Wie Blogfoster Werbung für Blogger leicht machen will

Blogvermarktung abseits von Google Adsense ist – gelinde gesagt – schwierig. Das gilt auch für Blogs mit hohen Zugriffszahlen. Die Situation hat sich in den letzten Jahren trotz immer mehr Menschen, die in Deutschland im Internet unterwegs sind, kontinuierlich verschlechtert. Simon Staib von Blogfoster glaubt, er kennt einen Ausweg. // von Lars Sobiraj

Blogfoster-Gründer Simon Staib (links) und Jan Homann (Image: Blogfoster)

Simon Staib (links im Bild) ist Mitbegründer von blogfoster und will den deutschen Markt für Online-Werbung umkrempeln. Unser Autor Lars Sobiraj hat ihn gefragt, was sein Angebot so signifikant vom Wettbewerb unterscheidet. Staib und seine Kollegen haben eine andere Strategie als ihre Konkurrenz gewählt und die ist tatsächlich neu: Niemand kennt die Webseiten besser, als die Betreiber selbst, deshalb haben bei Blogfoster die Blogger die Kontrolle über die ausgelieferten Anzeigen keine Algorithmen. Blogfosters könnte mittelfristig zu einem zweiten Google Adsense werden. Allerdings wird es die Google-Werbung nicht ersetzen, sondern lediglich sinnvoll ergänzen.

Lars Sobiraj (LS): Vielleicht magst Du zunächst Deinen beruflichen Hintergrund erklären. Was tust Du bei Blogfoster? Wie bist Du überhaupt zu diesem Projekt gekommen?

Simon Staib (SS): Mein Name ist Simon Staib, ich habe zusammen mit Jan Homann im Oktober 2013 Blogfoster.com gegründet. Bei Blogfoster habe ich vor allem drei Aufgaben: Zu verstehen welche Herausforderungen Blogger täglich in puncto „Geld verdienen mit dem Blog haben“, sicher zu stellen, dass Blogfoster dafür die beste Lösung baut und dass viele Blogger davon erfahren und Blogfoster nutzen.

Jan und ich sind seit 2012 in der Blogosphäre unterwegs, damals noch mit unserer ersten Firma stilanzeigen.net gestartet. stilanzeigen ist ein Anzeigen-Vermarkter für Blogs, das nur ein exklusives Werbeformat – die Stilanzeige – anbietet. Das war und ist für einige Blogs erfolgreich, wir merkten aber auch sehr schnell, dass jeder Blog individuelle Wünsche und Anforderungen an die Vermarktung hat.

Die Idee zu Blogfoster, einem Self-Service-Tool Lösung für Blogger war dann Ende 2013 geboren.

LS: 2007 gründete Spreeblick und Lobo die Blogvermarktung adical. Damit war es aber schon wieder nach kurzer Zeit vorbei. Wo sind die Unterschiede zu Blogfoster? Was hat Euch überhaupt dazu bewogen, Blogs vermarkten zu wollen?

SS: Adical hat vieles richtig gemacht und war vor allem sehr früh am Start – eventuell auch etwas zu früh. Das Thema „Blogs“ ist bei werbenden Unternehmen und auch Agenturen erst in den letzten zwei bis drei Jahren wirklich relevant geworden. Vor drei Jahren mussten wir Unternehmen noch erklären was ein Blog ist, das ist heutzutage nicht mehr nötig. Aktuell laufen wir hier wirklich offene Türen ein.

Bei Blogfoster legen wir sehr viel Wert darauf, dass der Blogger selbst über die Werbung bestimmen kann und jedes einzelne Banner, Sponsored-Posting und Produktlink selbst auswählt und mit seinen Inhalten abstimmt. Da agieren wir anders als alle anderen Anbieter, die Werbung in ihr Netzwerk pumpen bzw. Leser targeten. Wir haben schon bei stilanzeigen gemerkt, dass diese Form für viele Blogs besser funktioniert: Für den Werbepartner, für den Blogger selbst und vor allem für seine Leser.

