In unseren Lesetipps geht es heute um die Suche von Google, Überwachung, das neue Büro der WIRED US und das Internet als disruptives Neuland. Ergänzungen erwünscht.
GOOGLE Medium: How Google Search Dealt With Mobile: Im Sommer war Googles Suchmaschinen-Chef Ben Gomes in Berlin und erklärte die Zukunft der Suche im Internet. Es war ein kurzer Auftritt, dem man aber einen Punkt entnehmen konnte: die Suche wird zum Dialog zwischen Mensch und Maschine. In vier sehr langen Beiträgen setzt sich Steven Levy auf Medium mit dem Thema näher auseinander. Mit dem Wochenende vor der Tüt genau die richtige Lektüre, um sich mit dieser wichtigen Veränderungen zu beschäftigen, die uns in den nächsten Jahr bevorsteht.
ÜBERWACHUNG I New Scientist: Mass surveillance not effective for finding terrorists: Anlasslose Massenüberwachung sorgt weder für mehr Sicherheit, noch bringt sie etwas in der Bekämpfung von Terrorismus. Das einzige was passiert ist, dass die Grundrechte einer demokratischen Gesellschaft einegschränkt werden, wie Annika Kremer gestern auf Netzpiloten.de erklärte. Ray Corrigan, Dozent für Mathematik an der britischen Open University begründet das in einem lesenswerten Artikel auf Newscientist.com und kommt zu dem Schluss, dass die Arbeit der Sicherheitsbehörden durch Massenüberwachung sogar erschwert werden würde.
ÜBERWACHUNG II WIRED: No, the NSA Isn’t Like the Stasi—And Comparing Them Is Treacherous: Der Titel von Andrew Currys Artikel ist schlecht gewählt, denn der erste Eindruck täuscht: die NSA wird hier nicht in einem unpassenden Vergleich mit der ostdeutschen Staatssicherheit verharmlost, sondern die entscheidenden Unterschiede zwischen den beiden Geheimdiensten herausgearbeitet. Während die Stasi sichtbar war, ihr Terror unmittelbar wirkte, ist die NSA das nicht und wird nur als surreal dargestellte Bedrohung in den Medien wahrgenommen. Für die Demokratie ist das aber genauso gefährlich.
WIRED The Awl: Re: New WIRED Offices: In einem Memo-artigen Beitrag auf The Awl stellt Scott Dadich, seit Ende 2013 Chefredakteur der US-amerikanischen Wired, dass neue Büro des Magazins in San Francisco vor. Zusammen mit Dadichs Instagram Fotos bekommt man nicht nur Einblick in den (bisherigen) Büroalltag der Wired US, sondern auch vom Selbstverständnis des Magazins: „WIRED is no longer a pirate ship. It’s the home of world-changing journalism.“ Große Worte, die das Magazin in den letzten Jahr nur noch selten erfüllte, aber ich hoffe auf bessere Zeiten.
INERNET TIME: This Will Be the Most Disruptive Technology Over the Next 5 Years: In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden mehr Menschen zum ersten Mal online sein als bisher überhaupt waren. Dies liegt vor allem an Smartphones, die den mobilen Zugang in Regionen ohne ausreichende Infrastruktur bringen werden. Auf der CES erklärte Ben Bajarin von Creative Strategies, dass dieser unvorstellbare Fakt das Internet zur disruptivsten Technologie der nächsten Jahre macht, denn es wird Gesellschaften und vor allem soziale Klassen verändern, die bis jetzt noch offline existierten. Und dieser Effekt wird sich auch nicht durch Repression aufhalten lassen, hat er auch noch nie, wie Bajarins gleichnamiger Kollege Tim in seiner TIME-Kolumne erklärt.
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Wie findet Journalismus im Foto-Netzwerk Instagram statt? Ein Analyse von zehn Medien auf Instagram – heute: fünf US-Medien. Instagram hat mehr zu bieten als Kaffee, Schuhe und Selfies. Sie können auch für Medien relevant sein. Anhand von zehn Medien aus den USA (TIME Magazine, Verge, Wired, Chicago Tribute, Vogue) und Deutschland (t3n, Süddeutsche Zeitung Magazin, Vogue Deutschland, Bild, Netzpiloten.de) wollen wir analysieren, wie Instagram im modernen Journalismus eingesetzt wird. Im ersten Artikel analysiert unsere Gastautorin Felicitas Hackmann fünf US-Medien, die mit verschiedenen Strategien und unterschiedlichen Erfolgen Instagram in ihrer redaktionellen Arbeit nutzen.
