Carsharing-Startup Drivy startet in Spanien

Letzte Woche startete Drivy in Barcelona – im Interview erklärt Country Manager Jaume Suñol, warum Spanien für einen Carsharing-Dienst die richtige Wahl ist.

Tobias Schwarz and Drivy's Spain Country Manager Jaume Suñol (Image: Katharina-Franziska Kremkau, CC BY 4.0)

Nach Frankreich und Deutschland eröffnet Drivy einen weiteren Standort in Europa: Mit dem Start in Barcelona wird das Unternehmen jetzt auf den spanischen Markt aktiv und besta?tigt damit seine Rolle als europa?isches Startup. Einen wichtigen Pfeiler fu?r den Erfolg bildet die Partnerschaft mit der Allianz als Versicherer, die auch im dritten internationalen Markt den Versicherungsschutz bereitstellt. Im Interview erklärt der Country Manager von Dry in Spanien, Jaume Suñol, wie der Start verläuft und warum die Wahl auf Spanien fiel.

Tobias Schwarz (TS): Sie sind der Country Manager von Drivy in Spanien. Ende Juli wurde Drivy in Barcelona gelauncht. Wie ist es zurzeit?

Jaume Suñol (JS): Ja, wir sind sehr aufgeregt, weil wir in Barcelona gelauncht haben. Es ist eine öffentliche Beta-Version, wir haben vor ein paar Tagen angefangen, die Autos zu registrieren und am 28. Juli haben wir die Plattform geöffnet. Wir erlauben schon Autos zu mieten, die Leute können bereits Mietanfragen stellen. Es ist sehr aufregend, denn wir haben schon 25 registrierte Autos. Momentan sind wir dabei, den Autobesitzern den Service zu erklären, wie sie tolle Bilder einstellen können und die Auflistung für die interessierten Fahrer schöner gestalten. Außerdem gab es bereits erste Buchungen, und auch Bezahlungen. Das ist sehr aufregend.

TS: Spanien ist nach Frankreich und Deutschland das dritte Land, in dem Drivy startete. Wie ist Carsharing in Spanien? Wie ist der momentane Stand?

JS: Momentan sind wir das dritte Unternehmen auf dem Peer-to-Peer-Markt im Bereich Autovermietung. Carsharing, und ganz besonders Mitfahrgelegenheiten, ist sehr bekannt durch Unternehmen wie BlaBlaCar und auch das Thema Collaborative Consumption ist durch Firmen wie Airbnb, das jeder hier kennt, bekannt. Wir denken, dass Spanien ein Land ist, das wirklich an der Collaborative Economy und Plattformen, die einem die intelligentere Nutzung von unterschiedlichen Diensten ermöglichen, interessiert ist.

Was sehr interessant an Spanien ist, dass wir 22 Millionen Autos haben, von denen 93 Prozent die meiste Zeit nur geparkt sind. Wenn wir den Besitzern mit einer Plattform wie unserer helfen könnten, die Kosten, die so ein Auto mit sich bringt, zu reduzieren, und anderen die Möglichkeit bieten, ein Auto für das Wochenende zu buchen, wäre das etwas tolles.

Was auch interessant ist, dass gerade in den großen Städten, besonders in Madrid und Barcelona, die jungen Leute kein Verlangen nach dem Besitz eines eigenen Autos haben. Für sie ist es etwas, was man gelegentlich nutzt, sie interessieren sich eher für andere Dienste. Wir betreten damit einen Bereich, der sehr interessant für die Leute ist, die sich dafür entschieden haben, kein eigenes Auto in der Stadt zu besitzen – jetzt können sie eins mieten, um in den Urlaub zu fahren oder einen Wochenendtrip zu machen.

TS: Vor einigen Tagen war ich in dem Barcelona-Büro der Netzpiloten und einer meiner Kollegen erzählte mir, dass Spanien DAS Smartphone-Land schlechthin ist. Mobile ist hier sehr groß. Hat das Ihre Strategie beeinflusst? Ist die App jetzt für Drivy wichtiger als die klassische Website?

JS: Absolut, und wir denken, dass das eines der wesentlichen Eigenschaften dieser neuen Generation ist, denn in Spanien haben wir eine hohe Penetration von mobiler Technologie und der Nutzung von Smartphones. Also all diese Menschen, die scharf darauf sind, Technologie, Apps und Web Services zu nutzen, sind die Personen, die wir anpeilen und grundsätzlich erlaubt es uns diese Penetration, sehr nah an den Leuten zu sein, die unseren Service brauchen. Deshalb ist es sehr, sehr wichtig, dass sowohl die Website als auch die mobile App best möglich gestaltet sind.

