Fortnite nicht mehr im App Store – Epic Klage vor Gericht

Apple und Google sind Giganten und das nicht nur in der digitalen Szene. Sich mit solch schweren Geschützen der Branche anzulegen, war bisher kaum vorstellbar. Epic Games, die Entwickler hinter Fortnite und anderen Spielen, haben es gewagt. Weltweit spielen über 350 Mio Menschen Fortnite. Jetzt ist das Spiel allerdings nicht mehr bei Apple und Google in den App-Stores zu finden. Was dahinter steckt und weshalb Epic eine Klage gegen Apple und Google verfasste, erklären wir euch hier.

Hier könnt ihr mehr darüber lesen, was den Hype um Fortnite ausmacht.

Wie funktionieren die App-Stores?

Wenn ihr euch auf eurem Smartphone eine App herunterladen wollt, macht ihr das in der Regel über den jeweiligen App Store. Bei iPhones ist es der Apple App-Store bei Android-Geräten der Google Playstore. Diese zwei Unternehmen, Apple und Google, haben demnach eine Art Monopol auf die App-Stores. Um diesen Konflikt und Epics Klage zu verstehen, ist es wichtig vor allem eins über die App Stores zu wissen: Die Betreiber behalten sich 30% der Käufe über die Stores ein. Das gilt sowohl für die Kosten, die beim einmaligen Kauf einer App anfallen, als auch für In-App-Käufe. Diese 30% dienen als Vermittlungsgebühr. Außerdem dürfen im Apple App-Store keine In-App-Käufe über ein anderes Bezahlsystem abgewickelt werden. Laut Apple soll diese Maßnahme dem Schutz der Verbraucher dienen.

Steve Jobs erklärt in diesem Video, wie der Apple App-Store funktioniert:

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Der Konflikt

Um was geht es?

Epic Games ist mit der Vermittlungsgebühr nicht einverstanden. Aus diesem Grund haben sie die Spielwährung aus Fortnite außerhalb der Bezahlsysteme von Google und Apple angeboten, um somit 100% der Erlöse zu erhalten. Für In-App-Käufe wurde also ein weiteres Bezahlsystem angeboten. Das ist gegen die Regeln der Stores. Als Reaktion darauf ist das Spiel nun am 13. August aus den Stores der Großkonzerne geflogen, womit Epic wie es scheint bereits gerechnet hat, denn sie haben prompt mit einer ca. 60 seitigen Klage gegenüber Apple reagiert. Die Vermutung liegt nahe, dass Epic den Rauswurf also wissentlich provoziert hat. Der Hashtag #freefortnite erschien noch am gleichen Tag.

Auch ein polarisierendes Video, das einen Werbeclip von Apple aus dem Jahr 1984 parodiert, wurde von Epic scheinbar über Nacht produziert und veröffentlicht. Apple hatte damals in diesem Werbespot in Anlehnung an George Orwells Roman „1984“ das Vorgehen gegen eine totalitäre Welt dargestellt. Epic nutzt diese Parodie, um auf die Monopolstellung von Apple aufmerksam zu machen.

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Bei diesem Streit geht es vermutlich nicht vorwiegend ums Geld, wie man es auf den ersten Blick vermuten könnte. Nur 12% der Fortnite-Spieler benutzen ein mobiles Endgerät und somit die App-Stores. Auch Apple und Google verlieren mit Fortnite zwar eine App mit hohem Bekanntheitsgrad, allerdings ist sie trotzdem nur eine unter vielen. Beide Seiten stecken also vermutlich keine schwerwiegenden Verluste ein. Auch mit den eingereichten Klagen wollte Epic keinen Schadensersatz fordern. Worum geht es dann? Im Grunde wirft Epic den Großkonzernen vor, sie würden ihre Marktstellung missbrauchen und somit keinen fairen Wettbewerb zulassen.

Sowohl Google als auch Apple sollen wettbewerbsfeindliches Verhalten einstellen und dazu beitragen den Wettbewerb in diesem Bereich wieder herzustellen. Außerdem sollen laut Epic rechtswidrige Klauseln in Verträgen auch als rechtswidrig deklariert werden. Sollte dies durchgesetzt werden, gäbe es nicht nur erwünschte Änderungen für Epic, sondern auch für andere Entwickler. 

Auch Spotify, Telegram und der Ebook-Anbieter Kobo waren mit dem Apple App-Store unzufrieden und haben Klage bei der EU-Kommission eingereicht.

Apples Reaktion 

Dass Apple diese Angriffe nicht einfach so hin nimmt, ist keine Überraschung. Epic informierte am 17. August auf Twitter, dass Apple vorhat zum 28. August alle Entwickler Accounts des Unternehmens zu kündigen. Der Zugang zu den Entwicklungsplattformen für iOS und macOS wäre somit für Epic komplett verloren. Die Klage, die Epic einreichte forderte eine einstweilige Verfügung gegen diese Eingriffe. Apple wird darin beschuldigt den Markt zu kontrollieren und den Wettbewerb zu behindern.

Auch Google bekommt eine Klage von Epic

Auch gegen Google reichte Epic Klage ein. Während sie Apple vorwerfen die Einrichtung anderer App-Stores zu verbieten, lautet ein Vorwurf gegen Google, dass sie Smartphone-Hersteller vertraglich daran behindern, andere App-Stores auf ihren Geräten vorzuinstallieren. Bei Android-Geräten ist es nämlich, anders als bei Apple, möglich, Apps über andere Stores herunterzuladen. Diese sind um einiges kleiner als der Google Playstore und verlangen auch lange keine so hohen Gebühren. Während auch Google 30% verlangt, müssen die Entwickler in anderen Stores oft nur drei Prozent bezahlen.

Der auf YouTube bekannte Anwalt Christian Solmecke hat auch ein Video zu diesem Streit gemacht und geht dabei mehr auf rechtliche Aspekte aus Sicht eines Anwalts und die Konsequenzen für Fortnite-Spieler ein: 

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Die Epic Klage vor Gericht

Die Epic Klage ist bei einer Richterin  gelandet (Yvonne Gonzales Rogers), die vor sieben Jahren in einem ähnlichen Fall zugunsten von Apple entschieden hatte. Die damalige Klage wurde allerdings von Seiten der Verbraucher und nicht seitens Entwickler verfasst. Da die Kosten von den Entwicklern an die Verbraucher weitergereicht wurden, hätten diese allerdings nicht das Recht gegen Kartellverstöße vorzugehen.

Ein kalifornisches Gericht fällte nun ein Urteil über die Epic Klage, das besagt, dass der Rausschmiss von Fortnite aufgrund eines Regelverstoßes rechtsmäßig sei, nicht aber die Verbannung des gesamten Entwicklerprogramms Unreal Engine. Bezüglich dieses Punktes hatte sich auch Microsoft in die Debatte eingeschalten. Sollte dieses Programm entfernt werden, gäbe es nämlich nicht nur Schaden für Epic, sondern auch für andere Spieleanbieter, unter anderem Microsoft selbst. 

Der Konflikt bleibt allerdings weiterhin spannend, vor allem da Apple und Google nicht zum ersten Mal aufgrund ihrer Marktmacht kritisiert wurden.


Titelbild von freeman83 via AdobeStock

Anna Klaffschenkel ist Teil der Netzpiloten-Redaktion und interessiert sich für alles rund um die Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Politik.


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