Das TIME Magazine nutzt Instagram zum einen, um Serien wie ihr “Photo of the Week” zu promoten, posten ihr Magazin Cover, oder greifen Inhalte von Photojournalisten auf, die sie verlinken. Die fast 650.000 Follower haben mit zwischen knapp unter 2.000 und über 24.000 Likes ihre Begeisterung gezeigt.
Interessanter Weise arbeitet das TIME Magazine kaum mit Hashtags, verlinkt allerdings nach Möglichkeit die Photografen. Während Hurricane Sandy überließ das TIME Magazine fünf Photografen den Zugang zu ihrem Instagram Account, damit sie von unterschiedlichen Orten direkt live berichten konnten.
Das Verge Magazin zählt auf Instagram fast 22.800 Follower, hält sich aber im Vergleich mit anderen inhaltlich sehr zurück. Die 8 Bilder, die in den vergangenen 4 Wochen geschossen wurden, wurden mit etwas unter 800 und etwas über 2.500 Likes bewertet. Inhaltlich sind es meistens neue Technik-Spielzeuge, wie z. B. das Galaxy S5, dessen Wasserfestigkeit sie sofort getestet haben. Zwar gibt es auch mal ein Konferenzbild, richtige Insights aus dem Redaktionsalltag erhält man jedoch nicht.
Jeden Montag wird auf dem Account der Chicago Tribune ein Image mit dem neuen Motto der Woche gepostet, dass die rund 14.300 Follower auffordert, ihre Bilder dazu mit #TRIB2014 zu taggen. Über die Woche werden von der Redaktion drei Bilder ausgewählt und auf Instagram sowie auf dem Blog gepostet. Eingesendet werden jede Menge.
Die eingesendeten, reposteten Bilder (höchstes 650) sind von der Like-Anzahl beliebter als die Aufrufe (106) der Redaktion. Artikel, Schlagzeilen und ähnliches werden gar nicht gepostet.
Mit 500 und bis fast 3.000 Likes haben die rund 157.000 Follower die Bilder der Wired belohnt. Auch hier finden sich insgesamt wenig Hashtags. Es gibt keine Bilder der Redaktion, sondern ausschließlich Bilder, die auf Artikel bei wired.com oder auf Inhalte der aktuellen Ausgabe verweisen. Zwischendurch gibt es auch das Cover des Printmagazins. Wired, das von faszinierenden Stories und Produkten der Zukunft lebt, hält sich nicht mit schlechten Smartphone Shots auf, sondern führt die hohe Bildqualität auf ihrem Instagram Account weiter.
Vogue möchte man sein. In den letzten 4 Wochen hat das Modeblättchen den schlechtesten Like-Wert mit immerhin über 16.000 hingelegt. Das Bild von Beyoncé und JayZ dagegen schießt mit 80.000 Likes den Vogel ab. Das alles bei fast 1,8 Millionen Followern, die neben Gala Bildern, Model shots, behind-the-scenes auch mit Büro Fotos bespaßt werden.
Shots aus der Redaktionskonferenz? Muffins mit Logo oder der Hund der Praktikantin? Nein. Bei den oben gezeigten Medien (und weiteren nicht aufgelistete Bespielen) finden sich fast ausschließlich professionelle Bilder, die als Titelbild für Nachrichten oder als Nachrichtenbild für eine Kurznachricht dienen, oder visuelle Highlights.
Instagram bietet die technische Tücke, dass Links nicht funktionieren. Daher verweisen viele Redaktionen im Text darauf, dass das Thema zum Bild auf der Nachrichtenseite zu finden ist (z.B. “Find more about this on ….com” oder “___ is this week’s topic on …..com”). Instagram ist auch als Eventbegleiter häufig dabei und auch hier werden gerne professionelle Bilder (wie im letzten Beispiel von der Vogue) genommen, die dann per Instagram hochgeladen werden.
Daraus lässt sich schließen, dass Instagram zwar zum einen genutzt wird, um Reichweite zu schaffen, aber auch, um das Image einer Medienmarke zu stärken, z. B. mit ausgefallen, aber besonders auch mit professionellen Bildern. Und das ergibt Sinn: Instagram ist, so wie auch Pinterest, ein Medium, das von Bildern lebt. Als Instagram-Follower wollen wir nichts verwackeltes oder mittelschönes sehen. Wir wollen etwas entweder unheimlich schönes oder unheimlich erstaunliches sehen. Der Austausch mit den Lesern, wie im Beispiel von der Chicago Tribute, zählt daher eher zur Ausnahme. Doch auch hier lässt sich feststellen, dass nur die besonders schönen Bilder repostet werden.
