Quadriga CX: Gründer der Kryptobörse stirbt – und nimmt 144 Millionen US-Dollar mit

Es gibt immer wieder Betriebsgeheimnisse, die nur der Chef weiß. Im Falle eines unerwarteten Ablebens nimmt er diese Geheimnisse dann mit ins Grab. Besonders schwerwiegend trifft es nun die Kryptobörse Quadriga CX. Dessen 30-jähriger Gründer Gerald Cotten ist auf einer Indienreise unerwartet verstorben. Quadriga CX ist mit 115.000 Kunden die größte kanadische Kryptowährungsbörse.

Ist der Verlust Cottens an sich nicht schon schwer genug, erlebt das Unternehmen auch einen geschäftlichen Albtraum. Auf der Seite der Börse blicken Besucher dieser Tage nur auf eine Meldung. Unter anderem heißt es in der Nachricht: „In den vergangenen Wochen haben wir unsere Liquiditätsprobleme zu lösen versucht. Dazu gehörte, dass wir versucht haben, Zugriff auf unsere Kryptowährungsreserven zu erlangen, die in Offline-Börsen liegen.“

Das Problem: Die einzige Person, die Zugriff auf diese Reserven hat, ist der verstorbene Firmenchef Gerald Cotten.

Cold Wallets nicht erreichbar

Doch wie kann das eigentlich passieren? Der größte Teil des Digitalgeldes lagerte im sogenannten Cold Storage, einem Offline-Speicher für Kryptowährungen. An sich ist das die sicherste Methode sein Erspartes zu lagern, da Hacker sich nicht einfach Zugang verschaffen können. Zugang zu diesem Cold Storage gibt es nur über Cottens Laptop. Doch niemand außer ihm weiß das Passwort. Die Suche nach Hinweisen in Cottens Nachlass sind bislang ebenfalls erfolglos geblieben.

Bislang ist es Experten lediglich gelungen das Smartphone des Gründers zu entschlüsseln. Die darauf befindlichen rund 15 Bitcoins wurden bereits dem Hot Wallet – dem Geld für laufende Transaktionen – zugeführt. Doch die knapp 50.000 US-Dollar sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Schätzungsweise 144 Millionen US-Dollar befinden sich auf dem unzugänglichen Cold Storage.

Obwohl es seit 2015 Richtlinien dazu gibt, verfügt die Kryptowährungsbörse über keine Backups oder andere Sicherheitsmaßnahmen, die vor solchen Ereignissen hätten schützen sollen.

Tod nur vorgetäuscht?

Im Internet wird der Vorfall heiß diskutiert. Einige zweifeln an der Geschichte um den plötzlichen Tod Cottens. Dieser sei bereits im Dezember verstorben, was jedoch lange verschwiegen wurde. Auch hatte er erst kurz vor seiner Indienreise ein Testament verfasst, das seine Frau als einzige Begünstigte angab. Mittlerweile gibt es zumindest einen von der Regierung Rajesthans zertifizierten Nachweis für seinen Tod. Dass Cotten vor Ort eingeäschert und es zunächst keinen Nachweis gab, nährte zuvor die Skepsis.

Auf Reddit gibt es noch immer viele Zweifler. Bis Untersuchungen weitere Erkenntnisse hervorbringen, wird der Verlust des Kryptogeldes zumindest das Misstrauen in diese als so sicher beworbenen Währungen nähren – Eine Sicherheit, die in diesem Falle sogar etwas zu gut war.

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Das Internet ist sein Zuhause, die Gaming-Welt sein Wohnzimmer. Der Multifunktions-Nerd machte eine Ausbildung zum Programmierer, schreibt nun aber lieber Artikel als Code.


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