Seit mehreren Jahren veröffentlicht das „International Institute for Management Development“ (IMD) aus der Schweiz jährlich ihr World Digital Competitiveness Ranking. In diesem werden die 63 relevantesten Länder nach ihrer digitalen Wettbewerbsfähigkeit bewertet.
Im Ranking für 2022 belegt Deutschland dabei nur den 19. Platz. Das ist unsere schlechteste Platzierung im 5-Jahres-Trend des Rankings. An der Spitze liegen Dänemark, USA und Schweden, auch wenn Singapur und die Schweiz noch dicht dran sind. Allerdings liegen wir noch vor einigen westeuropäischen Ländern wie Frankreich( 22), Belgien (23), Spanien (28). Besonders weit hinten liegt unter anderem G7-Nation Italien auf Platz 39.
Wir gehen in diesem Artikel aber vor allem darauf ein, in welchen Bereichen Deutschland punkten konnte und wo wir doch ziemlich Federn gelassen haben.
Nach diesen Kriterien bewertet das World Digital Competitiveness Ranking
Das World Digital Competitiveness Ranking ergibt sich aus insgesamt 54 Kriterien. 34 dieser Kriterien erstellt das IMD aus internationalen, regionalen und nationalen Statistiken. Die weiteren 20 Kriterien ergeben sich aus der Meinungsumfrage eines internationalen Panels.
Die 54 Kriterien verteilen sich auf die 3 wichtigen Faktoren „Knowledge“, „Technology“ und „Future Readiness“, die ihrerseits 3 weitere Sub-Faktoren haben.
Knowledge:
- Talent
- Training & Education
- Scientific concentration
Technology:
- Regulatory Framework
- Capital
- Technological Framework
Future readiness
- Adaptive attitutes
- Business agility
- IT integration
Darum belegt Deutschland Platz 19
Deutschlands Ranking schwankt stark zwischen den Faktoren. Am besten schneiden wir dabei bei der Knowledge ab, wo wir auf Platz 11 liegen. Dabei sind wir zwar beim Talent nur auf Platz 20, aber bei Training & education auf 15 und bei der Scientific concentration sogar auf Platz 7. Herausragend sind wir dabei in den Bereichen Robots in Education and R&D (2), Pupil-teacher ratio (3) und Graduates in Science (3). Akuten Nachholbedarf haben wir dafür ausgerechnet in Digital/Technological skills (52), Higher education achievement (44) und Female Researchers (47)
Technology ist Deutschlands größter Schwachpunkt mit Platz 27. Dabei sind die Sub-Faktoren Regulatory framework (20) und Capital(16) nicht einmal schlecht. Es scheitert vor allem am Technological Framework (43). Die größte Stärke ist dabei unser Country Credit Rating, wo wir weltweit an erster Stelle stehen. Auch bei den Intellectual property rights (6) stehen wir gut da. Die größten Baustellen liegen dafür bei Starting a business (50), Communications technology (51) und Mobile Broadband subscribers (54).
Die Future readiness liegt mit Platz 19 genau auf der Gesamtplatzierung. Dabei sind wir am stärksten in der Business agility (15) und IT integration (19) und haben die größten Probleme in Sachen Adaptive attitutes (27). Unsere Stärken liegen dabei in den Bereichen World robots distribution (5), Knowledge Transfer (8) und Software piracy (8). Größte Problemfelder sind Public-private partnerships (43), E-Participation (44), Smartphone posession (47) und Use of big data and analytics (53).
Wir könnten weiter vorne stehen
Eigentlich hätte Deutschland das Potential, besser im World Digital Competitiveness Ranking abzuschneiden. Wir haben die größte Kreditwürdigkeit, stehen bei der akademischen Struktur an sich gut da und sind rechtlich in Sachen intellektuellem und digitalem Besitz gut aufgestellt. Auch in Sachen Robotik sind wir über mehrere Felder hinweg vorne im Ranking.
Trotz dieser guten Grundlagen, haben wir aber offenbar ein Problem diese auszuschöpfen. In den Digital/Technological skills liegen wir tief im hinteren Drittel, ebenso in Communications technology, Mobile Broadband Subscribers, Smartphone posesssion oder Use of big data and analytics. Auch bei der E-Participation liegen wir weit hinten. Sind es die deutschen Unternehmen und Nutzer selbst, die einfach wenig Motivation haben, neue Technologien schnell anzunehmen? Fehlt es vielleicht aber auch an einer entsprechenden Politik und einfachem Zugang, um Schritt zu halten?
Dagegen zeigen die hohen Positionen bei allem mit Robotik, dass wir uns nicht per se dem Fortschritt verweigern. Umso wichtiger ist es, die Schwachpunkte zu analysieren und vor allem an den richtigen Schrauben zu drehen. Gerade die Digital-Skills werden wichtig sein, um auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei könnten wir uns bestimmt einiges von Dänemark abschauen. Unser nördlicher Nachbar ist Spitzenreiter und brilliert schon seit Beginn des Rankings in der „Future readiness“. Das hat sich nun offenbar auch für die Gesamtposition bezahlt gemacht.
Image by Coloures-Pic via Adobe Stock
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