Die Like-Zahl mag im Verhältnis zur Followerzahl nicht besonders hoch aussehen, jedoch muss dabei beachtet werden, dass die Nutzer, die Instagram von ihrem Smartphone gelöscht haben nicht auch ihren Account gelöscht haben und somit weiterhin als Nutzer (Follower) gelten.
Laut Instagram hat das Netzwerk über 200 Millionen aktive monatliche Nutzer (ob das heißt App öffnen, liken, oder kommentieren wurde auf Anfrage nicht kommentiert). Es werden täglich 1,6 Milliarden Bilder geliked und 60 Millionen Fotos werden täglich geteilt.
Die Anzahl der täglichen Nutzer wollte Instagram nicht mitteilen. Sie wären für die Bewertung allerdings relevant, da bei Instagram immer der aktuellste Content zu erst sichtbar ist. Folgt man mehreren Accounts müsste man einiges an Zeit aufwenden, um Bilder der letzten Woche zu finden (oder direkt über einzelne Accounts gehen).
* Zahlen: Stand 11.05.2014; Untersucht wurden die vergangenen 4 Wochen.
Morgen schreibt Felicitas Hackmann auf Netzpiloten.de über fünf deutsche Medien auf Instagram.
In unseren Lesetipps geht es heute um mehr Transparenz, mehr WIRED Deutschland, besseren Journalismus, mehr Datenverkehr durchs Internet der Dinge und mehr Datensammelwut bei Facebook. Ergänzungen erwünscht.
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In den Lesetipps geht es heute um Airbnb, die NASA auf Instagram, Amazons Smartphone-Pläne, Überwachung in Deutschland und die aktuelle Ausgabe der deutschen „Wired“. Ergänzungen erwünscht.
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(CC-BY-NC Wired) Photo: Jim Merithew/Wired.com
Letzten Freitag hat das Wired Magazin sich zu Creative Commons bekannt und ab sofort darf jeder Produzent von Webinhalten über einige Bilder des Tech-Blogs frei verfügen. Insgesamt wurden 50 Bilder verschiedener Personen und Themengebiete freigegeben. Von Steve Jobs bis zum Namensvetter Steve Wozniak, von Impressionen des USS Hornet Crisis Information Center bis zur Comic Con 2011 und sogar Grafiken von Nicht-Geek-Themen wie mit Lego spielende Kinder oder ein Bild von einem 1993er Ford E-Rod sind für den Nutzer ab sofort frei erhältlich.
Wired begibt sich damit auf Niveau des aktuellen Zeitgeistes und macht das System der Creative Commons ein Stück weit salonfähiger. Bisher waren mit CC-Lizenzen ausgestattete Inhalte eher Produkte einzelner Fotografen, Filmemacher oder Schreiberlinge, die sich mit netzpolitischem Hintergrund zumeist gegen das vorherrschende Urheberrecht aussprechen wollten und für einen freieren Umgang mit Informationen im Web plädierten. So auch Wired? Nicht ganz. Der Grund steckt vielmehr in einer Not aus der Wired eine Tugend macht…
Wild, wilder, Wired
Die deutsche Zeitschriften-Landschaft ist im internationalen Vergleich außerordentlich beweglich. Neue Objekte werden gegründet, andere gehen ein, und meistens geschieht das außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Doch dann gibt es ab und zu Magazin-Projekte, auf die alle schauen, so als würde sich hier die Zukunft einer ganzen Branche entscheiden. Das Neon war eines und die in Deutschland glücklose Vanity Fair. Jetzt ist es wieder so weit. Eine deutsche Ausgabe des Wired-Magazins wurde aus dem Boden gestampft…
Wired hat die gefährliche Malware Stuxnet decodiert und die Ergebnisse veröffentlicht. Der Artikel ist ziemlich lang, aber liest sich sehr spannend – für denen, der der englischen Sprache mächtig ist. Hier ist der Linktipp:
How Digital Detectives Deciphered Stuxnet, the Most Menacing Malware in History – von Wired
Untertauchen und sich dann von einer riesigen Meute suchen lassen – das ist ein Stoff, den man eigentlich nur aus Filmen kennt. Wie es sich wohl anfühlen mag, überlegte Evan Ratcliff – Autor beim US–Magazin Wired – und beschloss, es einfach einmal auszuprobieren. Weiterlesen »