kleinen Set und in DIY-Optik verzeiht man auch die ein oder andere fehlgezündete Pointe. Gags, für die Harald Schmidt einmal durch die Feuilletons gejagt worden wäre („Steinbrücks Inkontinenz-Team“) sind in der intimen Atmosphäre der 11-minütigen ersten Folge manchmal sogar noch kleine Schmunzler wert.

In der zweiten Folge: Stefan Niggemeier schlängelt sich an der Glühbirne vorbei ins Bild fordert als BILD-Experte eine Geld-zurück-Garantie für die neue Paywall. Auf einem iPad startet Küppersbusch nun umso mehr Einspieler ein. Die Optik bleibt.

Drei Mal in der Woche stellt das Tagesschaum-Team die Sendung vor der Ausstrahlung auf Youtube online. Ein cleverer Schachzug. So wird nicht nur die unübersichtliche WDRMediathek geschickt in Abseits gestellt. Fans, Journalisten, Blogger – alle können auch schon mal einen Blick auf den eher cliphaften Kommentar werfen, diskutieren, liken, linken.

Es wird deutlich, wo die Reise hingeht: Klassisches Fernsehen ist das schon lange nicht mehr.

Tagesschaum, Folge 1 vom 10.6.2013

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Tagesschaum, Folge 2 vom 11.6.2013

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Teaserimage und Image by Tagesschaum

wanderte schon früh zwischen den Welten, on- und offline. Der studierte Kulturarbeiter arbeitete in der Redaktion eines schwulen Nachrichtenmagazins im Kabelfernsehen, produzierte Netzvideos und stellte eine Weile Produktionen im Cabaret-Theater Bar jeder Vernunft auf die Beine, bevor er als waschechter Berliner nach Wiesbaden zog, um dort am Staatstheater Erfahrungen im Kulturmarketing zu sammeln. Er baute später die Social-Media-Kanäle der Bayreuther Festspiele mit auf und schoss dabei das erste Instagram-Bild und verfasste den ersten Tweet des damals in der Online-Welt noch fremden Festivals. Seitdem arbeitete er als Online-Referent des Deutschen Bühnenvereins und in anderen Projekten an der Verbindung von Kultur und Netz. 


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