TV- und Hörfunk-Autonome beschreiten neue Wege der Echtzeit-Kommunikation. Online-Streaming bietet völlig neue Möglichkeiten. Ein Überblick. Blogger, Podcaster, YouTuber, Gamer, Journalisten, Unternehmer, Kulturschaffende, Laien und Profis trafen sich am Wochenende im Kölner Startplatz zur StreamCamp-Weltpremiere, um sich über Ideen, Konzepte und technische Möglichkeiten sowie Erfordernisse für Liveübertragungen im Internet auszutauschen. Hardware-Feuerwerk von quick & dirty bis pro und Greenscreen-Couch, wie es Thomas Riedel aka Droid Boy von Nerdhub ausdrückte. Es wächst eine autonome TV- und Hörfunk-Szene heran, die im Vergleich mit den Webvideo-Größen noch in den Kinderschuhen steckt und mit unglaublicher Experimentierfreude neue Bildsprachen für Echtzeit-Kommunikation bastelt.
Therapeutisches Katzen-Livestreaming
Etwa die stundenlange Übertragung von Katzenbildern, die fast schon eine therapeutische Wirkung in der Web-Hektik entfalten – Schnodderpepe sei Dank. Oder das kollektive Livestreaming in der Session des WDR-Fernsehjournalisten Kai Rüsberg, der über One-Shot-Videojournalismus sprach. Sehr vielen klassischen Fernsehmachern fehlt das Mindset, um die richtigen Antworten für die Graswurzel-Bewegung zu finden, meint etwa Markus Hündgen vom Webvideopreis im Sammelband „Einfach fernsehen“ vom Grimme-Institut. Es sei mehr als ein Handwerk nötig, um Bewegtbild zu produzieren. Es sei eine andere Herangehensweise, eine andere Denke und ein anderes Feeling, die hier zum Ausdruck kommen.
Wenn TV-Talkshows abnerven, macht man eigene Formate
Die Livestreaming-Technik bietet nach Ansicht von YouTube-Star Dr. Allwissend völlig neue Möglichkeiten. Auch aus dem kulturellen Blickwinkel heraus könnte da was entstehen – aber was genau, wird man noch sehen müssen. So sei Katerfrühstück ein Versuch, es anders als im Fernsehen zu machen. Was viele in den üblichen Talkshows abnerven würde, seien die immer gleichen Floskeln, die Politiker und Experten zum Besten geben. Warum wandern millionenfach junge Menschen zu Plattformen wie Twitch.tv ab, um sich live die Pro-Gamer von „Starcraft“ oder „League of Legends“ anzuschauen? Auf dem StreamCamp gaben Constantin Sohn (der Sohn vom Sohn) und Dominik Warwass eine deftige Antwort.
„Wetten, dass..?“-Fernsehen vor der Ablösung
Die Pläne von ARD und ZDF zur Gründung eines neuen Jugendsenders seien nur noch Verzweiflungstaten. In der Gaming-Szene hätten diese Sender eh nichts zu bestellen. Serien, Filme oder Berichte über Computerspiele schauen die beiden Twitch.tv-Experten schon lange nicht mehr in der Flimmerkiste. Hier steht das „Wetten, dass..?“-Fernsehen vor der Ablösung. Und wenn sich das seriöse Feuilleton nicht mehr mit Literatur, Literaturzeitschriften und unabhängigen Literaturverlagen fernab des Mainstreams beschäftigt, machen es die Kulturinteressierten in Eigenproduktion, wie beim Wortspiel-Radio mit meinem Freund Wolfgang Schiffer:
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Kundenkommunikation ohne Separatismus
Die Unternehmen sollten sehr schnell ihre digitale Feindlichkeit gegenüber den neuen Kommunikationsformen im Social Web überwinden, fordert Andreas Klug vom Kölner Software-Unternehmen Ityx, der zu den StreamCamp-Sponsoren zählt. Echtzeit-Kommunikation habe unendlich viele Vorteile, besonders für vernetzte Services. So ist es keine Hexerei, wenn Anbieter Plattformen anbieten, damit sich Kunden untereinander austauschen können, um Probleme bei der Bedienung von Geräten oder bei der Installation von Software für alle schnell zu beantworten – in der Netzöffentlichkeit. „Was machen die Firmen? Jeder Servicefall wird nach wie vor separat beantwortet, auch wenn das Serviceproblem bei Tausenden von Kunden gleichzeitig auftritt. Das ist strategisch ein großer Fehler“, so Klug. Etwas verschlafen reagiert auch noch die Medienaufsicht auf die Streaming-Revolution, weshalb wir in Bloggercamp.tv die liebwertesten Gichtlinge von Bundeskanzlerin Merkel wohl auch in Zukunft besiegen müssen. Wer beim Weckdienst für Echtzeitkommunikation mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen, beim StreamCamp14 mitzumachen – am 15. und 16. November 2014 in München.
Alles neu macht der Februar. Der gewählte Zeitpunkt klingt etwas ungewöhnlich (Projekt nicht rechtzeitig zum Jahresende fertig?), doch nun ist sie da: Die neue Image-Kampagne der GEZ, mit neuem Logo und einem offenen Auftreten den Fragen aus der Bevölkerung gegenüber. Das dazugehörige Forum bot – wenn auch nett gedacht – bisher wenig Anlaß zu positiven Berichten. Doch ist das Forum nur einer der Bestandteile der neuen Kampagne: Antworten soll man in den Experten-Chats mit Mitarbeitern der GEZ erhalten. Der erste Expertenabend war gestern – und wusste durchaus angenehm zu überraschen. Weiterlesen »
Manchmal ist es Zeit für eine Erneuerung von Grund auf. Das jedenfalls ist der Eindruck, den man von den neuen Wegen erhält, die die GEZ nun beschreiten möchte. Dabei geht es jedoch nicht nur um das neue Logo, das nun in runden Formen einen wesentlich freundlicheren Eindruck macht, sondern vor allem um eine neue Image-Offensive. Ein zentraler Bestandteil dabei ist das hauseigene Forum, in dem man sich mit der Öffentlichkeit austauschen möchte. Im Interview mit Michael Friedrichs erläutert GEZ-Chef Hans Buchholz, man wolle damit „kritischen Austausch und die Diskussionen über die GEZ und die Rundfunkgebühren“ vorrangig mit einer jungen und internetaffinen Zielgruppe ermöglichen. Gute drei Wochen ist das nun her. Zeit also für eine Analyse des Forums: Erreicht es seine hochgesteckten Ziele? Weiterlesen »