LS: In den USA sieht die Lage für Blogger aufgrund der Anzahl der möglichen Leser deutlich positiver aus: Ab welcher Größe ist eine Vermarktung der Werbung eines Blogs überhaupt sinnvoll? Nico Lumma sprach vor Jahren schon, vor mehr als einer Million Zugriffe monatlich, damit es sich rechnet.

SS: Ob sinnvoll oder nicht, ist vor allem erstmal eine Frage fernab von Seitenaufrufen. Diese sollte jeder Blogger für sich beantworten. Natürlich kann man mit mehr Lesern auch mehr Einnahmen generieren, aber auch das gilt nicht uneingeschränkt. Wir messen immer wieder, dass gerade kleine und mittelgroße Blogs, die noch eine intimere Beziehung zu ihren Lesern haben, im Vergleich zu den Seitenaufrufen höhere Einnahmen erzielen als größere Blogs. Im Übrigen messen wir auch, dass diese im Verhältnis überwiegend eine deutlich bessere Werbeleistung bieten als die ganz Großen.

LS: Richtet sich Euer Angebot eher an thematisch breit aufgestellte Webseiten, oder vielmehr an Nischenblogs, wie z.B. Tarnkappe.info? Welche Voraussetzungen müssen die Teilnehmer erfüllen, um für die Kampagnen freigeschaltet zu werden?

SS: Thematisch spezifische Blogs haben den großen Vorteil, eine sehr homogene Leserschaft zu erreichen, die meist über die Blog-Inhalte klar definiert werden kann. Das sehen Werbepartner, vor allem mit zielgruppenspezifischen Kampagnen, sehr gerne, da Streuverluste vermieden werden können. Andere Werbepartner zielen auf die breite Masse. Blogfoster bietet Kampagnen für beide Arten von Blogs und erwartet auch keine Mindestanzahl an Seitenaufrufen pro Monat bei der Nutzung von Bannern. Bei Advertorials sollte natürlich eine gewisse Anzahl an Stammleserschaft vorhanden sein.

LS: Wie muss ich mir eine Teilnahme eigentlich vorstellen? Bekomme ich eure fertigen Plug-ins für WordPress an die Hand? Oder muss ich den Code händisch erstellen?

SS: Blogfoster funktioniert in etwa wie ein Online-Shop, nur für Werbung. Ich erstelle mir einen Account und kann dann frei auswählen, welche Banner ich schalte und für welche Sponsored-Content Kampagnen ich mich bewerbe. Bei den Bannern bieten wir an, einmal über Codes Werbeflächen in dem Blog zu definieren und danach können beliebig die passenden Banner per Drag and Drop aktiviert werden – das geht in Sekundenschnelle.

Wer keine Banner schalten möchte findet bei Blogfoster eine Übersicht an aktuellen Sponsored-Posting-Kampagnen, über die man sich informieren und danach für eine Teilnahme bewerben kann. Wichtig für uns ist, dass der Blogger in seinem Blogprofil mitteilt, für welche Kampagnen er sich interessiert und über welche Themen gebloggt wird – dann können wir besser Kampagnenvorschläge liefern.

LS: Wieso gibt es so wenige konkrete Anhaltspunkte im Internet, was man als Webseitenbetreiber für Online-Werbung verlangen kann? Offenbar ist dabei wirklich alles Verhandlungssache. Kannst Du uns ein paar konkrete Zahlen oder Informationsportale im Internet nennen, damit man als Blogger einen Anhaltspunkt hat, was man überhaupt verlangen kann?

SS: Eine pauschale Aussage ist kaum zu treffen. Das liegt vor allem auch an der Vielfalt in der Blogosphäre und der Werbelandschaft. Preise richten sich nicht nur nach dem Format, sondern auch an das Umfeld (über was schreibt der Blogger), über dessen Zielgruppe (wird der Blog eher von Frauen oder Männern gelesen), über dessen Traffic-Qualität (Stammleser oder Suchmaschinen-Traffic) etc. Es ist in der Tat Verhandlungssache, die unser Sales-Team bei Blogfoster für die Blogger in unserem Netzwerk übernimmt. Die Preise werden dann transparent in dem Blogfoster-Account dargestellt, so dass schon vor der Schaltung der Banner oder bei der Teilnahme von Sponsored Postings klar ist, wie und was vergütet wird.

