In unseren Lesetipps geht es heute um die Akquise von Twitch durch Amazon, die New York Times, WhatsApps Höhenflug, China und ein Interview mit Hal Varian. Ergänzungen erwünscht.
TWITCH Golem: Amazon schnappt Google Twitch weg: Dass das Streaming-Portal Twitsch an dem interessanten Projekt DERP teilnahm (wir berichteten), ließ erahnen, welchen Wert die Nutzerdaten haben. Das passte in die Gerüchte, dass Google seit Monaten das Unternehmen aufkaufen möchte, doch gestern vor Börsenschluss gab es Überraschung. Amazon kaufte Twitch für 970 Millionen US-Dollar, was abseits vom WhatsApp-Kauf, wirklich viel Geld ist. Dafür bekommt der Online-Versandhandel Zugang zu 55 Millionen Nutzer pro Monat, die sich in einem Monat mehr als 15 Milliarden Minuten Spiele-Übertragungen ansehen. Um sich das so bequem wie möglich zu machen, werden die Nutzer sicher bald bei Amazon das passende Zubehör finden.
NEW YORK TIMES Re/code: New York Times’ Digital Subscription Growth Story May Be Ending: Vor vier Jahren machte sich die New York Times zum Vorreiter von Paywalls, also den ach so beliebten Bezahlschranken um Inhalte im Internet. Zeitgleich ließ der Verlag von einer Unternehmensberatung ermitteln, wie viele Abonnenten denn bereit wären, einen Abo-Preis zwischen 15 und 30 US-Dollar zu bezahlen. Lange Rede, kurzer Sinn: das beeindruckende Wachstum der New York Times könnte zu Ende sein. Die Zeitung hat die prophezeiten 800.000 bis 900.000 Online-Abonnenten erreicht. Mehr ist wohl nicht drin, das Wachstum zu Ende, außer der Verlag kommt mit der nächsten Ideen um die Ecke. Die kürzlich vorgestellte und äußerst schicke „NYT Now“-App scheint es aber wohl nicht zu sein.
WHATSAPP Digital Trends: WhatsApp hits 600 million active users: Die sogenannte German Angst ist eher ein Standortvorteil für die Sicherheitsindustrie als ein globaler Wirtschaftsfaktor. Während sich hierzulande einige nach der Übernahme von dem überhaupt nicht Datenschutz-freundlichen WhatsApp durch das ebenso nicht Datenschutz-freundliche Facebook von dem Messenger verabschiedeten, wächst WhatsApp international weiter. Gestern verkündete Firmenchef und Gründer Jan Koum in einem Tweet, dass auf WhatsApp nun mindestens 600 Millionen Nutzer aktiv sind.
CHINA PandoDaily: China works to improve its operating systems to reduce dependence on Western companies: Noch kurz vor Abgabefrist hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein paar Textstellen in die letzte Woche vorgestellte Digitale Agenda einbauen lassen, die direkt an die mächtigen Internet-Konzerne aus den USA gerichtet waren. Mehr Schein als Sein, denn Gabriel weiß genau, dass er nicht einfach so globale Internet-Unternehmen auf deutschem Boden zerschlagen kann, ohne das sowieso hinterherhinkende Land endgültig auf eine Ebene mit Nordkorea hinab zu stoßen. Aber das Volk ließt solche Sätze gerne, zumindest glaubt wohl Gabriel das. Ganz anders reagiert eine andere Wirtschaftsmacht auf diese Dominanz der Technologie-Firmen aus den USA. China lässt ein eigenes Betriebssystem für seine Bürger entwickeln. Das hat in einer Diktatur natürlich auch andere Gründe und Folgen, ist aber wirtschaftlich gesehen der bessere Weg als ihn unser Wirtschaftsminister gewählt hat.
HAL VARIAN FAZ: Interview mit dem Google-Chefökonomen Hal Varian: Vergangene Woche war Googles Chefökonom Hal Varian in Berlin und hielt in Googles Berliner Büro seinen viel beachteten Vortrag über die Ökonomie der Zeitungsbranche. Im Raum saßen die Vertreter von wohl fast allen großen Zeitungen des Landes, Netzpiloten-Kolumnist Nico Lumma und ich. Besonders interessant fand ich die vielen Fragen der anwesenden FAZ-Journalisten, neugierig auf die Ausführungen des berühmten Wirtschaftswissenschaftler und mit Fragen ohne das Wort Angst, oft typisch für einen FAZ-Artikel über Google. Dafür haben es Patrick Bernau und Corinna Budras dann im Interview mit Varian gleich sechs Mal unter bekommen und trotzdem ein interessantes Gespräch führen können.