Es gibt ein paar interessante Neuigkeiten für Drivy, die Mietvereinbarung oder der Mietvertrag zum Beispiel, werden digital, damit man sie nicht mehr ausdrucken muss und einfach vom Handy ablesen kann. Das startete in Frankreich schon vor ein paar Monaten und wir hoffen, dass es das auch sehr bald bei uns und in Deutschland gibt. Momentan sind wir dabei die Verträge fertigzustellen.

TS: Als ich mit Drivy-Gründer Paulin Dementhon gesprochen habe, war er sehr stolz auf das Versicherungsmodell in Deutschland. Wie ist das in Spanien? Wie versichere ich mein Auto hier?

JS: Wir haben eine Vereinbarung mit der Allianz, die ist so ähnlich wie die in Frankreich und in Deutschland. Wenn man ein eigenes Auto hat, hat man seine eigene Versicherung, Drivy bietet dann aber noch eine besondere Versicherung an, die die Allianz für die Mietwagen entworfen hat, was bedeutet, dass diese Versicherung dann die eigene Versicherung beziehungsweise die des Autos für die Tage der Mietung ersetzt. Es hat ein Jahr gedauert, bis sie zunächst in Frankreich ausgehandelt wurde und wir haben eine Menge Erfahrung, nachdem wir fünf Jahre mit all den Ausnahmefällen zu tun hatten. Wir sind also sehr froh, diese Partnerschaft mit der Allianz zu haben, um unsere komplette Versicherung für Autobesitzer bereit zu stellen und grundsätzlich ein 24/7-Bereitschaftsdienst zu gewährleisten.

TS: Jaume, Sie sind aus Spanien, arbeiten aber für ein französisches Startup. Gibt es einen Unterschied im Vergleich zu spanischen Firmen? Ist Ihnen ein Unterschied aufgefallen und wie ist es für ein französisches Startup in Spanien? Wie werden Sie von anderen Startups gesehen?

JS: Das ist eine sehr interessante Frage, denn ich habe in einem Startup aus Palo Alto gearbeitet, bevor ich bei Drivy anfing. Ich habe die Einstellung der US-Amerikaner mitbekommen und die von den Spaniern, von Franzosen und auch von ehemaligen Kollegen in Deutschland. Ich denke vor allem die Denkweise eines Startups ist wichtig: Es ist egal, wo Sie arbeiten, wenn Sie die Denkweise haben, bei einem Startup zu arbeiten. Ich glaube, dass das international ist. Das kann man bei dem Coworking Space spüren, in dem wir uns gerade befinden – dem Talent Garden – hier sind alle stark fokussiert und sie haben alle die richtige Einstellung. Es kann passieren, dass man dieses Gefühl bei anderen oder größeren Unternehmen nicht hat. Besonders hier in Spanien gibt es viele, die diese Art zu arbeiten nicht verstehen, aber ich denke, dass der Unterschied zwischen den Ländern, im Bezug auf Startups, nicht so groß ist. Es geht mehr um die Denkweise. Wenn man sie hat, kann man auf der ganzen Welt arbeiten.

TS: Ich war im Berliner Drivy-Büro und es ist auch in einem Coworking Space. Ist Coworking etwas, das Drivy wichtig ist? Gibt es einen Vorteil, in einem Coworking Space zu sein?

JS: Es ist echt praktisch. In Barcelona gibt es nicht viele Coworking Spaces, die groß sind und Talent Garden ist echt schön und hat diese innovative Atmosphäre, die wir brauchen. Wir werden das Team bis Ende des Jahres noch auf drei bis fünf Personen erweitern, womit wir nicht groß genug für ein eigenes Büro sind. Es ist nicht so, dass Drivy Coworking besonders mag, für uns ist es momentan nur einfach perfekt.

TS: Vielen Dank für das Interview.


Teaser & Image “Jaume Suñol” by Katharina-Franziska Kremkau (CC BY 4.0)


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ist Coworking Manager des St. Oberholz und als Editor-at-Large für Netzpiloten.de tätig. Von 2013 bis 2016 leitete er Netzpiloten.de und unternahm verschiedene Blogger-Reisen. Zusammen mit Ansgar Oberholz hat er den Think Tank "Institut für Neue Arbeit" gegründet und berät Unternehmen zu Fragen der Transformation von Arbeit. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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