LS: Die größte Hürde bei allen kleinen Anbietern ist der Wert, ab dem überhaupt Werbeeinnahmen ausgezahlt werden. Wieso zahlt ihr schon ab dem ersten Euro Umsatz aus?

SS: Dank unserer auf den Longtail ausgerichteten Technologie, können wir es uns leisten, auch „kleine“ Umsätze monatlich an Blogger in unserem Netzwerk auszahlen zu können. Wir halten das für fair und sind froh, uns damit von anderen Plattformen differenzieren zu können.

LS: Euer größter Konkurrent dürfte Google AdSense sein. Wodurch hebt ihr Euch von der Google-Werbung ab, die zwar wenig bringt aber nach der Einrichtung keine Arbeit mehr macht?

SS: Zu Google Adsense unterscheiden wir uns vor allem in einem Punkt: Kontrolle über die ausgespielten Werbemittel. Blogger entscheiden bei Blogfoster selbst, welche Banner-Werbung auf ihren Blogs rotiert. Bei Adsense ist das zwar auch möglich, aber nur auf Kategorie und nicht auf Kunden-/Kampagnen-Ebene.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Blogger den „Aufwand“, Banner per Drag and Drop zu aktivieren, gerne in Kauf nehmen. Außerdem stellen wir immer wieder fest, dass die Auswahl die der Blogger trifft, in den allermeisten Fällen deutlich treffsicherer in puncto Themen und Relevanz für den Leser ist, als jeder Algorithmus. Das schlägt sich dann auch in den Klickraten und weiter in den Einnahmen deutlich für den Blogger nieder.

LS: Was würdest Du Gegnern von Affiliate-Programmen entgegnen? Diese sind bei vielen kleinen Blogs unbeliebt, weil unklar ist, ob überhaupt etwas dabei rumkommen wird.

SS: Unsere Erfahrung, gerade mit kleinen Blogs, zeigt, dass diese mit clever gesetzten Affiliate-Links und Bannern oftmals höhere Einnahmen erzielen als mit TKP- oder CPC-Bannern auf ihren Seiten. Natürlich liegt das Risiko bei diesem Werbeprodukt voll auf der Seite des Publishers (Blogbetreibers). Aber: Mit Affiliate-Links und Produktdaten lassen sich für Blogleser meist ansprechende Produktwelten schaffen, die dann besser konvertieren (Umsätze bringen), als herkömmliche Affiliate-Banner. Dafür möchten wir mittelfristig auch Werkzeuge bereitstellen, um auch ohne technisches Fachwissen, beispielsweise eine Produkt-Collage erstellen zu können.

LS: Ich habe gesehen, ihr vermittelt auch Advertorials. Werden diese zumeist einmalig geschaltet? Wäre eine Wiederholung der gleichen Marke bzw. des gleichen Produkts/Dienstleistung nicht sinnvoller aber natürlich zugleich für den Werbetreibenden deutlich teurer?

SS: Es ist gar nicht so unüblich, dass Werbetreibende mehrere Advertorials auf den gleichen Blogs buchen. Beispielsweise berichten Blogger erst über den Auswahl- und Bestellprozess auf einem Online-Shop in einem Artikel und berichten dann in einem zweiten Post über das erhaltene Produkt. Wir fordern teilnehmende Blogs auf, so souverän wie möglich mit solchen Produkttests und Postings umzugehen und diese auch als solche zu kennzeichnen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dabei die wertvollsten Artikel – und vor allem Reaktionen von Lesern – entstehen.

LS: Ist Blogfoster als Ersatz oder primär als Ergänzung der eigenen Vermarktung gedacht?