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In unseren Lesetipps geht es heute um Edward Snowden, Google, die Kritik an Amazon, eine Bewertung des „Recht auf Vergessen“ und einen Pitch von Ilya Pozin. Ergänzungen erwünscht.
EDWARD SNOWDEN Wired.com: The most wanted man in the world: Für die US-Ausgabe der Wired ist der Journalist James Bamford zusammen mit dem Fotografen Platon Antoniou nach Moskau geflogen, um den wohl meist gesuchtesten Mann der Welt zu interviewen. Heraus gekommen ist ein Artikel, der vom Informationsgehalt keine neuen Erkenntnisse bringt, aber sehr intensiv und dabei mit unglaublich schönen Fotos gestaltet, die Geschichte des Whistleblowers und seine Beweggründe darstellt, das enorme Ausmaß der Überwachung durch Geheimdienste öffentlich zu machen.
GOOGLE Business Insider: Important Google Acquisitions: Was man bei Google gerne übersieht ist, dass es bis auf eine Suchmaschine und wahrscheinlich den globalen Markt für Online-Werbung, kaum etwas erfunden hat. Neben die Ursache für die Renaissance der Technologie-Kritik im deutschsprachigen Feuilleton zu sein, ist Google vor allem ein Einkäufer und Entwickler anstatt Erfinder. Die Firma hat seit 2001 über 163 Firmen für mehr als 28 Milliarden US-Dollar aufgekauft. Dave Smith stellt auf Businessinsider.com elf dieser Unternehmen vor, die den größten Einfluss auf Googles Entwicklung hatten.
AMAZON brasch & buch: Na, heute schon amazon gebasht?: Und? Heute schon über Amazon gelästert? Oder über die disruptive Respektlosigkeit, mit der Jeff Bezos irgendein Kulturgut, wahrscheinlich das Buch, vernichtet? Aber bestimmt wurde heute schon ein Text darüber gelesen. Dann empfehle ich als Ergänzung der Lektüre diesen Blogpost von Thomas Brasch, indem er lesenswert darstellt, dass die Kritik an Amazon weniger mit deren durchaus zu kritisierenden Handelspraktiken zu tun hat als viel mehr mit der Furcht vor Veränderung. Jeff Bezos als – mit Blick auf den Buchhandel – Gutenberg unserer Zeit, der vielleicht aus wirtschaftlichen Interessen das Kulturgut Buch ins 21. Jahrhundert gerettet hat. Ein schönes Bild. Zur Abwechslung.
RECHT AUF VERGESSEN RiBVerfG Masing: Vorläufige Einschätzung der „Google-Entscheidung“ des EuGH: Da ist es. Wir hatten schon darüber berichtet, dass Matthias Spielkamp auf iRights.info berichtet, dass es das Gutachten des Bundesverfassungsrichter Johannes Masing gibt, indem er das „Recht auf Vergessen“-Urteil analysiert und sehr kritisch bewertet. Jetzt hat Masing seine Analyse im Verfassungsblog selber veröffentlicht. Es ist schön zu sehen, dass sogar ein Bundesverfassungsrichter unsere Sorgen um die Pressefreiheit teilt, die das Urteil ausgelöst hat.
PITCH PERFECT Forbes: This Entrepreneur Raised $2M With A Five Slide Presentation: Von allen Gedanken, schätze ich doch am meisten die interessanten. Und damit bin ich nicht alleine, denn Ilya Pozin hat es geschafft, mit einem interessanten Gedanken über 2 Millionen US-Dollar Funding einzusammeln. Er hat keine Idee für ein Produkt, sondern vom Weg dahin und das ist das Team. Mit dem Geld will er ein Entwicklerteam zusammenstellen, dass bereits Erfahrung in der Entwicklung von Produkten hat und den Willen besitzt, etwas schaffen zu wollen. Was dann raus kommt, ist vollkommen offen. Es lohnt sich übrigens auch Pozins Pitch anzusehen, denn er hat es wirklich verstanden, worauf es ankommt: Entertainment.
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In unseren Lesetipps geht es heute um Datenjournalismus bei der L.A. Times, das Hochtechnologieland Deutschland, Blogs über Feminismus, die NASA lässt über Space-Anzüge abstimmen und Facebook kauft Oculus. Ergänzungen erwünscht.
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