SS: Unsere Vision von Blogfoster ist, dass es das einzig nötige Tool für Blogger ist, um den Blog selbstbestimmt und effizient zu vermarkten. Das Anmelden bei fünf anderen Plattformen, um den richtigen Mix an Monetarisierungsmöglichkeiten zu bekommen, werden wir abschaffen. Aktuell bieten wir Affiliate-, CPC und TKP-Banner sowie Sponsored-Content-Kampagnen an.

Die ersten Beta-Tester nutzen schon unsere Affiliate-Linking-Tools, die wir Ende des Jahres veröffentlichen wollen. Trotzdem ist Blogfoster nicht exklusiv. Man kann gerne andere Monetarisierungsmöglichkeiten parallel laufen lassen und auch gerne direkt mit Werbepartner kooperieren. Diese Freiheit für Blogger halten wir für selbstverständlich und wollen das auch nicht einschränken. Langfristig möchten wir auch die Möglichkeit geben, Banner von selbst akquirierten Werbepartnern und Kooperation über Blogfoster in seinem Blog zu schalten. In diesem Fall geben wir dem Blogger die Möglichkeit, professionelle Reportings an seine Werbepartner liefern zu können.

LS: Ein Großteil der im Netz verfügbaren Artikel aus dem Bereich Marketing klingen überschwänglich positiv und sind gespickt von Buzzwords, die außerhalb der Werbewirtschaft niemand versteht. Wieso werden die Leser so selten im normalen Deutsch angesprochen? Befinden sich die Vermarkter etwa in einer Blase, innerhalb der ständig in dieser Form kommuniziert wird?

SS: Es stimmt, die Branche hat schon sehr starke Fach-Terminologie. Das merken wir immer auch bei Blogfoster, wenn wir Bloggern erklären, was ein CPC oder ein TKP ist. Wir hatten bei uns intern die Entscheidung, ob wir dafür Übersetzungen finden oder darauf hinarbeiten, dass Blogger die Fachbegriffe verstehen und damit ein professionellerer Umgang mit Vermarktung möglich wird. Das stärkt die Blogosphäre an sich, da Blogger und Vermarkter dann auf einer Ebene kommunizieren können.

LS: Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren geändert? Welche Entwicklungen hälst Du für wahrscheinlich? Gehen die Preise aufgrund des Konkurrenzdrucks der Vermarkter weiter runter?

SS: Es ist Realität, dass sich die Preise für klassische Werbemittel, vor allem für Banner, nach unten entwickeln. Die sinkenden Preise liegen nicht unbedingt am Konkurrenzdruck der Vermarkter, sondern eher daran, dass die Budgets auf andere Werbeformate, bspw. Content- oder Programmatic-Formate verschoben werden. Gerade Ersteres ist für Blogger meist die bessere Alternative, vor allem hinsichtlich der Frage, welchen Mehrwert der Leser daraus ziehen kann. Blogs werden weiterhin die Plattform sein, auf der Werbekunden das wertvollste Autoren-Leser Verhältnis im Internet vorfinden.

Die Frage nach dem „besten“ Weg sich als Blogger zu monetisieren ist noch lange nicht beantwortet und muss vor allem jeder Blogger selbst für sich herausfinden. Blogfoster wird aber auf jeden Fall die Blogosphäre dabei begleiten.


Teaser & Image by Blogfoster


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schrieb von 2000 bis zum Jahr 2002 für mehrere Computerzeitschriften rund 100 Artikel. Von April 2008 bis Oktober 2012 leitete er beim IT-Portal gulli.com die Redaktion als Chefredakteur. Thematische Schwerpunkte der über 1.000 Beiträge sind Datenschutz, Urheberrecht, Netzpolitik, Internet und Technik. Seit Frühjahr 2012 läuft die Video-Interviewreihe DigitalKultur.TV, die er mit dem Kölner Buchautor und Journalisten Moritz Sauer betreut. Seit mehreren Monaten arbeitet Lars Sobiraj auf freiberuflicher Basis bei heute.de, ZDF Hyperland, iRights.info, torial, Dr. Web und vielen weiteren Internet-Portalen und Blogs. Zudem gibt er Datenschutzunterricht für Eltern, Lehrer und Schüler. Mitglied des Netzpiloten Blogger Networks.


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